Samstag, 15. März 2025
Abschied von Volker Schatte
jf.bremen, 15:59h
Volker Schatte starb am 25.11.2024 in Berlin, wo er die längste Zeit seines Lebens – seit 1966 – wohnte. Am 13. Dezember 2023 fand die Trauerfeier für Volker statt. Den Text der Trauerrede veröffentlichen wir jetzt und in den folgenden Tagen in fünf Teilen.
Volker Schatte kam aus der Wesermarsch. Von dort wo die Weser in die Nordsee fließt. Zeitlebens pflegte er eine Hassliebe zur Wesermarsch, mit wechselnden Gewichtungen. Als Schüler schrieb er einen Aufsatz über seine Heimat, wobei er diesen Begriff tunlichst vermied. Er endet mit dem Satz, sinngemäß: „Die Wesermarsch ist nicht eben, sie ist platt!“
Seine – wie übrigens auch meine – Schulzeit verlief nicht ohne Stolpern - mit Sitzenbleiben und unfreiwilligem Schulwechsel. Immerhin schafften wir beide das Abitur. Volker ging dann sogleich zum Studium der Germanistik nach Berlin, während ich erst nach der Bundeswehr und drei Semestern in Kiel an die Freie Universität wechselte. Volker vermied die Wehrpflicht wie Thomas Manns „Felix Krull“. Aufgefordert Kniebeugen zu machen, schlug er Liegestütze vor. Er habe ein kaputtes Knie.
In Nordenham war Volker bei den Pfadfindern, beim Bund Deutscher Pfadfinder, dem überkonfessionellen Verband, so wie ich in Kiel. Beide orientierten wir uns frühzeitig über das Lokale hinaus an der Bundesebene, die gerade eine fortschrittliche, moderne Variante der Jugendbewegung anstrebte.
Wir trafen uns erstmalig 1965 bei einem großen bundesweiten Treffen in Berlin. Thema: Deutschland in Ost und West. Volker leitete die Literatur-AG, ich war Teilnehmer. Eineinhalb Jahre später begegneten wir uns wieder – ich studierte inzwischen auch in Berlin – im Wannseeheim für Jugendarbeit, wieder bei einem Seminar über Literatur. Die Wiederbegegnung erwartete ich freudig, verlief für mich aber enttäuschend. Er lief fast an mir vorbei, den Daumen auf der Oberlippe, murmelnd: „Hallo Jürgen.“
Dies war der Beginn einer wundervollen Freundschaft. Beim BDP und im Wannseeheim bastelten wir gemeinsam mit Moritz von Engelhardt an fortschrittlichen Konzepten und Ideen. Volker suchte früh den Kontakt zum SDS, ja er chauffierte sogar einmal mit seinem alten VW-Käfer Rudi Dutschke nach Braunschweig, wo der auf einer Veranstaltung sprach.
1969 heirateten Volker und Helga. Sie waren schon seit der Schulzeit befreundet. Helga studierte inzwischen ebenfalls in Berlin an der PH. Willy Praml, den wir vom BDP kannten und der heute ein eigenes Theater in Frankfurt leitet, und ich waren Trauzeugen. Das Paar lebte im Souterrain einer Villa in Nikolassee, ich im ersten Stock.
Mein Schwerpunkt wurde früh die Studentenpolitik. Daneben studierte ich einigermaßen zielstrebig, was man von Volker nicht behaupten konnte. Einmal fuhren wir in meinem VW zur Uni, blieben vor dem Germanischen Seminar im Auto sitzen, um ein Gespräch fortzusetzen. Nach einiger Zeit zog ich den Zündschlüssel ab, stieg aus, um ins Seminar zu gehen. Volker folgte zögernd und brummelte: „Ohne dich wäre ich jetzt wieder nach Hause gefahren.“
Ein Aushang am schwarzen Brett schaffte mir den Weg zur Vagantenbühne, als Regieassistent, d.h. Mädchen für alles: Requisiteur, Inspizient, Bühnenarbeiter, Beleuchter. Da zwei Leute gesucht wurden, vermittelte ich Volker den gleichen Job. Unser sagenhafter Höhepunkt war das Weihnachtsmärchen „Aschenputtel“, bei dem Volker Regieassistent war und ich Mädchen für alles. Zu Hause schliefen wir nur noch, die Tage verbrachten wir im Theater: Vormittags zwei Märchen-Vorstellungen, nachmittags zwei weitere in den Messehallen, abends dann „Geschlossene Gesellschaft“ oder „Biedermann“ oder die „Glasmenagerie“. Als ich ernsthaft an meiner Magisterarbeit schrieb und mich aufs Examen vorbereitete, beendete ich meine Karriere bei den „Vaganten“.
Nach meinem Examen setzten Volker und ich unsre Zusammenarbeit auf BDP-Ebene fort. Ich wurde mit der Durchführung, Vor- und Nachbereitung eines Großlagers hauptamtlich beschäftigt, Volker gehörte zum Leitungsteam. An diesem Lager nahm neben Helga auch Volkers Schwester Gerhild teil, die ich nun kennenlernte und die heute meine Frau ist. Sie kannte Volker am längsten von uns allen und die beiden hatten lebenslang ein herzliches Verhältnis.
Dann trennten sich unsere Wege. Ich bekam in Darmstadt eine neue Stelle. Allerdings folgte eine intensive Phase, in der wir zu viert Urlaubsreisen machten, nach Dänemark, mehrfach in die Bretagne, nach Amrum und Sardinien. Reisen waren auch Helgas Leidenschaft. Gemeinsam bereisten sie und Volker u.a. Spanien, Italien und immer wieder Frankreich. Volker machte allein eine Entdeckungsreise nach Simbabwe. Später verbrachten Vicky und er viele Jahre ihren Urlaub in Portugal.
Wir beide, Volker und ich, sind der Literatur treu geblieben. Wir teilten mit seinem Vater die Begeisterung für Arno Schmidt. Oft schufen kurze Bemerkungen, ein Zitat Verständnis, wir kannte unseren Arno nur zu gut.
Volkers wie meine Verbundenheit mit der See trafen sich beim Segeln. Gerhild und ich kauften uns eine Jolle, die wir auf Reisen durch Halb-Europa schleppten und mit der Volker und ich viele wunderbare Törns machten. Er hat dieser Leidenschaft später auf dem Wannsee gefrönt, bis sein Skipper nicht mehr segeln konnte. Zu seinem Leidwesen konnte Volker wegen seiner Farbenblindheit keinen Segelschein machen.
Zurück in die 70er. Durch sein Engagement im BDP kam Volker mit dem KBW, dem Kommunistischen Bund Westdeutschland, in Kontakt. Zusammen mit Helga trat er in eine sog. „Massenorganisation“ des KBW ein. Da bin ich nicht mehr mitgegangen. Der notorische Langschläfer Volker stand früh um fünf auf und verkauft die Parteizeitung vor Werkstoren! Immerhin führte er Regie bei einer Theaterinszenierung des KBW. Details habe ich vergessen, aber das war es, was ihn interessierte. Nach ermüdenden Parteisitzungen erholten Volker und Helga sich im Feinschmeckerlokal von Fred bei teuren Rotweinen. Das hätten die Genossen nie und nimmer wissen dürfen!
Immerhin traten beide nach wenigen Jahren wieder aus. Ich erfuhr das von Volker, als er am Telefon fragte, ob sie uns am 1. Mai besuchen könnten. Er müsse nämlich nicht mehr am 1. Mai in Berlin demonstrieren. Wir demonstrierten dann gemeinsam in Darmstadt.
Etwas Gutes hatte die KBW-Zeit: Volker wurde von den Genossen „gezwungen“, wie er zu sagen pflegte, zu arbeiten! Mehrere Bewerbungsversuche blieben erfolglos. So vergaß er bei einer Bewerbung als Staplerfahrer beim Runterfahren von einer Rampe, die Gabel anzukippen. - Schließlich bekam er eine Stelle als Erzieher in einer Kita.
