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Freitag, 10. September 2021
Usbekistan: Sprache
jf.bremen, 16:21h
Die usbekische Sprache zählt zur östlichen Gruppe der Turksprachen und spaltete sich im frühen vierzehnten Jahrhundert von den mittelasiatischen Turksprachen ab. Es gibt aber immer noch Parallelen zum modernen Türkisch und anderen Turksprachen, die z.B. in Kasachstan, Turkmenistan und Kirgistan gesprochen werden. Die Schrift ist lateinisch. Seitdem Usbekistan zur UdSSR gehörte (1924) war neben Usbekisch Russisch die zweite Amtssprache. Das gilt seit der Unabhängigkeit 1990 nicht mehr. Russisch wird aber von vielen Usbeken nach wie vor verstanden und gesprochen. Viele Inschriften z.B. an Geschäften haben neben lateinischen oft kyrillische Buchstaben. Im Westen des Landes, in Karakalpakstan mit der Hauptstadt Nukus, wird teilweise karalpaktisch gesprochen, eine andere Variante der Turksprachen. Ca. 400.000 Einwohner gaben bei der Volkszählung von 1989 an, karalpaktisch zu sprechen.
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Usbekistan: Wirtschaft
jf.bremen, 16:20h
Der Dienstleistungssektor ist der wichtigste Wirtschaftszweig mit 46% der Produktion und 58% der Arbeitsplätze. Diese relativ hohen Zahlen sind u.a. der aufgeblähten Verwaltung und Bürokratie geschuldet. - Die usbekische Landwirtschaft ist mit 23% der Wirtschaftsleistung und 29% der Erwerbstätigen ein anderer wichtiger Wirtschaftszweig. Dabei spielt seit sowjetischen Zeiten die Baumwollproduktion eine große Rolle neben dem Obst- und Gemüseanbau. - Die Industrie ist mit 31% der Wertschöpfung, aber nur 13% der Erwerbstätigen am BIP beteiligt. - Die Arbeitslosigkeit beträgt offiziell 8%, daneben gibt es verdeckte Arbeitslosigkeit von geschätzt ebenfalls 6 - 8%. 33% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. - Der Export von Öl und Gas, Baumwolle, Edelmetallen und Dienstleistungen trägt wesentlich zum Brutto-Inlandsprodukt bei. - Importiert werden Nahrungsmittel und Industrieprodukte wie Maschinen und Ausrüstungen sowie Kunststoffe. Während der Sowjetherrschaft waren die wesentlichen Firmen in Staatshand, seit 2003 werden zunehmend viele Betriebe privatisiert.
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Usbekistan - wie aus 1001 Nacht (6)
jf.bremen, 16:17h
SECHSTER TAG: Nukus ist mit ca. 240.000 Einwohnern die Hauptstadt der autonomen Region Karakalpakstan, die einen großen Teil des westlichen Usbekistan einnimmt. Die Bewohner sprechen eine eigene Sprache und haben kulturelle Eigenheiten.
In Nukus gibt es ein Kunstmuseum, das nach dem Sammler Igor Witaljewitsch Sawizki benannt ist. Es enthält neben Bildern lokaler bzw. regionaler Künstler eine große Sammlung klassischer avantgardistischer russischer Kunst. Eine Sonderausstellung zeigte aktuelle naive Bilder. Mir fiel dabei das Wort "sozialistischer Realismus nach hinten" ein. Wie der sozialistische Realismus der Stalinzeit Gegenwart und Zukunft idealisieren die jetzt ausgestellten Bilder die Vergangenheit. Es wird ein ländlich-dörfliches Idyll präsentiert, das es so nie gab und auch nicht gibt: Flöte spielende Hirten, Bauern-Familien in regionaler Tracht, friedlich grasende Schafe und verspielte Esel. Das Gegenteil ist die von uns beobachtete Realität des Landlebens, und der Vergangenheit entspricht das sicher auch nicht.
Die klassische russische Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jh. orientierte sich offensichtlich weitgehend an westlichen Vorbildern. Ich entdeckte Bilder im Stil von Vogeler, Feininger, Grosz u.a. westlichen Maler.
Im Museum fällt mir etwas auf, was ich auch woanders schon beobachtet habe: Überall lungert Personal untätig herum, dessen "Tätigkeit" unklar ist. In der Garderobe ist wohl eine komplette Familie versammelt. Da es sehr warm ist, hat niemand Garderobe abzugeben. Daneben sind Klos ohne Papier, Türschlösser, die nicht funktionieren. Eine Frau im Museum sitzt mit einem großen Buch an einem Tisch. Daneben hängt ein Thermometer, dessen Werte sie tabellarisch notiert. Die Menschen sind durchweg sehr freundlich, aber anscheinend uninteressiert, die wirklich notwendigen Dinge zu tun. Vielleicht mangelt es an Planung und Aufsicht.
In einem Museum suche ich das Klo auf, alle Becken sind verstopft, es gibt kein Papier. Ich erzähle das unserem Reiseführer. Er gibt es an die Frau an der Kasse weiter. Sie nimmt die Meldung freundlich lächelnd entgegen und tut - nichts. Shukhrat ist überzeugt, dass nichts passiert.
Andererseits ist das Service-Personal äußerst aufmerksam und diensteifrig. Die Fahrer reißen uns bei und nach jedem Stopp die Wagentür auf, das Hotelpersonal überschlägt sich, alle Türen zu öffnen, unsere Koffer zu schleppen und uns jede Bitte von den Augen abzulesen und sofort zu erfüllen. Dieser Diensteifer ist uns eher peinlich: als könnten wir die Autotür nicht selber öffnen.
Die Fahrt nach Chiwa führt wieder durch die ebene Landschaft der Kyzylkum-Wüste. Unterwegs besuchten wir drei Lehmfestungen (Ayaz Kala, Toprak Kala und Toi Krylgan Kala), aus der choresmischen, d.h. vorchristlichen Zeit. Diese Festungen bildeten einen Schutzgürtel um Chiwas, die Hauptstadt des choresmischen Reiches, gegen Angriffe aus dem Norden. