Mittwoch, 12. Februar 2020
Eine Reise durch das Land der Gegensätze: Marocco 2012 (2)
Nach dem Frühstück fahren wir in den Anti-Atlas. Dort möchte ich eine mehr oder minder große Rundfahrt machen. Wir brauchen aber schon für die Hinfahrt – schlechte Straßen, schlechte Ausschilderung, Umwege, Entfernung - so lange, dass wir in Tafraout beschließen nicht weiterzufahren. Immerhin ist die Strecke ab Aït Baba landschaftlich reizvoll: Arganbäume mit Ziegen, tiefe Schlucht, wir fahren oben und genießen wundervolle Ausblicke.



Rast und Imbiss in Tafraoute, kurzer Bummel, die Stadt ist ausdruckslos wie fast alle hier. Ein Junge spricht uns deutsch auf meinen Reiseführer an, behauptet, die Autorinnen zu kennen und – lädt uns in seinen Souvenirshop ein. Wir danken und kehren um. Die Rückfahrt ist wieder sehr weit, geht aber durch tolle Landschaft. Wir einigen uns, dass dieser Ausflug nicht so gelungen war wie erwartet. Es wäre besser gewesen, in Tafraoute Quartier zu nehmen und von dort Ausflüge zu machen. Naja, nächstes Mal?
In Tiout werden wir nacheinander von zwei Männern – erst französisch, dann deutsch – sehr höflich angesprochen, ob sie uns die Palmeraie zeigen dürfen, ein Palmenhain mit anderen Obstbäumen und Gemüsebeeten, fast paradiesisch. Als wir ablehnen – wir sind ziemlich erschöpft – ziehen sie sich ohne weiteres zurück. Erfrischung im Schwimmbad, Abendessen. Früh zu Bett. Diesmal schlafe ich mit Oropax durch.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 11. Februar 2020
Muezzins
sind Geistliche, die fünfmal täglich, davon dreimal in der Nacht, zum Gebet rufen, meist nicht sehr wohltönend und durch miserable Lautsprecher verstärkt. Der Ruf beginnt mit Allah u akbar (=Gott ist groß), das ständig wiederholt wird.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Eine Reise durch das Land der Gegensätze:Marocco 2012 (1)
Im Mai 2012 machte ich meine dritte Reise nach Marokko. Das erste Mal war ich 1965 dort. Mit dem VW-Käfer meines Freundes fuhren wir über Frankreich und Spanien bis Algeciras, setzten mit der Fähre über nach Ceuta. Von dort startete unsere ca. sechswöchige Reise zunächst entlang der Mittelmeerküste bis Oujda an der algerischen Grenze. Quer durch das Land reisten wir bis zu den Königsstädten Fès und Meknes und weiter über den Hohen Atlas nach Marrakesch. Die Rückreise verlief über Casablanca, Rabat, Tanger nach Spanien. Durch Frankreich und die Schweiz kehrten wir nach Deutschland zurück. Insgesamt legten wir 13.000 km zurück und waren zwei Monate unterwegs. An- und Abreise dauerten allein zwei Wochen.

Jahrzehnte später war unsere Nenn-Tochter Alice mit einem jungen Marokkaner, Younes, liiert. Alice und ihr Bruder Gregor sind in unserem Haus geboren und wir wohnten mit der ganzen Familie in einer Hausgemeinschaft. Das war 2009 ein Grund erneut nach Marokko, diesmal Südmarokko zu reisen. Jetzt, im Mai 2012, sollte die Hochzeit gefeiert werden. Zu diesem Anlass reisten wir zu sechst nach Essaouira, der Heimatstadt von Younes.


