Samstag, 19. November 2022
Schwierigkeiten mit der Solidarität
Klar wäre ich gerne solidarisch, grundsätzlich und auch im konkreten Fall. Der aktuell konkrete Fall heißt Fußball-Weltmeisterschaft. Man sollte nicht nach Katar fahren, und auch nicht die Übertragungen im Fernsehen gucken.

Mein Problem ist nur: ich gucke auch sonst keine Fußball-Sendungen. Und auch Kneipen, in denen der Fernseher läuft, besuche ich nicht, schon gar nicht, wenn Fußball läuft. Einige wollen ja solidarisch die Mattscheibe während der WM schwarz lassen. Nur leider entfällt Fernsehen an den Übertragungs-Abenden bei den Öffentlich Rechtlichen überhaupt. Im jeweils anderen Kanal laufen garantiert Krimis oder Quizz-Sendungen. Und das sehe ich mir selbst in normalen Zeiten nicht an. Vielleicht arte, mal gucken ob denen was Sinnvolles eingefallen ist.

Das ist eine Sache. Die andere ist der ökonomische Wahnsinn dieser WM und aller anderen. Aber das müssen die National-Teams mit der Fifa austragen. Da kann ich auch nicht besonders solidarisch sein.

Der andere Wahnsinn ist der ökologische. Schon die Flüge aller WM-Mannschaften mit dem ganzen Tross und den Journalisten und den TV-Teams und die Flüge zwischen den einzelnen Stadien und.... sind der helle Wahnsinn. Oder dass da nicht nur die Stadien klimatisiert, sondern sogar die Swimmingpools gekühlt werden. Ist ja klar: Wer will bei über 45° im Schatten kicken und wer will in Wasser schwimmen, dessen Temperatur die der Menschen um über 10° übersteigt?

Und dann die Arbeitsbedingungen der "Gast"-Arbeiter im Emirat und die vielen Toten beim Bau der Stadien und der Infrastruktur.

Immerhin ist ja rührend, wie die deutschen Spieler sich um die "Gast"-Arbeiter kümmern. Sie spenden von ihrem eigenen Geld für deren Familien. Nun gut, das trifft ja keine Armen, aber solidarisch ist es doch. Und hilft dem guten Gewissen, damit sie an der WM beruhigt teilnehmen können. Und es hilft auch dem Image. So was nennt man Kleen-Washing, und das ist immer gut. Formel-1-Rennfahrer Vettel will sich jetzt ja auch für den Fahrradverkehr einsetzen.

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