Donnerstag, 21. Januar 2021
Ecuador: Cimborazzo
Der inaktive Vulkan Chimborazo, ist mit 6.263 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg in Ecuador. Sein Gipfel ist einer der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernten Punkte der Erdoberfläche. Bereits Ende 16., Anfang 17. Jh. werden schwere Erdbeben und Vulkanausbrüche z.B. beim Cotopxi und beim Pichincha dokumentiert. Die Stadt Latagunga wurde in 50 Jahren 3x zerstört. Etwa 30 Vulkane in Ecuador sind aktiv. Die Ursache: die submaritime Nazca-Platte unter dem Pazifik schiebt sich mit einer Geschwindigkeit von 9 cm/Jahr in östlicher Richtung unter die leichtere südamerikanische Kontinentalplatte, die sich mit 5 cm im Jahr westwärts schiebt. Ähnliches passiert rund um den Pazifik: der sog „Feuergürtel des Erde“ entlang den beiden Amerikas, den Aleuten, der Kamtschatka-Halbinsel, Japan und Ozeanien. Bereits vor 650 Mio. Jahren geschah das Absinken der Nazca-Platte, „erst“ seit 65 Mio. Jahren falten sich die beiden Kordilleren in Südamerika ebenso wie die Rocky Mountains in Nordamerika auf. Während der höchste Berg in den „Rockies“, der Mount Elbert in Colorado, „nur“ 4.401 m hoch ist, steht in Südamerika ein 5- neben dem anderen 6-Tausender. Hier ist der höchste Berg der 6.961 m hohe Aconcagua in Argentinien. Die Verschiebungen der Platten besonders die sog. Subduktion, also das Unterschieben der maritimen Platte unter die kontinentale, verursacht Brüche, Deformationen, Kollisionen, die sich wiederum an der Erdoberfläche als Erdbeben bemerkbar machen. Gehen die Brüche besonders tief, drängt Magma, also das flüssige Erdinnere, unter großem Druck nach oben, durchbricht die Erdkruste und kommt als Vulkan ins Freie. Dabei werden große Mengen von sehr heißem, glühendem Magma, Gas, Hitze, Gestein, Asche in große Höhen geschleudert. In unmittelbarer Nähe des Austrittslochs entsteht ein kegelförmiger Berg mit einem Krater in der Mitte. Bei den aktiven Vulkanen wie dem Tungurahua entweicht ständig Gas, Dampf, Erde. Das Leben in unmittelbarer Nähe wie in Baños ist daher nicht ungefährlich.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (11)
Elfter Tag: Wieder ist um 6 Uhr Wecken, Frühstück, 7.15 Uhr fährt die Motor-Pinasse los und bringt uns bis Coca, wo wir in unser Auto umsteigen und zügig bis fast ganz nach Baños durchfahren. Von 200 m Höhe „klettern“ wir dabei auf 1.800 m. Einmal machen wir kurz Rast und essen eine Suppe. Ein zweiter Halt in Archidona, wo wir einmal um die Plaza bummeln und einen kurzen Blick aufs Gelände der katholischen Schule werfen.



In Puyo besuchen
wir einen Laden, wo es Balsa-Holz-Artikel gibt. Die Figuren sind kunterbunt bemalt, von Balsa also nichts zu sehen. Viel religiöser und folkloristischer Kitsch. Alles Sachen, die niemand braucht. Kunden sind beinahe ausschließlich ausländische Touristen. Zu allem Überfluss fällt mir ein Brillenglas aus dem Rahmen und zerschellt!

In Baños kommen wir im Hotel „Posada del Arte“ unter, wo Rainer Zimmer für uns reserviert hat. Leider bekommen wir kein Essen, beschließen also, in eine Pizzeria zu gehen. Während des Essens wird auf der Plaza ein Feuerwerk abgebrannt. Am Nachmittag hatte es schon mehrfach gerumst. Erst dachten wir an Schüsse, dann an kleine Eruptionen des Tungurahua, des über 5.000 m hohen Vulkans direkte über Baños. Nach dem Essen schlendern wir noch über die Plaza, wo eine Bühne mit einer Band aufgebaut ist. Rechts am Bühnenrand steht eine Heiligenfigur, wohl Maria. Die Kirche ist hell erleuchtet und offen. Vor der Bühne stehen vorwiegend ältere Leute, teilweise traditionell gekleidet. Einige tanzen locker im Rhythmus. Ist vielleicht die Kirchweih. Auffällig die Verbindung von weltlichen und klerikalen Elementen. Wir trinken noch einen Absacker im Hotel und gehen ins Bett.



