Sonntag, 5. September 2021
Samarkand - wie aus 1001 Nacht (3)
jf.bremen, 08:10h
Am DRITTEN TAG fahren wir mit dem Zug zum weiter östlichen Kokand. Am Bahnhof gibt es eine doppelte Sicherheitskontrolle, die an Schärfe der auf Flugplätzen nicht nachsteht: Passkontrolle, Leibesvisitation, Gepäck wird durchleuchtet. Dafür muss man ausreichend Zeit einplanen. Hinzukommt, dass es nirgendwo eine Anzeigetafel mit Gleisnummer und Abfahrtzeit gibt. Unser Reiseführer fragt sich durch, wobei er Uniformierte meidet und von einer Putzfrau Auskunft bekommt.
Die Plätze sind reserviert und nummeriert. Die Wagennummer muss man raten. Wir zählen von der Lokomotive nach hinten, stellen aber fest, dass die niedrigste Nummer hinten ist. Die Bahnfahrt ist angenehm, wir könne die Landschaft in Ruhe betrachten. Den 2.268 m hohen Kamchik-Pass unterfahren wir in einem langen Tunnel.
In Kokand zeigt Shukhrat die prächtigen islamischen Bauwerke, den Palast von Chudoyar-Khan, 1871 vollendet, und die Dschuma-Moschee von 1812. Dort bewundern wir die Säulenhalle. Beim Modari-Chan-Mausoleum ist ein großer Friedhof mit vielen, teils sehenswerten Mausoleen. Das Besondere der Anlage sind die "Wunderheiler" vor dem Eingang. Wer seelisch oder körperlich leidet, kann sich dort behandeln lassen. Ein Heiler spricht mit einer einzelnen Person, also etwas wie ein Psychotherapeut. Ein anderer hat eine Zuhörerschaft um sich versammelt und erzählt etwas. Andere massieren auf einfachen Bänken die Patienten. Diese Dienstleistungen sind kostenlos, es wird aber Bakschisch gegeben und angenommen.
Mit dem Auto fahren wir weiter nach Rischtan - direkt an der Grenze zu Tadschikistan - zum Besuch einer Keramik-Werkstatt. Shukhrat führt uns sachkundig und zeigt uns zusammen mit den ArbeiterInnen die wichtigsten Arbeitsprozesse. Das Bemalen einer Schale zeigt uns der Meister selbst. Er zeichnet das Muster mit einem feinen Pinsel und schwarzer Tinte freihändig vor und füllt die so entstandenen Felder farbig aus.
Er führt uns vor das Haus. Wir sehen im Osten im Mittagsdunst das Pamir-Gebirge in Kirgisistan mit seinen 5-, 6- und 7000ern. Angeblich soll man bis nach China sehen können!
Dann fragt er nach der Politik in Deutschland. Auf Geschäftsreisen in Westeuropa - er vermarktet auf Messen seine Produkte - war er in Berlin und hat eine Anti-Merkel-Demonstration gesehen. Wir versuchen ihm etwas über Deutschland und die aktuelle Situation sowie die Geschichte zu erzählen. Die Frage, ob die deutsche Vereinigung positiv oder negativ bewertet wird, beschäftigt ihn. Ich antworte: "Das kommt darauf an, wen man fragt." Er hatte eine eindeutige Antwort erwartet und ich erkläre die Widersprüche in der gegenwärtigen Situation. Auch die Flüchtlingsfrage beschäftigt ihn. Aus seiner Sicht ist das alles schwer verständlich. Die Usbeken haben seit 1865 das Zarenreich, dann ab 1917 die Sowjetunion und seit 1991 die Autokratie von Islam Kamirov erlebt. Dass eine Bundeskanzlerin nur 40% Zustimmung bei Umfragen bekommt, dicht gefolgt von anderen Politikern, auch aus der Opposition, ist für ihn schwer nachvollziehbar. Zum Schluss bedankt er sich mit Handschlag bei mir und auch Shukhrat bedankt sich, er habe viel dazugelernt. Eine ähnliche Diskussion ergibt sich später mit einem Fahrer. Offensichtlich wird die Situation in Deutschland beobachtet, es fehlen aber Detailinformationen. - Wir fahren weiter nach Fergana, wo wir übernachten.
