Montag, 3. Mai 2021
Von "Spiegelaffäre" und "Lügenpresse"
Nicht nur 1962, sondern auch lange vorher und lange nachher galt das Nachrichtenmagazin "Spiegel" als erfolgreichstes Investigativ-Medium der alten Bundesrepublik. Ein Höhepunkt war die sog. "Spiegelaffäre". Das Blatt veröffentlichte die Ergebnisse des Nato-Manövers "Fallex 61" unter der Überschrift "Bedingt abwehrbereit". Das Manöver, das von einem sowjetischen Angriff auf Westeuropa ausging, kam zu dem vernichtenden Ergebnis, das im Titel des Berichts zusammengefasst wurde. Die Bonner Politik lief Amok, Bundeskanzler Adenauer sprach von einem "Abgrund von Landesverrat". Der weitere Verlauf der Affäre soll hier nicht erörtert werden.

Festzuhalten ist, dass der "Spiegel" nicht nur in diesem Fall vor den Gerichten umfassend Recht bekam. Die Recherchen des Magazins waren regelmäßig so gut, dass Politiker, die gegen sie betreffende Artikel klagten - allen voran der CSU-Vorsitzende und Verteidigungsminister Strauss - regelmäßig den Kürzeren zogen.

Ein anderes seriöses Blatt war die "Zeit", die Pflichtlektüre für linksliberale Intellektuelle, die die Zeitung gern deutlich sichtbar unter dem Arm trugen, in der Straßenbahn, in Unis und im Flugzeug.

Die Verhältnisse haben sich gründlich geändert, sehr zum Nachteil, vor allem für den Ruf der deutschen Qualitätspresse. Ein aktuelles Beispiel ist die sog. "BAMF-Affäre". Die Leiterin der Bremer BAMF-Filiale, Ulrike B., wurde schwer beschuldigt - der Rechtsbeugung, Bestechung u.a. Vergehen. Sie habe, so zunächst Medien, dann die Staatsanwaltschaft, mehrere tausend rechtswidrige Asylbescheide zugunsten von Flüchtlingen ausgestellt. Der weitere Verlauf der Affäre soll hier nicht erörtert werden.

Festzuhalten ist, dass durchaus als seriös geltende Medien von den Nürnberger Nachrichten über die Süddeutsche Zeitung, den NDR, Radio Bremen, Zeit online bis zum Spiegel unhinterfragt Falschmeldungen kolportierten. Die Bremer Staatsanwalt beteiligte sich aktiv an dem Kesseltreiben gegen Ulrike B. Damit nicht genug: Als sich schon abzeichnete, dass die Anklagen gegen die BAMF-Leiterin wie Seifenblasen zerplatzten, verbreiteten Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft von deren Leiter bis zum Pressesprecher Unwahrheiten, Diffamierungen, die auch unter die Gürtellinie zielten, in einem "Hintergrundgespräch" mit "Zeit online". Den Inhalt des Gesprächs gaben wiederum andere "seriöse" Medien ohne Gegenprobe wieder, darunter Agenturen und die Qualitätspresse bis zum "Spiegel".

Ulrike B. wurde inzwischen in allen Anklagepunkten - die zuletzt von über tausend auf zwölf geschrumpft waren - rechtskräftig freigesprochen. Jetzt muss sie noch um ihre disziplinarische Rehabilitierung kämpfen. Der "BAMF-Skandal" hat sich als Medien- und Rechtsskandal herausgestellt. Wie können die Verantwortlichen in den Medien und der Justiz so dumm sein, den Rechtsextremen eine solche Steilvorlage z.B. für die Parole "Lügenpresse" zu liefern?

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Freitag, 23. April 2021
Was hat Spinat mit Windkraft zu tun?
In den 1930er Jahren wurde von Wissenschaftlern gemessen, dass Spinat viel Eisen enthält, das wiederum gesund für das juvenile Körperwachstum sei. Jahrzehnte lang wurden Kinder mit Spinat gequält: Iss deinen Spinat, dann wirst du groß und stark.