In Baños fallen an den Straßenecken Schilder auf mit Hinweisen auf Schutzräume bei einem Vulkanausbruch. Der Ort liegt in 1.800 m Höhe auf einem tischebenen Talvorsprung zwischen hoch aufragenden Bergrücken. Von der Panamericana bei Ambato – 2.570 m hoch über die östliche Kordillere kommend - erreicht man den Ort durch ein Tal, das sich hinter Baños nach Osten abfallend fortsetzt. Der direkt neben dem Ort steil aufragende Vulkan Tungurahua ist aktiv. Bei gutem Wetter kann man von einem bestimmten Ort nördlich der Stadt seinen rauchenden Krater sehen. Die Gefahr des Ausbruchs ist allgegenwärtig. Daher die Hinweisschilder. An jedem Punkt des Ortes kann man ablesen, wo und wie weit der nächste Schutzraum ist. Mich erinnerte das an die Mauerzeichen „Luftschutzraum – LSR“ nach dem 2. Weltkrieg. Die ständige Bedrohung hat schon etwas Unheimliches.

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Ecuador: Wirtschaft
Der größte Wirtschaftsbereich in Ecuador ist der Dienstleistungssektor mit 70 % der Beschäftigten, gefolgt von 12 % Industrie und 8 % Landwirtschaft. Das Land ist sehr exportorientiert insbesondere in die USA mit ca. 35 % der Ausfuhren und Lateinamerika mit 30%. In die EU werden Fische und Meeresfrüchte (15%), Blumen (8%), Kakao (7%) Holz (2%) sowie Panamahüte und Zigarren ausgeführt. Den größten Teil machen 500.000 to Bananen pro Jahr allein nach Deutschland aus. Eine ökonomische Sonderstellung nimmt die Gewinnung von Erdöl überwiegend im Amazonasbecken ein. Täglich werden 500.000 to gefördert, das macht 2/3 des gesamten Exportvolumens ein, das überwiegend nach China (54%), in die USA und nach Südamerika geht. Die Erdölförderung wird überwiegend von ausländischen, insbesondere US-amerikanischen Gesellschaften, betrieben. Diese nehmen kaum Rücksicht auf die Umwelt und die Bedürfnisse der Indígenas. Der frühere Präsident Corea hatte der internationalen Gemeinschaft angeboten, die Erdölförderung gegen eine Kompensationszahlung einzustellen. Das scheiterte jedoch, also wird weiter umweltschädlich gefördert. Überbreite Straßen werden durch den Regenwald gefräst. Das Erdgas wird teilweise am Bohrloch abgefackelt und es „geht viel einfach daneben“. Alle Fehler, die bei der Industrialisierung, besonders der Erdölförderung gemacht werden können, werden auch gemacht.

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Ecuador: Fischer
Die Fischer benutzen winzige Nachen, die roh aus drei ca. drei Meter langen und zwei kurzen Brettern bestehen – für Rumpf, Spiegel und Bug. Die Fischer stehen scheinbar auf dem Wasser, der Freibord ist abenteuerlich niedrig. Die Boote werden mit Stangen gestakt. Um die Netze auszulegen, zu kontrollieren oder einzuholen, knien sie. Meist arbeiten sie allein oder zu zweit, gelegentlich ganze Familien. Fisch ist am Napo der hauptsächliche Eiweiß-Lieferant.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (10)
Zehnter Tag: Um 6 Uhr müssen wir aus dem Bett, weil die „lehmleckenden Vögel“ nur früh zu besichtigen sind. Nach einer kurzen Kanufahrt erreichen wir einen Platz, wo die Papageien den Lehm picken, der ihre Verdauung begünstigt. Zunächst zieren sie sich etwas und flattern von Baum zu Baum; dann wie auf Kommando stürzen sie sich laut schreiend auf ein Stückchen Lehm am Steilufer. Blaue, grüne, schwarze, rote bunt gemischt. Vogelliebhaber sind in ihrem Element, beobachten jede Bewegung, benennen jede Art, als gelte es Geister zu beschwören, indem man sie in Begriffe fasst.

