Dienstag, 27. Oktober 2020
Erdogan rechtfertigt Islamismus
Der türkische Autokrat Erdogan hat zum Boykott französischer Produkte aufgerufen. Na und? fragt der Beobachter. Die muslimischen Türken dürfen weder Wein (hat Mohammed ausdrücklich verboten) noch Käse konsumieren, der nicht halal ist.

Das ist so bigott und paradox wie der ganze Hintergrund des Boykottaufrufs. Erdogan wirft dem französischen Präsidenten Macron vor, er verfolge die Muslime, vergleicht das mit der Verfolgung der Juden durch die Nazis, nennt europäische Politiker Nazis und unterstellt Macron, geistig nicht gesund zu sein.

Er selber, Erdogan, ließ tausende Politiker, Journalisten, Lehrer, Intellektuelle und vermeintliche „Terroristen“ inhaftieren. Er verfolgt die kurdische Minderheit im Land seit Jahren; da wäre der Vergleich mit der Judenverfolgung durch Deutschland allenfalls zulässig. Die Gleichsetzung von Islam mit islamistisch ist zudem falsch, fatal und abzulehnen.

Frankreich war in den letzten Jahren Ziel schlimmsten islamistischen Terrors – Stichworte Charlie Hebdo, Disco Bataclan und zuletzt der Lehrer Samuel Paty. Wikipedia stellte eine erschreckend lange Liste von islamistischen Terror-Anschlägen ins Internet. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_islamistischer_Anschl%C3%A4ge_in_Frankreich)

Ob Frankreich in den letzten Jahrzehnten in Sachen Immigration und Integration immer alles richtig gemacht hat, ist eine Frage. Ohne Frage ist die seit über zweihundert Jahren verfassungsmäßig festgeschriebene Trennung von Religion und Staat eine zeitgemäße und gesellschaftlich wie politisch angemessene Regelung, die von Erdogan für die Türkei entschieden abgelehnt und verbissen bekämpft wird.

Bedenklich ist Erdogans Wirkung nicht nur auf die türkische Bevölkerung, sondern auch international auf andere muslimische Länder, vor allem aber auf die Moslems in Frankreich und im übrigen Europa.

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