Essaouira Fischhafen

Meine Frau Gerhild und ich reisen allein an. In der Berliner S-Bahn greift uns eine Kontrolletta ab: Wir haben die Fahrkarte nur für den Stadtbereich gelöst. Arger!
Am Flughafen ein Labyrinth von Gängen durch Läden. Dass es ein Flughafen ist, merkt man nur an den Rollkoffern. Dann alles wie gewohnt bis zur Landung nach vier Stunden in Agadir. Wie anders wir heute im Gegensatz zu 1965 reisen!
In Agadir bläst ein Backofenwind. Es dauert endlos, bis wir das Mietauto bekommen, überraschend ein Dacia Logan. Zügig geht’s nach Tiout, das wir leicht finden. Dort hatten wir in einer Oase ein Zimmer bei der Wirtin Marie gebucht, die uns freundlich begrüßt. Duschen, auspacken soweit nötig, ausruhen, zum Abendbrot im Freien. Marie zeigt uns drei Mini-Schildkröten in einem großen Blumentopf und füttert sie mit Tomate. Außer uns noch ein französisches Paar mit Leih-Motorrad, boah, da werde ich neidisch. Es ist sehr warm, annähernd 40°. Die Betten quasi vorgewärmt, wir schlafen fast nackt ohne Zudecke. Nachts stören abwechselnd Muezzins verschiedener Moscheen zeitversetzt, Esel, Hundegebell, Hahnenschreie, wieder Muezzins. Ich schlafe fast nicht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 8. Februar 2020
Woher kommt unser Strom?
Die Beteiligung der Bürger an der politischen Willensbildung ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Dieses Recht nehmen immer mehr Bürger für sich in Anspruch. Regierung und Parteien fühlen sich inzwischen in ihren Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt. Ja, sie planen sogar Gesetze, die die Bürgerbeteiligung einschränken sollen. Dagegen rührt sich nun umgekehrt Widerstand.

Wo liegen die Probleme? Ein Problem liegt darin, dass inzwischen fast immer PARTIKULARINTERESSEN gegen GESAMTGESELLSCHAFTLICHE Bedürfnisse stehen. Konkret: Soll ein Baum gefällt werden, um eine Straßenkurve übersichtlich zu machen und so die Verkehrssicherheit zu erhöhen: Anlieger bilden eine Bürgerinitiative (BI), das zu verhindern. Ein vergleichsweise marginaler Fall.

Dagegen die großen Probleme: In Bremen soll angesichts zu erwartenden höheren Wasserstände (Klimawandel!) ein Deich erhöht werden. Dazu muss eine lange Reihe von Bäumen gefällt werden - heftiger Protest der Anlieger. Die zuständige Fach-Behörde begründet die Notwendigkeit der Maßnahme. Die BI meint, ein alternatives, genauso gutes Konzept zu haben.

--------------------------------------

Eine Stadtautobahn wird seit Jahren nicht weiter gebaut, weil erst einige Anwohner ihre Grundstücke für einen Tunnelbau nicht hergeben wollen, dann andere Bürger mit dem gleichen Argument den Verlauf des Neubaus kritisieren. Derweil quält sich der starke LKW-Verkehr von der rechten Flussseite, aus einem Hafen und einem Güterzentrum durch das Stadtzentrum und bewohntes Gebiet.



Unterstellt, dass die Planer das gesellschaftliche Gesamtinteresse verfolgen – flüssiger Verkehr, geringere Emissionen –, steht hier wieder das Partialinteresse einzelner Bewohner oder Bewohnergruppen in Opposition.

Ganz paradox wird es bei der Energiewende. Vor einigen Jahren war es Konsens, dass Energie nicht mehr aus fossilen Brennstoffen und Atomkraftwerken, sondern aus regenerativen Quellen gewonnen werden soll. Stichworte: Solar- und Windenergie.

Das ist gesamtgesellschaftlich fraglos richtig. Aber nun: regt sich auch Widerstand. Hier will eine BI keine Hochspannungsleitung über ihrem Dorf, dort will ein Bauer keine Erdleitung unter seinem Acker, ein anderer Ort wehrt sich gegen Windräder. Immer werden „Argumente“ – Elektrosmog, Hitze im Boden, Geräusche – gegen die Anlagen ins Feld geführt. Besonders auf dem Land ist der Widerstand gegen diese Neuerungen heftig.