Etwa fünfzig Jahre später maß und rechnete ein Wissenschaftler nach und stellte fest, den früheren Messergebnissen lag ein Kommafehler zugrunde, der Eisengehalt im Spinat war tatsächlich 10 mal geringer, als bisher angenommen.

2005 wurde eine Studie zu den Infraschall-Werten herausgegeben, die angeblich durch Windkraftanlagen entstehen. Infraschall sind Frequenzen, die unterhalb des menschlichen Hörvermögens liegen, aber u.U. dennoch wahrgenommen werden und angeblich das Gehirn schädigen. Flugs stürzten sich Windkraft-Gegner auf die Studie und argumentierten mit den unhörbaren Schallwellen.

2020 veröffentlichte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Bayreuth, dass die o.a. Studie ebenfalls auf einem Rechenfehler beruhte: die 2005 veröffentlichten Werte lagen 36 Dezibel zu hoch. 10 Dezibel bedeutet, dass das Geräusch 10 x lauter ist. 36 Dezibel wären mehrere tausendfache Verstärkung. Also sind 36 gemessene Dezibel zu viel mehrere tausend weniger Krach. Damit platzte die Argumentation, der Infraschall könne das Gehirn schädigen, denn eine so geringe Emission kann nicht nur nicht wahrgenommen werden, sondern muss auch als restlos unerheblich eingeschätzt werden.

Nun wissen wir, was Spinat mit Windkraft zu tun hat: der Vorteil des Eisens im Spinat und der Nachteil des Infraschalls beruhen auf banalen Rechenfehlern. Und was ist 10x weniger Eisen gegen einige tausend weniger Dezibel?

Lasst 1000 Windkraftanlagen blühen!

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Mittwoch, 21. April 2021
Die Anonymität der Täter im Internet
Neulich - nein, es ist schon einige Zeit her - also: damals im Schwitzraum einer Sauna. Ein Beamter des Bremer Wirtschaftsressorts erzählt, er habe dem Justizsenator vorgeschlagen, alle jugendlichen Straftäter auf einer Insel zu internieren und die Insel alle sechs Monate zu fluten. Von einem anderen Saunagast kam sofort Protest, der von weiteren Gästen unterstützt wurde. Der "Witz"-Erzähler mied danach jeden Kontakt mit dem Protestierer.

Andere, ähnliche Beispiele lassen sich massenhaft wiedergeben: Judenfeindliche "Witze" und Bemerkungen in den Pausenräumen der Betriebe, bei den Beschäftigten der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft lief die Entwicklungshilfe für Länder der Dritten Welt unter "Bimbo-Hilfe", fremdenfeindliche Lieder bei Stubenfesten der Bundeswehr ("In einem Polenstädtchen...."), sexistische Anmache von Frauen in der U-Bahn, nazistische Schmierereien und Gesten usw. Die Akteure mussten - wie im obigen Beispiel - damit rechnen, Widerspruch zu bekommen.

Heute ist das ganz anders: Es gibt wohl nicht weniger Sottisen, aber dafür anonym im Internet. Die Klage über Hass-Mails, sexistische und rassistische Postings in den "sozialen" Medien sind wohl eher häufiger geworden, aber die Täter müssen nicht sofort mit Widerspruch und u.U. sozialer Ausgrenzung rechnen. Und die Anonymität ermutigt auch zu mehr und heftigeren Postings. Das Problem unserer Gesellschaft ist nicht, dass es mehr solcher Dinge gibt, sondern dass die Anonymität des Internets die feigen Täter geradezu animiert.

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Montag, 19. April 2021
Mietendeckel - Versagen des Marktliberalismus
Das Bundesverfassungsgericht hat den Berliner Mietendeckel aus formal-rechtlichen Gründen für unwirksam erklärt. Die Frage, wie die exorbitant steigenden Mieten in verschiedenen Großstädten auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werden können, ist damit nicht beantwortet. Die Reaktionen aus der Wirtschaft und der liberal-konservativen Politik sprechen für sich: "Haben wir ja immer gesagt."

