Samstag, 26. August 2023
Hundekot-Attacke als "Fehler"
In meinem Beitrag vom 17. Februar zu der Hundekot-Attacke des Tanz-Choreografen Goecke gegen die Kritikerin Wiebke Hüster habe ich den Fall kommentiert. Unter anderem frage ich: Ob die Tänzerinnen, die seinetwegen an die Staatsoper gekommen sind, das gutheißen können? Inzwischen wissen wir es: Sie nehmen den Choreografen in Schutz als einen „der Größten unserer Zeit“. Unter seinem Verlust leide die gesamte zeitgenössische Tanzszene. „Wegen eines einzigen Fehlers.“ Das nenne ich Weichspülen. Hundekot ins Gesicht einer Kritikerin ist kein Fehler, sondern eine bodenlose Sauerei, in jeder Hinsicht.

Auch in anderen Medien geistert die Debatte, u.a. in einem Interview, das die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) mit Goecke führte. Die einleitende Frage lautet: „Wie geht es Ihnen?“ Diese Frage wäre an Wiebke Hüster, das Opfer, zu richten. Stattdessen wird der Täter zum Opfer stilisiert. Er wird nach seinen Finanzen befragt, seine berufliche Zukunft, was er am Abend der Tat gemacht habe. Geradezu weinerlich äußert Goecke sich: er habe an einem Burn-Out gelitten, es sei gerade alles zu viel gewesen, die Kritikerin sei nur zufällig sein Opfer geworden. Was passiert sei, sei tragisch und zu bereuen. Also ein klassische Tragödie, in der das Schicksal mit den Menschen spielt.

Ich habe schon im Februar vermutet, dass der Mann reif für die Klapse sei. Nun sprechen die Tatsachen erneut für diese These.

Die Art, in der die HAZ das Interview führt und dass sie den Täter statt des Opfers zu Wort kommen lässt, ist ein eklatantes Beispiel für ganz schlechten Journalismus!

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Christopher-Street-Parade
Heute in Bremen: Schwule, Lesben und alle anderen Queere demonstrieren in der Innenstadt. Die Demo-Route wird für den Verkehr gesperrt. Zwei Polizisten auf Elektro(!)-Motorrädern bewachen eine Kreuzung. Ich möchte wissen, ob die Strecke, die ich fahren will, frei ist. Auf meine Frage hin, öffnet der eine das Helmvisier und gibt Auskunft. Da sehe ich: der Mann ist tatsächlich geschminkt. Ich weiß nicht, ob aus Solidarität oder weil er eigentlich gerne mitdemonstrieren würde.

Dabei fällt mir ein, wie in den 70ern die Polizei in Berlin systematisch einen Wilmersdorfer Park „bestreifte“ auf der Jagd nach Schwulen, die damals noch nicht so genannt werden wollten. Immerhin hat sich also doch etwas in diesen fünfzig Jahren geändert, zum Besseren.

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Bundesjugendspiele – nichts für Flaschen!?
Merkwürdig verspätet kommen die „Bundesjugendspiele“ in die Diskussion. Kritische PädagogInnen haben entdeckt, dass dieser Leistungsvergleich in der Grundschule deplatziert sei. Er reduziere die Kleinen auf wenige sportliche Leistungen – 50-Meter-Lauf, Weitsprung und Schlagball-Weitwurf.

Wer zu meiner Schulzeit in der Bewertungsskala 40 Punkte erreichte, bekam eine Urkunde, mit 50 Punkten bekam man die „Ehrenurkunde, die vom Bundespräsidenten unterschieben war.

Im Winter gab es noch mal Urkunden für bestimmte Leistungen im Turnen; an deren Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr genau, ich glaube das Reck, das Pferd, der Barren, die Ringe, Bodenturnen und ähnliche Folterinstrumente spielten eine Rolle.

Ich habe weder die eine noch die andere Urkunde je bekommen, weder in der Grundschule, noch bis zum Abitur. War ich eine Flasche, ein unsportlicher Versager? Bei den Bundesjugendspielen eindeutig ja! Sommers wie winters hatte ich eine Vier in „Leibesübungen“. Allerdings war ich beim Handball und beim Basketball aktiv und gut, einmal sogar in der Stufenauswahl. Aber leider gab es dabei keine individualisierenden Noten. Allerdings erreichte die Schule bei mir nicht das heimliche Ziel, mir Sport und Bewegung zu verleiden.

In meiner Freizeit fuhr ich viel Fahrrad, machte in den Ferien weite Touren, einmal bis nach Schottland. Ich wanderte oft, gern im Gebirge, lief im Winter Schlittschuh und schwamm im Sommer in der Ostsee, im Winter in der Halle, sobald es eine gab, legte auch alle DLRG-Prüfungen ab. Nur sah das kein Lehrer, der mir eine Zensur hätte geben können. Wunderbarer Weise wurde irgendwann mal Schwimmen benotet. Das war eine der beiden Einser, die ich je hatte.

Bei der Bundeswehr entdeckte ich meine Begabung für Mittel- und Langstreckenlauf (1000 bis 5000 m) sowie für 400 m. Das sah dann allerdings kein Lehrer, und die Vorgesetzten verteilten keine Zensuren, dafür aber an die jeweils drei Besten Urkunden. Und hier bekam ich einmal eine für die 5000 m.

Ich bin aus eigener mäßig leidvoller Erfahrung ein radikaler Gegner der Bundesjugendspiele. Sie bewerten ein schmales Segment sportlicher Aktivitäten und blenden alles aus, was sich individueller Bewertung entzieht. Bezeichnend ist, dass Mannschaftssportarten völlig fehlen.

Wird Zeit, nicht nur in der Grundschule, sondern komplett den ganzen faulen Zauber zu beenden!

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