Samstag, 17. Oktober 2020
Corona-Tagebuch 72.: Corona-Demos zwischen Mythos und Flop
chaira, cheure, cheire nipton
Ich kenne Leute, die KEIN EINZIGES von DEN Medien lesen oder sehen, sich ausschließlich in anonymen Quellen im Internet „informieren“. Wacker behaupten sie aber: „die Medien lügen“. Dieselben Leute beklagen die Einschränkungen von Grundrechten, und dass das Parlament „ausgeschaltet“ sei. Und wo waren diese Leute, als die Notstandgesetze und viele andere Einschränkungen von Verfassungsrechten verabschiedete wurden – und zwar VOM Parlament?

Abstrakt geht es bei den Corona-Skeptikern gegen „die da oben“, gegen die Eliten, gegen das „Parteiensystem“. Wenn man konkret nachfragt, wird mit Allgemeinplätzen geantwortet, oder mit wirklichen Einzelfällen. Kinder seien unter den Atemschutzmasken erstickt. Wer, wann, wo? Fehlanzeige.
Welche Meldungen „der Medien“ sind falsch? Keine Antwort.
Alle Medien seien gleichgeschaltet. Woher sie das wüssten? Bla-Bla-Bla. Als seien BILD und taz und ARD und RTL identisch.

Bill Gates beherrsche die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Wie das mit seiner Beteiligung von 10% am Haushalt der WHO?
Der Staat wolle einen Impfzwang einführen. Aus welcher Quelle kommt diese Behauptung? Keine Ahnung.

Sie wollen „ehrliche Wahrheiten“. Welche sind das außer denen, die sie selber glauben?
Ein Corona-Demonstrant im DLF mit weinerlicher Stimme: „Man wird doch noch mal seine Meinung sagen dürfen. In meinem Bakanntenkreis wird meine Meinung unterdrückt. Da ist man in der Minderheit.“ – Ja genau das ist es: er ist in der Minderheit, und das ist auch gut so. Aber wieso kann er seine Meinung nicht sagen? Er TUT ES doch gerade!

Die Corona-Demos in Berlin, in Konstanz, in Bühl und anderswo HABEN STATTGEFUNDEN, zum Leidwesen der Demonstranten ohne den erhofften Erfolg. In die Position der Minderheit haben diese Leute sich selber gebracht. Die 40.000 in Berlin – das waren wohl schon alle. Und die Folge-Demos waren bereits wesentlich kleiner. Die Umzingelung des Bodensees war der bisher größte Flop.

Und was ist mit Gerichtsurteilen, die einzelne Corona-Maßnahmen kippen? Z.B. das Beherbergungsverbot.Unterdrücktes Verfassungsrecht?
Was ist mit den Konferenzen von Landesministern oder den Bürgermeistern? Alles Geheimtreffen, von denen man nichts erfährt? Nur wenn man DIE Medien nicht zur Kenntnis nimmt.
Es erscheint aussichtslos, gegen diesen Wust von Vorurteilen, Gerüchten, Falschmeldungen und Verschwörungsmythen anzugehen.

Es gibt aber nur einen Weg: Aufklärung, Information, Öffentlichkeit.
Bleibt aufrecht und gesund!

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Sonntag, 27. September 2020
Colt gegen Gürtel
Beim Versuch, einen jungen Mann festzunehmen, zückte dieser den Gürtel und „bedrohte“ damit einen der Beamten. Dieser war nicht faul, zückte seine Pistole und schoss auf den Boden.

Weitere Ordnungshüter drohten mit Schlagstock und Pfefferspray. Erst dann gelang die Festnahme.
Geht’s nicht auch etwas einfacher? Sollten Polizisten es nicht erst einmal mit Nahkampftechniken versuchen, bevor sie schießen? Konnten die Kollegen nicht mithelfen, den Mann dingfest zu machen? Wundert es da jemanden, dass immer mal wieder Polizeiwaffen losgehen, mit der meist tödlichen Treffsicherheit?

