Donnerstag, 28. September 2023
FDP – Lobby der Gutverdiener
Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) hat einen Fördertopf von 30 Mill. € Euro aufgelegt. Mit dem Geld sollen private Ladestationen für E-Autos gefördert werden. 2024 soll eine zweite Charge von 20 Mill. € folgen. Rund 33.000 Antragsteller hatten ganz schnell reagiert: Das Geld für dieses Jahr war bereits am ersten Tag weg.

Was man zur Bewertung der Angelegenheit wissen muss: Voraussetzung für einen Antrag ist:
1. Man muss bereits ein E-Auto haben bzw. bestellt haben.
2. Man muss ein Eigenheim besitzen.
3. Man muss eine Fotovoltaik-Anlage und
4. einen Stromspeicher und
5. eine Ladestation haben.
Jetzt frage ich mich: Wer hat das alles? Ein Eigenheim ist z.Zt. etwa 500.000 € wert. Ein E-Auto kostet ca. 30.000 €, die Solaranlage gibt es ab 10.000 €, die Ladestation inkl. Montage gibt es für 600 € aufwärts, der Stromspeicher koste je nach Größe zwischen 1.500 und 10.000 €. Summe: ~ 100 000 €, das Haus nicht mitgerechnet. Die maximale Fördersumme beträgt 10.200 €, bleiben noch ~ 90.000 €.

Es ist klar, welchem Teil der Bevölkerung die Förderung zu Gute kommt: der oberen Mittel- und der Oberschicht. Unsozialer geht’s nimmer. Aber genau das ist die Zielgruppe liberaler Politik, also der FDP.

Die dümpelt z.Zt. bei einem Wählerpotential von 5% und blockiert in der Ampel-Koalition konsequent alle sozialgesetzgeberischen und ökologischen Ansätze, zuletzt die Kindergrundsicherung, die faktisch keine Verbesserung für Familien mit unteren oder mittleren Einkommen bringt.

Bitte merken bis zur nächsten Wahl!

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Ein Afrikaner beim Zahnarzt
Heute war ich beim Zahnarzt. Während der Wartezeit kam ich mit einem Schwarzen ins Gespräch. Er erzählte mir, er komme aus Mali. Seine Familie habe Geld zusammengelegt, um ihm die Reise nach Europa zu ermöglichen. Er sei dann auf einem überfüllten LKW durch die Sahara gefahren (wer runterfällt, bleibt liegen und verreckt). Die libyschen Grenzer hätten ihm sein Smartphone weggenommen. Da er sich weigerte, ein Lösegeld zu zahlen, sei er ins Gefängnis gekommen und gefoltert worden, bis er seine komplette Barschaft herausgegeben habe. Er habe sich dann im Straßenbau Geld für die Überfahrt in einem morschen Holzboot nach Italien verdient. Von dort habe er sich nach Deutschland durchgeschlagen. Und nun sei alles gut: Er habe einen Termin beim Zahnarzt!

Merz hat Recht: Die kommen nur, um sich die Zähne machen zu lassen. Er selbst ist letzte Woche von seinem sauerländischen Heimatort mit seinem Privat-Jet nach München geflogen, um sich beim angesagten Modefriseur die Haare schneiden zu lassen.

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Mittwoch, 27. September 2023
Wer bestimmt die Richtlinien der Politik?
Im Grundgesetz (GG) steht: „Der Kanzler bestimmt die Richtlinien der Politik.“ (Art. 65 GG) Gegenwärtig steht der Arkel auf dem Kopf.

Nur mal zum Beispiel – die aktuelle „Flüchtlingsdebatte“. Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten fluten von Tunesien aus die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. Panik breitet sich unter den Flüchtlingen aus: Italien und die EU haben mit dem tunesischen Präsidenten einen Deal gemacht. Das nordafrikanische Land soll dafür sorgen, dass keine Flüchtlinge mehr nach Europa kommen. Sie suchen stattdessen ihr Heil bei Schleusern und seeuntüchtigen Booten. Alles ist besser, als in Nordafrika zu bleiben. Dafür nehmen sie die größten Risiken auf sich.

