Montag, 18. Januar 2021
Ecuador: Navigation auf dem Napo
Navigation auf dem Napo hat viel mit Intuition zu tun. Es gibt keinerlei Hilfsmittel wie Bojen, Stangen oder Feuer. Allein die Pfähle, zwischen denen die Fischer ihre Netze spannen, sind sichtbar, müssen umfahren werden und wechseln häufig die Position. Weil nur auf Sicht navigiert wird, kann nachts nur ausnahmsweise und mit der Piroge oder anderen kleinen Booten gefahren werden. Dann haben die Boote ein gelbes Funkellicht an. Die Skipper – egal ob großes Schiff oder Piroge – müssen vor allem ständig Untiefen im Blick behalten und diese vermeiden. Sie sind nur durch die unterschiedliche Wasseroberfläche kenntlich: Kräuselung, Wellen, Strudel, Farbe. Da die Untiefen sich ständig ändern, gibt es keinerlei Routine. Die kleineren Boote haben gelegentlich Grundberührung und müssen mit eigener Kraft wieder frei kommen. Dabei wird der Außenborder schräg angewinkelt, damit die Schraube sich nicht einbuddelt. Für den Laien fahren die Skipper nicht nachvollziehbare Zick-Zack-Kurse. Schwimmende Baumteile sind Hindernisse, die sorgfältig umschifft werden müssen, um Beschädigung des Bootes zu vermeiden. Immerhin entwickeln die Boote mit ihren jeweils zwei Außenbordern mit je 50 – 70 PS ein anständiges Tempo. Hut ab vor diesen Wasserkünstlern.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (7)
Siebenter Tag: Wie gestern Abend baden Gerhild und ich im Pool. Nun sitze ich am Beckenrand und schreibe. Gleich gehen wir frühstücken.

Das Flugzeug, das die Passagiere für das Flussschiff aus Quito bringen soll, kommt erst um 11 Uhr, also müssen wir warten. Wir sitzen am Fluss und lesen. Um ½ 12 Uhr gehen wir an Bord einer Art Piroge mit zwei starken Außenbordmotoren, und es geht in schneller Fahrt flussabwärts. Der Fluss ist überraschend breit, links und rechts ist bereits Dschungel. Wegen der vielen Untiefen und Sandbänke schreibt der Skipper seinen Namen im Kielwasser.

Außer uns vieren sind noch ein junges Paar – Flitterwochen! – aus London und eine Gruppe indischer Amis aus North-Carolina an Bord, zusammen 14 Passagiere. Nach ein-dreiviertel Stunden kommen wir in Providencia an, wo wir auf die „Manatee“ umsteigen. Das Schiff heißt Manatee nach den sogenannten. Rundschwanz-Seekühen, die außer im Amazonas-Gebiet auch im Mississippi vorkommen, also Süßwasser-Tiere sind.



Kurze Begrüßung, dann Mittagessen. Wir wurden „platziert“: Die „Weißen“ sitzen am einen Tisch, die Inder am anderen. An jedem Tisch sitzt ein Guide, der sich bemüßigt fühlt, uns möglichst umfassend zu informieren.

Wir richten uns in der Kabine ein, erkunden das Schiff. Später gibt’s eine generelle Information vom Manager. Dann – man gönnt uns keine Ruhe – eine Notfallübung und es werden Gummistiefel für den Landgang verteilt. Tatsächlich waren die Stiefel nicht nur etwas unbequem und förderten den Fußschweiß, sondern auch überflüssig, weil es relativ trocken war. Immerhin nützen sie u.U. gegen Schlangen, denen ich aber auch nicht begegnet bin. Meine guten, wasserdichten Treckingschuhe hätten es auch getan.

Diego, einer der Guides, erzählt mir später, dass genau diese Gummistiefel, d.h. Produkte dieses Herstellers, in den 70er und 80er Jahren bei den kolumbianischen Guerilleros von FARC, ELN und M-19 äußerst beliebt und daher Schmuggelgut waren.

Dann ist erstmal Ruhe bis zum Abendessen. Unterdessen schippert die „Manatee“ geruhsam stromabwärts. Bisschen ruhen, fotografieren, klönen. Das Schiff macht am Schwesterschiff fest und bunkert Diesel.