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Polizeilicher Augiasstall
Ich habe aufgehört mit Zählen: Immer neue Skandale in Bayern, NRW, Berlin und fast allen anderen Bundesländern werden täglich gemeldet. Ein Augiasstall und wo ist der Herkules, der ihn ausmistet?

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Sonntag, 23. August 2020
Monopole und ihr Missbrauch
Monopole sind Konzerne, die ein Produkt marktbeherrschend herstellen und / oder vertreiben. Sie ausschließlich dürfen das, was andere nicht dürfen. Sie sollen vor Missbrauch schützen und den Wettbewerb fördern. Früher war das in Frankreich das staatliche Tabakmonopol. In Norwegen das Alkoholmonopol. In der Bundesrepublik sind Monopole verboten, und darüber wacht eine eigene Behörde. Übrigens mit einer Ausnahme, jedenfalls früher: Der Staat hatte ein Monopol auf Zündhölzer. Skurril, und warum? Keine Ahnung.

EIN Monopol gibt es aber: das staatliche GEWALTMONOPOL. Es soll verhindern, dass außer dem Staat niemand Gewalt ausübt. Staatliche Organe – Polizei, Armee, Zoll u.a. – exekutieren das Gewaltmonopol. Wie alle Monopole neigen sie zum Missbrauch. Den zu verhindern sind andere staatliche Institutionen bestimmt. Lustig wird’s, wenn die Monopol-Inhaber sich selbst überwachen sollen.

Die Polizei z.B. Sie missbraucht nicht nur ihre Monopolstellung regelmäßig und wohl auch immer öfter, sondern im Rahmen der „inneren Revision“ ist sie zum Wächter bestimmt.

Beispiele? In jüngster Zeit nicht zu knapp: einige Ortsnamen mögen dafür stehen: Berlin-Neukölln, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Ingelheim. Das Nähere ist der Tagespresse zu entnehmen. In jedem Fall misshandeln Polizisten gemeinschaftlich – oft jugendliche – Bürger.

Klare Fälle von Monopol-Missbrauch!

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Mittwoch, 19. August 2020
Junger Mann mit Prinzipien
Ein junger Mann aus meiner Bekanntschaft war leidenschaftlicher Nutella-Konsument. Zum Frühstück gehörte der süße Aufstrich selbstverständlich dazu. Auch zu Einladungen brachte er ein Glas mit. Alle Kritik an der Gesundheits- und Umweltschädlichkeit der Nuss-Creme prallte an ihm ab. Gesunde Alternativen aus dem Naturkostladen wies er brüsk zurück. Irgendwie war es konsequent, dass er sich Jahre später, als er es sich leisten konnte, einen SUV zulegte. Verbrauch: 16 Liter/100 km nach DIN. Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h. Er brauche das Fahrzeug für sein neues Domizil in einem Mittelgebirge. (Dabei grinste er immerhin.)
Und neulich: Der junge Mann erschien ohne Nutella zur Frühstückseinladung. Befragt warum, erklärte er, die Nuss-Creme sei schädlich für die Umwelt. Palmöl-Produktion zerstöre die Regenwälder.
Na, immerhin! Es ist immer Hoffnung.

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Donnerstag, 21. Mai 2020
Corona-Tagebuch 42.: Corona deckt Missstände auf
Insidern und einer aufgeklärten Öffentlichkeit sind die skandalösen Zustände in norddeutschen Schlachthöfen lange bekannt: Überlange Schichten, Arbeitsdruck durch Akkord, Mangel an Arbeitsschutz und Hygiene, keine Arbeitsverträge durch ein System von Subunternehmern (bis zu 80% der Belegschaften), keine Betriebsräte, fehlende gewerkschaftliche Organisierung, mangelnde staatliche Kontrolle, miserable Unterbringung in überteuerten Wohnungen oder Heimen. Das langt erst mal.
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Bis auf wenige stört sich niemand bisher daran, außer engagierten Individuen – z.B. ein Pfarrer – und der Gewerkschaft NGG, der wegen des geringen Organisationsgrads die Hände gebunden sind.

