Freitag, 10. September 2021
Usbekistan - wie aus 1001 Nacht (6)
jf.bremen, 16:17h
SECHSTER TAG: Nukus ist mit ca. 240.000 Einwohnern die Hauptstadt der autonomen Region Karakalpakstan, die einen großen Teil des westlichen Usbekistan einnimmt. Die Bewohner sprechen eine eigene Sprache und haben kulturelle Eigenheiten.
In Nukus gibt es ein Kunstmuseum, das nach dem Sammler Igor Witaljewitsch Sawizki benannt ist. Es enthält neben Bildern lokaler bzw. regionaler Künstler eine große Sammlung klassischer avantgardistischer russischer Kunst. Eine Sonderausstellung zeigte aktuelle naive Bilder. Mir fiel dabei das Wort "sozialistischer Realismus nach hinten" ein. Wie der sozialistische Realismus der Stalinzeit Gegenwart und Zukunft idealisieren die jetzt ausgestellten Bilder die Vergangenheit. Es wird ein ländlich-dörfliches Idyll präsentiert, das es so nie gab und auch nicht gibt: Flöte spielende Hirten, Bauern-Familien in regionaler Tracht, friedlich grasende Schafe und verspielte Esel. Das Gegenteil ist die von uns beobachtete Realität des Landlebens, und der Vergangenheit entspricht das sicher auch nicht.
Die klassische russische Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jh. orientierte sich offensichtlich weitgehend an westlichen Vorbildern. Ich entdeckte Bilder im Stil von Vogeler, Feininger, Grosz u.a. westlichen Maler.
Im Museum fällt mir etwas auf, was ich auch woanders schon beobachtet habe: Überall lungert Personal untätig herum, dessen "Tätigkeit" unklar ist. In der Garderobe ist wohl eine komplette Familie versammelt. Da es sehr warm ist, hat niemand Garderobe abzugeben. Daneben sind Klos ohne Papier, Türschlösser, die nicht funktionieren. Eine Frau im Museum sitzt mit einem großen Buch an einem Tisch. Daneben hängt ein Thermometer, dessen Werte sie tabellarisch notiert. Die Menschen sind durchweg sehr freundlich, aber anscheinend uninteressiert, die wirklich notwendigen Dinge zu tun. Vielleicht mangelt es an Planung und Aufsicht.
In einem Museum suche ich das Klo auf, alle Becken sind verstopft, es gibt kein Papier. Ich erzähle das unserem Reiseführer. Er gibt es an die Frau an der Kasse weiter. Sie nimmt die Meldung freundlich lächelnd entgegen und tut - nichts. Shukhrat ist überzeugt, dass nichts passiert.
Andererseits ist das Service-Personal äußerst aufmerksam und diensteifrig. Die Fahrer reißen uns bei und nach jedem Stopp die Wagentür auf, das Hotelpersonal überschlägt sich, alle Türen zu öffnen, unsere Koffer zu schleppen und uns jede Bitte von den Augen abzulesen und sofort zu erfüllen. Dieser Diensteifer ist uns eher peinlich: als könnten wir die Autotür nicht selber öffnen.
Die Fahrt nach Chiwa führt wieder durch die ebene Landschaft der Kyzylkum-Wüste. Unterwegs besuchten wir drei Lehmfestungen (Ayaz Kala, Toprak Kala und Toi Krylgan Kala), aus der choresmischen, d.h. vorchristlichen Zeit. Diese Festungen bildeten einen Schutzgürtel um Chiwas, die Hauptstadt des choresmischen Reiches, gegen Angriffe aus dem Norden. Nebenan besuchen wir den Sultan-Baba-Schrein. Am späten Nachmittag erreichen wir Chiwa.
In Nukus gibt es ein Kunstmuseum, das nach dem Sammler Igor Witaljewitsch Sawizki benannt ist. Es enthält neben Bildern lokaler bzw. regionaler Künstler eine große Sammlung klassischer avantgardistischer russischer Kunst. Eine Sonderausstellung zeigte aktuelle naive Bilder. Mir fiel dabei das Wort "sozialistischer Realismus nach hinten" ein. Wie der sozialistische Realismus der Stalinzeit Gegenwart und Zukunft idealisieren die jetzt ausgestellten Bilder die Vergangenheit. Es wird ein ländlich-dörfliches Idyll präsentiert, das es so nie gab und auch nicht gibt: Flöte spielende Hirten, Bauern-Familien in regionaler Tracht, friedlich grasende Schafe und verspielte Esel. Das Gegenteil ist die von uns beobachtete Realität des Landlebens, und der Vergangenheit entspricht das sicher auch nicht.
Die klassische russische Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jh. orientierte sich offensichtlich weitgehend an westlichen Vorbildern. Ich entdeckte Bilder im Stil von Vogeler, Feininger, Grosz u.a. westlichen Maler.
Im Museum fällt mir etwas auf, was ich auch woanders schon beobachtet habe: Überall lungert Personal untätig herum, dessen "Tätigkeit" unklar ist. In der Garderobe ist wohl eine komplette Familie versammelt. Da es sehr warm ist, hat niemand Garderobe abzugeben. Daneben sind Klos ohne Papier, Türschlösser, die nicht funktionieren. Eine Frau im Museum sitzt mit einem großen Buch an einem Tisch. Daneben hängt ein Thermometer, dessen Werte sie tabellarisch notiert. Die Menschen sind durchweg sehr freundlich, aber anscheinend uninteressiert, die wirklich notwendigen Dinge zu tun. Vielleicht mangelt es an Planung und Aufsicht.
In einem Museum suche ich das Klo auf, alle Becken sind verstopft, es gibt kein Papier. Ich erzähle das unserem Reiseführer. Er gibt es an die Frau an der Kasse weiter. Sie nimmt die Meldung freundlich lächelnd entgegen und tut - nichts. Shukhrat ist überzeugt, dass nichts passiert.
Andererseits ist das Service-Personal äußerst aufmerksam und diensteifrig. Die Fahrer reißen uns bei und nach jedem Stopp die Wagentür auf, das Hotelpersonal überschlägt sich, alle Türen zu öffnen, unsere Koffer zu schleppen und uns jede Bitte von den Augen abzulesen und sofort zu erfüllen. Dieser Diensteifer ist uns eher peinlich: als könnten wir die Autotür nicht selber öffnen.
Die Fahrt nach Chiwa führt wieder durch die ebene Landschaft der Kyzylkum-Wüste. Unterwegs besuchten wir drei Lehmfestungen (Ayaz Kala, Toprak Kala und Toi Krylgan Kala), aus der choresmischen, d.h. vorchristlichen Zeit. Diese Festungen bildeten einen Schutzgürtel um Chiwas, die Hauptstadt des choresmischen Reiches, gegen Angriffe aus dem Norden. Nebenan besuchen wir den Sultan-Baba-Schrein. Am späten Nachmittag erreichen wir Chiwa.
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