Freitag, 22. Januar 2021
Ecuador: Christianisierung und Kolonisation
Christianisierung und Kolonisation Ecuadors gingen seit Anfang des 16. Jh. Hand in Hand. Bereits die ersten „Entdecker“ nahmen die Besatzung eines Bootes von Indígenas gefangen, zwangen sie, ihnen als Sprachmittler u.a. bei der „Mission“ zu dienen. Schon 1534 wurde die erste Kirche geweiht, zehn Jahre danach das Bistum Quito gegründet. Seit 1863 ist der Katholizismus Staatsreligion. 1904 wurde die Kirche dem Staat unterstellt. Ca. 90% - die Zahlen schwanken je nach Quelle, teilweise innerhalb einer Quelle – der Ecuadorianer sind katholisch. Protestanten sind eine Minderheit. Eine Besonderheit ist die Geschichte der Jesuiten, die 1540 päpstlich als Orden anerkannt wurden und sehr früh an der Christianisierung und Kolonialisierung Ecuadors beteiligt waren. Sie kümmerten sich neben der Missionierung um Bildung in Schulen und Universitäten um Wirtschaft und Agrikultur. Die Kolonialbürokratie war primär gewinnorientiert ohne den „Sozialklimbim“ und sanktionierte den Orden 1767 durch einen Befehl des spanischen Königs. Die Jesuiten wurden enteignet, ausgewiesen bzw. verbannt. Neben dem Christentum, teils zugleich, gibt es ungezählte Anhänger von einer Naturreligion, überwiegend oder ausschließlich unter den Indígenas vorwiegend im Amazonasbecken. Die kulturelle Zusammengehörigkeit der Quechua basiert auf der Sprache und der gemeinsamen Weltanschauung. Diese besteht aus einem harmonischen Welt-Verständnis, der Harmonie zwischen Universum, Erde und Mensch sowie zwischen Erde und Himmel, hoch und tief, kalt und warm. So Volker Feser in dem Reiseführer „Ecuador“.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Ecuador: Indígenas
Die Ureinwohner Südamerikas werden Indígenas genannt. Sie sind indianischen Ursprungs, mögen den Begriff Indios aber gar nicht. Im Gebiet des Rio Napo besteht die größte Bevölkerungsgruppe aus Quechua, deren Sprache in dieser Region auch die lingua franca, die Umgangssprache, ist. Daneben gibt es aber eine große Zahl kleinerer Ethnien mit eigenen Sprachen, teilweise eigener Kultur und Vergangenheit. Neben den nur 10% Weißen, d.h. ehemals Europäern, gibt es eine Minderheit von 5% Afroecuadorianern und anderen farbigen Menschen. Seit der Kolonialisierung im 16. Jahrhundert bilden die Weißen die kulturelle und wirtschaftliche Oberschicht. Nur sehr langsam bekommen die Indígenas vor allem durch verbesserte Bildungschancen größeren Einfluss. Aber weiterhin sind die USA kulturell und wirtschaftlich relativ dominant.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (12)
Zwölfter Tag: Vorläufig letzter Tag mit Christiane und Rainer. Sie helfen uns erst noch mal im Reisebüro: Kaskaden-Tour heute, Ausflug zum Chimborazo, Rückfahrt nach Quito. Dann verabschieden wir uns bis Dienstag.

Gerhild und ich beginnen die Kaskaden-Tour auf einem offenen Lastwagen, einem „Chiva“: es ist eigentlich eine Verkaufstour für diverse Aktivitäten am Rio Pastaza: eine Gondelfahrt, Canopy genannt, über die Schlucht in ziemlichem Tempo für 1,50 $, wo man an einem Drahtseil quasi fliegend die Schlucht quert; haben wir nur zugeguckt. Und schließlich die imposante Cascada Pailón del Diablo (1,50 $ lohnt sich wirklich!). Am Kraftwerk fahren wir vorbei, aber es sind nach dem Starkregen – von gestern Abend bis heute Mittag – zwei Tore geöffnet, aus denen Wassermassen schießen. Ein Teil des Wassers läuft durch ein dickes Rohr über eine Turbine.

Der Fahrer des halboffenen Chiva nagelt mit hoher Geschwindigkeit durch die Landschaft, liefert sich mit anderen Bussen Rennen und überholt waghalsig. Man muss schon sehr aufpassen, wenn man trotzdem was von der beeindruckenden Landschaft sehen will. Hinter dem Fahrerhaus laufen auf einem Monitor Musik-Videos, überwiegend Rap-Verschnitt mit ewig gleichem Beat und einfallsloser Melodik. Die Bilder offen sexistisch, aber in rasenden Bewegungen, Einstellungen und Schnitten, die permanent im Stadium der Vorlust verharren. Meine Bitte, den Krach leiser zu machen, blieb wenig erfolgreich. Wir haben uns die Rosinen aus der Veranstaltung gepickt und sie genossen.

Danach gehen wir in die dominikanische Basilika, wo gerade eine Messe stattfindet. Auch mal interessant, wenn auch unspektakulär. Die Kirche ist mehr als halbvoll, es gibt ein ständiges Kommen und Gehen. Wir sind wohl die einzigen „Gringos“. Kinder spielen zwischen den Bänken. Familien kaufen Kerzen, um sie später anzuzünden.



Die ganze Chor-Rückwand wird von einem großen Altarbild eingenommen. Viele Mariendarstellungen, aber kein Kruzifix. Auch die Heilwunder-Quelle des Ortes heißt nach Maria „Bano de la virgen“. Ich habe gelesen, dass der gekreuzigte Jesus keine Identifikationsfigur in der Mission war, weil er als Loser empfunden wurde.

Durch Johann Gottfried Seume habe ich erfahren, wie wichtig Bildung für erfolgreiches Reise ist. Er beherrschte bereits mit neunundzwanzig Jahren mindestens sieben alte und moderne Sprachen, kannte sich bestens in der antiken Mythologie, der Geschichte und im Militärwesen aus, verfolgte und kommentierte das aktuelle Geschehen kenntnisreich und intelligent. Sein „Spaziergang nach Syrakus“ von 1802 war eine Bildungsreise: was er bereits wusste, wurde anschaulich, was er nicht wusste, erfuhr er neu. So muss man reisen: gut vorbereitet, umfassend gebildet, mit offenen Sinnen und neugierig auf Unbekanntes!

An den Wänden großformatige Gemälde mit Vulkan-Ausbrüchen, Bränden, Überschwemmungen, aber auch idyllische Landschaftsbilder und eine Darstellung des „Canopy“. Die gerade Holzdecke ist verziert. Insgesamt macht die Kirche einen harmonischen Eindruck.



Ein Kaffee und ein Stück Kuchen im dänischen Café stärken uns. Einen guten Kaffee zu bekommen, ist in Ecuador nicht einfach. Die Ecuadorianer trinken traditionell keinen Kaffee: sie glauben, dass man davon inwendig schwarz wird. Für ein Land erstaunlich, das immerhin, wenn auch in bescheidenem Umfang, Kaffee exportiert.

Zurück im Hotel bereiten wir den morgigen Ausflug vor, und ich schreibe. Dann `runter zum Abendessen.

... link (0 Kommentare)   ... comment