Aber jetzt gibt es einen Skandal im Skandal. In mehreren Betrieben sind Corona-Infektionen ausgebrochen. Das wundert niemanden, der die Verhältnisse kennt, vor denen schon lange gewarnt wird. Und nun auf einmal ist „Holland in Not“. Betriebe wurden geschlossen, Arbeiter in Quarantäne geschickt. In die überbelegten Heime und Privatwohnungen etwa?

Wenn die Pandemie etwas Guten haben sollte, dann müssten der Ausbruch in den betreffenden Betrieben die Verhältnisse grundlegend ändern, in allen Betrieben. Und wie? Einfach die aufgezählten Missstände beseitigen, und zwar sofort – per Gesetze, Verordnungen, Kontrolle und gewerkschaftliche Organisierung.
Bleibt aufrecht und gesund!

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Corona-Tagebuch 41.: Vorurteile und Aufklärung
Über die Anti-Corona-Demonstranten wird z.Zt. heftig debattiert. Woher stammen deren Motive? Wie lässt sich dem begegnen. Jan-Philipp Reemtsma hat dazu einiges erklärt (taz nord 20./21.05.20) Befragt, was dagegen zu tun sei, antwortet er: „Nichts“. Er empfiehlt, ihnen nicht zu viel Bedeutung zuzumessen, um ihren Narzissmus nicht zusätzlich zu bedienen. Polizeiliche Begleitung sei nützlich, um Schlimmes zu verhindern. Gegendemonstrationen oder gar Verbote würde diese Menschen nur bestätigen.

Dabei fällt mir eine Erfahrung aus meiner Biografie ein: In der Studentenbewegung kam in Berlin die Idee auf, man müsse die Berliner Bevölkerung agitieren. Offensichtlich dominierte die Springerpresse den Zeitungsmarkt, insbesondere mit dem Boulevard-Blatt BZ sowie der Bild. Dort wurden systematisch Falschmeldungen und reaktionäre Kommentare über die DDR und die Studentenbewegung in Westberlin und Westdeutschland verbreitet.

Wir Studenten hatte die Illusion, durch Straßenagitation eine Gegenöffentlichkeit herzustellen. Kleine Trupps von uns bevölkerten den Ku-Damm, sprachen Passanten an und verwickelten sie in Diskussionen. Nun waren die Ku-Damm-Passanten am Wochenende nicht unbedingt für unsere Anliegen offenen, eher im genauen Gegenteil. Nur wenige ließen sich überhaupt auf ein Gespräch ein und wenn ja in der Absicht uns zu agitieren. Nicht selten schlugen uns Beleidigungen, faschistische Ansichten und Aggressionen entgegen.

Ein Beispiel war besonders grotesk. Einer der Kommilitonen war 1961 kurz vor dem Bau der Mauer aus der DDR geflüchtet. Er sprach ein ziemlich breites Sächsisch. In einem Gespräch mit einem älteren Ehepaar musste er sich erst ein paar Beleidigungen anhören. Z.B. wir seien langhaarige Affen, ungewaschen, würden nicht arbeiten und auf Steuerkosten schmarotzen. Schließlich keifte die Frau: „Hör doch, der spricht ja sächsisch wie Ulbricht. Der ist vom Osten gesteuert, der ist geschickt.“

Unserem Freund fiel angesichts des blanken Hasses nur ein zu kontern: „Und Sie sind ungeschickt.“ Ein Wortspiel, das die beiden eher nicht verstanden. Das Gespräch – wenn man davon reden will – war damit beendet. „Komm Männe, der spinnt doch.“ Wir haben diese Ku-Damm-Agitation sehr schnell aufgegeben. Aber es war immerhin eine wichtige Erfahrung.
Bleibt aufrecht und gesund!

