Freitag, 8. September 2023
Plagiate?
Gelegentlich poppt der Verdacht hoch, dieser oder jene AutorIn habe in fremden Revieren gewildert und sich mit fremden Federn geschmückt. Das gilt als unehrenhaft, kann u.U. sogar juristisch geahndet werden. Das „geistige Eigentum“ ist aber ein nicht nur ideeller Anspruch auf Originalität, sondern hat auch einen materiellen Wert. Das aber erst seit dem 18. Jahrhundert, als das Bürgertum seine materielle Macht als Grundlage des Erwerbs entdeckte.

Frühere Jahrhunderte waren da weniger zimperlich. Wer hätte Goethe eines Plagiats bezichtigt, weil er den alten Faust-Stoff für sein opus magnum aufgriff? Thomas Morus‘ „Utopia“ fand viele Nachahmen, die den Stoff jeweils zeitgemäß variierten.

Wer will Brecht denunzieren, weil er die Bettler-Oper des John Gay von 1728 als Vorlage für sein Stück benutzte, in dem er das Verbrechen als typischen Ausdruck der kapitalistischen Wirtschaftsweise entlarvte.

Vor Jahren tingelte ein Münchner mit einem Vortrag durch die Lande, in dem er Arno Schmidt einer Reihe von Plagiaten bezichtigte. Hatte Schmidt doch ganz offen die Literatur durchforstet und genutzt, um bestimmte Motive in der ihm eigenen Sprachakrobatik auf seine Gegenwart zu übertragen. Leider war das Bremer Publikum nicht belesen genug, um dem Scharlatan Paroli zu bieten.

Jüngst fielen mir zwei Beispiele auf – ein Film und ein Roman –, in denen fast „wörtliche“ - Zitate aus anderen Werken auftauchten. 1968 schuf Sergio Leone seinen großartigen Film „Spiel mir das Lied vom Tod“. Darin gibt es eine Sequenz, in der ein Wäschereibesitzer dem Banditen Frank etwas verraten will. Frank glaubt ihm nicht, weil der Denunziant außer den Hosenträgern einen Gürtel trägt, und erschießt ihn. Wie kann er jemandem vertrauen, der nicht mal seinen Hosenträgern traut? Genau dieses Motiv fand ich jüngst in Susann Abels wunderbarem Roman „Stay Away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“. Plagiat? Nein nun wirkliche nicht, sondern eine schöne Idee, das Zitat in ihrem Text zu verwenden.

1966 drehte Michelangelo Antonioni „Blow up“ – eine geradezu philosophische Auseinandersetzung über das Verhältnis von Schein und Wahrheit. Der Film endet mit einem imaginären Tennisspiel, bei dem man den Ball nicht sieht, nur hört. Die Flugbahn des Balls ist nur „sichtbar“, weil die Zuschauer auf der Tribüne mit ihren Blicken und ihren Köpfen dem unsichtbaren Ball hin und her folgen.

Genau dieses Motiv fand ich jüngst in Alfred Hitchcocks „Der Fremde im Zug“ von 1951. Ein Unterschied: das reale Spiel wird gegen die Ansicht der Zuschauertribüne mit den bewegten Köpfen in einer Parallelmontage gegenübergestellt. Diese kontrastiert mit einer dritten Ebene, in der der „Böse“ verzweifelt versucht, ein Beweisstück zu retten, mit dem er seinem Gegner eine Falle stellen will.

Plagiat? Mitnichten! In beiden Filmen wird das Motiv genial genutzt, um Spannung im einen und das Gegenteil im anderen zu erzeugen.

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Donnerstag, 7. September 2023
Ein konsequenter Zyniker
Harald Schmidt? Harald Schmidt? Da war doch was? Aber was?

Harald Schmidt macht mal wieder von sich reden. Und gleich doppelt. Er posiert mit rechtsextremen Prominenten für ein Foto. Und seine alten TV-Sendung werden darauf überprüft, wie „angemessen“ heute noch sie sind.

Schmidt wurde in den 90ern mit seiner Late-Night-Show „Schmidteinander“ Kult. Nach umtriebigen Aktivitäten an Theater und Kabarett amüsierte er ein mäßig intellektuelles Publikum im Fernsehen mit Späßen, die meist auf Kosten seines Sparringspartners Herbert Feuersein, oft genug auch auf die anderer Zeitgenossen, gingen.