Dabei fallen zwei Motivationen ins Auge: die traditionelle Landbevölkerung ist meist konservativ und wehrt sich gegen die Modernisierung bzw. Industrialisierung. Aber auch neu zugezogene Land-Bewohner sind dagegen. Sie sind doch gerade aus der Stadt aufs Land gezogen, weil sie „ihre Ruhe haben wollen“. Dafür nehmen sie weite Arbeitswege – meist mit dem Auto - in Kauf, „weil kein Bus fährt“, besuchen die stadtrandnahen Einkaufszentren, nehmen Schulen, Kliniken und andere Versorgungseinrichtungen in Anspruch, die leider auch nur mit dem Auto erreichbar sind. D. h. sie belasten zusätzlich die Stadtbevölkerung mit ihren Emissionen. Die Staus auf den Einfallstraßen, jeweils zur Rush-Hour, sind vorprogrammiert. Aber zuhause haben sie dafür ihre Ruhe: Also keine Windräder, keine Erd- oder Hochspannungsleitungen, natürlich auch weder fossile noch Atom-Kraftwerke. Ein alter Spruch aus den Kämpfen der 1970er Jahre gegen AKWs bekommt neue Aktualität: „Wieso Windräder? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!“
--------------------------------------------

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 1. Februar 2020
Eheanbahnungsinstitut Erdogan
Das neue Eherechtsgesetz der Türkei macht es möglich: Vergewaltige eine Minderjährige und schon hast du eine Braut!

Das Gesetz, das die Erdogan-Regierung auf den Weg gebracht hat, sieht vor, dass Vergewaltiger ihr Opfer heiraten können und damit straffrei bleiben. In der ganzen zivilisierten Welt wird Vergewaltigung von Frauen und besonders von Kindern und Jugendlichen bestraft, und zwar in der Regel mit mehrjährigen Gefängnisstrafen. Der Europa-Anwärter Türkei, der für seinen Aufnahmeantrag auch noch Geld bekommt, macht da ab sofort eine unrühmliche Ausnahme.

Der Täter wird dort nicht nur NICHT BESTRAFT, sondern das Opfer wird dazu verurteilt, den Vergewaltiger lebenslang an seiner Seite und in seinem Bett zu ertragen.

-----------------

Nicht nur internationale Frauenrechtsvereinigungen protestieren dagegen energisch. Es ist dringend erforderlich, dass die Regierungen der zivilen Staaten – nicht nur in Europa, sondern darüber hinaus – dagegen energisch protestieren und, falls möglich, Sanktionen gegen die Türkei beschließen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 24. Januar 2020
Zynismus von Politik und Medien
Manchmal ist das Fernsehen unerträglich! Heute z.B.: „Panorama“ zeigt grauenvolle Bilder von afrikanischen Geflüchteten, die von der libyschen Küstenwache im Mittelmeer aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht werden. Frauen und Kinder bitten verzweifelt darum, nicht wieder dorthin zurück gebracht zu werden. Daran schließen sich Bilder an, auf denen ein Afrikaner ausgepeitscht, ein andrer mit brennender Flüssigkeit gefoltert wird. Das anzusehen, ist schon schlimm genug. Nur zwei Beispiele von dem, was sich massenhaft und weltweit abspielt. 70 Mio. Menschen sind aktuell auf der Flucht.

Anschließend ein Tagesthemen-Bericht über den Holocaust-Gedenktag in Jerusalem. Politiker wie Kommentatoren beschwören, dass sich so etwas nie wieder ereignen dürfe. Und ähnliches passiert gleichzeitig, weltweit und mit Wissen und Unterstützung Europas und, ja, natürlich auch Deutschlands. Europa liefert die hochmodernen Marineschiffe und bezahlt den Einsatz der libyschen Menschenfänger, die die Flüchtlinge in ihr Elend zurückstoßen.

Beendet wird die Sendung mit einer Show eines afrikanischen Modedesigners, der als Haute-Couturier in Paris gefeiert wird.

Zynismus in Reinform!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 20. Januar 2020
Schwere Last
Eine Professorin für Mathematik-Didaktik sorgt sich um die Qualität des Mathe-Unterrichts in der Grundstufe. Da können Lücken entstehen, die den Schülern „später auf die Füße fallen“. – Autsch!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Die 68er und ihr Hofstaat
Neulich in Bremen im Cinema: Susanne Schunte-Kleemann spricht in Ergänzung zu einem Film über die Rolle von Frauen in der 68er Bewegung. Der Focus der Veranstaltung auf die Frauenthematik war in der Lage, das tendenziöse Bild der 68er-Frauen als kaffeekochende Tippsen gerade zu rücken. Das war auch höchste Zeit!

