Montag, 18. Januar 2021
Ecuador: Navigation auf dem Napo
Navigation auf dem Napo hat viel mit Intuition zu tun. Es gibt keinerlei Hilfsmittel wie Bojen, Stangen oder Feuer. Allein die Pfähle, zwischen denen die Fischer ihre Netze spannen, sind sichtbar, müssen umfahren werden und wechseln häufig die Position. Weil nur auf Sicht navigiert wird, kann nachts nur ausnahmsweise und mit der Piroge oder anderen kleinen Booten gefahren werden. Dann haben die Boote ein gelbes Funkellicht an. Die Skipper – egal ob großes Schiff oder Piroge – müssen vor allem ständig Untiefen im Blick behalten und diese vermeiden. Sie sind nur durch die unterschiedliche Wasseroberfläche kenntlich: Kräuselung, Wellen, Strudel, Farbe. Da die Untiefen sich ständig ändern, gibt es keinerlei Routine. Die kleineren Boote haben gelegentlich Grundberührung und müssen mit eigener Kraft wieder frei kommen. Dabei wird der Außenborder schräg angewinkelt, damit die Schraube sich nicht einbuddelt. Für den Laien fahren die Skipper nicht nachvollziehbare Zick-Zack-Kurse. Schwimmende Baumteile sind Hindernisse, die sorgfältig umschifft werden müssen, um Beschädigung des Bootes zu vermeiden. Immerhin entwickeln die Boote mit ihren jeweils zwei Außenbordern mit je 50 – 70 PS ein anständiges Tempo. Hut ab vor diesen Wasserkünstlern.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (7)
Siebenter Tag: Wie gestern Abend baden Gerhild und ich im Pool. Nun sitze ich am Beckenrand und schreibe. Gleich gehen wir frühstücken.

Das Flugzeug, das die Passagiere für das Flussschiff aus Quito bringen soll, kommt erst um 11 Uhr, also müssen wir warten. Wir sitzen am Fluss und lesen. Um ½ 12 Uhr gehen wir an Bord einer Art Piroge mit zwei starken Außenbordmotoren, und es geht in schneller Fahrt flussabwärts. Der Fluss ist überraschend breit, links und rechts ist bereits Dschungel. Wegen der vielen Untiefen und Sandbänke schreibt der Skipper seinen Namen im Kielwasser.

Außer uns vieren sind noch ein junges Paar – Flitterwochen! – aus London und eine Gruppe indischer Amis aus North-Carolina an Bord, zusammen 14 Passagiere. Nach ein-dreiviertel Stunden kommen wir in Providencia an, wo wir auf die „Manatee“ umsteigen. Das Schiff heißt Manatee nach den sogenannten. Rundschwanz-Seekühen, die außer im Amazonas-Gebiet auch im Mississippi vorkommen, also Süßwasser-Tiere sind.



Kurze Begrüßung, dann Mittagessen. Wir wurden „platziert“: Die „Weißen“ sitzen am einen Tisch, die Inder am anderen. An jedem Tisch sitzt ein Guide, der sich bemüßigt fühlt, uns möglichst umfassend zu informieren.

Wir richten uns in der Kabine ein, erkunden das Schiff. Später gibt’s eine generelle Information vom Manager. Dann – man gönnt uns keine Ruhe – eine Notfallübung und es werden Gummistiefel für den Landgang verteilt. Tatsächlich waren die Stiefel nicht nur etwas unbequem und förderten den Fußschweiß, sondern auch überflüssig, weil es relativ trocken war. Immerhin nützen sie u.U. gegen Schlangen, denen ich aber auch nicht begegnet bin. Meine guten, wasserdichten Treckingschuhe hätten es auch getan.

Diego, einer der Guides, erzählt mir später, dass genau diese Gummistiefel, d.h. Produkte dieses Herstellers, in den 70er und 80er Jahren bei den kolumbianischen Guerilleros von FARC, ELN und M-19 äußerst beliebt und daher Schmuggelgut waren.

Dann ist erstmal Ruhe bis zum Abendessen. Unterdessen schippert die „Manatee“ geruhsam stromabwärts. Bisschen ruhen, fotografieren, klönen. Das Schiff macht am Schwesterschiff fest und bunkert Diesel.

Der Abendspaziergang beschert uns die diversen „Urwald-Geräusche“, die ich mit meinem Diktafon, zum Vergnügen von Gerhild, einfange. Allerlei Getier ist zu entdecken: verschiedene Frösche, Spinnen – u.a. eine Vogelspinne – Insekten, die sich durch die hellen Taschenlampen nicht irritieren lassen. Sie verlassen sich auf ihre Camouflage. Es soll nicht geblitzt werden, was ich nicht einsehe, die vielen Handscheinwerfer sind ebenso hell. Also tue ich es doch zweimal. Unterwegs begegnet uns ein junger Indígena, der sich sichtlich gestört fühlt durch die vielen Kameras, die auf ihn gerichtet werden. Absolut indiskret. – Zurück an Bord gehen wir bald ins Bett.

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