Das war eine sehr gute Wendung: Volker fand hier seine Bestimmung. Die mangelnde professionelle Ausbildung kompensierte er durch Engagement, Empathie für die Kinder, Kollegialität, Phantasie, Kreativität und den Blick nach vorn. So setzte er durch, dass die Kinder mit echten Werkzeugen statt Plastikhämmern werkeln durften. Früh bot er den Kindern Computer als neue Erfahrungsgröße an. Nach einer halben Stunde jedoch mussten die Computer- Kinder sich „auslüften“. Viel Zeit verbrachte Volker mit ihnen im Freien, bei Entdeckungstouren und Spielen.
In der Kita gab es die folgenschwere Begegnung mit Vicky, folgenschwer für alle Beteiligten. Er trennte sich von Helga, zog zu Vicky und ihrem Sohn Ben und wurde von der Hausgemeinschaft in der Gneisenaustraße sehr freundlich aufgenommen. Sie blieben zusammen bis zum Schluss. Ben fand in ihm einen zweiten Vater, was beide, denke ich, sehr gut fanden.
Einmal erklärte Volker mir, er habe für den Personalrat kandidiert und wolle dort jetzt das KBW-Programm umsetzen. Zum Glück ist ihm das nicht gelungen, und er konnte wirklich gute und erfolgreiche Personalratsarbeit realisieren. So gut, dass die KollegInnen ihm zur Freistellung verhalfen. Diese Arbeit machte er viele Jahre. Schließlich kandidierte er nicht wieder und kehrte in die Kita zurück.
In seiner Rentenzeit hat Volker sich weiter für Kinder engagiert. Im Rahmen des Projekts „Vergiss mich nicht“ übernahm er Patenschaften für Kinder in prekären Lebenssituationen. Noch in seinen letzten Monaten hatte er Kontakt zu einem dieser Paten-Kinder.
Einer Kollegin im Personalrat fiel sein Whiskey-Konsum auf. Mit professioneller Hilfe gelang ihm kontrollierter Konsum. Sein Versuch, vom Nikotin frei zu kommen, war zehn Jahre lang erfolgreich. Dann wurde er leider rückfällig. Ich versuchte, ihm aus der Entfernung zu raten. Da hatte ich meine Möglichkeiten überschätzt.
Was zuletzt blieb: Seine Leidenschaft für Norddeutschland und die See. Viele Jahre verbrachten er und Vicky ihren Urlaub in einer Ferienwohnung direkt an der Mündung der Warne in die Ostsee. Volker und der Hafenkapitän, sein Teddybär Wanstie, kontrollierten die ein- und ausfahrenden Schiffe. Als Reisen unmöglich wurde, verbrachte er Nachmittage damit, die Regionalsendungen der norddeutschen Länder zu schauen.
Es wird behauptet, dass der Mensch im Augenblick des Todes alle Stationen seines Lebens vor seinem inneren Auge wie einen Film ablaufen lässt. Volker hat diesen Augenblick nicht abgewartet, sondern schon lange vorher in Träumen, die er am Tage Vicky erzählte, viele Stationen seines Lebens zurückgespult.
Diese letzte Zeit verlangte Vicky all ihre Kräfte ab: die Verantwortung, die Pflege, die Forderungen des Alltags, die psychische Belastung, der Stress mit Ärzten und Krankenhäusern. Dafür schulden Volker und alle anderen ihr Dank!
Volker hat sich eine Seebestattung gewünscht. Wir werden ihm diesen Wunsch erfüllen und die Urne mit seiner Asche der Nordsee übergeben. Gute Reise, Volker!
13.12.23 jf.
Volker Schatte kam aus der Wesermarsch. Von dort wo die Weser in die Nordsee fließt. Zeitlebens pflegte er eine Hassliebe zur Wesermarsch, mit wechselnden Gewichtungen. Als Schüler schrieb er einen Aufsatz über seine Heimat, wobei er diesen Begriff tunlichst vermied. Er endet mit dem Satz, sinngemäß: „Die Wesermarsch ist nicht eben, sie ist platt!“
Seine – wie übrigens auch meine – Schulzeit verlief nicht ohne Stolpern - mit Sitzenbleiben und unfreiwilligem Schulwechsel. Immerhin schafften wir beide das Abitur. Volker ging dann sogleich zum Studium der Germanistik nach Berlin, während ich erst nach der Bundeswehr und drei Semestern in Kiel an die Freie Universität wechselte. Volker vermied die Wehrpflicht wie Thomas Manns „Felix Krull“. Aufgefordert Kniebeugen zu machen, schlug er Liegestütze vor. Er habe ein kaputtes Knie.
In Nordenham war Volker bei den Pfadfindern, beim Bund Deutscher Pfadfinder, dem überkonfessionellen Verband, so wie ich in Kiel. Beide orientierten wir uns frühzeitig über das Lokale hinaus an der Bundesebene, die gerade eine fortschrittliche, moderne Variante der Jugendbewegung anstrebte.
Wir trafen uns erstmalig 1965 bei einem großen bundesweiten Treffen in Berlin. Thema: Deutschland in Ost und West. Volker leitete die Literatur-AG, ich war Teilnehmer. Eineinhalb Jahre später begegneten wir uns wieder – ich studierte inzwischen auch in Berlin – im Wannseeheim für Jugendarbeit, wieder bei einem Seminar über Literatur. Die Wiederbegegnung erwartete ich freudig, verlief für mich aber enttäuschend. Er lief fast an mir vorbei, den Daumen auf der Oberlippe, murmelnd: „Hallo Jürgen.“
Dies war der Beginn einer wundervollen Freundschaft. Beim BDP und im Wannseeheim bastelten wir gemeinsam mit Moritz von Engelhardt an fortschrittlichen Konzepten und Ideen. Volker suchte früh den Kontakt zum SDS, ja er chauffierte sogar einmal mit seinem alten VW-Käfer Rudi Dutschke nach Braunschweig, wo der auf einer Veranstaltung sprach.
1969 heirateten Volker und Helga. Sie waren schon seit der Schulzeit befreundet. Helga studierte inzwischen ebenfalls in Berlin an der PH. Willy Praml, den wir vom BDP kannten und der heute ein eigenes Theater in Frankfurt leitet, und ich waren Trauzeugen. Das Paar lebte im Souterrain einer Villa in Nikolassee, ich im ersten Stock.
Mein Schwerpunkt wurde früh die Studentenpolitik. Daneben studierte ich einigermaßen zielstrebig, was man von Volker nicht behaupten konnte. Einmal fuhren wir in meinem VW zur Uni, blieben vor dem Germanischen Seminar im Auto sitzen, um ein Gespräch fortzusetzen. Nach einiger Zeit zog ich den Zündschlüssel ab, stieg aus, um ins Seminar zu gehen. Volker folgte zögernd und brummelte: „Ohne dich wäre ich jetzt wieder nach Hause gefahren.“
Ein Aushang am schwarzen Brett schaffte mir den Weg zur Vagantenbühne, als Regieassistent, d.h. Mädchen für alles: Requisiteur, Inspizient, Bühnenarbeiter, Beleuchter. Da zwei Leute gesucht wurden, vermittelte ich Volker den gleichen Job. Unser sagenhafter Höhepunkt war das Weihnachtsmärchen „Aschenputtel“, bei dem Volker Regieassistent war und ich Mädchen für alles. Zu Hause schliefen wir nur noch, die Tage verbrachten wir im Theater: Vormittags zwei Märchen-Vorstellungen, nachmittags zwei weitere in den Messehallen, abends dann „Geschlossene Gesellschaft“ oder „Biedermann“ oder die „Glasmenagerie“. Als ich ernsthaft an meiner Magisterarbeit schrieb und mich aufs Examen vorbereitete, beendete ich meine Karriere bei den „Vaganten“.
Nach meinem Examen setzten Volker und ich unsre Zusammenarbeit auf BDP-Ebene fort. Ich wurde mit der Durchführung, Vor- und Nachbereitung eines Großlagers hauptamtlich beschäftigt, Volker gehörte zum Leitungsteam. An diesem Lager nahm neben Helga auch Volkers Schwester Gerhild teil, die ich nun kennenlernte und die heute meine Frau ist. Sie kannte Volker am längsten von uns allen und die beiden hatten lebenslang ein herzliches Verhältnis.