Der Abendspaziergang beschert uns die diversen „Urwald-Geräusche“, die ich mit meinem Diktafon, zum Vergnügen von Gerhild, einfange. Allerlei Getier ist zu entdecken: verschiedene Frösche, Spinnen – u.a. eine Vogelspinne – Insekten, die sich durch die hellen Taschenlampen nicht irritieren lassen. Sie verlassen sich auf ihre Camouflage. Es soll nicht geblitzt werden, was ich nicht einsehe, die vielen Handscheinwerfer sind ebenso hell. Also tue ich es doch zweimal. Unterwegs begegnet uns ein junger Indígena, der sich sichtlich gestört fühlt durch die vielen Kameras, die auf ihn gerichtet werden. Absolut indiskret. – Zurück an Bord gehen wir bald ins Bett.

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Sonntag, 17. Januar 2021
Ecuador: Amazonas
Der Amazonas, längster Fluss der Welt, ist mit fast 7.000 km Länge ein gewaltiger Strom, der fast ganz Südamerika von West nach Ost durchquert und in den Südatlantik mündet. Dabei hat er erst 800 km Luftlinie östlich der Pazifikküste seinen Namen und entsteht dort durch den Zusammenfluss verschiedener sogenannter Quellflüsse. In Ecuador entspringen diese in den Ostkordilleren in 4 - 5.000 m Höhe. Diese stürzen zunächst aus großer Höhe – teils in Wasserfällen – talwärts.

Am Fuß der Kordilleren beträgt die Höhe über dem Meeresspiegel nur noch 300 – 500 m. Am Zusammenfluss verschiedener Flüsse entsteht bei Puerto Napo der Fluss gleichen Namens. Wegen des geringen Gefälles breitet sich der Napo hier sehr aus und fließt nur noch mit geringer Geschwindigkeit. Deswegen ist hier die Wassertiefe gering und wechselt ständig. Dazu gehören auch höhere Fluten während der Regenzeit. Die Dörfer an den Ufern sind daher teilweise auf Pfählen gebaut. Der Rio Napo durchquert Ecuador und Peru und mündet nach fast 1.500 km in Brasilien in den Amazonas.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (6)
Sechster Tag: Morgens Frühstück auf der Terrasse. Ane hat Schnittchen vorbereitet und serviert mit Coca-Tee. Die Sonne ist schon richtig warm. Nach dem Frühstück kaufen wir noch etwas ein. Dann geht‘s wieder abwärts Richtung der Kleinstadt Coca. Spärliche Besiedlung, umso reichhaltiger der Bewuchs. Die Ortschaften, eher lockere Ansiedlungen von Holzhütten, sind ärmlich. Gelegentlich Stände für Obst- und Gemüse-Verkauf, aber nicht besetzt.

Zwischendurch gibt`s einen Wolkenbruch, der das Fahren schwierig macht; die Rinnen links und rechts der Fahrbahn gleichen Wildbächen, gelegentlich kommen Erdmassen von den Hängen und verwandeln die Rinnen in gelbe Schlammflüsse. Weiter unten reißen die Wolken auf, aber es ist warm und schwül, wird wohl auch die nächsten Tage so bleiben.

Ich würde wohl gerne öfter anhalten, gucken und fotografieren, aber Rainer will`s hinter sich bringen. Ich habe den Eindruck, dass Christiane und Rainer sich mehr für Natur und Landschaft interessieren. Tue ich auch, aber mein soziales Interesse ist ebenso groß. Aber: für mich ist das alles hier exotisch, während es für Christiane und Rainer quasi der gewohnte Alltag ist. Ich fotografiere in Bremen auch nicht die Leute auf der Straße, es sei denn, ich habe ein sozialdokumentarisches Thema und Interesse. - Der Tisch am Pool in Coca wackelt heftig, hoffentlich kann ich mein Geschmier später noch lesen.

Irgendwann halten wir an einem Lokal, das Ane entdeckt. Es gibt Hühnersuppe mit Yuca. Yuca – nicht zu wechseln mit der Yucca-Palme – ist eine essbare Wurzel, auch Maniok genannt. Dazu ein undefinierbares Getränk, Suppe und Saft tun aber gut. Ich streune und fotografiere, u.a. die Frau, die in der „Küche“ werkelt und einen Mann, der wohl gerade (oder immer?) nichts zu tun hat. Sie lacht und freut sich. Christiane hat den Kontakt auf meine Bitte gemacht. Es gibt auch eine Kokospalme, deren Nüsse auf Augenhöhe hängen. Noch nie gesehen.