Seine Witze zielten meist und gerne unter die Gürtellinie auf die Genetal- und Analzone. Vor homophoben Seitenhieben auf Kollegen und andere Zeitgenossen und Polenwitzen scheute er sich nicht. Vor allem quollen seine Späße von Zynismus über, so sehr, dass Herbert Feuerstein ihm den Rücken kehrte. Als Ersatz suchte er sich den mäßig begabten Partner Oliver Pocher, bevor die Sendung eingestellt wurde. Der Zynismus als Leitmotiv hatte sich totgelaufen.

Wo und wann immer ein Auftritt Quote versprach, war er dabei: So moderierte er nach dem Attentat auf Oskar Lafontaine eine Veranstaltung der SPD mit prominenten Politikern.

Wenn Zynismus und Provokation Hauptthemen sind, verwundert es nicht, dass sich Schmidt neuerdings in rechtextremen Zirkeln bewegt. Gerade posierte er mit dem rechtsextremen Autor Matthias Matussek und Hans-Georg Massen für ein Foto auf dem Sommerfest der „Weltwoche“. Matussek feierte Schmidt als „sein Ideol“.

Die Schweizer „Weltwoche“ steht der nationalkonservativen Schweizerischen Volkszeitung (SVZ) nahe, die wiederum u. a. heftig gegen Immigranten und Geflüchtete polemisiert.

Macht nix, denkt Schmidt mit seinem süffisanten Grinsen, Hauptsache, ich bleibe im Gespräch. Was ihm mal wieder glänzend gelungen ist. Auf Kosten der politischen und intellektuellen Aufrichtigkeit.

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Samstag, 26. August 2023
Hundekot-Attacke als "Fehler"
In meinem Beitrag vom 17. Februar zu der Hundekot-Attacke des Tanz-Choreografen Goecke gegen die Kritikerin Wiebke Hüster habe ich den Fall kommentiert. Unter anderem frage ich: Ob die Tänzerinnen, die seinetwegen an die Staatsoper gekommen sind, das gutheißen können? Inzwischen wissen wir es: Sie nehmen den Choreografen in Schutz als einen „der Größten unserer Zeit“. Unter seinem Verlust leide die gesamte zeitgenössische Tanzszene. „Wegen eines einzigen Fehlers.“ Das nenne ich Weichspülen. Hundekot ins Gesicht einer Kritikerin ist kein Fehler, sondern eine bodenlose Sauerei, in jeder Hinsicht.

Auch in anderen Medien geistert die Debatte, u.a. in einem Interview, das die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) mit Goecke führte. Die einleitende Frage lautet: „Wie geht es Ihnen?“ Diese Frage wäre an Wiebke Hüster, das Opfer, zu richten. Stattdessen wird der Täter zum Opfer stilisiert. Er wird nach seinen Finanzen befragt, seine berufliche Zukunft, was er am Abend der Tat gemacht habe. Geradezu weinerlich äußert Goecke sich: er habe an einem Burn-Out gelitten, es sei gerade alles zu viel gewesen, die Kritikerin sei nur zufällig sein Opfer geworden. Was passiert sei, sei tragisch und zu bereuen. Also ein klassische Tragödie, in der das Schicksal mit den Menschen spielt.

Ich habe schon im Februar vermutet, dass der Mann reif für die Klapse sei. Nun sprechen die Tatsachen erneut für diese These.

Die Art, in der die HAZ das Interview führt und dass sie den Täter statt des Opfers zu Wort kommen lässt, ist ein eklatantes Beispiel für ganz schlechten Journalismus!

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Montag, 7. August 2023
„Kulturelle Aneignung“ – niemand merkt‘s
Die Spekulationen über „kulturelle Aneignung“ wabern nach wie vor nicht nur im Internet. Unter der Überschrift „Selbstzensur in finsteren Zeiten“ (miniaturen 24.08.2022) habe ich dazu schon geschrieben. Jetzt ist mir ein alter Aufsatz von 1984 wieder in die Hände gekommen, der das Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit schön auf den Punkt bringt.