Eben nicht: Denn Mieten sind nicht nur ein wirtschaftliches, sondern ein brennendes soziales und damit politisches Problem, das dringend spätestens in der nächste Legislaturperiode - also nach der Bundestagswahl - gelöst werden muss.

Natürlich sieht Bundesheimatminister Seehofer sich bestätigt: Der Mietendeckel habe keine einzige Wohnung zusätzlich erbracht. Da ist er wieder, der Wirtschaftsliberalismus des 19. Jahrhunderts. Dessen Vertreter vertrauen einfach darauf, dass der "Markt" es schon richten wird. Tut er nicht! Wenigstens nicht im Interesse von Mietern und anderen Verbrauchern.

Die Schaffung zusätzlichen Wohnraums allein, wie es konservative Politiker versprechen, hat nur wenig Einfluss auf die Mieten. Allein die Tatsache, dass die Miete bei jedem Wohnungswechsel um 10% und ansonsten alle drei Jahre um 30% steigen darf, beweist die Unfähigkeit des Marktes. Und das bei einer Inflation von unter 2% und konstanten 12 € Mindestlohn. Vermieter, vor allem die großen Wohnungsgesellschaften, können preislich und leistungsmäßig weitestgehend machen, was sie wollen. Man muss sich nur z.B. die Situation im Delmenhorster Wollepark ansehen, dann weiß man, wie wichtig staatliches Handeln ist - was dort zum Glück nach jahrelang unhaltbaren Zuständen geschehen ist.

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Donnerstag, 8. April 2021
Dringend: Spenden für syrische Flüchtlinge
Der Bürgerkrieg in Syrien dauert jetzt bereits 10 Jahre und ein friedliches Ende ist nicht abzusehen. Die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Akteuren gehen vor allem zulasten der Zivilbevölkerung und besonders der Kinder.(Binnenflüchtlinge).

Hier eine kurze Bilanz:
- Syrien hat etwa 17 Millionen EinwohnerInnen. Mehr als 6 Millionen sind innerhalb des Landes vertrieben worden, davon rund 2,5 Millionnen Kinder.
- In der Region im Nordwesten des Landes haben Rebellenkämpfer und Oppositionelle gegen das Assad-Regime Schutz gefunden. Dieses Gebiet umfasst Teile der Provinz Idlib und Aleppo. Dort leben rund 4 Millionen Menschen, davon 2,7 Millionen Vertriebene. Tausende wurden gezielt vom Assad-Regime nach Idlib deportiert.
- 1,6 Millionen leben in Flüchtlingslagern, die von Hilfsorganisationen versorgte werden.
- Quelle: taz vom 08.04.21
- Zusätzlich leben ca. 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei, Zehntausende werden in den Lagern in Griechenland auf Lesbos, Chios u.a. Inseln sowie auf dem Festland festgehalten.

Wer helfen will, kann das mit Spenden u.a. an die folgenden Hilfsorganisationen tun:
- Deutsches Komitee für Unicef (IBAN DE57 3702 0500 0000 3000 00)
- Save the children (IBAN DE57 3702 0500 0000 3000 00)
- Ärzte der Welt (IBAN DE06 1203 0000 1004 3336 60)
- Aktion Deutschland Hilft e.V. (IBAN DE29 3702 0500 0008 3225 01)
- Für die Flüchtlingslager in Griechenland: Ärzte ohne Grenzen (IBAN DE72 3702 0500 0009 7097 00)
Informationen über die einzelnen Organisationen gibt es im Internet.

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Montag, 5. April 2021
Das Geld hat's in sich
Oskar Maria Graf (1894 - 1967), bayrischer Schriftsteller und Exilant aus politischen Gründen, schrieb schon in den 50er Jahres des letzten Jahrhunderts:
"...denn das Geld hats (...) in sich, wahrhaftig! Es nimmt vor allem die Ruhe. Den einen treibt es in eine plötzliche, recht überheblich-protzige Verschwendungssucht, den anderen macht es gierig danach, mehr und immer noch mehr dazu zu gewinnen. Dadurch verwandelt er sich, ohne daß ers eigentlich richtig merkt, zu einem anrüchigen Schwindler und rücksichtslosen Ausbeuter, dem's zudem noch darauf ankommt, seine Mitmenschen mit grobschlächtiger Macht zu beherrschen."