Zügig geht’s auf der geraden Straße voran, wir sind jetzt schon in der Ebene des Napo-Gebiets. In Coca kommen wir in einem total heruntergekommenen Hotel unter, es passt zu dem ebenso heruntergekommenen Ort. Aber es herrscht Leben auf den Straßen. Nur die Flaniermeile, der „Malecon“ am Napo ist aufgehübscht mit Kraftmaschinen, Spielplätzen, einer „Ausstellung“ über indigene Völker: eine Reihe von Tafeln mit Bildern von Menschen und einem erklärenden Text auf Spanisch, aber dafür reicht mein Wortschatz nicht.



Wir trinken Kaffee in einem Straßenlokal. Die Serviererinnen bewegen sich mit ihrer absoluten Überbreite geschickt zwischen den Tischen. Christiane erzählt, die fetten Hintern entsprächen so sehr dem herrschen Schönheitsideal, dass sich manche Frauen extra chirurgisch „verbreitern“ lassen.

Nach einigem Suchen finden wir ein Restaurant, wo wir Arroz und anderes essen. Hier ist die Bedienung so zierlich und schlank wie eine Chinesin. Wir schlendern zum Hotel zurück. Ich lege mich hin und schlafe sofort ein, um 20 Uhr. Entweder habe ich jetzt die Zeitumstellung verarbeitet oder reagiere auf`s Klima.

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Samstag, 16. Januar 2021
Ecuador: Coca
Die Heimat des Cocastrauches liegt an den Osthängen der Anden von Peru über Bolivien bis Kolumbien. Hier wächst der Cocastrauch in Höhen zwischen 300 und 2000 m Höhe. Diese Länder sind auch heute die Hauptanbaugebiete für Coca. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Cocastrauch auch in Indien, Ceylon und Java eingeführt und ist heute in vielen anderen Weltgegenden verbreitet, in denen der Anbau möglich ist. Er wird zur Blättergewinnung in Südamerika neben den genannten Ländern auch in Brasilien, Afrika, Indonesien und Indien in Höhen von 500 bis 1.200 m über dem Meer angebaut. Die Ausfuhr seiner Samen aus diesen Ländern ist durchweg verboten, so dass sie nur schwer zu erhalten sind. Getrocknete Cocablätter enthalten ca. 0,5 bis 2,5% Alkaloide, davon sind bis zu drei Viertel Kokain. Außerdem enthalten sie relativ große Mengen an Kohlenhydraten, Calcium sowie Proteinen, Eisen, Vitamin A und Vitamin B 2. Für die ansässige indigene Bevölkerung war die Pflanze bis zur Ankunft der spanischen Conquistadores die einzige reichhaltige Calcium-Quelle. Das Kauen von Coca-Blättern ist in den Anden seit Jahrhunderten als Genuss- und Nahrungsergänzungsmittel verbreitet, wird für medizinische und kultische Zwecke genutzt. Sie helfen gegen Hunger, Müdigkeit und Kälte und sind sehr wirksam gegen Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme verbessern.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (5)
Fünfter Tag: Auf dem Frühstückstisch liegt neben meinem Teller ein Probepäckchen Coca-Bonbons von Christiane: sehr nett! Wäre in Deutschland verboten, denn Coca fällt unter das Betäubungsmittel-Gesetz. Sie sollen gut gegen Asthma und Höhenkrankheit sein.

Gepackt ist schon, also fahren wir fast pünktlich um 9.30 Uhr wieder mit Rainers Auto los. Es geht über Quito auf der Panamericana südwärts. In Ecuador führt sie zwischen den beiden Anden-Kämmen in 2.500 m Höhe längs durchs Land. Ich erinnere mich an einen Artikel über die längste Straße der Welt in der „Rasselbande“. Das war unsere Jugendzeitschrift in den 50er Jahren. Geschildert wurde eine Rallye von Kanada bis Feuerland. Rainer kannte die Straße ebenfalls bereits in seiner Jugend. Er hätte sich damals genauso wenig wie ich vorstellen können, jemals dorthin zu kommen.

Zu beiden Seiten grandiose Ausblicke auf die Vulkane. Ca. 200 km südlich von Quito biegen wir in östlicher Richtung ab. Dann ist der „Jungfrauen-Pass“ mit 4.000 m Höhe die 1. Station. Das Wetter ist ungewöhnlich schön und klar, so dass wir den Antisana in voller Pracht diesmal von der anderen Seite bewundern.
Jetzt geht’s unentwegt abwärts nach Papellacta, wo wir das Thermalbad aufsuchen. Ich bin unwillig, aber Ane und Rainer brauchen das zur Entspannung an ihrem 1. Ferientag. Ich lese etwas in Arno Schmidts „Gelehrtenrepublik“. Schließlich überredet Gerhild mich, ins Wasser zu gehen. Ist ganz schön, aber anstrengend.