Ich fahre mit einer Gruppe Berliner Hauptschüler im VW-Bus über eine Landstraße; Geschwindigkeit ca. 100 km/h. Ein Schüler stellt Vergleiche an zwischen der Geschwindigkeit auf Berliner Straßen und Landstraßen in Westdeutschland: „Stark, ey, 100 Sachen!“ Dann kommt ein Vergleich mit amerikanischen Autobahnen. A behauptet, es gäbe dort eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 Meilen. Er weiß das von seinem Vater, der schon mal dort war. B widerspricht: Es gibt keine Beschränkung, alle rasen dort wie wahnsinnig. Das geht eine Zeit hin und her, die Behauptungen, werden mit immer neuen Worten und Formulierung wiederholt. Schließlich trumpft B auf: „Auf dem Highway ist die Hölle los!“ Jetzt greift C ein, der die ganze Zeit stumm zugehört hat: „Mann, det is `n Film!“

Beide, A und B, hatten Recht: Jeder hatte SEINE Wahrheit, nur A hat sie aus der – zugegeben durch seinen Vater vermittelten - Realität gewonnen und B aus der Imagination des Films. C klärt den Widerspruch schließlich auf, indem er Wirklichkeit und imaginierte Wirklichkeit trennt.

Und noch etwas: Hat eigentlich jemand schon mal darüber nachgedacht, dass Tattoos – von Medienschaffenden besonders geschätzt – eine exzessive Form kultureller Aneignung sind? Sie stammen, der Name sagt’s schon, aus exotischen Weltgegenden, jedenfalls nicht aus Europa. Sie werden buchstäblich in die Haut injiziert. Eine vollkommenere Aneignung ist kaum noch möglich. Und niemand merkt’s!

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Mittwoch, 7. Juni 2023
Nachruf für Norbert Mehmke
Liebe Mitglieder der LAG Jugend und Film Niedersachsen e.V. und des Bundesverbandes Jugend und Film in Niedersachsen, in der vergangenen Woche erreichte uns eine sehr traurige Nachricht: Norbert Mehmke, unser langjähriger Vorsitzender, ist unerwartet gestorben.

Norbert Mehmke war eine herausragende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendfilmarbeit in Deutschland. Mit unermüdlicher Leidenschaft und Hingabe hat er sich dafür eingesetzt, jungen Menschen eine Stimme zu geben, ihre kreativen Talente zu fördern und sie mit der Kunstform und dem Abenteuer Film in Berührung zu bringen.

Norbert war Medienpädagoge und hat viele Jahre als Jugendbildungsreferent im Jugendzentrum Walsrode und später im Jugendhof Idingen gearbeitet. Daneben gab es immer auch das Ehrenamt, sein Einsatz für Verbände, Initiativen und Organisationen: von 1981 bis 2013 im Vorstand unserer LAG Jugend und Film Niedersachsen, erst als stellvertretender Vorsitzender und dann als Vorsitzender. Unseren Verband hat er nachhaltig geprägt! Auch auf Bundesebene, beim Bundesverband Jugend & Film, war er ganz vorne dabei: seit 1998 als Mitglied des Vorstandes, dann insgesamt 12 Jahre als stellvertretender Vorsitzender und von 2013 bis 2019 als Vorsitzender.

Bei alledem blieb ihm gerade das lokale Engagement ebenso wichtig: sei es an der Volkshochschule seiner Heimatstadt Walsrode in der Lüneburger Heide, oder im Leitungsteam der Uelzener Filmtage, denen er insgesamt 35 Jahre lang treu geblieben ist. Sein außergewöhnliches Engagement wurde bemerkt: 2017 wurde Norbert Mehmke mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, eine Anerkennung für sein langjähriges Wirken und seinen bedeutenden Beitrag zur Gesellschaft. In ihrer Laudatio zur Überreichung sagte die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Cornelia Rundt: „Der Bundespräsident hat dir heute die Verdienstmedaille für dein herausragendes Engagement in der Kinder- und Jugendfilmarbeit, der Medienerziehung und im Jugendmedienschutz verliehen.“

Und dieses Engagement hörte niemals auf und fand immer neue Wege: Sehr aktiv hat er den Cinemanya-Koffer genutzt, eine Auswahl kuratierter Filme, um bei von ihm organisierten Filmveranstaltungen Tausenden geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern. In seiner Heimatstadt Walsrode war er bis zuletzt Vorsitzender eines Vereins, der Kinder mit Lernschwierigkeiten unterstützt.