Dann trennten sich unsere Wege. Ich bekam in Darmstadt eine neue Stelle. Allerdings folgte eine intensive Phase, in der wir zu viert Urlaubsreisen machten, nach Dänemark, mehrfach in die Bretagne, nach Amrum und Sardinien. Reisen waren auch Helgas Leidenschaft. Gemeinsam bereisten sie und Volker u.a. Spanien, Italien und immer wieder Frankreich. Volker machte allein eine Entdeckungsreise nach Simbabwe. Später verbrachten Vicky und er viele Jahre ihren Urlaub in Portugal.
Wir beide, Volker und ich, sind der Literatur treu geblieben. Wir teilten mit seinem Vater die Begeisterung für Arno Schmidt. Oft schufen kurze Bemerkungen, ein Zitat Verständnis, wir kannte unseren Arno nur zu gut.
Volkers wie meine Verbundenheit mit der See trafen sich beim Segeln. Gerhild und ich kauften uns eine Jolle, die wir auf Reisen durch Halb-Europa schleppten und mit der Volker und ich viele wunderbare Törns machten. Er hat dieser Leidenschaft später auf dem Wannsee gefrönt, bis sein Skipper nicht mehr segeln konnte. Zu seinem Leidwesen konnte Volker wegen seiner Farbenblindheit keinen Segelschein machen.
Zurück in die 70er. Durch sein Engagement im BDP kam Volker mit dem KBW, dem Kommunistischen Bund Westdeutschland, in Kontakt. Zusammen mit Helga trat er in eine sog. „Massenorganisation“ des KBW ein. Da bin ich nicht mehr mitgegangen. Der notorische Langschläfer Volker stand früh um fünf auf und verkauft die Parteizeitung vor Werkstoren! Immerhin führte er Regie bei einer Theaterinszenierung des KBW. Details habe ich vergessen, aber das war es, was ihn interessierte. Nach ermüdenden Parteisitzungen erholten Volker und Helga sich im Feinschmeckerlokal von Fred bei teuren Rotweinen. Das hätten die Genossen nie und nimmer wissen dürfen!
Immerhin traten beide nach wenigen Jahren wieder aus. Ich erfuhr das von Volker, als er am Telefon fragte, ob sie uns am 1. Mai besuchen könnten. Er müsse nämlich nicht mehr am 1. Mai in Berlin demonstrieren. Wir demonstrierten dann gemeinsam in Darmstadt.
Etwas Gutes hatte die KBW-Zeit: Volker wurde von den Genossen „gezwungen“, wie er zu sagen pflegte, zu arbeiten! Mehrere Bewerbungsversuche blieben erfolglos. So vergaß er bei einer Bewerbung als Staplerfahrer beim Runterfahren von einer Rampe, die Gabel anzukippen. - Schließlich bekam er eine Stelle als Erzieher in einer Kita.
Das war eine sehr gute Wendung: Volker fand hier seine Bestimmung. Die mangelnde professionelle Ausbildung kompensierte er durch Engagement, Empathie für die Kinder, Kollegialität, Phantasie, Kreativität und den Blick nach vorn. So setzte er durch, dass die Kinder mit echten Werkzeugen statt Plastikhämmern werkeln durften. Früh bot er den Kindern Computer als neue Erfahrungsgröße an. Nach einer halben Stunde jedoch mussten die Computer- Kinder sich „auslüften“. Viel Zeit verbrachte Volker mit ihnen im Freien, bei Entdeckungstouren und Spielen.
In der Kita gab es die folgenschwere Begegnung mit Vicky, folgenschwer für alle Beteiligten. Er trennte sich von Helga, zog zu Vicky und ihrem Sohn Ben und wurde von der Hausgemeinschaft in der Gneisenaustraße sehr freundlich aufgenommen. Sie blieben zusammen bis zum Schluss. Ben fand in ihm einen zweiten Vater, was beide, denke ich, sehr gut fanden.
Einmal erklärte Volker mir, er habe für den Personalrat kandidiert und wolle dort jetzt das KBW-Programm umsetzen. Zum Glück ist ihm das nicht gelungen, und er konnte wirklich gute und erfolgreiche Personalratsarbeit realisieren. So gut, dass die KollegInnen ihm zur Freistellung verhalfen. Diese Arbeit machte er viele Jahre. Schließlich kandidierte er nicht wieder und kehrte in die Kita zurück.
In seiner Rentenzeit hat Volker sich weiter für Kinder engagiert. Im Rahmen des Projekts „Vergiss mich nicht“ übernahm er Patenschaften für Kinder in prekären Lebenssituationen. Noch in seinen letzten Monaten hatte er Kontakt zu einem dieser Paten-Kinder.
Einer Kollegin im Personalrat fiel sein Whiskey-Konsum auf. Mit professioneller Hilfe gelang ihm kontrollierter Konsum. Sein Versuch, vom Nikotin frei zu kommen, war zehn Jahre lang erfolgreich. Dann wurde er leider rückfällig. Ich versuchte, ihm aus der Entfernung zu raten. Da hatte ich meine Möglichkeiten überschätzt.
Was zuletzt blieb: Seine Leidenschaft für Norddeutschland und die See. Viele Jahre verbrachten er und Vicky ihren Urlaub in einer Ferienwohnung direkt an der Mündung der Warne in die Ostsee. Volker und der Hafenkapitän, sein Teddybär Wanstie, kontrollierten die ein- und ausfahrenden Schiffe. Als Reisen unmöglich wurde, verbrachte er Nachmittage damit, die Regionalsendungen der norddeutschen Länder zu schauen.
Es wird behauptet, dass der Mensch im Augenblick des Todes alle Stationen seines Lebens vor seinem inneren Auge wie einen Film ablaufen lässt. Volker hat diesen Augenblick nicht abgewartet, sondern schon lange vorher in Träumen, die er am Tage Vicky erzählte, viele Stationen seines Lebens zurückgespult.
Diese letzte Zeit verlangte Vicky all ihre Kräfte ab: die Verantwortung, die Pflege, die Forderungen des Alltags, die psychische Belastung, der Stress mit Ärzten und Krankenhäusern. Dafür schulden Volker und alle anderen ihr Dank!
Volker hat sich eine Seebestattung gewünscht. Wir werden ihm diesen Wunsch erfüllen und die Urne mit seiner Asche der Nordsee übergeben. Gute Reise, Volker!
13.12.23 jf.
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Donnerstag, 13. März 2025
Klatsche für die Union
jf.bremen, 15:49h
Die Anfrage der CDU/CSU an die Bundesregierung wegen der Förderung zivilgesellschaftlicher Gruppierungen (s. miniaturen vom 28.02.25, „Frust macht aggressiv“) ist von der Bundesregierung zurückgewiesen worden. Interessant und richtungweisend ist die Begründung des Sprechers des federführenden Bundesfinanzministeriums, Jörg Kukies (SPD): ein demokratischer Staat lebe „von zivilgesellschaftlichem Engagement für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben und den Einsatz gegen menschen- und demokratiefeindliche Phänomene“. Es sei eine Aufgabe des Staates, „dieses Engagement zu fördern, auch durch Gelder oder Steuerbegünstigungen. Das geschehe seit Jahrzehnten „in einem parteiübergreifenden Konsens“.
Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit, so Kukies weiter, sei „konstituierend“ und sei auch nicht vor Wahlen eingeschränkt. Die Regierung könne hier auch geförderten Gruppen keine Vorgaben für Demonstration machen. Gemeinnützige Gruppen hätten laut einem Erlass in der Abgabenordnung das Recht, sich politisch außerhalb ihres Satzungszweckes zu äußern, sofern dies „vereinzelt“ geschehe. Also ein Umweltverein darf sich gelegentlich etwa gegen Rassismus positionieren.
Zudem sei es nicht Aufgabe der Regierung, „allgemeine Informationen über die Aktivitäten und Kontakte von Organisationen zu sammeln, zu überwachen oder zu bewerten“, auch wenn diese gefördert würden. So viel auch ins Stammbuch der Verfassungsschützer oder anderer Geheimdienste!
Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit, so Kukies weiter, sei „konstituierend“ und sei auch nicht vor Wahlen eingeschränkt. Die Regierung könne hier auch geförderten Gruppen keine Vorgaben für Demonstration machen. Gemeinnützige Gruppen hätten laut einem Erlass in der Abgabenordnung das Recht, sich politisch außerhalb ihres Satzungszweckes zu äußern, sofern dies „vereinzelt“ geschehe. Also ein Umweltverein darf sich gelegentlich etwa gegen Rassismus positionieren.