Zum Frühstück sind wir an Bord zurück. Danach geht’s in eine Siedlung der Quechua. Sie leben in Familien, haben jeweils ein Stück Land, wirtschaften aber als Gemeinde für den Tourismus. Die Schule unterrichtet für die Grundstufe – erste bis sechste Klasse - und die Sekundarstufe, siebente bis neunte Klasse. Wer weitermachen will, muss den Ort verlassen. Das Schulsystem wurde in den letzten zehn Jahren reformiert und verbessert. Der Guide erzählt, er habe keine Schule besucht, sondern bei seinem Vater gelernt. Jetzt sind die Schulen bilingual (spanisch und Quechua), vorher wurde nur Spanisch unterrichtet. Projekte in der Schule sind u.a. Recycling, Gastronomie und Umwelt. Die Frauen schmeißen den Laden, neben der Eigenproduktion von Lebensmitteln, Verkauf von Schmuck und Kunsthandwerk. Die Männer fischen.

Wir bekommen einen Imbiss mit Fisch - in Bananenblättern gedünstet - mit Reis, Maden-Schaschlik und gebackenen Bananen. Zu trinken gibt es einen schwach alkoholischen Chicha. Diejenigen, die Maden gegessen haben, bestätigen ihren Wohlgeschmack, aber die Idee schon ist etwas eklig. Das Tischtuch besteht aus drei Bananenblättern, die Rosa, unsere Begleiterin, unterwegs mit der Machete geschlagen hat.

Es scheint viele Kinder zu geben, die im Alter wenig auseinander sind. Die Kleinsten werden im Tuch getragen, nebenbei mal eben gesäugt. In der Küche liegen drei Kleine in Hängematten, die von einer Frau geschaukelt werden. Zurück an Bord zum Mittagessen. Danach Siesta.

Solarenergie spielt seltsamerweise in Ecuador kaum eine Rolle. Ich habe nur einmal ein winziges Solarpaneel vor einem Haus gesehen, das wohl höchstens einen Fernseher und eine Birne versorgen kann. Mit Öl und Gas gehen die Leute verschwenderisch um. Gas wird direkt am Bohrloch abgefackelt, brennt sinnlos und umweltschädlich. Daneben gibt es Wasserkraftwerke (die angeblich 100% der elektrischen Energie liefern), aber die Sonne – ideal für die dezentrale Versorgung vor allem in abgelegenen Gebieten – bleibt sträflich ungenutzt. Evtl. fehlt es auch einfach nur an Investitionsmitteln.

Der 2. Teil des Tages gilt einem Ausflug zum Lago Limoncocha, zunächst mit dem Beiboot bis Itaya, genannt nach der gleichnamigen Palmenart, dann per Bus zum Lago und dort mit dem Motorkanu auf den See. In Itaya sind wir zurück in der Zivilisation: Ufer-Hafenanlagen, asphaltierte Straße, Ölförderstelle, auf der das Gas ebenerdig abgefackelt wird und stinkt. Es gibt ca. 400 Ölbohr- und Förderstellen in Ecuador, überwiegend im Amazonasgebiet. Das Abfackeln des Gases ist durchaus üblich.

Die Häuser des Dorfes sind gewohnt primitiv, Küche draußen auf der überdachten Terrasse, frei hängend Energiesparlampen. Die Häuser am Napo sind sehr einfach. Meist stehen sie auf Stelzen wegen der Überschwemmungsgefahr bei Hochwasser des Napo, und Schlangen und Termiten werden ferngehalten. Darunter werden auch Sachen gelagert. Die Häuser sind roh aus Balken gezimmert, meist mit Palmwedel-Dach, sonst mit Wellblech gedeckt. Die Fenster haben keine Scheiben, sind gelegentlich durch Gitter verschlossen. Das Leben am Tage spielt sich überwiegend im Freien ab.

Am See tauchen wir wieder in die Naturidylle ein: jede Menge Vögel und Vogelarten, auch seltene. Fischer in ihren flachen Nachen kontrollieren die Netze, kleine Äffchen turnen in den Bäumen. Die Rückfahrt verläuft umgekehrt, nur dass das Schiff jetzt gegenüber von Itaya am Ufer liegt.

Festliches Abendessen, anschließend eine grottenschlechte Präsentation der Bilder von der Gruppe mit guter, aber unpassender Musik-Untermalung. Der Manager verabschiedet sich und uns. Dann folgt das Geschäftliche: Abrechnung von bar-bill und Wäsche. Die gesalzenen Preise für Getränke verderben etwas den Geschmack. Ich sitze jetzt allein auf dem Achterdeck, schreibe und ringsum wetterleuchtet es. Dass wir im Regen-Wald sind, haben wir nur an dem Gewitter gemerkt, das heute Mittag hinter uns niederging. Ruhig klingt dieser letzte Tag auf dem Napo aus.

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