Norbert war Mentor, ein Freund und auch ein Vorbild für viele, die das Privileg hatten, ihn kennenzulernen. In seinen vielen Jahren bei der LAG Jugend und Film Niedersachsen war er stets der verlässliche, ruhige Pol, der ein sicheres Gespür dafür hatte, wo es lang geht. Gerade auch in schwierigen Jahren und bei knappen Mitteln.

Neben seinem Engagement und seiner unermüdlichen Arbeit wird uns vor allem das Persönliche in Erinnerung bleiben: Wie er zu Vorstandssitzungen einerseits mit einer ehrfurchtgebietend großen Kiste Ordner, Akten und Unterlagen angereist ist – aber eben auch mit Saft, Kaffee, Obst und Gebäck, unerlässlichen Zutaten für das Gelingen einer Sitzung! Wie gut er zuhören, zusammenfassen und ausgleichen konnte – und am Ende stand dann ein beschlussfähiger Konsens. Die großen Boxen mit Weingummi, die er zur Filmpremiere bei unserem jährlichen Sommercamp immer im Gepäck hatte. Seine Freude, bei den Uelzener Filmtagen mit jungen Filmemacher*innen zusammen zu treffen, Ihre Arbeiten anzusehen und mit Ihnen über die Leidenschaft für Film zu fachsimpeln. Und ja, auch sein energisches Winken vom Bühnenrand, wenn bei den Interviews eigentlich schon längst keine Zeit mehr war.

Er hat nie klein beigegeben und sich immer kraftvoll ins Zeug gelegt, für seine Projekte, für seine Kolleg*innen, für seine Leidenschaft für den Film. Dass er nun nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben ist, so kurz nach seinem 69. Geburtstag, das macht uns einfach fassungslos und unendlich traurig.

Wir wünschen seiner Familie in dieser Situation Kraft und Zuversicht - er wird uns fehlen.
Im Namen der Kolleg*innen von der LAG Jugend & Film Niedersachsen und vom Mobilen Kino Niedersachsen, Thomas Kirchberg

Norbert hatte für seine Zeit in der Rente noch so viel vor, was er nun nicht mehr tun kann. Ob das andere fortsetzen können? Ich habe mit Norbert viel zusammen gearbeitet, seit der Reaktivierung des Vereinslebens 1985 war ich bis zu meinem Ausscheiden mit Norbert im LAG-Vorstand. Er hat die Filmarbeit im Jugendhof Steinkimmen und die Fortbildungsreihe „Wir machen unser Fernsehen selbst“ aktiv unterstützt. Jürgen Fiege

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Samstag, 21. Januar 2023
Bauern gegen Radio Bremen
Eine schier endlose Reihe von Treckern rollt über den Osterdeich Richtung Innenstadt. Ihr Ziel ist Radio Bremen. Die Bauern sind empört über eine 3-nach-9-Sendung am 25.11.22. Zwei Talkgäste stellten falsche und diffamierende Behauptungen über die Milch-Viehhaltung auf. Der eine, der Schauspieler Sky Du Mont, hat sich anschließend entschuldigt. Der berechtigte Zorn der Bauern richtet sich aber gegen die ModeratorInnen der Sendung. Sie hätten, so ihre Forderung, korrigierend eingreifen müssen.

Die ModeratorInnen waren nicht anwesend, stattdessen stellte sich der Programmdirektor den Protestierenden: 3-nach-9 sei eine Unterhaltungssendung, kein Polit-Talk.

Wie bitte? Heißt das, dass in Unterhaltungssendungen unwidersprochen Unsinn verbreitet werden darf? Doch wohl kaum! In der Selbstdarstellung wird „Unterhaltung zum Mitdenken“ reklamiert. Und das sollte wohl auch für die ModeratorInnen gelten.

3-nach-9 – „Die Mutter aller Talkshows“ – war angetreten mit einem klaren und kritischen Anspruch. Davon ist schon lange nicht mehr die Rede. Es ist eine flache Feelgood-Show zur Selbstdarstellung Prominenter und der ModeratorInnen geworden. Diskussion wird zunehmend bedeutungslos. Letzte verstehen sich nur noch als Stichwortgeber. Stolz erklären sie, seit zwölf bzw. über dreißig Jahren die Sendung zu moderieren. Ist das vielleicht schon etwas zu lang?