Soweit Grafs prophetische Voraussicht auf die bayrischen Verhältnisse Anno 2020/21: Tobias Zech(CSU), Alfred Sauter (CSU), Georg Nüßlein (CSU), Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Auch außerhalb Bayerns eifern konservative Politiker den Bayern nach:
Philipp Amthor (CDU), Thorsten Thümler, alias Prenzler (CDU; AfD), Nicolas Löbel (CDU).

Nur eine kleine Auswahl ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, im Gegenteil.

Siehe auch Beiträge auf "miniaturen" 06.03.21 (Profiteure der Seuche), 08.03.21 (Junge Karrieristen); 19.03.21 (Bayrisches Irrenhaus)

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Sonntag, 14. März 2021
Fukuschima, der Wahnsinn geht weiter
Am 28. März 1979, also vor fast exakt 42 Jahren, ereignete sich im Atomkraftwerk Harrisburg/USA ein schwerer Unfall, der fast zum Super-Gau geworden wäre. Bis heute leiden ehemalige Kraftwerks-ArbeiterInnen und Teile der Bevölkerung gesundheitlich unter den Strahlenschäden. Die erste Reaktion von Atomkraftgegnern, die seit Mitte der 70er Jahre genau vor DEM Gau bzw. dem Super-Gau gewarnt hatten, war Entsetzen: Nun hat sich bestätigt, was wir befürchtet haben und was die AKW-Betreiber als unmöglich eingeschätzt hatten.

Am 26. April 1986, also fast genau vor 35 Jahren explodierte das Atomkraftwerk von Tschernobyl und der Super-Gau war eingetreten. Es war das, was Atomkraftgegner erwartet und was die AKW-Betreiber für unmöglich gehalten hatten. "Die nukleare Explosion eines Kernkraftwerkes ist prinzipiell unmöglich." Und der Super-Gau könne statistisch nur einmal in 10.000 Jahren passieren. Das schrieben norddeutsche Elektrizitäts-Unternehmen in einer Propaganda-Broschüre. Und es war doch möglich! AKW-GegnerInnen waren nur noch wenig erstaunt. Sie hatten damit gerechnet, dass es irgendwann passieren würde. Sie wunderten sich nur, wie schnell 10.000 Jahre vorbei sind.

Derweil wurde weltweit, und allen voran von Deutschland und Frankreich, massenhaft Atomstrom produziert. In Deutschland (inkl. DDR) waren es maximal 19 Anlagen mit teilweise mehreren Blöcken, vier allein in Bayern, jeweils mit mehreren Blöcken.

Am 11.03.2011, als vor exakt 10 Jahren, trat wieder eine Katastrophe ein. Ein Seebeben mit einem gewaltigen Tsunami zerstörte die Elektrik im AKW von Fukuschima. Was "prinzipiell unmöglich" sein soll und nur alle 10.000 passieren kann, passierte: in vier der sechs Blöcke ereignete sich der Gau. Zwei Blöcke blieben heil, weil sie schon vorher abgeschaltet waren. Die Atom-Gegner waren wieder entsetzt, aber nun nicht mehr überrascht. Überrascht waren nur die Betreiber und die Befürworter der Atomenergie.

Jetzt war es sogar der Bundesregierung zu viel: Angela Merkel, die Bundeskanzlerin, ließ sofort sieben AKWs stilllegen und kündigte für Ende 2022 das Aus für die restlichen an. Nur leider geht der Wahnsinn rund um Deutschland weiter: In Frankreich, in der Schweiz, in Österreich, in Tschechien, in Polen, selbst in Japan und darüber hinaus. Braucht es noch weitere Katastrophen, bis der Irrsinn aufhört?