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Sonntag, 3. Mai 2020
Der Tod der Frau B.
Auch wenn die folgende Geschichte den Schluss nahe legen könnte, dass Einsamkeit ein Problem nur von Alten ist - das ist es nicht. Einsamkeit ist nicht altersabhängig. Bei Jüngeren wird es oft nur anders genannt. Von Kindern sagte man in der Corona-Krise: "Ihnen fehlen die anderen Kinder." Von anderen heißt es: "Das ist ein/e etwas Zurückgezogene/r." Das sind Euphemismen für Einsamkeit. Und letztlich ist Einsamkeit kein typisch Corona-bezogenes Phänomen, sondern eine Alltagserscheinung. Wie die folgende Geschichte zeigt.

Ich kam von einer einwöchigen Dienstreise zurück. Während der üblichen Tätigkeiten des Nach-Haus-Kommens fragte meine Frau: "Wann hast du eigentlich Frau B. das letzte Mal gesehen oder gehört?" Frau B. war unsere Nachbarin rechts - oder links, je nachdem wie herum man stand. Ich konnte mich nicht erinnern. Wir waren es gewohnt, sie gelegentlich in den direkt benachbarten Zimmern hantieren zu hören.

Meine Frau machte sich Sorgen: sie hatte länger nichts mehr gehört. "Ob ich besser die Polizei anrufen sollte?" - "Ja, wenn du denkst, einmal zu viel ist besser als einmal zu wenig." Das meinte auch der Polizist. "Wir schicken einen Streifenwagen", der auch kurz danach vor der Tür stand. Die Beamten klingelten bei Frau B., pochten an die Tür, riefen - keine Reaktion. Sie alarmierten die Feuerwehr. Die rückte mit einem Gerätewagen und einem Krankenwagen an und öffnete die Tür. Einer der Polizisten ging hinein, kam aber sofort wieder heraus. Im Haus stank es, und Frau B. lag tot am Fuß der Treppe mit Verletzungen am Kopf.

Das Weitere war Routine: Der Polizeiarzt kam, bestätigte den Tod. Er und die Polizisten sprachen mit uns, weil wir angerufen hatten. Der Arzt, befragt nach der Todesursache, erklärte, die sei nicht mehr festzustellen. Es könne sein, dass Frau B. gestürzt und an dem Sturz gestorben sei, oder sie sei gestorben und dann gestürzt und habe sich dabei die Verletzungen zugezogen. Den Todeszeitpunkt könne er momentan nicht feststellen. Wir machten uns Gedanken, ob Frau B. vielleicht lange verletzt dort ohne Hilfe gelegen hatte.

Denn Frau B. war sehr einsam. Nur sehr selten bekam sie gelegentlich Besuch von einer Taxifahrerin. Diese wurde über den Taxifunk informiert, war eine entfernte Verwandte und konnte Auskunft über die weitere Verwandtschaft geben.

Frau B. lebte ein skurriles Leben. Die Versorgungsunternehmen hatten ihr nach und nach das Wasser, das Gas, den Strom und das Telefon gesperrt. Sie hatte sich mit allen um kleine Beträge gestritten, die sie nicht bezahlt hatte. Ich erfuhr davon eines Abends im Winter. Wir saßen beim Abendbrot, als es klingelte. Eine junge Nachbarin stand mit Frau B. vor der Haustür: Ob ich helfen könne.