Dass Di Lorenzo ein unpolitischer Mensch ist, bewies er in einem Interview, als er gestand, bei der Europawahl 2014 sowohl in Deutschland wie in Italien gewählt zu haben. Bass erstaunte er, als er darüber belehrt wurde, dass das illegal war. Aber für Radio Bremen und 3-ach-9 reicht’s wohl noch.

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Dienstag, 15. November 2022
Axel Erdmann ist tot
Am Donnerstag haben wir noch telefoniert und uns für Montag beim Isensee-Verlag verabredet. Am Freitag morgen bekam ich die traurige Nachricht, dass Axel in der Nacht gestorben ist.

Axel hat mich Anfang 2011 als freien Mitarbeiter an die Evangelische Familienbildungsstätte Delmenhorst geholt, weil ich eine Geschichtswerkstatt leiten sollte. Wir sollten die Delmenhorster Geschichte nach 1945 bearbeiten. Axel hat dieses Projekt die ganze Zeit begleitet, und aktiv unterstützt, Kontakte gemacht, uns Lesungen ermöglicht, das Buchprojekt, das kurz vor seiner Drucklegung steht, vorangetrieben, sich um die Finanzierung gekümmert.

Ich kenne Axel seit 1970, als wir ein Seminar des Bund Deutscher Pfadfinder in Berlin durchführten. 1978 trat ich meine Stelle beim Jugendhof Steinkimmen an. Kurz darauf bekam er eine ABM-Stelle bei der Evangelischen Kirche zur Betreuung von arbeitslosen Jugendlichen. Seitdem sind wir im lockeren Kontakt geblieben.

Axel verfügte über eine solide Bildung, war vielseitig interessiert, kannte die kirchlichen Strukturen und wusste sie für die Bildungsarbeit zu nutzen. Sein kritischer Geist war nicht immer allen willkommen. Oft war er unserer Zeit voraus mit kreativen Ideen und Plänen. Er wusste sie aber umzusetzen, manchmal mit Verzögerung.

Sein besonderes Interesse galt dem "Kampf gegen rechts". Antifaschistisches Handeln als Voraussetzung und Ergebnis politischer Bildung war seine Richtschnur. An diesem Punkt trafen wir uns. Immer wieder hat er das Forum der Delmenhorster Stadtkirche dafür genutzt. Ich erinnere die Veranstaltung zum Thema -Neonazis im Nadelstreifen- mit Andrea Röpke und Andreas Speit. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Das war das Resultat von Axels Bemühungen, ein möglichst breites Spektrum von Veranstaltern zu versammeln. Darin war er wirklich gut.

Axels plötzlicher Tod hinterlässt eine große Lücke. Ich werde ihn sehr vermissen! Mein Mitgefühl gilt seiner Frau Gisela.

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Die Dauer des Augenblicks - Ein fotopädagogisches Handbuch -
Beim Kopäd-Verlag vergriffen, verfügbar sind eventuell nur noch Mängelexemplare. Bei Amazon wird ein einziges gebrauchtes Exemplar für 49 € angeboten. Im Internet wird das Buch von Praktikern sehr gelobt: Kommentare auf https://www.oly-forum.com:

"Echt Klasse" - "Super" - "Sehr interessante Literatur" -"Mal wieder ein Lesestoff für`s Wochenende" - "Nach dem Lesen auch von mir ein Dankeschön" -"Interessante Lektüre"

... und auf https://digitalfotograf.com: "habe einen interessanten Lesestoff zum Thema Bildgestaltung, Bildsprache, Komposition gefunden."
"...ich fand das Thema sehr gut zusammengefasst, so dass doch das eine oder andere wieder aus dem Hinterstübchen hervorgekramt wurde. Insofern lohnt sich, immer wieder einmal nachzuschlagen.