Gegen Mittag brechen wir auf. Christiane und Rainer schlagen einen kleinen Spaziergang im Bachtal hoch vor. Wir sehen Lamas auf einer Weide und den endemischen Papierbaum. Tolle Landschaft ringsum, ein bisschen Allgäu, nur viel höher. Unter 3.000 m geht gar nichts, wir sind auf 3.500 m. Ganz oben auf einer Brücke eine Bank, von der wir das idyllische Bachtal mit schon etwas tropischer Vegetation bewundern. Rainer schläft ’ne Runde, dann geht’s auf der anderen Bachseite auf verschlungenen Wegen wieder hinunter.

Die Fahrt geht weiter abwärts. Kurzer Halt an einem Lokal, wo man Kolibris sehen soll, die sich aber gerade rar machen. Beim nächsten Halt gibt’s Kaffee und Kuchen und Käse für morgen früh. Weiter abwärts nach Baeza auf 2.000 m, wo wir in einem idyllischen Hotel einkehren, das Ane und Rainer – wie alles – schon kennen. Der Titel „Hotel“ allerdings grenzt an Hochstapelei. Kurze, etwas verspätete Siesta, die ich zum Schreiben nutze. Ein kurzer Bummel durch den Ort und ein Saft in einem sogenannten Restaurant mit Ausguck für Bird-Watcher. Kolibris süffeln auf Armlänge von uns an einer Tränke vorm Fenster. Leider ist es wegen der Berge und des dichten Waldes schon zu dunkel zum Fotografieren. Mache trotzdem ein paar Aufnahmen, bin aber skeptisch hinsichtlich der Qualität.

Um ½ 7 ist es pottenfinster und wir sind zum Abendbrot angemeldet. Die Anlage liegt mitten im Wald, Holzhäuser mit je zwei Zimmern. Einfach und doch simpel. Der Besitzer – ein Holländer – „kocht“ uns einen großen leckeren Salat und eine ebensolche Pizza.

Am Nebentisch sitzen drei Amis, sonst keine Gäste. Wir unterhalten uns lange und gut. Früh gehen wir ins Bett. Ich schlafe – fast – durch bis ½ 6 Uhr.

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Freitag, 15. Januar 2021
Ecuador: Alpacas
Alpacas ziehen in Ecuador frei umher; sie sind Artverwandte des Lamas. Ihre Wolle gilt als besonders wärmend und ihr Fleisch als sehr schmackhaft. Zur Gattung der Lamas gehören auch die Vicuñas. Sie waren schon vor der Kolonisation ausgestorben. In jüngster Zeit wurden sie - von der Schweizer Regierung mitfinanziert – neu gezüchtet und haben inzwischen die Zahl von 3.000 Tiere erreicht.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (4)
Vierter Tag: Rainer hat uns zu einem Ausflug zur Laguna Mica eingeladen. Wir fahren mit seinem geräumigen 4x4-Auto zunächst über Schnellstraßen, dann aber geht’s über Nebenstraßen weiter. Wir passieren ärmliche Dörfer und einen riesigen Steinbruch. Ein ganzer Berg wird abgetragen, wohl für den Straßenbau. Einstweilen ist die Zufahrtstraße durch die LKW total ausgefahren. Entsprechend werden wir durchgeschüttelt. Die Fahrt geht nur langsam voran.

Hinter dem Steinbruch wird die Straße besser und die Landschaft aufregender. Rundum grüßen die Vulkane, besonders majestätisch ist der Antisana mit 5.758 m Höhe und seiner Schneehaube. Um ins Naturschutzgebiet eingelassen zu werden, müssen wir uns durch Pass-Kopien ausweisen und werden registriert. Weiter geht’s bergauf zur Laguna, einem Stausee, an dem Strom produziert wird. Wir lassen das Auto stehen und laufen weiter.

Rainer hat einen Höhenmesser und meldet unsere Position regelmäßig, zuletzt sind wir bei über 4.000 m. Die Landschaft ist jenseits der Baumgrenze bei ca. 3.500 m kahl: weite Matten mit Grasbüscheln, viel kleines Gewächs, erinnert uns an Island.