Susanne Schunte-Kleemann illustrierte den Vortrag mit Fotos aus ihrem Privatarchiv und Medien. Darunter immer wieder Bilder von Veranstaltungen im Audimax der Freien Universität Berlin. Sie benennt die Namen von prominenten Frauen (auch Männern), die links, rechts, vor und hinter dem Rednerpult sitzen. Die „Sitzordnung“ ergab sich aus dem Umstand, dass bestimmte Veranstaltungen so gut besucht waren, dass wir – ich war auch oft dabei – auf Fensterbänken, am Boden und eben auf dem Podium sitzen oder stehen mussten.

Die Bilder zeigen das, was auch auf den Fotos von Michael Ruetz zu sehen war. Und schon beim Erscheinen seines Fotobandes war mir das aufgefallen, was ich aus eigener Erinnerung wusste. Die „führenden Leute“ vom SDS waren immer schon da, bevor das Audimax sich füllte. Und sie besetzten zunächst das Podium.

Das stellte sicher, was heute noch evident ist, dass sie auf allen Fotos zu sehen waren, die den oder die Vortragende(n) zeigten. Sie umlagerten das Podium wie ein Hofstaat. Wir, das „gemein Fußvolk“ der Studentenbewegung, hockten im Anonymen.

Das erinnert mich an ein Erlebnis vor einigen Jahren in Cuxhaven: Ich eröffnete eine Ausstellung „100 Jahre Film in Niedersachsen“. Der Veranstalter stellte mich vor, und ich wollte gerade mit meinem Vortrag beginn, da entstand hinter mir ein Getümmel. Irritiert drehte ich mich um: Da drängelten sich mehrere Schlipsmänner um mich und das Rednerpult. Aus dem Augenwinkel registrierte ich einen Pressefotografen. Es war Kommunalwahlkampf und jeder der Schlipsmänner wollte mit mir möglichst wirkungsvoll aufs Bild.

Schließlich: Bei der Abstimmung im Bundestag über Organspende verharrte die Fernsehkamera einen Augenblick auf der „Gewinnerin“ Annalena Baerbock, links flankiert von der anderen grünen Prominenten Claudia Roth. Rechts saß die ganz neue Bremer Abgeordnete Kappert-Gonther. In anderem Zusammenhang nennt man das Product-Placement.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 18. Januar 2020
Künstlername: Alice Schwarzer
Im Deutschlandfunk lief eine Sendung über Prostitution, darin ein Interview mit einer Hure, die unter dem „Künstlernamen“ Alice Schwarzer firmiert. Ausgerechnet die, die seit Jahrzehnten erfolglos Pornografie und Prostitution zu skandalisieren versucht ("Bundestugendministerin"). Das hat sie nun davon!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 29. Dezember 2019
Analoge Schwarz-Weiß-Fotografie
„Natürlich muss das Negativ erst mal was hergeben. Doch dann geht es darum, einen Himmel etwas aufzuhellen, einem Schatten mehr sattes Schwarz zu geben. Oft muss man lange nachbelichten, um Figuren im Hintergrund, wo es dünn wird, plastischer herauszuarbeiten. Diese Beschäftigung mit dem unfertigen Bild ist für mich unersetzlich. Wir hatten in der Zeitung auch Laboranten, aber wenn es drauf ankam, habe ich die Vergrößerungen und die Abzüge immer selbst gemacht. Auch für alle meine Ausstellungen."

Könnten Sie das mit Photoshop nicht viel leichter haben?

"Leichter vielleicht. Nur mit einer anderen Qualität. Für mich hat ein Analogbild noch immer mehr Tiefe und atmosphärische Nuancen. Digitale Fotos sind kälter. In gewisser Weise perfekter. Da ich immer schwarz-weiß fotografiere, ergibt sich mit der Silbergelatine beim Abzug auf Fotopapier eine mehr malerische Tönung."