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Mittwoch, 3. März 2021
Über Fachlichkeit und politische Zensur - Der Konflikt um die bpb.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 1952 gegründet und seitdem dem Bundesministerium des Innern (BMI) unterstellt, war die ersten beiden Jahrzehnte seiner Tätigkeit ein Sprachrohr der CDU-Bundesregierungen und diente vor allem dem Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus. Es war Teil der westlichen Propaganda im Ost-West-Konflikt und gegen die DDR.

Das änderte sich in den 70er Jahren, als die Stellungnahmen des bpb zu aktuellen Fragen differenzierter, ausgewogener und fachlich korrekter wurden. Das soll sich nun ändern. Eine Kontroverse über die Definition von "Linksextremismus" wurde entfacht. Dabei geht es nicht etwa um inhaltliche oder fachliche Veröffentlichungen, sondern - man staune - um den "Teaser", also so etwas wie eine Überschrift, im Internet-Auftritt der bpb. Dazu äußern sich berufene wie weniger berufene Stimmen. Zu den weniger Berufenen zählt Hubertus Knabe.

Knabe ist ein Musterbeispiel für das, was man in England "a lonely wolf" - einen einsamen Wolf - nennt. Und er tanzte im Laufe der letzten vierzig Jahre auf diversen politischen Hochzeiten. Angefangen hat er bei den Bremer Grünen, später liebäugelte er mit der AfD und populistischen Positionen. Eine Station war die Konrad-Adenauer-Stiftung. Die rechts-konservative "Neue Züricher Zeitung" zählt ihn zu ihren Autoren, daneben schreibt er in rechten Portalen wie "Tichys Einblick" und "Die Achse des Guten".

Seine Berufskarriere ist gekennzeichnet von Skandalen: Ob beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen oder bei der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Knabe provozierte Skandale und seine jeweilige Entlassung. Gegen die Gedenkstätte führte er einen langen Arbeitsgerichts-Prozess. Er klagte auf Wiedereinstellung und beklagte sich über politische Zensur.

Und nun kommt der Clou: In der Kontroverse um die bpb nimmt er auf Twitter Stellung und ruft nach der "Aufsicht des Geldgebers", also des BMI. Die ganze Kontroverse wird um eine DEFINITION, nicht um einen INHALT geführt. Derjenige, der am lautesten über politische Zensur durch Entlassung und Mittelentzug lamentiert, fordert jetzt genau das für eine Einrichtung, die ihm nicht passt!

Wie gesagt: a lonely wolf, der in alle Richtungen beißt und Wild dort reißt, wo er Nahrung wittert.

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Freitag, 29. Januar 2021
Gesucht! Wanted! Recherché!
Gesucht wird Andreas B. Scheuer (alias Sonny Andy), Ex-Bundesverkehrsminister, (CSU) wegen:
- Lüge und Falschaussage vor Bundestagsausschüssen und gegenüber der Öffentlichkeit
- Inkompetenz
- Fahrlässigkeit
- Vergeudung von Steuergeldern in Höhe von ½ Milliarde Euro, mindestens
- Verstoß gegen Haushalts- und Vergaberecht
- Begünstigung.
-------------Würden Sie von DEM Mann einen Gebrauchtwagen kaufen? ------------------------------------------
Der Gesuchte hat Verträge mit einer Firma geschlossen, ohne dass dafür eine Bewilligung vorlag. Er hat die Firma zuungunsten eines Mitbewerbers bevorzugt. Er hat mehrfach vor Ermittlungsausschüssen des Parlaments falsche Angaben gemacht bzw. gelogen. Er ist seiner Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen und hat fahrlässig verhandelt. Durch sein inkompetentes Handeln ist Geld in Höhe von mind. ½ Milliarde Euro verloren.

Zum Verständnis: Jeder Kommunaldezernent, jeder Geschäftsführer eines Vereins weiß: Eine Maßnahme - z.B. eine Straßenbauarbeit oder eine Auslandsreise - darf erst begonnen werden, wenn eine Bewilligung des dafür zuständigen Gremiums vorliegt. Geldausgaben, Verträge oder Baumaßnahmen dürfen vor Bewilligung nicht getätigt werden.