Die Höhenluft macht Mühe. Ich merke deutlich die Anstrengung. Entsprechend gemächlich gehen wir. Gerhild läuft voraus. An einem Sattel mit Blick auf den Antisana machen wir Rast. Danach geht’s auf gleichem Weg zurück. Am See sehen wir drei Alpakas und ein Schaf. Zwischendurch begegnen wir Reitern in traditioneller Tracht, die zwei Saumpferde – eine Stute mit Fohlen – mitführen

Mit dem Auto fahren wir wieder bergab und kehren in einer kleinen Gaststätte ein: Suppe und frisch gepresste Limonade. Mit Blick auf eine andere Lagune. In der gegenüberliegenden Felswand sollen Geier nisten. Vor dem Fenster nippen Kolibris an einer Tränke.

Die Rückfahrt verläuft auf demselben Weg wie hin. Gerhild und ich nicken ein, Rainer nicht. Gegen 15 Uhr sind wir zurück im Haus. Christiane kommt auch gerade aus der Schule. Gerhild und ich legen uns für ein Nickerchen hin. Später werden Reisvorbereitungen für morgen getroffen. Rainer kocht, während ich dies schreibe.

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Donnerstag, 14. Januar 2021
Ecuador: Bevölkerung
Die Zahlen über die Bevölkerung Ecuadors variieren je nach Quelle. Teilweise innerhalb einzelner Quellen. Demnach besteht die Gesamtbevölkerung aus ca. 18 Mio. Einwohnern, davon ca. 45 % Mestizen – das sind Mischlinge aus Weißen und Indígenas – 35 % Indígenas, ca. 10% Weißen, also Nachfahren von europäischen oder nordamerikanischen Einwanderern und ca. 10 % Afro-Ecuadorianern, den Nachfahren afrikanischer Sklaven.

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Ecuador: Hauptstadt Quito
Quito ist die ca. 2.800 m hoch gelegene Hauptstadt des Landes mit 2,5 Millionen Einwohnern. Wegen der geografischen Lage im Graben zwischen den Kordilleren ist die Stadt 60 km lang, aber nur wenige km breit. Die koloniale Altstadt ist UNESCO-Welt-Kulturerbe. Wegen seiner strategisch günstigen Lage war Quito schon in vorkolonialer Zeit ein Zentrum. Nach der Eroberung gründeten die Spanier 1534 erstmals offiziell die Stadt. Sie ist Verkehrsknotenpunkt für den internationalen Flugverkehr, die nationalen Buslinien und für die einzige Bahnlinie, die von der südlichen Pazifikküste hoch über die westliche Kordillere nach Quito und wieder hinunter an die nördliche Pazifikküste verläuft.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (3)
Dritter Tag: Heute wollen wir Quito „erobern“. Zuerst müssen wir die „Perle“ des Hauses begrüßen, die den Abwasch macht und für abends vorkocht. Für zehn Uhr ist ein Taxi bestellt, das auch pünktlich ankommt. Der Fahrer ist deutlich erstaunt, als ich ihm auf dem Stadtplan von Quito zeige, wo wir hin wollen. „Quito? La Capital?“ fragt er etwas ungläubig. „Si, señor“. Er fährt eine abenteuerliche Strecke, verirrt sich in eine Sachgasse, fragt zwei Kollegen. Schließlich kommen wir aber doch an der Haltestelle des „Turbus“ an: eine Stadtrundfahrt.

Um es vorweg zu nehmen: die Busfahrt hat sich nicht gelohnt. Der Turbus kutschiert uns elend lange durch hässliche Gegenden, der englische Kommentar ist weitgehend unverständlich, weil der Bus und der Verkehr zu laut sind. Ein Beispiel: auf der Rückfahrt – schon im Dunkeln – passieren wir drei Krankenhäuser, die beschrieben werden. Es wäre interessant gewesen, wenn dabei etwas über das Gesundheitswesen erklärt würde. Wird aber nicht.



Wir steigen an der Plaza Grande aus und folgen dem Rundgang aus dem Reiseführer. Aber das Programm gerät etwas aus den Fugen, weil zwei Kirchen über Mittag geschlossen sind. Wir beginnen mit der Jesuitenkirche, die uns erschlägt: außen mit Figuren, Ornamenten, gedrehten Säulen, innen mit Gold überladen. Die Augustinerkirche ist geschlossen, dafür genehmigen wir uns gleich nebenan eine Erfrischung in einem schnuckeligen Café, wo der Kaffee selbst gebrannt wird.