Zudem sei es nicht Aufgabe der Regierung, „allgemeine Informationen über die Aktivitäten und Kontakte von Organisationen zu sammeln, zu überwachen oder zu bewerten“, auch wenn diese gefördert würden. So viel auch ins Stammbuch der Verfassungsschützer oder anderer Geheimdienste!
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Mittwoch, 12. März 2025
Faire Verhandlungen mit Söder? Geht wohl nicht.
jf.bremen, 14:29h
Die voraussichtlich nächste Regierungskoalition aus SPD und CDU/CSU tüftelt am Haushalt und will auf irgendeine Weise die Schuldenbremse aushebeln oder umgehen, ggf. mit einer Änderung des Grundgesetzes. Um das dann durch das Parlament zu bringen, benötigen sie die Stimmen der Grünen für die Zweidrittelmehrheit. Nun hätte es natürlich nahe gelegen, die Grünen bereits bei den Vorgesprächen einzubinden. Das schien den Koalitionären angesichts der Sottisen gegen die Grünen im Wahlkampf nicht opportun zu sein.
Nun kommen sie nicht darum, die Grünen zu beteiligen. CSU-Chef Söder, der sich sonst gern und mit großer Geste in den Vordergrund drängelt, hat sich wohlweislich verdrückt. Früher hätte man das „Feigheit vorm Feind“ genannt. Jedenfalls sieht er sich wohl nicht in der Lage, mit den Grünen fair zu verhandeln. Dass Merz nach seinen Ausfällen gegen Grüne und Linke das für sich anders entscheidet, spricht nicht für charakterliche Stärke, sondern nur für seine sprichwörtliche Unzuverlässigkeit.
Söder ist tatsächlich für faire Verhandlungen nicht geeignet. Dazu ist er zu sehr im 19. Jahrhundert verwurzelt. Vor Berlin hat er sowieso Angst. Er fühlt sich wohler in der bayrischen Nestwärme. Großstadt und dann noch Berlin geht für ihn gar nicht. Vor heimischem Publikum aus Bauern, Kleinbürgern und großkopfeten Provinzpolitikern fühlt er sich wohler. Wo es keinen „Schweinsbraten“ und kein bayrisches Bier gibt, kommt er nicht in Fahrt. (Und dabei lässt er sich warmes Wasser oder Cola-Light in seinen Maßkrug füllen. Im Norden würde man so einen auf dem Misthaufen abkühlen.) Und wenn Söder in Fahrt kommt, dann ordentlich: da gibt es keine Tabus für Beleidigungen, Falschbehauptungen Beschimpfungen selbst von Partei-„Freunden“ wie z.B. Daniel Günther (CDU Schleswig-Holstein), der seit Jahren eine schwarz-grüne Regierung erfolgreich führt.
In seiner Überheblichkeit benennt Söder das nördlichste Bundesland „klein und arm“. Günthers Regierung hat - u.a. mit Robert Habeck - die Elektrifizierung nicht nur seines Landes durch Windkraft-Anlagen vorangetrieben. Von denen könnte auch Bayern profitieren, wenn die CSU sich durchringen könnte, Überlandleitungen zuzulassen. Sie setzt unverdrossen auf die ausgelaufene AKW-Technik, über die sie gar nicht verfügen kann, denn die unterliegt der Bundespolitik.
Gott schütze Bayern vor Söder und den seinen.
Nun kommen sie nicht darum, die Grünen zu beteiligen. CSU-Chef Söder, der sich sonst gern und mit großer Geste in den Vordergrund drängelt, hat sich wohlweislich verdrückt. Früher hätte man das „Feigheit vorm Feind“ genannt. Jedenfalls sieht er sich wohl nicht in der Lage, mit den Grünen fair zu verhandeln. Dass Merz nach seinen Ausfällen gegen Grüne und Linke das für sich anders entscheidet, spricht nicht für charakterliche Stärke, sondern nur für seine sprichwörtliche Unzuverlässigkeit.
Söder ist tatsächlich für faire Verhandlungen nicht geeignet. Dazu ist er zu sehr im 19. Jahrhundert verwurzelt. Vor Berlin hat er sowieso Angst. Er fühlt sich wohler in der bayrischen Nestwärme. Großstadt und dann noch Berlin geht für ihn gar nicht. Vor heimischem Publikum aus Bauern, Kleinbürgern und großkopfeten Provinzpolitikern fühlt er sich wohler. Wo es keinen „Schweinsbraten“ und kein bayrisches Bier gibt, kommt er nicht in Fahrt. (Und dabei lässt er sich warmes Wasser oder Cola-Light in seinen Maßkrug füllen. Im Norden würde man so einen auf dem Misthaufen abkühlen.) Und wenn Söder in Fahrt kommt, dann ordentlich: da gibt es keine Tabus für Beleidigungen, Falschbehauptungen Beschimpfungen selbst von Partei-„Freunden“ wie z.B. Daniel Günther (CDU Schleswig-Holstein), der seit Jahren eine schwarz-grüne Regierung erfolgreich führt.
In seiner Überheblichkeit benennt Söder das nördlichste Bundesland „klein und arm“. Günthers Regierung hat - u.a. mit Robert Habeck - die Elektrifizierung nicht nur seines Landes durch Windkraft-Anlagen vorangetrieben. Von denen könnte auch Bayern profitieren, wenn die CSU sich durchringen könnte, Überlandleitungen zuzulassen. Sie setzt unverdrossen auf die ausgelaufene AKW-Technik, über die sie gar nicht verfügen kann, denn die unterliegt der Bundespolitik.
Gott schütze Bayern vor Söder und den seinen.
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Europarecht bricht nationales Recht!
jf.bremen, 11:43h
In Polen hatte die vormalige rechtspopulistische Regierung wesentliche Teile des polnischen Rechtswesens verändert: U.a. wurden die Richter – nicht nur - des Verfassungsgerichts dem Justizministerium unterstellt, wurden also weisungsgebunden. Ein rechtspolitischer Sündenfall 1. Güte. Zudem sollte nicht wie vorgeschrieben das Europa-Recht als für das nationale Recht verbindlich sein, sondern im Zweifelsfall das polnische Recht gelten. Das System wurde von der Nachfolge-Regierung bestätigt und übernommen.
Jetzt hat der Europäische Gerichtshof in einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Polen eine wichtige Entscheidung getroffen: Europarecht ist in jedem Fall bindend für nationales.
Das gilt dann natürlich ebenso für deutsches Recht. Warum das betont werden muss? Weil der designierte Bundeskanzler und die designierte Mehrheitspartei CDU/CSU genau das, nämlich ein Gesetz im Widerspruch zum EU-Recht planen: Das Migrationsrecht soll die deutsche Souveränität über die Grenzüberwachung festschreiben. Das ist nach Europarecht unzulässig, ebenso wie andere Vorschriften des europäischen Asylrechts. Wenn die neue Regierung das Gesetz wirklich einführt, steht ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ins Haus! Insofern müsste auch bereits das deutsche Verfassungsgericht es vorher ausbremsen.
Jetzt hat der Europäische Gerichtshof in einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Polen eine wichtige Entscheidung getroffen: Europarecht ist in jedem Fall bindend für nationales.
Das gilt dann natürlich ebenso für deutsches Recht. Warum das betont werden muss? Weil der designierte Bundeskanzler und die designierte Mehrheitspartei CDU/CSU genau das, nämlich ein Gesetz im Widerspruch zum EU-Recht planen: Das Migrationsrecht soll die deutsche Souveränität über die Grenzüberwachung festschreiben. Das ist nach Europarecht unzulässig, ebenso wie andere Vorschriften des europäischen Asylrechts. Wenn die neue Regierung das Gesetz wirklich einführt, steht ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ins Haus! Insofern müsste auch bereits das deutsche Verfassungsgericht es vorher ausbremsen.
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Von den USA lernen, heißt siegen lernen!
jf.bremen, 10:13h
Der VW-Konzern meldet mit Bedauern einen Gewinn-Rückgang von 30 %. Grund: Rückgang des Absatzes. Das ist bitter. Auch für die Belegschaft. Das kommt davon, wenn man zu lange Verbrenner-Autos baut und die Produktion von E-Autos verpennt.
