Samstag, 25. September 2021
Usbekistan -Wie aus 1001 Nacht (13)
jf.bremen, 17:31h
Am DREIZEHNTEN TAG haben wir alle gehörigen Muskelkater und sind einfach erschöpft. Wir fahren zum Dorf Hayat, wo wir wieder bei einer Familie zu Gast sind. Wir ruhen uns etwas aus und machen eine kleine Wanderung - wieder bergauf, bergab - zu einem Wildgehege mit den seltenen Riesenwildschafen.
An einem Haus, an dem wir vorbeikommen, kleben tellergroße grau-braune Placken. Ich denke zunächst, es sei Lehm, da die Häuser fast ausschließlich aus Lehmziegeln mit Lehmverputz gebaut sind. Der Reisführer klärt mich auf: Das sind Kuhfladen, die gesammelt, mit Stroh verknetet und zum Trocken an die Hauswand geklebt werden. Getrocknet werden sie als Brennmaterial genutzt. Wir haben das schon bei den Schäfern gesehen, die für uns Feuer zum Aufwärmen machten. Dabei entwickelte sich ein heftiger Qualm, der das Atmen schwierig macht.
Lehm ist ein weit verbreiteter Baustoff, nicht nur auf dem Land, sondern traditionell wurden selbst die großen Bauten - Moscheen, Medressen, Mausoleen - mit Lehmziegeln errichtet und dann außen mit den farbigen Kacheln bzw. Mosaiken verkleidet.
Mir fällt auf, dass die Leute mit Tieren für unsere Begriffe äußerst rücksichtslos umgehen. Vor allem die Esel werden erbarmungslos malträtiert. Am nächsten Tag werden wir mit dem Sohn unserer Gastfamilie und einem Esel auf einer Wanderung begleitet. Der Junge haute dem Tier ständig mit einem Knüppel wechselseitig auf die Schenkel. Als ich frage, warum er das tut, der Esel gehe ja, stellt er es ein und der Esel geht im gleichen Tempo weiter. Ich bin allerdings überzeugt, der Junge machte das nur wegen uns sentimentalen Touristen. Sobald wir nicht mehr dabei waren, fuhr er sozusagen habituell mit dem Hauen fort, davon bin ich überzeugt. Hunde und Katzen haben ebenfalls kein schönes Leben. Sie müssen streunen. Wenn die Hunde z.B. als Hütehunde nicht "nützlich" sind, müssen sie wie die Katzen für sich selbst sorgen, sehen struppig und mager aus, bekommen auch schon mal einen faustgroßen Stein auf den Pelz gebrannt.
Abends gesellt sich der Herr des Hauses - im wahren Wortsinn - zu uns. Die Frau sorgt im Haus und in der Küche für Kochen, Putzen, Aufräumen; der Sohn steht im Hintergrund und rennt, wenn der Vater ihm einen Auftrag gibt. Das läuft wie geschmiert. Der Vater führt bei Tisch, an dem nur noch die Männer sitzen, das große Wort, hält lange Vorträge, lacht über seine Witze am lautesten, während die Zuhörer höflich lächeln. Als ich versuche, die Stimmung etwas aufzulockern - ich beschreibe die Zeremonie des "Geist-aus der Flasche-Lassens" - reißt er sofort wieder das Wort an sich und hält eine Ansprache, in der er begrüßt, dass wir auf unserer Reise ihn und sein Haus "gefunden" haben, und wünscht uns - da kommt auch mal Gerhild vor - Gesundheit, und dass wir 100 Jahre alt werden - das wären ja noch 23 Jahre! Oha!
Der Abend bei dieser Gastfamilie war ein Beispiel für den Alkoholkonsum unter Männern. Es wurde nicht nur hier versucht, mich dabei einzubeziehen. Angesichts der Wodka-Mengen und der Trinkgeschwindigkeit hätte ich schnell kapitulieren müssen, wenn ich mich nicht von vornherein darauf beschränkt hätte, nur eins von den vergleichsweise großen Gläsern zu trinken, und zwar schlückchenweise und genießend. Die anderen tranken die Gläser auf ex, es wurde sofort nachgeschenkt und geprostet.
Wie andere Männer und Frauen hat der Hausherr den Mund voller Gold. Ich wagte nicht zu fragen, ob die alle so schlechte Zähne haben, dass alle Beißer ersetzt werden müssen, oder - was wohl auch und vor allem - gilt, dass das ein Statussymbol ist. Denn solche Zähne sind schon bei uns teuer! Ich nenne ihn in Gedanken "Goldmäulchen" in Erinnerung an Grass`s "Hundejahre", wo Walter Matern als Jugendlicher alle Schneidezähne ausgeschlagen bekommt und als reich gewordener Erwachsener das "Mäulchen" voller Gold hat.