Santo Domingo ist ebenfalls zu, also flanieren wir durch die Ronda, eine kleine Gasse entlang der alten Stadtmauer. Aufgehübscht zur Touristenmeile mit Restaurants und Läden ohne Stil. Dafür werden wir Zeugen eines bizarren Polizeieinsatzes: ca. fünf Mann filzen einen Straßenhändler wie einen Schwerverbrecher: Hände an die Wand, Beine breit, Taschen auslehren. Was der arme Mann „verbrochen“ hat, bleibt unklar. Schließlich lassen sie ihn laufen. Sein Gesichtsausdruck verrät: das war nicht das erste Mal.

In der Casa Alabado ist eine sehr schöne Ausstellung prähistorischer und frühgeschichtlicher Keramiken, teils profaner Art, überwiegend aber kultischer Bestimmung. - Die Plaza Grande pulsiert: Familien, Männergruppen, Frauen genießen den Abend. Schuhputzer, Straßenhändler, Bettler wuseln. Über allem eine ruhige, aber lebhafte Atmosphäre. Eine Gruppe mit einem großen Transparent demonstriert lautstark: Es geht um Bergbau und die Zerstörung der Lebenswelt dieser Menschen.



San Augustin ist jetzt offen: sehr düster, fast deprimierend. Gerhild hockt erschöpft in einer Kirchenbank. Zwei Schmalzbällchen von einem Imbiss-Wagen bringen neue Energie.

Da es anfängt zu regnen, „machen“ wir noch die Kathedrale: Ästhetisch sehr wenig Unterschied zum Karussell-Stil des Freimarkts. Kitsch as Kitsch can! Wir entern den letzten Turbus an der Jesuitenkirche. Es regnet jetzt in Strömen und wir werden wieder durch langweilige Straßen hoch zur „Virgen“ kutschiert. Hoch oben wird ein Berg von einer Marien-Statue gekrönt. Die dreißig Minuten Aufenthalt verbringen wir wegen des Unwetters im Bus. Dann quält sich der Bus durch den Feierabendverkehr zurück zum Ausgangspunkt Botanischer Garten.

Wir erwischen gleich ein Taxi, das uns in rasanter Fahrt nach Tumbaco bringt, dem Vorort, wo Christiane und Rainer wohnen. Der Fahrer verfährt sich gründlich. Ein Kollege schickt ihn auf die falsche Fährte. Die Zeichnung von Christiane erschließt sich ihm nicht. Schließlich ruft er Christiane an, die ihn per Telefon manövriert. Christiane und Rainer haben sich schon Sorgen gemacht: es ist bereits 20.30 h. Sorry! Das leckere Abendbrot von der „Perle“ versöhnt uns wieder.

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Mittwoch, 13. Januar 2021
Ecuador: Geld
Seit dem Jahr 2000 gilt statt des vorher gültigen Sucre der Dollar. Dieser hat den gleichen Wert wie der US-Dollar. Es gibt zwar nationale Münzen und Scheine, aber auch der US-Dollar wird akzeptiert. Wegen der Umstellung des chronisch instabilen Sucre auf Dollar, ist das ecuadorianische Währungssystem jetzt zuverlässig.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (2)
Zweiter Tag: Lange im Bett. Nach dem Frühstück geht’s mir schon besser, lege mich aber noch mal hin und lese. Gegen ein Uhr kommt Rainer aus der Schule. Wir trinken Saft auf der Terrasse. Dann erster Ausflug. Er zeigt uns die deutsch-ecuadorianische Schule: Riesig mit allen Schikanen. Am Eingang der obligate Wächter, alles umzäunt, Ausstattung mit allen Schikanen, inklusive idealen Sportstätten, Theater- und Konzertsaal. Monatliches Schulgeld: 600 Dollar, nichts für Durchschnittsverdiener.

In einem Super-Maxi-Markt etwas eingekauft, ebenso in einer Fleischerei. Überall Personal ohne Ende. Ein Angestellter bringt uns unsere paar Einkäufe zum Auto. Wir gehen Eis essen. Der Eisverkäufer versteht meine Bestellung nicht. Schließlich kapiere ich. Ich will drei Kugeln in einem Becher, eine ihm unvorstellbare Menge. Schmeckt aber auch wirklich gut.