Nun ist das Buch als CD in völlig neuer Bearbeitung und aktualisiert verfügbar. Preis 10 € inklusive Porto und Verpackung. Bezug per E-Mail jürgen.fiege@nord-com.net auch als down-load unter https://www.kunst-fotografie.com/

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Mittwoch, 24. August 2022
Selbstzensur in finsteren Zeiten
Karl Mays Abenteuerbücher zählten zu meiner frühesten Lektüre. Diese Leidenschaft teilte ich mit meinen Freunden. Wir lasen die Abenteuer von Old Shatterhand und Old Shurehand, von Old Wabble, Winnetou und Nscho-tschi. Bereits damals diskutierten wir, ob das alles wahr sei. In der Frage war meine Generation gespalten. Die Debatte wurde durch das Gerücht, Karl May sei nie außerhalb Deutschlands, nicht einmal außerhalb Sachsens gewesen, habe vielmehr im Gefängnis gesessen, nicht nur nicht beendet, sondern sogar angefeuert.

Nicht nur der "Wilde Westen" wurde von uns "erobert", sondern ebenso der Nahe und Ferne Osten. Wir begleiteten Kara Ben Nemsi und seinen treuen Hadschi Halef Omar durch das wilde Kurdistan. Wir glaubten an die Figuren so viel und so wenig wie an Kapt'n Gordons Abenteuer im Weltraum und an das Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf. Wir glaubten Robinson und Freitag und die Schatzinsel so wenig wie heute die Jungen die Welt von Star Wars.

Und nun behaupten einige selbsternannte Zensoren, Besserwisser und Schlaumeier, das alles sei "rassistisch" und "kulturelle Aneignung", also politisch höchst unkorrekt. Die können einem wirklich jeden Spaß verderben! Als sei Literatur der platten Aneignung von Wirklichkeit verpflichtet. Hallo, möchte man rufen, das ist Abenteuer-, nicht Sachbuch-Literatur. Sachbücher haben wir außerdem gelesen, vielleicht nur ein, zwei Jahre später. Die heutige Jugend hat darüber hinaus ganz andere Informationsquellen über die Wirklichkeit zu Hause und in aller Welt. Und sie nutzt sie wie wir seinerzeit die Sachbücher.

Dem Verlag Ravensburg möchte man eine gehörig größere Portion Zivilcourage wünschen. Warum hat deren Lektorat nicht gleich Bedenken gegen "Der junge Häuptling Winnetou" angemeldet? Nun, beim kleinsten Gegenwind-Stoß kneifen sie den Schwanz ein, jaulen kurz auf und stampfen die ganze Auflage ein. Wahrlich, ich lebe in finsteren Zeiten!

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Dienstag, 12. Juli 2022
Kriegs-Heimkehrer-Drama
arte sendete gestern den Film "Die besten Jahre unseres Lebens" (R.: William Whyler, USA 1946). Er schildert am Beispiel von drei Kriegs-Veteranen deren Probleme bei Ihrer Rückkehr aus dem Krieg in die Heimat. Drei Soldaten - ein Flieger-Hauptmann, ein Infanterie-Sergeant und ein Matrose - kämpfen um ihre Re-Integration in die Nachkriegsgesellschaft. Alle drei haben Probleme: Der Matrose hat beide Hände verloren und fürchtet so seine Verlobte zu verlieren, der Hauptmann kann nur unterbezahlt in einem Kaufhaus arbeiten und seine Frau hat sich ihm entfremdet, nur der Sergeant wird beruflich und familiär wieder aufgenommen.

Alles ist realistisch geschildert. Der Staat und Teile der Gesellschaft reagieren verständnislos. Eine Versorgung ist nicht vorgesehen. Aber auch die Frauen bzw. die Familien haben Probleme mit den Rückkehrern. Sie haben sich "gemütlich" eingerichtet und verstehen die Veteranen nicht wirklich. Diese fühlen sich am wohlsten, wenn sie sich in ihrer alten Bar treffen.

Die Schauspieler sind nicht wirklich überragend. Dass der Film dennoch auch heute noch funktioniert ist den überragenden Qualitäten von Buch und Regie zu verdanken. Die süßliche Musik überzuckert Bild und Text entsprechend dem Film-Musik-Geschmack der Zeit.

Man fragt sich, warum es in Deutschland keine Filme gibt, die die Heimkehrer-Problematik so darstellt. "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert wurde erst 1960 verfilmt. Frühe Filme zerfließen in Selbstmitleid der Deutschen über ihren verlorenen Krieg. Als in der Bundesrepublik die Zeit reif wurde für kritische Filme, war der Krieg seit 20 Jahren vorbei, und es drängten andere gesellschaftliche Probleme.

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