Jetzt endlich wurde das Modell eines „preiswerten“ E-Autos vorgestellt, 20.000 € immerhin noch, auch kein Pappenstiel. Die Belegschaften der deutschen VW-Werke haben leider nichts davon: Das neue Modell wird in Portugal gebaut!
Die USA haben einen Marketing-Coup vorgestellt. Der Auto-Hersteller (nicht nur) Egon Musk posierte zusammen mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump vor einem schnittigen Coupé seiner Produktion. Warum kann sich der Bundespräsident nicht ebenso für deutsche VW-Autos einsetzen? Oder mindestens der Kanzler, ersatzweise der niedersächsische Ministerpräsident. Dann könnte man zusehen, wie der Ansatz läuft!
Auch eine andere Idee hat Trump entwickelt: Um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, erbebt er hohe Zölle, nicht nur auf Auto-Importe. Warum kann die Bundesregierung nicht ebenso auf die in Portugal produzierten E-Autos einen Zoll erheben? – Ach so? Geht nicht, weil Portugal wie die Bundesrepublik in der EU sind, dürfen keine Zölle erhoben werden. Dumm gelaufen!
Jetzt endlich wurde das Modell eines „preiswerten“ E-Autos vorgestellt, 20.000 € immerhin noch, auch kein Pappenstiel. Die Belegschaften der deutschen VW-Werke haben leider nichts davon: Das neue Modell wird in Portugal gebaut!
Die USA haben einen Marketing-Coup vorgestellt. Der Auto-Hersteller (nicht nur) Egon Musk posierte zusammen mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump vor einem schnittigen Coupé seiner Produktion. Warum kann sich der Bundespräsident nicht ebenso für deutsche VW-Autos einsetzen? Oder mindestens der Kanzler, ersatzweise der niedersächsische Ministerpräsident. Dann könnte man zusehen, wie der Ansatz läuft!
Auch eine andere Idee hat Trump entwickelt: Um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, erbebt er hohe Zölle, nicht nur auf Auto-Importe. Warum kann die Bundesregierung nicht ebenso auf die in Portugal produzierten E-Autos einen Zoll erheben? – Ach so? Geht nicht, weil Portugal wie die Bundesrepublik in der EU sind, dürfen keine Zölle erhoben werden. Dumm gelaufen!
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Sonntag, 2. März 2025
Trump vs. Selenski
jf.bremen, 07:23h
Mit Trump als US-Präsident ist die äußerste Form des Kapitalismus erreicht: Kapital und Politik in Personalunion. Offener Faschismus, extremer als im Nationalsozialismus. Frieden für die Ukraine gibt es nur gegen Bodenschätze. Verhandlungen als Deals/Handel. Die Demütigung des Feindes (Selenski) wird in größtmöglicher Öffentlichkeit live als Fernsehshow inszeniert. Zynismus in Reinform!
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Freitag, 28. Februar 2025
Frust macht aggressiv
jf.bremen, 17:40h
„Fritze“ Merz hatte nicht nur heimlich, sondern ganz öffentlich gehofft, bei der Bundestagswahl 30 und mehr Prozente zu erreichen. Es war sogar von 35 + die Rede. Und dann: mickrige 28,5% für CDU/CSU. Unverzagt erklärte er seine Partei zur „Volkspartei“ und beschwerte sich, dass „grüne und linke Spinner“, „die nicht mehr alle Tassen im Schrank haben“, – immerhin einige Hunderttausende - gegen die CDU demonstrierten, weil Merz im Bundestag zusammen mit der rechtsextremen AfD ein Gesetz gegen Zuwanderung erreichen wollte.
Früher hatten Volksparteien 45 und mehr Prozente. 28,5%, das ist nicht einmal ein Drittel der Wähler, von wegen Volkspartei!
So frustriert beschlossen die Fraktionsvorsitzenden von CDU und CSU – Merz und Dobrindt – sich umgehend zu rächen. Sie richteten im Bundestag eine kleine Anfrage an die Regierung, in der sie 551 Fragen zu zivilgesellschaftlichen NGOs und Vereinen formulierten, um Auskunft zu erhalten, was die denn so treiben. Sie würden mit ihren Aktivitäten und Demonstrationen Einfluss auf die Wähler nehmen, das sei gegen das Gesetz. Und wenn sie dafür die Gemeinnützigkeit bescheinigt haben, müsse das umgehend abgestellt werden.
Die Liste der so Angegriffenen reichte von Omas gegen rechts über Sportvereine, Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Jugendorganisationen bis zu Attac u.a.
Mehrere der betroffenen Organisationen, so auch Campact, haben daraufhin Appelle gestartet, mit denen gegen die Fragen und die dahinter steckenden Absichten protestiert wird.
Und jetzt nicht lange gefackelt und den Appell unterzeichnen unter
http://campact.org/angriff-auf-zivilgesellschaft-emum
Früher hatten Volksparteien 45 und mehr Prozente. 28,5%, das ist nicht einmal ein Drittel der Wähler, von wegen Volkspartei!
So frustriert beschlossen die Fraktionsvorsitzenden von CDU und CSU – Merz und Dobrindt – sich umgehend zu rächen. Sie richteten im Bundestag eine kleine Anfrage an die Regierung, in der sie 551 Fragen zu zivilgesellschaftlichen NGOs und Vereinen formulierten, um Auskunft zu erhalten, was die denn so treiben. Sie würden mit ihren Aktivitäten und Demonstrationen Einfluss auf die Wähler nehmen, das sei gegen das Gesetz. Und wenn sie dafür die Gemeinnützigkeit bescheinigt haben, müsse das umgehend abgestellt werden.
Die Liste der so Angegriffenen reichte von Omas gegen rechts über Sportvereine, Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Jugendorganisationen bis zu Attac u.a.
Mehrere der betroffenen Organisationen, so auch Campact, haben daraufhin Appelle gestartet, mit denen gegen die Fragen und die dahinter steckenden Absichten protestiert wird.
Und jetzt nicht lange gefackelt und den Appell unterzeichnen unter
http://campact.org/angriff-auf-zivilgesellschaft-emum
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Trumps Gedächtnisschwäche
jf.bremen, 17:07h
US-Präsident Donald Trump scheint unter Amnesie zu leiden. Nachdem er sich von seinem russischen Kollegen, Präsident Putin, telefonisch die Welt erklären ließ, bezeichnete er den ukrainischen Präsidenten Selenski als „Diktator“. Wenig später plante Trump, sich mit Selenski zu treffen, um ihm seine Bedingungen – Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen – in den Block zu diktieren. Verwundert fragte ein Reporter, warum er sich mit einem „Diktator“ auf Geschäfte einlasse. Trump daraufhin: „Habe ich das gesagt? Ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe. Nächste Frage.“
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Mittwoch, 26. Februar 2025
Merz gegen Rechtsstaat
jf.bremen, 15:07h
Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU, 69 Jahre) ist noch einmal im angestrebten Amt, da sorgt er schon für einen ersten Skandal. Während US-Präsident Trump Dekrete im Stundentakt raushaut, hängt Merz sich ans Telefon und ruft den israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu an.
Natürlich ist ein Telefonat mit wem auch immer seine Privatangelegenheit, allerdings geht der Inhalt des Gesprächs weit darüber hinaus: Er hat Netanyahu nämlich nach Deutschland eingeladen, und das ist ein äußerst brisantes Politikum. Netanyahu ist nämlich mit Haftbefehl des Internationales Strafgerichtshofs ausgeschrieben. Begründung: Er und sein ehemaliger Verteidigungsminister Galant hätten im Gasa-Krieg Kriegsverbrechen begangen.
Deutschland ist laut internationalem Recht verpflichtet, einen solchen Haftbefehl zu vollstrecken. Sobald einer der beiden Israelis das deutsche Staatsgebiet betritt, müssen die Handschellen zuschnappen. Aber nicht mit dem zukünftigen Bundeskanzler. Dieser hat Netanyahu zugesichert, er werden „Mittel und Wege finden“, dass Netanyahu nicht verhaftet wird. Merz hat Netanyahu also vorsätzlich einen offenen Rechtsbruch mit Ansage versprochen.