Dann entführt uns Rainer in seinen Lieblingsort: El Quinche: Wallfahrtskirche im Kolonialstil, davor die Plaza und anschließend der Markt. Rainer und Gerhild interessieren sich für Früchte, ich mehr für Leute und Leben. Fotografiere viel, Jagdfieber. Es gibt auch welche, die nicht fotografiert werden wollen. Ein Paar vor der Kirche verkauft christlichen Kitsch, lehnen aber ein Foto ab.



Wir fahren „nach Hause“ zurück, essen Enchiladas und Salat.

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Dienstag, 12. Januar 2021
Ecuador: Die Kordilleren
Die Kordilleren, Teil des Faltengebirges, das von Alaska bis Feuerland am Westrand des Doppel-Kontinents reicht, ist in Ecuador in zwei parallel verlaufende Gebirgszüge geteilt: die West- und die Ostkordilleren. Der südamerikanische Teil des Gebirgszugs heißt Anden. In Ecuador erheben sich die beiden Kordilleren u.a. zu Vulkanen bis zur Höhe von fast 7.000 m. Der dazwischen liegende Graben liegt auf ca. 2.500 m Höhe. Dort verläuft die Schnellstraße „Panamericana“ und liegt die Hauptstadt Quito.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (1)
„Man muss hinfahren, um zu begreifen.“ Quincy Jones (Jazz-Musiker)

Ecuador war früher für mich das südamerikanische Utopia. Nie hätte ich gedacht, dass ich dort einmal hinreisen würde. Dann im Herbst 2015 fliege ich tatsächlich mit meiner Frau Gerhild nach Utopia. Ihre Cousine Christiane und deren Mann Rainer arbeiten an der deutschen Schule in Quito - der Hauptstadt Ecuadors - als Lehrerin und Lehrer. Sie haben uns eingeladen, bei ihnen zu wohnen und gemeinsam zu reisen. Einen Teil der Zeit erkunden wir – sachkundig beraten von unseren Gastgebern – auf eigene Faust.

Erster Tag
Flug: kein langer Kommentar – sehr früh los, drei Stunden Aufenthalt in Amsterdam, dann zwölf Stunden nach Quito. Zwischendurch das Gefühl, es endet nie. Schließlich kommen wir doch an. Lange Schlangen am Pass-Schalter, aber dann keine Probleme. Die Koffer werden noch mal durchleuchtet – keine Ahnung warum. Rainer und Christiane winken schon von weitem, herzlicher Empfang.

Christiane und Rainer wohnen in einer bewachten „urbanisaçion“ in einem Palast von Haus, riesige Räume auf zwei Etagen mit zwei Terrassen, überall Glas, Blick über das Tal. Ihre Hausangestellte hat ein typisches Abendbrot – Llampingachos – vorbereitet: Teigbällchen mit Käse gefüllt und dazu Hühnerbeine in einer Sauce. Danach noch geklönt. Nach vierundzwanzig Stunden ins Bett. Nachts: Atemnot, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit. War wohl alles etwas zu viel.

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Mittwoch, 6. Januar 2021
1.000 schwarze Schafe in der Polizei
Die Polizei der Länder steht immer wieder im Fokus von Ermittlungen wegen rechtsextremer, rassistischer, antisemitischer Taten. Die einschlägigen Paragraphen des StGB werden voll ausgeschöpft. Das reicht von rechtsextremen Chats im Internet, über Strafvereitelung im Amt, Gewalt gegen Migranten, Parolen an Hauswänden, finanzielle Unterstützung von Rechtsextremen, „Sieg-Heil“-Rufe, Volksverhetzung, Kontakt u.a. zu „Reichsbürgern“, Missbrauch von Amts-Computern für rechtsextreme Zwecke, Mitgliedschaft in rechtsextremen Gruppen bis zu rassistischen und antisemitischen Parolen. Die Fälle verteilen sich über das ganze Jahr mit Ausnahme des Mai. Besonders viele Fälle gab es im Oktober.

Ein Jahresüberblick der taz vom 30.12.20 zählt auf: 1025 Personen im Polizeidienst begingen die einschlägigen Straftaten oder sind verdächtig. Allein in Nordrhein-Westfalen und in Berlin wurden je 6 Einzelfälle gezählt. Auch bei der Zahl der Personen ist NRW Spitzenreiter mit 451 Personen, gefolgt von Hessen mit 400, Berlin mit 52 und Bayern mit 67 Tätern oder Verdächtigen, gegen die ermittelt wird. Nicht gezählt sind eventuelle Straftaten von Bundespolizisten.