Italien fühlt sich überfordert, fordert die Verteilung auf die anderen EU-Staaten. Von denen weigern sich einige – vor allem Polen und Ungarn, aber auch andere – überhaupt Flüchtlinge aufzunehmen, mit offen rassistischen Argumente, denn Ukrainer sind schon willkommener.

In Deutschland, das das Asylrecht als Grundrecht in unserer Verfassung stehen hat (Art. 16), hat bisher überproportional viele Flüchtlinge ausgenommen, allein im ersten Halbjahr 2023 über 200.000. Viele Gemeinden klagen über Unterbringungs- und Finanzprobleme. Ob berechtigt oder nicht, sei hier unberücksichtigt.

Jedenfalls gibt es Kräfte, die aus rassistischen Motiven, die Aufnahme von Flüchtlingen generell ablehnen. Die stärkste treibende Kraft ist die rechtsextreme AfD. Sie fordert seit Jahren die Abschottung der Grenzen, die Ausweisung (euphemistisch „Rückführung“ genannt) und alle möglichen Maßnahmen, um den Flüchtlingen das Leben bei uns schwer zu machen.

Und dann beginnt eine Kette: Die AfD ist die stärkste Konkurrenz von CDU/CSU. Diese müssen sich abgrenzen (Stichwort „Brandmauer“), nehmen aber die Argumentation der AfD auf: Das Boot sei voll, Sozialtouristen, Abschiebung usw. Sie setzen damit die Regierung unter Druck. Die drei Ampelparteien reagieren uneinheitlich – sehr zum Vergnügen der Opposition. Die FDP springt dankbar auf den anfahrenden Zug, in der SPD regen sich mit der AfD gleichlautende Stimmen, die letzte Bastion für das Asylrecht, die Grünen, bröckelt. Die Innenministerin bringt erste Gesetze ein, die so auch die AfD fordern könnte, z.B. die Kontrolle der deutschen Außengrenze. Der Kanzler, der eigentlich die Richtlinien der Politik bestimmen sollte, hüllt sich in Schweigen. Wozu soll er auch was sagen, wo doch die AfD ihm sein Geschäft abgenommen hat?

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Sonntag, 17. September 2023
CDU und FDP – Steigbügelhalter der Rechtsextremen
Die alten Ritter mit ihren kiloschweren Rüstungen waren unfähig, auf ihre Pferde zu steigen. Dazu brauchten sie Helfer, die Steigbügelhalter genannt wurden.

In der Schule lernten wir – wenn überhaupt darüber gesprochen wurde -, dass die Parteien Steigbügelhalter genannt wurden, die dem Ermächtigungsgesetz zustimmten, mit dem sie der NSDAP und damit Hitler zur Macht verhalfen. Das waren – neben den reaktionären NSDAP und DNVP - im Wesentlichen das Zentrum, Vorgänger der CDU, die Bayrische Volkspartei, Vorgänger der CSU, und die liberale Deutsche Staats-Partei, Vorgänger der FDP.

Die CDU schwor bisher Stein und Bein, eine Brandmauer gegen die rechtsextreme AfD errichten zu wollen. Noch ehe die Worte verhallt waren, stimmte die CDU zusammen mit FDP und AfD für ein Gesetz zur Grundsteuersenkung in Thüringen. Sind das die neuen Steigbügelhalter für die Rechtsextremen?

Die dünnen Ausreden führender CDU-Politiker, sie könnten nichts dafür, wenn die AfD für ihren Antrag stimmte, klingen kläglich angesichts unserer historischen Erfahrungen. Wenn das Gesetz so wichtig war, hätte es sicher auch andere Wege gegeben. Haben sie bei der SPD oder der Linken – den Regierungsparteien – überhaupt mal angefragt. Davon war bisher nicht die Rede. Also: Nein!

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Samstag, 16. September 2023
Möge Allah sie strafen
Als am 8. Sept. die Erde in Marokko bebte, war das Land ohne Regenten. Der König, dessen Macht fast unumschränkt ist, weilte – wieder einmal – außer Landes, in Frankreich. Dort befindet er sich meist im Urlaub, zur Kur oder einfach nur so. Dafür stehen ihm in der Picardie ein Schloss und in Paris eine Villa zur Verfügung. Schon das ist ein Skandal, wenn man die Lebensbedingungen der bitterarmen Dörfler im Atlas oder die Bewohner der südliche Medina von Marrakesch dagegen hält.

