Freitag, 22. Januar 2021
Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (12)
Zwölfter Tag: Vorläufig letzter Tag mit Christiane und Rainer. Sie helfen uns erst noch mal im Reisebüro: Kaskaden-Tour heute, Ausflug zum Chimborazo, Rückfahrt nach Quito. Dann verabschieden wir uns bis Dienstag.

Gerhild und ich beginnen die Kaskaden-Tour auf einem offenen Lastwagen, einem „Chiva“: es ist eigentlich eine Verkaufstour für diverse Aktivitäten am Rio Pastaza: eine Gondelfahrt, Canopy genannt, über die Schlucht in ziemlichem Tempo für 1,50 $, wo man an einem Drahtseil quasi fliegend die Schlucht quert; haben wir nur zugeguckt. Und schließlich die imposante Cascada Pailón del Diablo (1,50 $ lohnt sich wirklich!). Am Kraftwerk fahren wir vorbei, aber es sind nach dem Starkregen – von gestern Abend bis heute Mittag – zwei Tore geöffnet, aus denen Wassermassen schießen. Ein Teil des Wassers läuft durch ein dickes Rohr über eine Turbine.

Der Fahrer des halboffenen Chiva nagelt mit hoher Geschwindigkeit durch die Landschaft, liefert sich mit anderen Bussen Rennen und überholt waghalsig. Man muss schon sehr aufpassen, wenn man trotzdem was von der beeindruckenden Landschaft sehen will. Hinter dem Fahrerhaus laufen auf einem Monitor Musik-Videos, überwiegend Rap-Verschnitt mit ewig gleichem Beat und einfallsloser Melodik. Die Bilder offen sexistisch, aber in rasenden Bewegungen, Einstellungen und Schnitten, die permanent im Stadium der Vorlust verharren. Meine Bitte, den Krach leiser zu machen, blieb wenig erfolgreich. Wir haben uns die Rosinen aus der Veranstaltung gepickt und sie genossen.

Danach gehen wir in die dominikanische Basilika, wo gerade eine Messe stattfindet. Auch mal interessant, wenn auch unspektakulär. Die Kirche ist mehr als halbvoll, es gibt ein ständiges Kommen und Gehen. Wir sind wohl die einzigen „Gringos“. Kinder spielen zwischen den Bänken. Familien kaufen Kerzen, um sie später anzuzünden.



Die ganze Chor-Rückwand wird von einem großen Altarbild eingenommen. Viele Mariendarstellungen, aber kein Kruzifix. Auch die Heilwunder-Quelle des Ortes heißt nach Maria „Bano de la virgen“. Ich habe gelesen, dass der gekreuzigte Jesus keine Identifikationsfigur in der Mission war, weil er als Loser empfunden wurde.

Durch Johann Gottfried Seume habe ich erfahren, wie wichtig Bildung für erfolgreiches Reise ist. Er beherrschte bereits mit neunundzwanzig Jahren mindestens sieben alte und moderne Sprachen, kannte sich bestens in der antiken Mythologie, der Geschichte und im Militärwesen aus, verfolgte und kommentierte das aktuelle Geschehen kenntnisreich und intelligent. Sein „Spaziergang nach Syrakus“ von 1802 war eine Bildungsreise: was er bereits wusste, wurde anschaulich, was er nicht wusste, erfuhr er neu. So muss man reisen: gut vorbereitet, umfassend gebildet, mit offenen Sinnen und neugierig auf Unbekanntes!

An den Wänden großformatige Gemälde mit Vulkan-Ausbrüchen, Bränden, Überschwemmungen, aber auch idyllische Landschaftsbilder und eine Darstellung des „Canopy“. Die gerade Holzdecke ist verziert. Insgesamt macht die Kirche einen harmonischen Eindruck.



Ein Kaffee und ein Stück Kuchen im dänischen Café stärken uns. Einen guten Kaffee zu bekommen, ist in Ecuador nicht einfach. Die Ecuadorianer trinken traditionell keinen Kaffee: sie glauben, dass man davon inwendig schwarz wird. Für ein Land erstaunlich, das immerhin, wenn auch in bescheidenem Umfang, Kaffee exportiert.

Zurück im Hotel bereiten wir den morgigen Ausflug vor, und ich schreibe. Dann `runter zum Abendessen.

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