Die Plätze sind reserviert und nummeriert. Die Wagennummer muss man raten. Wir zählen von der Lokomotive nach hinten, stellen aber fest, dass die niedrigste Nummer hinten ist. Die Bahnfahrt ist angenehm, wir könne die Landschaft in Ruhe betrachten. Den 2.268 m hohen Kamchik-Pass unterfahren wir in einem langen Tunnel.
In Kokand zeigt Shukhrat die prächtigen islamischen Bauwerke, den Palast von Chudoyar-Khan, 1871 vollendet, und die Dschuma-Moschee von 1812. Dort bewundern wir die Säulenhalle. Beim Modari-Chan-Mausoleum ist ein großer Friedhof mit vielen, teils sehenswerten Mausoleen. Das Besondere der Anlage sind die "Wunderheiler" vor dem Eingang. Wer seelisch oder körperlich leidet, kann sich dort behandeln lassen. Ein Heiler spricht mit einer einzelnen Person, also etwas wie ein Psychotherapeut. Ein anderer hat eine Zuhörerschaft um sich versammelt und erzählt etwas. Andere massieren auf einfachen Bänken die Patienten. Diese Dienstleistungen sind kostenlos, es wird aber Bakschisch gegeben und angenommen.
Mit dem Auto fahren wir weiter nach Rischtan - direkt an der Grenze zu Tadschikistan - zum Besuch einer Keramik-Werkstatt. Shukhrat führt uns sachkundig und zeigt uns zusammen mit den ArbeiterInnen die wichtigsten Arbeitsprozesse. Das Bemalen einer Schale zeigt uns der Meister selbst. Er zeichnet das Muster mit einem feinen Pinsel und schwarzer Tinte freihändig vor und füllt die so entstandenen Felder farbig aus.
Er führt uns vor das Haus. Wir sehen im Osten im Mittagsdunst das Pamir-Gebirge in Kirgisistan mit seinen 5-, 6- und 7000ern. Angeblich soll man bis nach China sehen können!
Dann fragt er nach der Politik in Deutschland. Auf Geschäftsreisen in Westeuropa - er vermarktet auf Messen seine Produkte - war er in Berlin und hat eine Anti-Merkel-Demonstration gesehen. Wir versuchen ihm etwas über Deutschland und die aktuelle Situation sowie die Geschichte zu erzählen. Die Frage, ob die deutsche Vereinigung positiv oder negativ bewertet wird, beschäftigt ihn. Ich antworte: "Das kommt darauf an, wen man fragt." Er hatte eine eindeutige Antwort erwartet und ich erkläre die Widersprüche in der gegenwärtigen Situation. Auch die Flüchtlingsfrage beschäftigt ihn. Aus seiner Sicht ist das alles schwer verständlich. Die Usbeken haben seit 1865 das Zarenreich, dann ab 1917 die Sowjetunion und seit 1991 die Autokratie von Islam Kamirov erlebt. Dass eine Bundeskanzlerin nur 40% Zustimmung bei Umfragen bekommt, dicht gefolgt von anderen Politikern, auch aus der Opposition, ist für ihn schwer nachvollziehbar. Zum Schluss bedankt er sich mit Handschlag bei mir und auch Shukhrat bedankt sich, er habe viel dazugelernt. Eine ähnliche Diskussion ergibt sich später mit einem Fahrer. Offensichtlich wird die Situation in Deutschland beobachtet, es fehlen aber Detailinformationen. - Wir fahren weiter nach Fergana, wo wir übernachten.
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