Seine Regierung in Rabat war am 8.9. ohne ihn machtlos, zur Untätigkeit verurteilt. Und er ließ sich Zeit, erst achtzehn Stunden später machte er sich auf den Weg in die Hauptstadt. Mit weiterer Verzögerung bequemte er sich ins Katastrophengebiet.

Dort, im Hohen Atlas, waren inzwischen hunderte, ja tausende seiner „Untertanen“ ums Leben gekommen. Ganze Dörfer waren komplett zerstört. Wer mit dem Leben davongekommen war, war obdach- und mittellos, hatte seine gesamt Habe verloren.

Inzwischen rüstete sich in kürzester Zeit das deutsche THW für einen Rettungseinsatz. (Wie schnell das gehen kann, sieht man jetzt in Libyen, wo die Retter erfolgreich gegen das Chaos nach der Flutkatastrophe angehen.) Kurz vor dem Abflug nach Marrakesch wurde die Aktion abgeblasen. In Deutschland herrschte Ratlosigkeit über die Gründe. (S. Miniaturen 26.02.22 „Marokko ist eine konstitutionelle Monarchie“)

In Marokko lief inzwischen eine von den Marokkanern organisierte Hilfs- und Rettungs-Welle an. Kolonnen von Privatfahrzeugen transportierten Hilfsgüter – Lebensmittel, Wasser, Decken, Medikamente, Hygienemittel – ins Gebirge.

Dann kamen die ersten Hilfsmannschaften aus Spanien, Großbritannien, Katar und den Emiraten. Die Hilfe aus Frankreich und Deutschland wurde zurückgewiesen: Es sei nicht gut, wenn zu viele und Ortsfremde tätig würden. Aha – die Leute aus Katar kennen sich dagegen wohl besser aus im Atlas als Franzosen? Ein Rätselraten über die Gründe für die Zurückweisung der Hilfe aus Europa begann. Die Erklärung lag nahe, kam aber nicht von offiziellen Stellen.

Deutschland und Frankreich teilen nicht den Anspruch der marokkanischen Regierung auf die Westsahara. Das Gebiet war bis 1975 spanische Kolonie. Nach dem Abzug der Spanier beanspruchte bis heute Marokko des Land. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde nach Algerien vertrieben. International (UNO) wurde das nie akzeptiert. Im Gegenteil sollte die Situation durch eine Volksabstimmung geklärt werden, was bis heute nicht passierte. Deutschland und Frankreich teilen diese Ansicht, bis vor kurzem auch Spanien, das jüngst zur marokkanischen Seite wechselte.

Die arabischen Staaten teilen überwiegend Marokkos Position, außer dem benachbarten Algerien, wo die Sahauris in Flüchtlingslagern leben. Daher wurde auch das algerische Hilfsangebot zurückgewiesen.

Die Haltung des Königs ist so unglaublich zynisch, dass es schon schmerzt. Er „bestraft“ Deutschland und Frankreich, in Wirklichkeit sein eigenes Volk. Den Menschen im Atlas wäre es wohl egal, wer ihnen hilft, und die deutschen Rettungskräfte sind professionell und effektiv.

All die Banditen und orientalischen Potentaten sollte ein Gottesurteil treffen. Das wäre auch in Libyen gut, wo die Konflikte zwischen dem Warlord Haftar im Osten und der offiziellen Regierung im Westen mitschuldig sind an den Auswirkungen, ja sogar den Ursachen, des Hochwassers. Sie haben seit Gaddafi den Hochwasserschutz vernachlässigt und zuletzt die Warnungen der internationalen Meteorologen kaltschnäuzig ignoriert.

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Samstag, 9. September 2023
Bayrische Restbevölkerung
In den 50er Jahren waren die Animositäten der Bayern gegenüber Norddeutschland und umgekehrt ähnlich wie derzeit. Im Norden galt die Theorie: Als Hannibal im dritten vorchristlichen Jahrhundert aus Gallien kommend die Alpen überquerte, verfügte er: „Fuß- und Geschlechtskranke links `raus!“ Das war dann die bayrische Urbevölkerung.