Frau B. war im Dunkeln durch die Gärten geirrt und konnte nicht in ihr Haus. Sie hatte in einem Parterre-Zimmer die ungesicherte Türklinke abgezogen, drückte bei dem Versuch, sie wieder einzustecken, die andere mit dem Vierkant nach außen. Durch das Fenster war sie über einen Tisch nach draußen geklettert und konnte nicht wieder zurück. Ich nahm den umgekehrten Weg, suchte und fand im Dunkeln den Lichtschalter, doch das Licht ging nicht an. Ich benutzte meine Taschenlampe, drehte mit einem großen Schraubendreher den Vierkant im Türschloss und öffnete die Tür. Das Nebenzimmer hat eine Tür nach draußen. Wieder betätigte ich ohne Erfolg den Lichtschalter, schloss die Außentür auf und ließ Frau B. herein. Ich stellte jetzt erstmalig fest: Im ganzen Haus gab es kein Licht.

Ihren Wassermangel kompensierte Frau B. dadurch, dass sie Wassereimer, leere Yoghurt-Becher und andere Gefäße auf den Balkon stellte und das Regenwasser auffing. Dort wusch sie sich auch.
Mit den NachbarInnen hatte sie sich systematisch zerstritten. Ein Nachbar legte in seinem Garten einen kleinen Teich an. Frau B. alarmierte die Polizei: der Nachbar baue ein Schwimmbad. Ob das erlaubt sei. Die Polizei rückte an, begutachtete den Teich und fragte den Nachbarn, wie groß der denn noch werden solle. Dieser erklärte: "Der ist jetzt fertig."

Wir kamen von einer Urlaubsreise zurück, ich reinigte das Innere des Autos und hatte beide rechte Türen auf. Frau B. kam den Bürgerstein entlang. Damit sie das Auto passieren konnte, schloss ich die Türen. "Das ist aber nett, dass Sie mir Platz machen." Und ging weiter. Nach zwei Metern drehte sich um und schimpfte: "Schmeißen sie ja nicht Ihren Dreck vor mein Haus!"

Einmal behauptete sie, die Mauer zwischen unseren Balkons sei "verschoben". "Früher war sie so und so", sie fuchtelte mit den Händen in der Luft, "und jetzt ist sie so und so." Ich entgegnet, das könne nicht sein, versprach aber, der Sache nachzugehen. Ich inspizierte die Mauer, hantierte mit dem Zollstock eine Zeit und erklärte, die Mauer sei wie immer. "Na, dann ist es ja gut." Wenn ich einen Streit angefangen hätte, wäre das nicht so leicht gegangen. Aber so viel Langmut brachten nicht alle auf. Unsere Hauswirtin z.B. verließ jedes Mal fluchtartig den Garten, sobald Frau B. heraus kam. Diese züchtete dort Gemüse und Obst, das sie häufig gleich an Ort und Stelle aß. Sie hatte sich mit unserer Hauswirtin schon vor Jahren wegen einer Hecke zerstritten. Meine Frau beschimpfte sie im Garten unvermutet, sie sehe frech aus: "Die Augen sind's, und die Haare.'

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Wenn Frau B. das Haus verließ, war sie tip-top gekleidet und führte immer einen Stockschirm mit sich. Wollte sie den viel befahrenen Osterdeich überqueren, streckte sie den Schirm am langen Arm waagerecht aus und ging einfach los. Die Autos hielten mit quietschenden Reifen. Selten schimpfte ein Fahrer. Den Schirm brauchte sie auch für Fahrten mit der Straßenbahn. Sie fuchtelte damit herum, vertrieb andere Fahrgäste, indem sie behauptete: "Das da ist mein Platz!"

Als sie gestorben war, tauchten Verwandte vom Land auf, die wir noch nie gesehen hatten, und traten das Erbe an. Sie berichteten, außer dem Haus habe sie 250.000 Mark auf dem Konto. Uns wollten sie das Haus für 225.000 Mark verkaufen.

Häufig liest man in Zeitungen Klagen darüber, dass Großstadtmenschen völlig vereinsamt sterben und längere Zeit unentdeckt tot in ihren Wohnungen liegen. Frau B. starb, wie sie gelebt hatte: allein und wohl auch sehr einsam. Aus einer gewollten und selbst verursachten Einsamkeit kann niemand, auch nicht von gutwilligen Menschen, befreit werden.

