Freitag, 7. Dezember 2018
Unterwegs im Land der Vulkane und Geysire: Eine Reise durch Island (12. Tag)
Wieder hängt ein tiefer grauer Himmel über der Landschaft. Es nieselt fein. Unsere erste Station ist der Jökulsarlon: ein Gletschersee mit Fluss, der sich direkt vor der Straßenbrücke staut. Darauf schwimmen blau-grün schimmernde Eisberge, aber nun wirklich. Wie floating islands auf Schokoladensoße. Von einem kleinen Kegel kann man die ganze Pracht bewundern. Entsprechend voll ist es, aber die Masse verläuft sich. Ein Amphibienfahrzeug schippert Touristen durch das Eis. Weiter zwischen Atlantik und steil aufragendem Felsen, später links der Skeiðarsandur, erreichen wir Skaftafell. Sandur ist eine Schwemmsandfläche, die in Fluss-Mündungen oder –Deltas entsteht. Reiche, bunte Vegetation, anfangs lau, je weiter wir uns dem Gletscher nähern desto frostiger wird es. In Nupsstaður ist ein winziges Kirchlein zu besichtigen. Der Eingang ist so niedrig, dass selbst Elke sich bücken muss. Im hinteren Teil kann ich nicht stehen, erst im vorderen Teil ist der aufrechte Gang möglich. Der Altar ist nur ein kleiner Tisch, dahinter ein Fenster mit Blick in die Landschaft und ein kleines Bild, das die Auferstehung zeigt.

Rundum winzige Häuschen, halb in der Erde vergraben mit Torf rundum und einem Grasdach. Hier lebte Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein Postmeister, der zugleich Flussmann war, d.h. er konnte Reisende sicher über den Sandur mit seinen vielen Flussarmen geleiten und ggf., wenn der Sandur unpassierbar war, den Weg über den Gletscher finden.

Zum Schluss windet sich der Pfad zwischen mehreren kleinen Gletscherseen, um sich dann zwischen Felsbrocken zu verlieren, bis zum Gletscher, gar nicht weiß, sondern dunkelgrau bis schwarz von dem oder den letzten Vulkanausbrüchen. Die feine Asche liegt weit verstreut – auch großräumig – zwischen den Pflanzen, auf dem Eis, überall. Der Gletscher wieder mit scharfen Kanten, tiefen Spalten. Ich kann mir nicht vorstellen dort zu gehen. Der Snæbreið ragt 10 – 12 km entfernt von der Küste über 2.000 m hoch. Direkt am Wasser ein gewaltiger Felsklotz wie ein Schiffsbug.

Als wir wieder im Auto sitzen, nieselt es wieder. Wir queren zunächst den Skeidarsandur mit seinen unzähligen Wasserläufen. Die Sicht ist schlecht, so dass wir weder den Atlantik noch die Berge sehen. In Kirkjubærklaustur fängt es richtig an zu regnen. Wir trinken Kaffee, queren das riesige Lavafeld. Die Sicht ist eher noch schlechter, wir sehen die bizarren Formen der Lava, teilweise überwachsen von Gras, Flechten und Moos.

Unterwegs ein Hügel, auf dem vor 1.000 Jahren ein großer Gutshof „mit 24 Türen“ bei einem Vulkanausbruch vernichtet wurde. Die Zahl der Türen gibt die Größe des Hauses und Hofes an. Zur Erinnerung schichten Isländer Lavasteine zu kleinen Männchen über einander, sieht putzig aus. Das Felsentor von Dyrholaey und den Strandspaziergang streichen wir wegen des Wetters. Aber die Basaltsäulen lasse ich nicht aus: die sind wirklich beeindruckend und interessant. Lava drückte von unten durch darüber liegendes Gestein und formte beim Erkalten die sechseckigen Säulen. Einige stehen frei, andere sind – über drei Hügel verteilt – noch verbunden. Hier ist es einen Augenblick trocken, aber jetzt bläst ein mächtiger Sturm. Später nimmt der Regen wieder zu.

In Seljaland rechts ab zu unserem Gästehaus, kurzer Halt am Seljalandsfoss, eigentlich nur wegen des WC, da müssen wir noch mal hin. Oben am Berg ein richtiger Bauernhof mit Milchvieh und zwei Holzhäusern mit je 5 Doppelzimmern. Ein Haus ist für uns, aber auch nur von uns belegt.

Beim Abendessen sitzt am Nebentisch ein deutsches Paar, er unverkennbar Typ Studienrat, belehrt ständig seine Frau, die will uns belehren, und beim Frühstück erklärt er mir die Funktionsweise des Toasters, als sei es ein High-Tech-Gerät. Entzückender Mensch.

Der Sturm briest weiter auf, peitscht immer wieder Regenschwaden gegen die großen Fenster, dazwischen reißt es auf, wir schöpfen Hoffnung, aber werden bald wieder enttäuscht. Eine merkwürdig geformte Bumerang-Wolke hält sich konstant im Süden.

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