Jetzt lese ich, dass die gegenwärtige Population erst in nachchristlicher Zeit im fünften Jahrhundert entstand. Damals zogen sich die römischen Legionäre aus Rätien, d.i. das heutige Bayern, unter Mitnahme der meisten Bewohner über die Alpen zurück. Die Übriggebliebenen bildeten den Grundstock der heutigen Einwohner. Da hocken sie also noch heute und bleiben wohl auch, bis…

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Fundstück 2
Die neueste Mode: Das gemeinnützige Unternehmen Triaphon bietet einen kostenlosen Dolmetscherservice zur besseren Verständigung zwischen Arzt und Patienten an.

Wie wär’s damit, wenn die Ärzte endlich Deutsch lernen würden? Warum müssen sie zu den Beinen „untere Extremitäten“ sagen. Warum heißen „Ovarien“ so statt Eierstöcke? Warum sagen sie zu Hirnstrommessungen „EKG = Elektrokardiogramm“? Warum heißt ein „Melanom“ nicht einfach Hautkrebs?

Die Medizinersprache wurde abgeleitet aus Lateinisch und Griechisch, den Sprachen der mittelalterlichen Wissenschaftler, und ausdrücklich dazu beibehalten, um die Ärzte der Neuzeit von den traditionellen Volksheilern abzugrenzen. Die Fachsprache diente dazu, das Tun der Mediziner wie ein Geheimwissen zu behandeln. Das dürfte inzwischen, fünfhundert Jahre später, überholt sein.

„Triaphon“ erfindet dafür eine neue „Geheimsprache“, das Unternehmen bietet einen „Dolmetscherservice“ statt eines Übersetzungsdienstes an. Passt!

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Fundstück 1
Was ist das Gegenteil von Massengrab? „individuelle Bestattungen“ - bietet ein Bremer Beerdigungsunternehmen an. Ich bitte darum! Was denn sonst?!

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Freitag, 8. September 2023
Plagiate?
Gelegentlich poppt der Verdacht hoch, dieser oder jene AutorIn habe in fremden Revieren gewildert und sich mit fremden Federn geschmückt. Das gilt als unehrenhaft, kann u.U. sogar juristisch geahndet werden. Das „geistige Eigentum“ ist aber ein nicht nur ideeller Anspruch auf Originalität, sondern hat auch einen materiellen Wert. Das aber erst seit dem 18. Jahrhundert, als das Bürgertum seine materielle Macht als Grundlage des Erwerbs entdeckte.

Frühere Jahrhunderte waren da weniger zimperlich. Wer hätte Goethe eines Plagiats bezichtigt, weil er den alten Faust-Stoff für sein opus magnum aufgriff? Thomas Morus‘ „Utopia“ fand viele Nachahmen, die den Stoff jeweils zeitgemäß variierten.

Wer will Brecht denunzieren, weil er die Bettler-Oper des John Gay von 1728 als Vorlage für sein Stück benutzte, in dem er das Verbrechen als typischen Ausdruck der kapitalistischen Wirtschaftsweise entlarvte.

Vor Jahren tingelte ein Münchner mit einem Vortrag durch die Lande, in dem er Arno Schmidt einer Reihe von Plagiaten bezichtigte. Hatte Schmidt doch ganz offen die Literatur durchforstet und genutzt, um bestimmte Motive in der ihm eigenen Sprachakrobatik auf seine Gegenwart zu übertragen. Leider war das Bremer Publikum nicht belesen genug, um dem Scharlatan Paroli zu bieten.

Jüngst fielen mir zwei Beispiele auf – ein Film und ein Roman –, in denen fast „wörtliche“ - Zitate aus anderen Werken auftauchten. 1968 schuf Sergio Leone seinen großartigen Film „Spiel mir das Lied vom Tod“. Darin gibt es eine Sequenz, in der ein Wäschereibesitzer dem Banditen Frank etwas verraten will. Frank glaubt ihm nicht, weil der Denunziant außer den Hosenträgern einen Gürtel trägt, und erschießt ihn. Wie kann er jemandem vertrauen, der nicht mal seinen Hosenträgern traut? Genau dieses Motiv fand ich jüngst in Susann Abels wunderbarem Roman „Stay Away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“. Plagiat? Nein nun wirkliche nicht, sondern eine schöne Idee, das Zitat in ihrem Text zu verwenden.