Seit wann steht der Bundeskanzler über dem Recht? Merz und alle anderen staatlichen Instanzen wären verpflichtet, den Haftbefehl zu vollstrecken bzw. vollstrecken zu lassen. Damit stellt er sich in die Reihe früherer CDU/CSU-Granden, denen das positive Recht auch schon mal schnuppe war. Nur mal so: Der frühere Bundesinnenminister Hermann Höcherl (CSU) erklärte 1963, „Die Beamten können nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen." Ihm unterstellte Beamte hatten gegen das Abhörverbot von Telefonen verstoßen.
Die deutsche Gesellschaft konnte inzwischen hoffen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sich seit 1963 zum Positiven entwickelt haben. Merz scheint damit Schluss machen zu wollen.
Natürlich ist ein Telefonat mit wem auch immer seine Privatangelegenheit, allerdings geht der Inhalt des Gesprächs weit darüber hinaus: Er hat Netanyahu nämlich nach Deutschland eingeladen, und das ist ein äußerst brisantes Politikum. Netanyahu ist nämlich mit Haftbefehl des Internationales Strafgerichtshofs ausgeschrieben. Begründung: Er und sein ehemaliger Verteidigungsminister Galant hätten im Gasa-Krieg Kriegsverbrechen begangen.
Deutschland ist laut internationalem Recht verpflichtet, einen solchen Haftbefehl zu vollstrecken. Sobald einer der beiden Israelis das deutsche Staatsgebiet betritt, müssen die Handschellen zuschnappen. Aber nicht mit dem zukünftigen Bundeskanzler. Dieser hat Netanyahu zugesichert, er werden „Mittel und Wege finden“, dass Netanyahu nicht verhaftet wird. Merz hat Netanyahu also vorsätzlich einen offenen Rechtsbruch mit Ansage versprochen.
Seit wann steht der Bundeskanzler über dem Recht? Merz und alle anderen staatlichen Instanzen wären verpflichtet, den Haftbefehl zu vollstrecken bzw. vollstrecken zu lassen. Damit stellt er sich in die Reihe früherer CDU/CSU-Granden, denen das positive Recht auch schon mal schnuppe war. Nur mal so: Der frühere Bundesinnenminister Hermann Höcherl (CSU) erklärte 1963, „Die Beamten können nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen." Ihm unterstellte Beamte hatten gegen das Abhörverbot von Telefonen verstoßen.
Die deutsche Gesellschaft konnte inzwischen hoffen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sich seit 1963 zum Positiven entwickelt haben. Merz scheint damit Schluss machen zu wollen.
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Sonntag, 23. Februar 2025
Populisten sind was?
jf.bremen, 16:21h
Tim – 14 Jahre – fragte neulich: „Papa, was ist ein Popolist?“
Papa lacht: „Du meinst ein PopUlist.“
„Ja, ist doch egal, also meinetwegen Populist.“
„Das kommt von lateinisch populus, das Volk. Das meint einen Politiker, der dem Volk nach dem Mund redet. Den Leuten etwas sagt oder verspricht, was falsch oder unmöglich ist.“
Tim: „Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel, wenn jemand fordert, man müsse die deutschen Grenzen schließen, damit keine Migranten mehr zu uns kommen können.“
„Ja, und, was ist falsch daran?“
„Also“ – jetzt wusste Tim, dass es länger dauern könnte – „das ist 1) politisch falsch, weil unmenschlich, Flüchtlinge fliehen vor politischer Verfolgung oder Krieg. Und es sind so viele gegen die geschlossenen Grenzen, dass die Politiker es nicht durchsetzen können.
2) Brauchen wir Zuwanderung, damit wir zukünftig noch genügend Menschen haben, die arbeiten, z.B. in den Krankenhäusern, Altenheimen, Kitas, in Bussen und Bahnen, in Fabriken.
Und 3) weil es praktisch unmöglich ist, alle Grenzen zuzumachen. Das sind 3.750 km mit neun Ländern. So viele Polizisten haben wir gar nicht.“
„Ja wenn das so ist: Wer will denn die Grenzen dicht machen?“
„Z B. Horst Söder von der CSU oder Friedrich März von der CDU oder Alice Weidel (AfD).“
„Dann sind das also Populisten?“
„Kann man so sagen.“
„Warum wollen die das denn, wenn es gar nicht geht?“
„Weil sie meinen, dass die Leute ihnen glauben und sie sie dann wählen.“
„Ja, sind die denn alle bescheuert?“
„Na ja, zumindest nicht gut informiert.“
Papa lacht: „Du meinst ein PopUlist.“
„Ja, ist doch egal, also meinetwegen Populist.“
„Das kommt von lateinisch populus, das Volk. Das meint einen Politiker, der dem Volk nach dem Mund redet. Den Leuten etwas sagt oder verspricht, was falsch oder unmöglich ist.“
Tim: „Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel, wenn jemand fordert, man müsse die deutschen Grenzen schließen, damit keine Migranten mehr zu uns kommen können.“
„Ja, und, was ist falsch daran?“
„Also“ – jetzt wusste Tim, dass es länger dauern könnte – „das ist 1) politisch falsch, weil unmenschlich, Flüchtlinge fliehen vor politischer Verfolgung oder Krieg. Und es sind so viele gegen die geschlossenen Grenzen, dass die Politiker es nicht durchsetzen können.
2) Brauchen wir Zuwanderung, damit wir zukünftig noch genügend Menschen haben, die arbeiten, z.B. in den Krankenhäusern, Altenheimen, Kitas, in Bussen und Bahnen, in Fabriken.
Und 3) weil es praktisch unmöglich ist, alle Grenzen zuzumachen. Das sind 3.750 km mit neun Ländern. So viele Polizisten haben wir gar nicht.“
„Ja wenn das so ist: Wer will denn die Grenzen dicht machen?“
„Z B. Horst Söder von der CSU oder Friedrich März von der CDU oder Alice Weidel (AfD).“
„Dann sind das also Populisten?“
„Kann man so sagen.“
„Warum wollen die das denn, wenn es gar nicht geht?“
„Weil sie meinen, dass die Leute ihnen glauben und sie sie dann wählen.“
„Ja, sind die denn alle bescheuert?“
„Na ja, zumindest nicht gut informiert.“
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Sonntag, 16. Februar 2025
Notorisch sinnlose Forderungen
jf.bremen, 18:08h
Nach jedem Anschlag „mit migrantischem Hintergrund“ fordern erwartbar Politiker eine Verschärfung des Ausländer- und Migrationsrechts: Abschiebung, Grenzen dicht. So auch aktuell in München.
Sieht man sich die Einzelfälle genau an, wird deutlich, keine der geforderten Maßnahme hätte die Taten verhindert. Ja, schlimmer noch: viele Taten wären vermeidbar gewesen, wenn der Staat in Form von Polizei, Justiz, Verfassungsschutz, BAMF, Ordnungsbehörden seine Arbeit korrekt gemacht hätte.
Eine kleine Auswahl von Einzelfällen:
• Das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt (Berlin Breitscheidplatz) wäre verhindert worden, wenn Justiz, Polizei und Verfassungsschutz kooperiert hätten – der Täter war aktenkundig als Gefährder und Kleinkrimineller.
• Das Attentat von Hanau: Der Täter war aktenkundig, der Notausgang der Bar, in der zwei Menschen erschossen wurden, war verschlossen, was der Polizei und dem Ordnungsamt bekannt war. Die Krönung der Sorglosigkeit war, dass der Notruf über Stunden nicht erreichbar war. Der Mann, der den Täter verfolgte und immer wieder versuchte, die Polizei anzurufen, wurde am Ende ebenfalls erschossen.
• Der Weihnachtmarkt in Magdeburg war hermetisch abgeriegelt bis auf eine Zufahrt für Rettungsfahrzeuge. Das Polizeifahrzeug, das im Notfall die Zufahrt sperren sollte, war nicht am Ort. (S. miniaturen 23.12.24, „Menschliches Versagen“)
• Die Messerattacke im Zug von Kiel nach Hamburg wäre vermeidbar gewesen, wenn die Behörden – Polizei, BAMF, Ordnungsamt – kooperiert hätten.