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Samstag, 14. Dezember 2019
Die Spanne zwischen arm und reich – immer weiter
Wie kann man jährlich eine Million Euro verdienen? Mit materieller oder geistiger Produktivität wohl eher nicht. Vielmehr durch Erbschaft – ist jährlich unwahrscheinlich, legt aber eine gesunde Grundlage. Dann aber: Zinsen (aktuell eher wenig), Dividenden (die umso mehr), Spekulation (sehr empfehlenswert), andere für sich arbeiten lassen (noch empfehlenswerter) und den Mehrwert einstreichen (best practice).

Die ca. einhundertfünfzig Bremer Einkommensmillionäre geben sich bei der Eingangsfrage eher verschlossen. Stattdessen präsentieren sie sich gerne mit z.B. den Statussymbolen zentimeterdicke Zigarre (nicht nur Klischee!) oder Kollier als Kunstmäzene. Sehr praktisch: das hilft Steuern sparen.

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Apropos Steuern: die werden von Millionären eher nicht gezahlt, entweder weil sie „vermieden“ werden oder weil es sie in Deutschland gar nicht gibt: Erbschaftsteuer auf das gesamte Erbe, Vermögenssteuer, Spitzensteuer, Reichensteuer, nur als Beispiele. Alles Steuern, die es in anderen europäischen Ländern gibt, ohne dass die Welt untergeht.

Gleichzeitig driften die Einkommen und Vermögen bei uns immer weiter auseinander: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, FAKT! Nicht Armutsbekämpfung - das Schlagwort gutwilliger Sozialpolitiker -, sondern Bekämpfung des Reichtums ist die richtige Parole.

Bei Erwähnung von Steuern zucken die Geldsäcke erschrocken zurück und winseln: „Neiddebatte!“ Mitnichten meine Herrschaften: Nicht Neid ist die Triebfeder dieser Debatte, sondern Gerechtigkeit. Wenn Satz zwei in der Einleitung stimmt, dann gehört das ganze Geld nicht den Reichen, sondern denen, die es erwirtschaften: materielle und geistige Produzenten. Und es geht auch nicht darum, dass der Reichtum einfach auf andere Personen umgeschichtet wird (das wäre Neid), sondern dass gesellschaftlich produzierter Reichtum auch der Gesellschaft zur Verfügung steht. Ja, für Schulen, Straßen, Kitas und alles, was bei uns im Argen liegt.

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Und das wünsche ich allen, die es brauchen, zu Weihnachten und fürs Neue Jahr.

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Dienstag, 3. Dezember 2019
Alltägliche Beschimpfungen
A….loch ist eine ziemlich üble und übliche Beschimpfung. Ihr inzwischen inflationärer Gebrauch macht es auch nicht besser - auch wenn es inzwischen selbst in seriösen Zeitungen auftaucht.

Es reduziert einen Menschen auf EINEN Körperteil, zumal auf einen besonders verächtlichen. Das kann nicht für erlaubt gehalten werden.

Wenn ich einen Menschen ganzheitlich betrachte, verbietet sich der Gebrauch des Wortes von selbst. Wir sagen ja auch nicht die „Du Schweißfuß“. Abgesehen davon, dass es ganz ungebräuchlich ist, ist es auch sinnlos, genauso wie das A-Wort.

Und was ist mit Mama? Auch ein weiblicher Körperteil, nämlich die Brust, die auf Lateinisch eben mama heißt. Auch diese Reduzierung eines Menschen auf einen Körperteil, zumal ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, ist frauenfeindlich und ebenso menschenfeindlich wie das andere verpönte Wort. Es wird eher noch inflationärer verwendet, was an sich nicht schlimm ist, aber schlimm ist: es wird völlig unreflektiert verwendet.

Und nun dürft ihr mich als Sprachpuristen bezeichnen. Und da habt ihr Recht und ich empfinde es nicht als Beleidigung!

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