Samstag, 11. September 2021
Usbekistan - wie in 1001 Nacht (7)
jf.bremen, 22:54h
SIEBENTER TAG: Nach dem Frühstück sitzen wir auf einer Bank vor dem Hotel-Eingang. Ein freundlicher junger Mann spricht uns auf Englisch an und lädt uns zu einem Museumsbesuch nebenan ein.
Im Frühstücksraum sind großformatige Wandbilder zu bewundern mit Motiven alter Stadtansichten mit Dromedaren. Der Maler eines Bildes hat wohl nie ein Dromedar gesehen. Sie gehen nicht im Passgang, haben übergroße, mit Teppichen behängte Höcker. Eines sieht aus wie eine Schildkröte mit Hufen.
Die Stadtbesichtigung von Chiwa beginnt am Westtor der Altstadt und führt uns direkt zum Kalta Minor, einem wuchtigen Rundbau, dem unteren Teil eines überdimensionierten Minaretts, das nie fertig geworden ist. Der Reihe nach besuchen wir Kuhna Arc, die ehemalige Residenz der Chiwaer Khane, die Medresse von Muhammad Rahim Khan, das Mausoleum von Pachlavon Machmud, Medrese und Minarett Islam Hodschas, die Residenz Tosch Hovli und die Dschuma Moschee, d.h. die Freitagsmoschee. Letzte verfügt über eine Holzdecke, die von 212 kunstvoll geschnitzten Holzsäulen getragen wird. Alle Säulen haben verschiedene Dekors.
Die ganze Altstadt ist ein Gewirr von Gassen zwischen einer prachtvollen Ansammlung sakraler und weltlicher Bauten, alle Jahrhunderte alt, mit Mosaiken von ständig wechselnden Mustern, aus verschiedenen Materialien. Unser Reiseführer zeigt uns - fast - alles mit ausführlichen Erklärungen. Unmöglich alles aufzunehmen und zu behalten, was nicht am Führer, sondern an der Fülle der Eindrücke liegt. Dazwischen wuseln hunderte von Touristen in großen, vorwiegend französischen Gruppen.
Diese Gruppen zeigen alles, was wir früher an deutschen Touristen kritisiert haben: absurd auffällige Freizeitkleidung, skurrile Kopfbedeckungen, Sandalen mit weißen Söckchen, behängt mit optischen Geräten, drängelnd. Die deutsche "Leitkultur" ist offensichtlich zum europäischen Standard geworden. Sobald die Personen einen Raum - egal ob Restaurant, Moschee, Medresse oder Café - betreten, bleiben sie stehen, fotografieren, filmen ohne richtig zu gucken, blockieren die Tür, rücksichtslos gegenüber anderen Menschen. Shukhrat versucht uns schon antizyklisch zu führen, d.h. diese Gruppen vermeidend, ist aber nicht immer erfolgreich.
An vielen öffentlichen Bauten, nicht nur hier, sondern in allen Großstädten, finden wir Sinnsprüche des ehemaligen Staatspräsidenten Kamirov, die sich weniger durch Originalität als durch Prägnanz auszeichnen, hier z.B. am Musiktheater.
In einer Medresse befindet sich ein Musikmuseum: Ein kleiner Raum mit Vitrinen, in denen landestypische Instrumente ausgestellt sind. Ein Film stellt die Instrumente vor. Der Museums-Mann verkauft uns anschließend eine CD.
Zwischendurch bitten uns kleine Mädchen und Jungen, mit ihnen fotografiert zu werden. Später am Registan-Platz in Samarkand erleben wir dasselbe mit Erwachsenen.
In einer Medresse bewundern wir die kunstvoll geschnitzten Holzsäulen. Dabei entdecken wir ein Hakenkreuz. Wir wissen, dass die Swastika (aus dem Sanskrit eine Bezeichnung für ein Glückssymbol) seit Jahrtausenden, zuerst 10.000 v.u.Z., benutzt wird. Für uns Deutsche ist es aber ein belastetes Zeichen.
Als wir darüber sprechen, mischt sich unser Reiseleiter Shukhrat ein und erklärt, dass Hitler richtig gehandelt habe, als er die Juden vernichtet habe. Die Juden würden die Weltherrschaft anstreben und alle anderen Völker unterdrücken wollen. Ich wende ein, dass eher die USA, Russland und China die Weltherrschaft anstreben. Ja, das sei kein Wunder, denn dort seien auch Juden führend. Als Beweis wird behauptet, Jelzin und Busch entstammten jüdischen Familien. China erwähnt er nicht.
Ich fahre fort: in der SU seien die Juden verfolgt worden, und nach deren Zusammenbruch seien 3 Mill. nach Israel emigriert, nicht zu reden von denen, die nach Deutschland kamen. Er ist unbelehrbar, er lässt kein rationales Argument gelten. Schließlich explodiert Gerhild emotional: das den Juden angetane Leid sei unmenschlich und verwerflich, niemand habe das Recht auch nur einen Menschen zu töten. Da beendet er das Gespräch. So was habe ich in der Heftigkeit noch nie erlebt!
In dem Moment kommt eine Schulklasse zu uns: jedes Kind einzeln begrüßt uns mit Handschlag. Ein merkwürdiger Auftritt, dessen Motiv wir nicht begreifen. Aber offensichtlich werden wir als Exoten wahrgenommen, die zu begrüßen und zu fotografieren eine Ehre ist.
Voll mit Eindrücken kehren wir abends ins Hotel zurück. Danach machen wir einen kleinen Spaziergang, werden unterwegs von einer Frau mit Kindern gegrüßt, und stehen schließlich vor einer Baustellen-Absperrung. Wir gehen zurück, einen Umweg zu machen. Da kommt einer der Jungen hinter uns hergerannt. Er hat das Hindernis wohl überwunden und führt uns jetzt zu unserem Ziel. Wir bedanken uns
"rachmat", er verabschiedet sich mit Handschlag.