Fotografin Barbara Klemm im Interview mit dem „Tagesspiegel“ 15.12.2019


Foto: jf. - 82

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 21. Dezember 2019
Justiz noch demokratisch?
Vor nicht einmal drei Monaten erlaubte ein Berliner Gericht, eine Politikerin als „Drecks-Fotze“ zu bezeichnen (siehe „Drecks-Fotze geht in Berlin o.k.“ vom 30.09.19). Da kann man es schon nicht verstehen, dass ein deutsches Gericht 2019 so ein Urteil fällt! Aber es kommt aktuell noch schlimmer. In der hessischen Gemeinde Ranstadt plakatierte die NPD im Wahlkampf mit der Parole „Migration tötet“. Die Gemeindeverwaltung handelte politisch korrekt und verbot die Plakate wegen Volksverhetzung. Die NPD klagte und bekam vom Verwaltungsgericht Gießen Recht. Der Skandal ist kaum zu toppen! Oder doch?
--------------------------------------------
Kurz vorher die gleiche Situation: Die Gemeinde verbot das Plakat und forderte die Nazi-Partei auf, sie abzuhängen, was diese nicht tat. Daraufhin wurde die Gemeinde aktiv und legte selbst Hand an. Auch diesmal klagte die NPD und bekam ebenfalls Recht. Neben der juristischen Begründung, die NPD hätte vorher befragt werden müssen, schob der Richter noch eine politische Begründung nach: Die Behauptung „Migration tötet“ sei „eine empirisch zu beweisende Tatsache“, siehe Salafismus, Kriminalstatistik (hä, welche denn? Anm. von jf.), Silvester in Köln…

---------------------

Da fragt man sich, ob man sich in dieser Republik noch sicher fühlen kann, wenn außer den „Sicherheitsbehörden“ (Polizei, BKA, Verfassungsschutz, Bundeswehr, selbst MAD) die Gerichte von Rechtsextremen unterwandert zu sein scheinen. In Fensterreden beteuern Politiker, dem Rechtsextremismus sei entschieden entgegenzutreten, und Gerichte konterkarieren das mit Skandal-Urteilen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 14. Dezember 2019
Die Spanne zwischen arm und reich – immer weiter
Wie kann man jährlich eine Million Euro verdienen? Mit materieller oder geistiger Produktivität wohl eher nicht. Vielmehr durch Erbschaft – ist jährlich unwahrscheinlich, legt aber eine gesunde Grundlage. Dann aber: Zinsen (aktuell eher wenig), Dividenden (die umso mehr), Spekulation (sehr empfehlenswert), andere für sich arbeiten lassen (noch empfehlenswerter) und den Mehrwert einstreichen (best practice).

Die ca. einhundertfünfzig Bremer Einkommensmillionäre geben sich bei der Eingangsfrage eher verschlossen. Stattdessen präsentieren sie sich gerne mit z.B. den Statussymbolen zentimeterdicke Zigarre (nicht nur Klischee!) oder Kollier als Kunstmäzene. Sehr praktisch: das hilft Steuern sparen.

---------------------------


Apropos Steuern: die werden von Millionären eher nicht gezahlt, entweder weil sie „vermieden“ werden oder weil es sie in Deutschland gar nicht gibt: Erbschaftsteuer auf das gesamte Erbe, Vermögenssteuer, Spitzensteuer, Reichensteuer, nur als Beispiele. Alles Steuern, die es in anderen europäischen Ländern gibt, ohne dass die Welt untergeht.

Gleichzeitig driften die Einkommen und Vermögen bei uns immer weiter auseinander: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, FAKT! Nicht Armutsbekämpfung - das Schlagwort gutwilliger Sozialpolitiker -, sondern Bekämpfung des Reichtums ist die richtige Parole.

Bei Erwähnung von Steuern zucken die Geldsäcke erschrocken zurück und winseln: „Neiddebatte!“ Mitnichten meine Herrschaften: Nicht Neid ist die Triebfeder dieser Debatte, sondern Gerechtigkeit. Wenn Satz zwei in der Einleitung stimmt, dann gehört das ganze Geld nicht den Reichen, sondern denen, die es erwirtschaften: materielle und geistige Produzenten. Und es geht auch nicht darum, dass der Reichtum einfach auf andere Personen umgeschichtet wird (das wäre Neid), sondern dass gesellschaftlich produzierter Reichtum auch der Gesellschaft zur Verfügung steht. Ja, für Schulen, Straßen, Kitas und alles, was bei uns im Argen liegt.

-----------------------------

Und das wünsche ich allen, die es brauchen, zu Weihnachten und fürs Neue Jahr.

... link (0 Kommentare)   ... comment