Aber das alles gilt wohl weder in Bayern noch in der CSU und im Verkehrsministerium. Ein Augiasstall, der dringend ausgemistet werden muss.

Übrigens: Da Schwere der Schuld vorliegt und Wiederholungsgefahr besteht, ist auf alle Fälle Sicherungsverwahrung anzuordnen. In seiner letzten Einlassung hat der Beschuldigte erklärt, erneut so zu entscheiden wie damals.

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Mittwoch, 27. Januar 2021
Ecuador: Montezumas Rache
Moctezuma, in Deutschland besser bekannt als Montezuma, war 1502 – 1520 Herrscher über das Reich der Azteken in Mittelamerika, auf dem Gebiet des heutigen Mexiko. Dort landeten Spanier erstmals 1518. Moctezuma empfing die Conquistadores, die Eroberer, freundlich, bis diese sich als Herren des Landes aufspielten. Moctezumas Widerstand war hinhaltend, was die Spanier zu weiteren Eroberungen ermunterte. Schließlich kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die für Moctezuma tödlich endete. Die genauen Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der nicht nur in Lateinamerika bei Touristen häufig auftauchende Durchfall wird als Montezumas Rache bezeichnet.

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (17, 18)
Achtzehnter und neunzehnter Tag: Nachts erreicht mich Moctezumas Rache. Am Morgen bezweifle ich, dass ich abends fliegen kann. Zum Glück geht es mir gegen Mittag etwas besser. Wir verabschieden uns herzlich mit vielen Dankes für Gastfreundschaft, „Reiseleitung“, praktische Hilfe, gute Gespräch und Fröhlichkeit!

Der Rückflug ist lang, umständlich (über Guayaquil am Pazifik!), aber ich kann schlafen. Von Amsterdam, wo wir lästige drei Stunden Aufenthalt haben, simsen wir Ela, ob sie uns abholen kann (kann sie).

Auf dem Weg vom Flughafen erfahren wir von den schrecklichen Attentaten in Frankreich. Wie das bloß weitergeht?!

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Ecuador 2015 - En viaje - Unterwegs (17)
Siebzehnter Tag: Heute ist der letzte Tag und wir machen den letzten Ausflug. Wieder ist Pepe pünktlich und steuert uns zielsicher durch den Verkehr von Quito auf die südliche Panamericana. Zwischen den beiden Kordilleren mit ihren Vier-, Fünftausendern fahren wir bis Latacunga, dann westlich Richtung Quevedo. In Pujili machen wir Halt und bummeln durch die ganz friedliche Altstadt. Keine Touristen (natürlich außer uns), kaum Leute auf der Straße, inmitten die übliche Plaza mit Anlagen, diagonalen Wegen, dem zentralen Denkmal; dann Kirche, Rathaus, Kreishaus. Die schlichte, „romanische“ Franziskanerkirche ist weitgehend schmucklos mit Ausnahme des gewaltigen, vergoldeten Barockaltars, der die ganze Höhe und Breite der hinteren Chorwand einnimmt. Der Goldreichtums des Landes, das Imponiergehabe der Katholiken und die Bereitschaft der Indígenas, sich imponieren zu lassen, machten die Franziskaner das Armutsgebot vergessen.

Unterwegs machen wir halt vor dem Andenkenladen in einem kleinen Dorf und kaufen einige Souvenirs. Das Ehepaar, das den Laden betreibt, lässt sich fotografieren und posiert dazu vor dem Laden – natürlich gegen einen kleinen Geldbetrag.
Mir fällt bei ihnen, wie schon früher bei anderen Andenbewohnern, die unnatürliche Rotfärbung ihrer Wangen auf. Ein Ergebnis der intensiven UV-Strahlung in großer Höhe. Sie haben eigentlich ständig Sonnenbrand. Da sie ansonsten inklusive Hut komplett bekleidet sind, bekommt nur die untere Gesichtshälfte Sonne.