An einem Haus, an dem wir vorbeikommen, kleben tellergroße grau-braune Placken. Ich denke zunächst, es sei Lehm, da die Häuser fast ausschließlich aus Lehmziegeln mit Lehmverputz gebaut sind. Der Reisführer klärt mich auf: Das sind Kuhfladen, die gesammelt, mit Stroh verknetet und zum Trocken an die Hauswand geklebt werden. Getrocknet werden sie als Brennmaterial genutzt. Wir haben das schon bei den Schäfern gesehen, die für uns Feuer zum Aufwärmen machten. Dabei entwickelte sich ein heftiger Qualm, der das Atmen schwierig macht.
Lehm ist ein weit verbreiteter Baustoff, nicht nur auf dem Land, sondern traditionell wurden selbst die großen Bauten - Moscheen, Medressen, Mausoleen - mit Lehmziegeln errichtet und dann außen mit den farbigen Kacheln bzw. Mosaiken verkleidet.
Mir fällt auf, dass die Leute mit Tieren für unsere Begriffe äußerst rücksichtslos umgehen. Vor allem die Esel werden erbarmungslos malträtiert. Am nächsten Tag werden wir mit dem Sohn unserer Gastfamilie und einem Esel auf einer Wanderung begleitet. Der Junge haute dem Tier ständig mit einem Knüppel wechselseitig auf die Schenkel. Als ich frage, warum er das tut, der Esel gehe ja, stellt er es ein und der Esel geht im gleichen Tempo weiter. Ich bin allerdings überzeugt, der Junge machte das nur wegen uns sentimentalen Touristen. Sobald wir nicht mehr dabei waren, fuhr er sozusagen habituell mit dem Hauen fort, davon bin ich überzeugt. Hunde und Katzen haben ebenfalls kein schönes Leben. Sie müssen streunen. Wenn die Hunde z.B. als Hütehunde nicht "nützlich" sind, müssen sie wie die Katzen für sich selbst sorgen, sehen struppig und mager aus, bekommen auch schon mal einen faustgroßen Stein auf den Pelz gebrannt.
Abends gesellt sich der Herr des Hauses - im wahren Wortsinn - zu uns. Die Frau sorgt im Haus und in der Küche für Kochen, Putzen, Aufräumen; der Sohn steht im Hintergrund und rennt, wenn der Vater ihm einen Auftrag gibt. Das läuft wie geschmiert. Der Vater führt bei Tisch, an dem nur noch die Männer sitzen, das große Wort, hält lange Vorträge, lacht über seine Witze am lautesten, während die Zuhörer höflich lächeln. Als ich versuche, die Stimmung etwas aufzulockern - ich beschreibe die Zeremonie des "Geist-aus der Flasche-Lassens" - reißt er sofort wieder das Wort an sich und hält eine Ansprache, in der er begrüßt, dass wir auf unserer Reise ihn und sein Haus "gefunden" haben, und wünscht uns - da kommt auch mal Gerhild vor - Gesundheit, und dass wir 100 Jahre alt werden - das wären ja noch 23 Jahre! Oha!
Der Abend bei dieser Gastfamilie war ein Beispiel für den Alkoholkonsum unter Männern. Es wurde nicht nur hier versucht, mich dabei einzubeziehen. Angesichts der Wodka-Mengen und der Trinkgeschwindigkeit hätte ich schnell kapitulieren müssen, wenn ich mich nicht von vornherein darauf beschränkt hätte, nur eins von den vergleichsweise großen Gläsern zu trinken, und zwar schlückchenweise und genießend. Die anderen tranken die Gläser auf ex, es wurde sofort nachgeschenkt und geprostet.
Wie andere Männer und Frauen hat der Hausherr den Mund voller Gold. Ich wagte nicht zu fragen, ob die alle so schlechte Zähne haben, dass alle Beißer ersetzt werden müssen, oder - was wohl auch und vor allem - gilt, dass das ein Statussymbol ist. Denn solche Zähne sind schon bei uns teuer! Ich nenne ihn in Gedanken "Goldmäulchen" in Erinnerung an Grass`s "Hundejahre", wo Walter Matern als Jugendlicher alle Schneidezähne ausgeschlagen bekommt und als reich gewordener Erwachsener das "Mäulchen" voller Gold hat.
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