• Die schlimmste Tat-Serie war die des NSU: zehn Menschen starben, weil die Polizei über Jahre in die falsche Richtung ermittelte und die Opfer verfolgte statt der Täter, rechtsextreme Terroristen.
• Es bleibt abzuwarten, ob beim Angriff auf die Verdi-Demo in München erneut staatliches Versagen herauskommt.
• Die Liste ist unvollständig!
Wenn jedes Mal bei einer Attacke – wie jetzt in München – Politiker mit trauerumflorter Stimme immer wieder eine Verschärfung der Gesetze fordern, kann man den Eindruck gewinnen, dass sie in ihrer Rat- und Hilflosigkeit stereotyp die immer gleichen Forderungen stellen, sich nur in Nuancen von rechts bis links unterscheiden. Man könnte sogar unterstellen, dass sie wider besseres Wissen, den falsche Sermon herunterbeten.
Sieht man sich die Einzelfälle genau an, wird deutlich, keine der geforderten Maßnahme hätte die Taten verhindert. Ja, schlimmer noch: viele Taten wären vermeidbar gewesen, wenn der Staat in Form von Polizei, Justiz, Verfassungsschutz, BAMF, Ordnungsbehörden seine Arbeit korrekt gemacht hätte.
Eine kleine Auswahl von Einzelfällen:
• Das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt (Berlin Breitscheidplatz) wäre verhindert worden, wenn Justiz, Polizei und Verfassungsschutz kooperiert hätten – der Täter war aktenkundig als Gefährder und Kleinkrimineller.
• Das Attentat von Hanau: Der Täter war aktenkundig, der Notausgang der Bar, in der zwei Menschen erschossen wurden, war verschlossen, was der Polizei und dem Ordnungsamt bekannt war. Die Krönung der Sorglosigkeit war, dass der Notruf über Stunden nicht erreichbar war. Der Mann, der den Täter verfolgte und immer wieder versuchte, die Polizei anzurufen, wurde am Ende ebenfalls erschossen.
• Der Weihnachtmarkt in Magdeburg war hermetisch abgeriegelt bis auf eine Zufahrt für Rettungsfahrzeuge. Das Polizeifahrzeug, das im Notfall die Zufahrt sperren sollte, war nicht am Ort. (S. miniaturen 23.12.24, „Menschliches Versagen“)
• Die Messerattacke im Zug von Kiel nach Hamburg wäre vermeidbar gewesen, wenn die Behörden – Polizei, BAMF, Ordnungsamt – kooperiert hätten.
• Die schlimmste Tat-Serie war die des NSU: zehn Menschen starben, weil die Polizei über Jahre in die falsche Richtung ermittelte und die Opfer verfolgte statt der Täter, rechtsextreme Terroristen.
• Es bleibt abzuwarten, ob beim Angriff auf die Verdi-Demo in München erneut staatliches Versagen herauskommt.
• Die Liste ist unvollständig!
Wenn jedes Mal bei einer Attacke – wie jetzt in München – Politiker mit trauerumflorter Stimme immer wieder eine Verschärfung der Gesetze fordern, kann man den Eindruck gewinnen, dass sie in ihrer Rat- und Hilflosigkeit stereotyp die immer gleichen Forderungen stellen, sich nur in Nuancen von rechts bis links unterscheiden. Man könnte sogar unterstellen, dass sie wider besseres Wissen, den falsche Sermon herunterbeten.
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Samstag, 15. Februar 2025
FDP – Wieviel Retro darf‘s denn sein?
jf.bremen, 13:03h
Rechtzeitig zur Bundestagswahl und zum Internationalen Frauentag (8. März) hat die FDP im Gefolge der CDU die Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch verhindert.
Auch das Wahlprogramm der FDP zeichnet sich nicht gerade als zukunftsweisend aus: Die einzige frauenpolitische Forderung besteht darin, dass eine „Online-Plattform für verfügbare Frauenhausplätze“ eingerichtet werden soll. Die Idee ist nicht schlecht, allerdings gibt es eine solche Plattform bereits lange.
Ganz konsequent ist man im Brandenburgischen. Die örtliche FDP hat zur Wahl Plakate mit dem Konterfei des ehemaligen FDP-Vorsitzenden und Bundesinnenminister Hans Dietrich Genscher geklebt. Der starb bereits 2016.
Nach der letzten Bundestagswahl lautete die FDP-Devise: Ein Weiter-so wird es nicht geben. Inzwischen also wohl doch.
Auch das Wahlprogramm der FDP zeichnet sich nicht gerade als zukunftsweisend aus: Die einzige frauenpolitische Forderung besteht darin, dass eine „Online-Plattform für verfügbare Frauenhausplätze“ eingerichtet werden soll. Die Idee ist nicht schlecht, allerdings gibt es eine solche Plattform bereits lange.
Ganz konsequent ist man im Brandenburgischen. Die örtliche FDP hat zur Wahl Plakate mit dem Konterfei des ehemaligen FDP-Vorsitzenden und Bundesinnenminister Hans Dietrich Genscher geklebt. Der starb bereits 2016.
Nach der letzten Bundestagswahl lautete die FDP-Devise: Ein Weiter-so wird es nicht geben. Inzwischen also wohl doch.
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Mittwoch, 12. Februar 2025
Nie wieder heißt jetzt!
jf.bremen, 19:01h
1945 rückten die USA unter dem Banner „Freedom and Democracy“ gegen das faschistische Deutschland vor und im Westen Deutschlands ein. Sie brachten den Auftrag mit, in Deutschland – zumindest im Westen – eine demokratische Verfassung zu etablieren.
Entstanden ist dabei eine Verfassung – das Grundgesetz -, das in wesentlichen Teilen mehr Demokratie ermöglicht als die US-amerikanische Verfassung. Die war unter völlig anderen Bedingungen als gegenwärtig entstanden: Ein Land, das an Gebiet und Bevölkerung noch relativ klein war. Es gab keine Kommunikationsmittel außer der Pferdekutsche und der Zeitung.
Moderne Medien veränderten die Gesellschaft, nicht aber die Verfassung. Es gibt eine sehr mächtige Zentralmacht, den Präsidenten, vom Volk gewählte Gerichte, die ebenso gut wieder abgewählt werden konnten, wenn ihre Meinung der der lokalen Bevölkerung widersprach. Ganz anders das oberste Gericht: Der Präsident benennt die einzelnen Richter auf Lebenszeit, egal wie alt sie werden.
Und: Was ist das für eine Demokratie, in der der Vizepräsident sagen darf, es sei “den Richtern nicht erlaubt, die legitime Macht der Exekutive zu kontrollieren“. Genau das ist die Aufgabe der Justiz, in der Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Justiz die beiden anderen zu kontrollieren!
Nicht nur dadurch unterscheidet sich das Grundgesetz. Zwar wurde es in vielen Punkten verändert – Wehrpflicht, Notstandsgesetze – und es wird laufend den veränderten gesellschaftlichen Bedingen angepasst, meist nach erbitterten und langwierigen Debatten und Kontroversen. Der Wesensgehalt bleibt aber der gleiche, demokratisch. Meine Generation, die des Nachkriegs, erlebt das nun schon lebenslang. Es gab eine Phase in den 60er und 70er Jahren, in der wir schier verzweifelten an der Verfassungswirklichkeit. Heute lässt sich sagen, die schlimmsten Krisen haben wir umschifft. Das Erreichte darf jetzt nicht verspielt werden! Das betrifft vor allem das Wiedererstarken extrem rechter Kräfte und die Aufgabe liberaler und linker Positionen!
Entstanden ist dabei eine Verfassung – das Grundgesetz -, das in wesentlichen Teilen mehr Demokratie ermöglicht als die US-amerikanische Verfassung. Die war unter völlig anderen Bedingungen als gegenwärtig entstanden: Ein Land, das an Gebiet und Bevölkerung noch relativ klein war. Es gab keine Kommunikationsmittel außer der Pferdekutsche und der Zeitung.
Moderne Medien veränderten die Gesellschaft, nicht aber die Verfassung. Es gibt eine sehr mächtige Zentralmacht, den Präsidenten, vom Volk gewählte Gerichte, die ebenso gut wieder abgewählt werden konnten, wenn ihre Meinung der der lokalen Bevölkerung widersprach. Ganz anders das oberste Gericht: Der Präsident benennt die einzelnen Richter auf Lebenszeit, egal wie alt sie werden.