Das sind doch wohl 1025 zu viele Einzelfälle. Das behaupten Polizeiführer und Politiker mit unschöner Regelmäßigkeit: Es seien die schwarzen Schafe, die es überall gebe. Dabei darf es eigentlich nicht ein einziges schwarzes Schaf in den bewaffneten Einheiten geben, die für Sicherheit und die Einhaltung der Gesetze sorgen sollen.

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Sonntag, 20. Dezember 2020
Verschwiegen und nichts gewusst
Von meinem Schwiegervater wird erzählt, er habe während eines Urlaubs von der Ostfront seiner Frau gegenüber geäußert: „Im Osten geschehen schreckliche Dinge. Ich darf aber nicht darüber reden.“ Gemeint waren natürlich die Vernichtung der Juden und die Massaker an Zivilisten und Partisanen in den eroberten und besetzten Gebieten in Mittel- und Osteuropa.

Dieses Redeverbot scheint zumindest in der Wehrmacht so nachhaltig gewirkt zu haben, dass die nicht beteiligten Soldaten erst nach dem Kriegsende davon erfuhren. Jedenfalls beschreibt es Günter de Bruyn in „Zwischenbilanz“ so. Wobei de Bruyn mir ein ernst zu nehmender Zeitzeuge ist. Erst im Lazarett zusammen mit vielen anderen Soldaten, Waffen-SS-Leuten und anderen Uniformierten, wurde von den Beteiligten damit geprahlt, zum Entsetzen der Unbeteiligten.

Natürlich hatten mehr Leute als die Beteiligten von der Vernichtung der Juden und dem Terror gegen die Zivilbevölkerung gewusst. Aber was man nicht wahr haben WILL, das wird geleugnet und verdrängt. So bekommt der in Nachkriegs-Deutschland verbreitete Satz, „von dem allem nichts gewusst zu haben“, eine Erklärung.

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Donnerstag, 3. Dezember 2020
Juristisch fragwürdiges Konstrukt: Kollektive Haftung von Demonstranten
In Hamburg stehen gerade 75 Angeklagte vor Gericht, die an den Anti-G-20-Demonstrationen im Juli 2017 teilgenommen haben. Der Demonstrationszug war in einer Straße von zwei unterschiedlichen Polizeieinheiten – darunter die für ihr brutales Vorgehen berüchtigte Blumberg-Einheit – eingekesselt und brachial angegriffen worden. Bei den folgenden Festnahmen wurden elf Demonstranten schwer sowie weitere leichter verletzt. Aus dem Demonstrationszug wurden Gegenstände auf die Polizisten geworfen, es wurde aber keiner verletzt.

Nun sind die 75 wegen „schweren Landfriedensbruchs und versuchter gefährliche Körperverletzung“ angeklagt. Keinem der Angeklagten kann eine persönliche Tat nachgewiesen werden. Die Staatsanwaltschaft macht aber ALLE verantwortlich. Das Konstrukt der Anklage: Alle hätten einen „gemeinsamen Tatplan“ gehabt und seien daher Täter. Diese Konstruktion ist juristisch höchst umstritten, aber man kann es ja mal versuchen.

Dabei fällt mir ein Ereignis im Mai 1980 ein. Gegen eine Rekruten-Vereidigung im Bremer Weser-Stadion wurde von über 10.000 Demonstranten eines breiten politischen Bündnisses protestiert. Einzelne Trupps von Demonstranten attackierten Polizisten und Soldaten und steckten Bundeswehrfahrzeuge in Brand.

Ich war einer der Demonstranten und stand mit einer Gruppe von Freunden vor dem Stadion. Nicht weit von uns stand der damalige Senator für Jugend u.a., Henning Scherf. Plötzlich tauchte hinter uns ganz kurz eine Person auf, schmiss über uns weg einen Stein in Richtung Polizei, bückte sich sofort wieder und verschwand. Wir protestierten lautstark, was die Person nicht irritierte. Wäre das Geschehen irgendwie von der Polizei beobachtet oder dokumentiert worden, wären unsere Gruppe inklusive Henning Scherf nach der aktuellen Logik der Hamburger Staatsanwalt schuldig wegen gemeinschaftlichem Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Brandstiftung und Körperverletzung. Zum Glück wurden seinerzeit nur Straftaten verfolgt, die konkreten Personen und nicht nur einer amorphen Gruppe zugeordnet werden konnten.

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