Wir fahren weiter zur Laguna Quilotoa auf 3.900 m Höhe. Oben gibt’s allerhand touristische Infrastruktur. Wir gehen, den grandiosen Ausblick auf den Kraterrand und die unten liegende Lagune bewundernd, die 400 m hinunter zur „Beach“. Der Weg verläuft steil und in engen Serpentinen. Entgegen kommen uns keuchende Wanderer, die den Aufstieg zu Fuß gewagt haben, und auf Maultieren Reiter, die es bequemer haben wollten. Unten halten wir uns nur kurz auf, es gibt nicht viel mehr zu sehen, als was von oben auch zu sehen war.


Gerhild erklärt, sie wolle den Aufstieg nicht zu Fuß machen, sondern reiten. Erleichtert stimme ich zu. Eine Frau bietet uns zwei Mulis an, die sich eher unwillig erheben. Das Sattelzeug wird festgezurrt, wir sitzen auf. Die Frau feuert die Tiere an: „Mula, Mula, Mula!“ und hilft gelegentlich mit lockeren Stockschlägen nach. Die Muli bleiben immer wieder stehen, ihre Flanken pumpen. Ich weiß: die Frau verdient damit ihr Geld, die Tiere bekommen etwas zu fressen, aber ich habe dabei ein schlechtes Gewisse und bedaure zwischendurch, nicht zu Fuß gegangen zu sein.

Oben angekommen müssen wir Pepe wecken, der ein kleines Nickerchen gemacht hat. - Ich schlage einen anderen Rückweg vor. Von der Lagune nördlich über Chugchilan nach Sigchos. Die nagelneue Straße bis Chugchilan führt durch die wild-zerklüfteten westlichen Kordilleren entlang der tiefen, sehr steilen Mestizo-Schlucht. Hinter Chugchilan ist die Straße noch im Bau, und so zügig es bisher ging, so beschwerlich geht es jetzt weiter bis Sigchos. Die Landschaft entschädigt uns, weniger Pepe, der fahren muss. Dort erreichen wir die besser ausgebaute, aber bergige und kurvenreiche Straße, die in östlicher Richtung zurück zur Panamericana führt.

Wir haben jetzt sicher einige Tausend km ecuadorianische Straßen im Bus, Privat-PKW und Taxis zurückgelegt, Haupt-, Neben- und Neben-Neben-Straßen, aber ich kann den behaupteten schlechten Zustand der Straßen nicht bestätigen. Ja, es gibt Schlaglöcher, ja es gibt viele und hohe Bremsschwellen, aber das sind keine unüberwindbaren Hindernisse. Da habe ich in Marokko, Namibia, Türkei, Russland Schlimmeres erlebt. Auch an den Fahrstil der Ecuadorianer könnte ich mich anpassen. Alles keine Gründe, keinen Mietwagen zu nehmen. Etwas anderes wären vielleicht Kosten und Bedingungen für die Miete.

Die Orientierung ist nicht schwer, aber Pepe fragt mindestens zehnmal nach dem Weg. Ausnahmsweise decken sich die meisten Auskünfte. Ich bedeute ihm immer mal wieder, wie es weiter geht, aber mir als Ortsfremdem und der Karte, die er nicht lesen kann, traut er nicht. Einmal fahren wir um drei Ecken und kommen genau da an, wohin ich ihn auf dem direkten Weg hinführen wollte. Alles in allem eine wilde Kurverei, aber die Landschaft hat sich gelohnt! Was ich anders eingeschätzt hatte, war die Länge der Strecke, die auf der Karte kürzer aussah, aber die vielen Serpentinen und Berge und Täler kann der Maßstab 1: 650 000 nicht abbilden.

Auf der Panamericana wird’s schon dämmerig, aber es sind nur 56 km bis Quito. – Ja, Pustekuchen! Gilt wohl nur bis zum Stadtrand, aber wir müssen erstens noch durch ganz Quito durch und zweitens weiter bis Tumbaco. Dort kommen wir „pünktlich zum Abendbrot“ um 7 Uhr an. Rainer: “Später ging‘s wohl nicht?“ Mama und Papa waren schon unruhig. Wir gehen früh ins Bett.

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