1966 drehte Michelangelo Antonioni „Blow up“ – eine geradezu philosophische Auseinandersetzung über das Verhältnis von Schein und Wahrheit. Der Film endet mit einem imaginären Tennisspiel, bei dem man den Ball nicht sieht, nur hört. Die Flugbahn des Balls ist nur „sichtbar“, weil die Zuschauer auf der Tribüne mit ihren Blicken und ihren Köpfen dem unsichtbaren Ball hin und her folgen.

Genau dieses Motiv fand ich jüngst in Alfred Hitchcocks „Der Fremde im Zug“ von 1951. Ein Unterschied: das reale Spiel wird gegen die Ansicht der Zuschauertribüne mit den bewegten Köpfen in einer Parallelmontage gegenübergestellt. Diese kontrastiert mit einer dritten Ebene, in der der „Böse“ verzweifelt versucht, ein Beweisstück zu retten, mit dem er seinem Gegner eine Falle stellen will.

Plagiat? Mitnichten! In beiden Filmen wird das Motiv genial genutzt, um Spannung im einen und das Gegenteil im anderen zu erzeugen.

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Donnerstag, 7. September 2023
Kinderleichen im Abwassertank
Weltweit bekennen sich 1, 2 Milliarden Menschen als katholische Christen. Zentren sind Europa, Südamerika, Teile Afrikas und Asiens. Wie viele davon setzen sich mit den Jahrhunderte langen, bis in die Gegenwart dauernden, Untaten der Katholischen Kirche auseinander?

Man muss nur aufmerksam seriöse Medien lesen, hören und sehen, um immer wieder mit diesen Untaten konfrontiert zu werden. Ein ganz trauriges Kapital wird gegenwärtig und nicht zum ersten Mal im erzkatholischen Irland aufgeblättert.

Die Regierung lässt die Skelette von fast achthundert Kleinkindern aus dem Abwassertank eines früheren Kinderheims exhumieren.

Das Heim wurde von katholischen Nonnen geführt und diente dazu, „ledige Mütter“ mit ihren Kindern zu „betreuen“. Von 1922 – mindestens – bis 1998 wurden junge Frauen – oft mit Zustimmung ihrer Eltern – eingewiesen, die der katholischen Sexual- und Familien-Moral nicht entsprachen. Die Kinder wurde teilweise, ca. 6.000, an kinderlose Ehepaare in USA, Großbritannien und Deutschland (!) verkauft.

Die Verhältnisse in den Heimen waren so, dass viele Kinder an Hunger und Krankheit verstarben. Sie wurden, um die Verhältnisse zu vertuschen, nicht ordentliche bestattet, sondern wie im Fall von Tuam in dem stillgelegten Abwassertank „entsorgt“. Es ist nicht der erste und nicht der einzige Fall in Irland. Skandale werden – auch dank dem Roten Kreuz – immer wieder bekannt.

Und was sagt die irische Amtskirche, sagt der Vatikan dazu? Nichts Vernehmliches. Der Skandal ist komplett!

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Ein konsequenter Zyniker
Harald Schmidt? Harald Schmidt? Da war doch was? Aber was?

Harald Schmidt macht mal wieder von sich reden. Und gleich doppelt. Er posiert mit rechtsextremen Prominenten für ein Foto. Und seine alten TV-Sendung werden darauf überprüft, wie „angemessen“ heute noch sie sind.

Schmidt wurde in den 90ern mit seiner Late-Night-Show „Schmidteinander“ Kult. Nach umtriebigen Aktivitäten an Theater und Kabarett amüsierte er ein mäßig intellektuelles Publikum im Fernsehen mit Späßen, die meist auf Kosten seines Sparringspartners Herbert Feuersein, oft genug auch auf die anderer Zeitgenossen, gingen.