Und: Was ist das für eine Demokratie, in der der Vizepräsident sagen darf, es sei “den Richtern nicht erlaubt, die legitime Macht der Exekutive zu kontrollieren“. Genau das ist die Aufgabe der Justiz, in der Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Justiz die beiden anderen zu kontrollieren!
Nicht nur dadurch unterscheidet sich das Grundgesetz. Zwar wurde es in vielen Punkten verändert – Wehrpflicht, Notstandsgesetze – und es wird laufend den veränderten gesellschaftlichen Bedingen angepasst, meist nach erbitterten und langwierigen Debatten und Kontroversen. Der Wesensgehalt bleibt aber der gleiche, demokratisch. Meine Generation, die des Nachkriegs, erlebt das nun schon lebenslang. Es gab eine Phase in den 60er und 70er Jahren, in der wir schier verzweifelten an der Verfassungswirklichkeit. Heute lässt sich sagen, die schlimmsten Krisen haben wir umschifft. Das Erreichte darf jetzt nicht verspielt werden! Das betrifft vor allem das Wiedererstarken extrem rechter Kräfte und die Aufgabe liberaler und linker Positionen!
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Wollen wir eine Clan-Kriminalität 2.0?
jf.bremen, 19:00h
Ein Grundpfeiler unserer Verfassung war von Anbeginn das Asylrecht als eine der Lehren aus der Erfahrung des Nationalsozialismus. Deutsche wurden als Antifaschistischen, Sozialisten, Kommunisten, aus anderen politischen oder rassistischen Gründen gezwungen das Land zu verlassen, ins Exil zu gehen und um politisches Asyl nachzusuchen.
Der entsprechende Artikel des Grundgesetzes ist aufgrund europäischer und sonstiger Regelungen überflüssig. Das Asylrecht wird nunmehr auf EU-Ebene geregelt. (Eine Tatsache, die konservative und rechte Politiker oft nicht kapiert haben, zuletzt Merz in der Fernsehdiskussion mit Scholz.)
Etwas anderes ist die Einwanderung. Deutschland war spätestens seit der Industrialisierung ein Einwanderungsland. Im 19. Jahrhundert kamen Arbeitskräfte aus Polen, dem Baltikum und Russland. Ein Blick in die Telefonbücher im Ruhrgebiet, in Berlin oder z.B. auch Bremen belegt das durch viele polnische Namen.
Im 20.Jahrhundert folgte die Einwanderung aus Italien, überhaupt Südeuropa, vor allem auch aus der Türkei. Heute kommen die Immigranten als Flüchtlinge, oder über Anwerbung aus dem Nahen und mittleren Osten, Afrika, quasi weltweit.
Bis vor wenigen Jahren wollten verantwortliche Politiker diese Tatsache nicht wahrhaben. Die Parole der CDU war: Deutschland ist kein Einwanderungsland. Faktisch hat ein Viertel der Bevölkerung einen migrantischen Hintergrund. Die Reformunfähigkeit hat die notwendigen Konsequenzen bis heute negiert - Staatsbürgerschaftsrecht, Bildungspolitik, Berufsbildung, Arbeitspolitik.
Die verfehlte Politik schuf immer wieder Probleme. Nur ein Beispiel: In den 90er Jahren drängten Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon über die Türkei nach Europa. Ihre Geschichte führte dazu, dass ihre nationale Identität unklar war. Sie wurden daher nicht als Asylbewerber anerkannt, durfte deswegen auch nicht arbeiten. Schwerpunkte waren (und sind) Berlin, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Städte in Schweden.
Was machen Migranten, wenn sie nicht arbeiten dürfen? Sie schließen sich fest zusammen und verlegen sich auf ungesetzliche Aktivitäten. Heute kämpft die Justiz einen aussichtlosen Kampf gegen die sog. Clan-Kriminalität, u.a. in Bremer die der Miri-Familie.
Aktuell gibt es wieder eine Situation wie in den 90ern. Hunderttausende Flüchtlinge und Migranten sind ohne Perspektive. Das äußert sich durch psychotische Reaktionen und illegale Aktivitäten. Ungesteuert endet dieser Prozess wie bei der Clan-Kriminalität.
Soweit die Migranten irgendwie anerkannt sind, suchen sie sich Arbeit und tragen so zum Sozialprodukt bei. 60% der Syrien-Flüchtlinge und eben soviele aus der Ukraine. Sie arbeiten in der Pflege, im Baugewerbe, bei Dienstleistungen wie Reinigungsarbeiten, im Transportgewerbe und sind unabkömmlich. Sie alle zu „Remigranten“ zu machen und sie „zurückzuführen“ in ihre Heimatländer, wäre nicht nur zutiefst inhuman, sondern würde zum Zusammenbruch der o.a. Branchen führen.
Das auch in Trumps Stammbuch, der genau das plant: alle Migranten raus aus den USA. Wäre eine Katastrophe! Ja
Der entsprechende Artikel des Grundgesetzes ist aufgrund europäischer und sonstiger Regelungen überflüssig. Das Asylrecht wird nunmehr auf EU-Ebene geregelt. (Eine Tatsache, die konservative und rechte Politiker oft nicht kapiert haben, zuletzt Merz in der Fernsehdiskussion mit Scholz.)
Etwas anderes ist die Einwanderung. Deutschland war spätestens seit der Industrialisierung ein Einwanderungsland. Im 19. Jahrhundert kamen Arbeitskräfte aus Polen, dem Baltikum und Russland. Ein Blick in die Telefonbücher im Ruhrgebiet, in Berlin oder z.B. auch Bremen belegt das durch viele polnische Namen.
Im 20.Jahrhundert folgte die Einwanderung aus Italien, überhaupt Südeuropa, vor allem auch aus der Türkei. Heute kommen die Immigranten als Flüchtlinge, oder über Anwerbung aus dem Nahen und mittleren Osten, Afrika, quasi weltweit.
Bis vor wenigen Jahren wollten verantwortliche Politiker diese Tatsache nicht wahrhaben. Die Parole der CDU war: Deutschland ist kein Einwanderungsland. Faktisch hat ein Viertel der Bevölkerung einen migrantischen Hintergrund. Die Reformunfähigkeit hat die notwendigen Konsequenzen bis heute negiert - Staatsbürgerschaftsrecht, Bildungspolitik, Berufsbildung, Arbeitspolitik.
Die verfehlte Politik schuf immer wieder Probleme. Nur ein Beispiel: In den 90er Jahren drängten Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon über die Türkei nach Europa. Ihre Geschichte führte dazu, dass ihre nationale Identität unklar war. Sie wurden daher nicht als Asylbewerber anerkannt, durfte deswegen auch nicht arbeiten. Schwerpunkte waren (und sind) Berlin, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Städte in Schweden.
Was machen Migranten, wenn sie nicht arbeiten dürfen? Sie schließen sich fest zusammen und verlegen sich auf ungesetzliche Aktivitäten. Heute kämpft die Justiz einen aussichtlosen Kampf gegen die sog. Clan-Kriminalität, u.a. in Bremer die der Miri-Familie.
Aktuell gibt es wieder eine Situation wie in den 90ern. Hunderttausende Flüchtlinge und Migranten sind ohne Perspektive. Das äußert sich durch psychotische Reaktionen und illegale Aktivitäten. Ungesteuert endet dieser Prozess wie bei der Clan-Kriminalität.
Soweit die Migranten irgendwie anerkannt sind, suchen sie sich Arbeit und tragen so zum Sozialprodukt bei. 60% der Syrien-Flüchtlinge und eben soviele aus der Ukraine. Sie arbeiten in der Pflege, im Baugewerbe, bei Dienstleistungen wie Reinigungsarbeiten, im Transportgewerbe und sind unabkömmlich. Sie alle zu „Remigranten“ zu machen und sie „zurückzuführen“ in ihre Heimatländer, wäre nicht nur zutiefst inhuman, sondern würde zum Zusammenbruch der o.a. Branchen führen.
Das auch in Trumps Stammbuch, der genau das plant: alle Migranten raus aus den USA. Wäre eine Katastrophe! Ja
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