Im Frühstücksraum sind großformatige Wandbilder zu bewundern mit Motiven alter Stadtansichten mit Dromedaren. Der Maler eines Bildes hat wohl nie ein Dromedar gesehen. Sie gehen nicht im Passgang, haben übergroße, mit Teppichen behängte Höcker. Eines sieht aus wie eine Schildkröte mit Hufen.
Die Stadtbesichtigung von Chiwa beginnt am Westtor der Altstadt und führt uns direkt zum Kalta Minor, einem wuchtigen Rundbau, dem unteren Teil eines überdimensionierten Minaretts, das nie fertig geworden ist. Der Reihe nach besuchen wir Kuhna Arc, die ehemalige Residenz der Chiwaer Khane, die Medresse von Muhammad Rahim Khan, das Mausoleum von Pachlavon Machmud, Medrese und Minarett Islam Hodschas, die Residenz Tosch Hovli und die Dschuma Moschee, d.h. die Freitagsmoschee. Letzte verfügt über eine Holzdecke, die von 212 kunstvoll geschnitzten Holzsäulen getragen wird. Alle Säulen haben verschiedene Dekors.
Die ganze Altstadt ist ein Gewirr von Gassen zwischen einer prachtvollen Ansammlung sakraler und weltlicher Bauten, alle Jahrhunderte alt, mit Mosaiken von ständig wechselnden Mustern, aus verschiedenen Materialien. Unser Reiseführer zeigt uns - fast - alles mit ausführlichen Erklärungen. Unmöglich alles aufzunehmen und zu behalten, was nicht am Führer, sondern an der Fülle der Eindrücke liegt. Dazwischen wuseln hunderte von Touristen in großen, vorwiegend französischen Gruppen.
Diese Gruppen zeigen alles, was wir früher an deutschen Touristen kritisiert haben: absurd auffällige Freizeitkleidung, skurrile Kopfbedeckungen, Sandalen mit weißen Söckchen, behängt mit optischen Geräten, drängelnd. Die deutsche "Leitkultur" ist offensichtlich zum europäischen Standard geworden. Sobald die Personen einen Raum - egal ob Restaurant, Moschee, Medresse oder Café - betreten, bleiben sie stehen, fotografieren, filmen ohne richtig zu gucken, blockieren die Tür, rücksichtslos gegenüber anderen Menschen. Shukhrat versucht uns schon antizyklisch zu führen, d.h. diese Gruppen vermeidend, ist aber nicht immer erfolgreich.
An vielen öffentlichen Bauten, nicht nur hier, sondern in allen Großstädten, finden wir Sinnsprüche des ehemaligen Staatspräsidenten Kamirov, die sich weniger durch Originalität als durch Prägnanz auszeichnen, hier z.B. am Musiktheater.
In einer Medresse befindet sich ein Musikmuseum: Ein kleiner Raum mit Vitrinen, in denen landestypische Instrumente ausgestellt sind. Ein Film stellt die Instrumente vor. Der Museums-Mann verkauft uns anschließend eine CD.
Zwischendurch bitten uns kleine Mädchen und Jungen, mit ihnen fotografiert zu werden. Später am Registan-Platz in Samarkand erleben wir dasselbe mit Erwachsenen.
In einer Medresse bewundern wir die kunstvoll geschnitzten Holzsäulen. Dabei entdecken wir ein Hakenkreuz. Wir wissen, dass die Swastika (aus dem Sanskrit eine Bezeichnung für ein Glückssymbol) seit Jahrtausenden, zuerst 10.000 v.u.Z., benutzt wird. Für uns Deutsche ist es aber ein belastetes Zeichen.
Als wir darüber sprechen, mischt sich unser Reiseleiter Shukhrat ein und erklärt, dass Hitler richtig gehandelt habe, als er die Juden vernichtet habe. Die Juden würden die Weltherrschaft anstreben und alle anderen Völker unterdrücken wollen. Ich wende ein, dass eher die USA, Russland und China die Weltherrschaft anstreben. Ja, das sei kein Wunder, denn dort seien auch Juden führend. Als Beweis wird behauptet, Jelzin und Busch entstammten jüdischen Familien. China erwähnt er nicht.
Ich fahre fort: in der SU seien die Juden verfolgt worden, und nach deren Zusammenbruch seien 3 Mill. nach Israel emigriert, nicht zu reden von denen, die nach Deutschland kamen. Er ist unbelehrbar, er lässt kein rationales Argument gelten. Schließlich explodiert Gerhild emotional: das den Juden angetane Leid sei unmenschlich und verwerflich, niemand habe das Recht auch nur einen Menschen zu töten. Da beendet er das Gespräch. So was habe ich in der Heftigkeit noch nie erlebt!
In dem Moment kommt eine Schulklasse zu uns: jedes Kind einzeln begrüßt uns mit Handschlag. Ein merkwürdiger Auftritt, dessen Motiv wir nicht begreifen. Aber offensichtlich werden wir als Exoten wahrgenommen, die zu begrüßen und zu fotografieren eine Ehre ist.
Voll mit Eindrücken kehren wir abends ins Hotel zurück. Danach machen wir einen kleinen Spaziergang, werden unterwegs von einer Frau mit Kindern gegrüßt, und stehen schließlich vor einer Baustellen-Absperrung. Wir gehen zurück, einen Umweg zu machen. Da kommt einer der Jungen hinter uns hergerannt. Er hat das Hindernis wohl überwunden und führt uns jetzt zu unserem Ziel. Wir bedanken uns
"rachmat", er verabschiedet sich mit Handschlag.
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