Seine Witze zielten meist und gerne unter die Gürtellinie auf die Genetal- und Analzone. Vor homophoben Seitenhieben auf Kollegen und andere Zeitgenossen und Polenwitzen scheute er sich nicht. Vor allem quollen seine Späße von Zynismus über, so sehr, dass Herbert Feuerstein ihm den Rücken kehrte. Als Ersatz suchte er sich den mäßig begabten Partner Oliver Pocher, bevor die Sendung eingestellt wurde. Der Zynismus als Leitmotiv hatte sich totgelaufen.

Wo und wann immer ein Auftritt Quote versprach, war er dabei: So moderierte er nach dem Attentat auf Oskar Lafontaine eine Veranstaltung der SPD mit prominenten Politikern.

Wenn Zynismus und Provokation Hauptthemen sind, verwundert es nicht, dass sich Schmidt neuerdings in rechtextremen Zirkeln bewegt. Gerade posierte er mit dem rechtsextremen Autor Matthias Matussek und Hans-Georg Massen für ein Foto auf dem Sommerfest der „Weltwoche“. Matussek feierte Schmidt als „sein Ideol“.

Die Schweizer „Weltwoche“ steht der nationalkonservativen Schweizerischen Volkszeitung (SVZ) nahe, die wiederum u. a. heftig gegen Immigranten und Geflüchtete polemisiert.

Macht nix, denkt Schmidt mit seinem süffisanten Grinsen, Hauptsache, ich bleibe im Gespräch. Was ihm mal wieder glänzend gelungen ist. Auf Kosten der politischen und intellektuellen Aufrichtigkeit.

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Dienstag, 29. August 2023
Hundekotattacke macht Schule
Die Sache scheint Schule zu machen. Nach der Hundekot-Attacke des Ballett-Choreografen auf eine Kritikerin der FAZ findet die Methode jetzt einen Nachahmer. (s. miniaturen vom 17.02. und 26.08.23) Der schmierte der AfD-Politikerin von Storch bei einem Wahlkampfauftritt in der Eifel ebenfalls Scheiße ins Gesicht.

Nun gibt es sehr gute Gründe, Frau von Storch zu kritisieren, aber Hundescheiße ist keine Kritik, sondern ekelhaft. Da verbietet sich sogar klammheimliche Freude!

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Samstag, 26. August 2023
Hundekot-Attacke als "Fehler"
In meinem Beitrag vom 17. Februar zu der Hundekot-Attacke des Tanz-Choreografen Goecke gegen die Kritikerin Wiebke Hüster habe ich den Fall kommentiert. Unter anderem frage ich: Ob die Tänzerinnen, die seinetwegen an die Staatsoper gekommen sind, das gutheißen können? Inzwischen wissen wir es: Sie nehmen den Choreografen in Schutz als einen „der Größten unserer Zeit“. Unter seinem Verlust leide die gesamte zeitgenössische Tanzszene. „Wegen eines einzigen Fehlers.“ Das nenne ich Weichspülen. Hundekot ins Gesicht einer Kritikerin ist kein Fehler, sondern eine bodenlose Sauerei, in jeder Hinsicht.

Auch in anderen Medien geistert die Debatte, u.a. in einem Interview, das die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) mit Goecke führte. Die einleitende Frage lautet: „Wie geht es Ihnen?“ Diese Frage wäre an Wiebke Hüster, das Opfer, zu richten. Stattdessen wird der Täter zum Opfer stilisiert. Er wird nach seinen Finanzen befragt, seine berufliche Zukunft, was er am Abend der Tat gemacht habe. Geradezu weinerlich äußert Goecke sich: er habe an einem Burn-Out gelitten, es sei gerade alles zu viel gewesen, die Kritikerin sei nur zufällig sein Opfer geworden. Was passiert sei, sei tragisch und zu bereuen. Also ein klassische Tragödie, in der das Schicksal mit den Menschen spielt.

Ich habe schon im Februar vermutet, dass der Mann reif für die Klapse sei. Nun sprechen die Tatsachen erneut für diese These.

Die Art, in der die HAZ das Interview führt und dass sie den Täter statt des Opfers zu Wort kommen lässt, ist ein eklatantes Beispiel für ganz schlechten Journalismus!

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Bundesjugendspiele – nichts für Flaschen!?
Merkwürdig verspätet kommen die „Bundesjugendspiele“ in die Diskussion. Kritische PädagogInnen haben entdeckt, dass dieser Leistungsvergleich in der Grundschule deplatziert sei. Er reduziere die Kleinen auf wenige sportliche Leistungen – 50-Meter-Lauf, Weitsprung und Schlagball-Weitwurf.

Wer zu meiner Schulzeit in der Bewertungsskala 40 Punkte erreichte, bekam eine Urkunde, mit 50 Punkten bekam man die „Ehrenurkunde, die vom Bundespräsidenten unterschieben war.

Im Winter gab es noch mal Urkunden für bestimmte Leistungen im Turnen; an deren Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr genau, ich glaube das Reck, das Pferd, der Barren, die Ringe, Bodenturnen und ähnliche Folterinstrumente spielten eine Rolle.

Ich habe weder die eine noch die andere Urkunde je bekommen, weder in der Grundschule, noch bis zum Abitur. War ich eine Flasche, ein unsportlicher Versager? Bei den Bundesjugendspielen eindeutig ja! Sommers wie winters hatte ich eine Vier in „Leibesübungen“. Allerdings war ich beim Handball und beim Basketball aktiv und gut, einmal sogar in der Stufenauswahl. Aber leider gab es dabei keine individualisierenden Noten. Allerdings erreichte die Schule bei mir nicht das heimliche Ziel, mir Sport und Bewegung zu verleiden.

In meiner Freizeit fuhr ich viel Fahrrad, machte in den Ferien weite Touren, einmal bis nach Schottland. Ich wanderte oft, gern im Gebirge, lief im Winter Schlittschuh und schwamm im Sommer in der Ostsee, im Winter in der Halle, sobald es eine gab, legte auch alle DLRG-Prüfungen ab. Nur sah das kein Lehrer, der mir eine Zensur hätte geben können. Wunderbarer Weise wurde irgendwann mal Schwimmen benotet. Das war eine der beiden Einser, die ich je hatte.

Bei der Bundeswehr entdeckte ich meine Begabung für Mittel- und Langstreckenlauf (1000 bis 5000 m) sowie für 400 m. Das sah dann allerdings kein Lehrer, und die Vorgesetzten verteilten keine Zensuren, dafür aber an die jeweils drei Besten Urkunden. Und hier bekam ich einmal eine für die 5000 m.

Ich bin aus eigener mäßig leidvoller Erfahrung ein radikaler Gegner der Bundesjugendspiele. Sie bewerten ein schmales Segment sportlicher Aktivitäten und blenden alles aus, was sich individueller Bewertung entzieht. Bezeichnend ist, dass Mannschaftssportarten völlig fehlen.

Wird Zeit, nicht nur in der Grundschule, sondern komplett den ganzen faulen Zauber zu beenden!

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Sonntag, 20. August 2023
Auch Scheuer betroffen
Die bayrische Epidemie wirkt auch in Berlin, allerdings auch bei einem Bayern, nämlich bei Andreas Scheuer, CSU-Landesgruppenchef im Bundestag.

Er sieht rot, weil die Regierungskoalition einen Gesetzentwurf zur Liberalisierung des Cannabis-Konsums diskutiert. Scheuer weiß es wieder mal ganz genau: Alle Fachleute seien gegen die Liberalisierung! Komisch, dass in mehreren europäischen Ländern die Liberalisierung deutlich weiter geht.

Ganz lustig sind Kommentare unterer Chargen: Der Chef der Polizeigewerkschaft befürchtet zusätzliche Aufgaben für die Polizei, nämlich die Wahrnehmung der im Gesetz vorgesehenen Aufgaben. Das Argument könnte Schule machen, wenn es mal wieder um das Tempolimit geht. Auch dessen Einhaltung müsste die Polizei kontrollieren. Ein CSU-Politiker befürchtete schon mal, dass es dafür nicht genügend Verkehrsschilder gäbe. Und das bei einer generellen Regel! So als müsse das Rechtsfahrgebot auch durch spezielle Schilder durchgesetzt werden.

Eine frühere CDU-Ministerin erklärte, befragt, warum sie gegen die Liberalisierung des Cannabis-Konsums sei, „weil es verboten“ sei.

Und die wollen Deutschland in die Zukunft führen? Lieber nicht!

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Bayrischer Größenwahn
Zugegeben: Es ist Wahlkampf in Bayern, da schlagen die Kandidaten gern mal über die Stränge. Z.B. CSU-Söder: Er reiten bevorzugt sein altes Steckenpferd, die Atomkraft. Er kann es nicht verwinden, dass die fünf, zuletzt noch drei Atommeiler, in seinem Land durch Bundesbeschluss stillgelegt wurden. Erneut fordert er, seine Lieblinge sollten in Landesregie weitergeführt werden. Ja, kennt er denn die Fakten nicht oder lassen ihm seine durchschnittlich fünf Wahlkampfauftritte täglich keine Zeit, die Zeitung oder gar die Gesetze zu lesen?

Fakt ist qua Gesetz, dass die Entscheidungen in Sachen Atom- und Energie-Politik in Berlin, also von der Bundesregierung gefällt werden. Und die hat das Aus für Atommeiler zum 30. April d. J. beschlossen. Konnte man in allen, (oder etwa nicht den bayrischen?) Zeitungen nachlesen. Wahrscheinlich hält Söder sein Wahlvolk für so dumm, dass es den Schwindel glaubt.

Die zweite Wahrnehmungslücke betrifft die Frage nach dem Endlager für Atommüll. Lange Jahrzehnte stand Gorleben zur Debatte. Da haben die Fachleute (Geologen, u.a. mein Vater Prof. Dr. Kurt Fiege, Lagerstättenkundler) von Anfang an erklärt: Salzstöcke sind ein äußerst labiles Gestein, das zudem durch Wasser aufgelöst werden kann, also völlig ungeeignet für ein Endlager sind. Zudem liegt Gorleben in einem Erdbebengebiet. Dieser Meinung schloss sich jüngst die Kommission zur Suche eines Endlager an und schloss Gorleben a priori aus!

Damit können Bayern nicht leben. Söder schloss kurz nach Bekanntgabe der Liste MÖGLICHER Standorte kategorisch aus, dass ein Endlager nach Bayern kommt. Etwas putzig: Immerhin hat Bayern mit fünf Meilern einen großen Teil des Atommülls produziert.

Auch so ein Ding: Die Bayrische Staatsregierung kann darüber gar nicht entscheiden. Diese Entscheidung fällt ebenso durch die Bundesregierung. Ein CSU-Landrat kartete nach: Es müsse EIN Endlager für allen Atommüll geben und zwar in Gorleben. Hat wohl weder Fernsehen geguckt, noch Radio gehört, das Internet befragt oder Zeitung gelesen.

Damit ist bewiesen: Der Größenwahn des Ministerpräsidenten wirkt endemisch bis in die Niederungen der Landkreise.

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Moralischer Geisteszwerg: Helmut Kohl
Am 23. November jährt sich der Brandanschlag von zwei Neonazis auf zwei von deutsch-türkischen Familien bewohnte Häuser in Mölln zum 31. Mal. Drei Todesopfer und neun Schwerverletzte waren zu beklagen.

In ganz Deutschland gab es eine Welle von Trauer- und Protest-Demonstrationen, an denen auch zwei Bundesminister teilnahmen. Nur einer fehlte: Bundeskanzler Helmut Kohl, der „große Kanzler“, nahm zeitgleich am Landesparteitag (!) der Berliner CDU teil. Er ließ durch seinen Sprecher erklären, er wolle keinen „Beileidstourismus“ und es gäbe so viele andere Probleme, um die er sich vordringlich kümmern müsse.

Die beiden Täter, ein 19-Jähriger und ein 25-Jähriger wurden zu zehn Jahren Jugendstrafe bzw. Lebenslänglich verurteilt und wurden nach siebeneinhalb bzw. fünfzehn Jahren entlassen.

Bundeskanzler Kohl regierte bis 1998 weiter und wurde, mit Ehrungen überhäuft, aus seinem Amt verabschiedet. Eine dünne Dreckspur blieb auf seiner Weste: Siehe miniaturen vom 17.06.17 „Ein großer Kanzler“.

Ja, groß an Statur, aber ein moralischer Geisteszwerg.

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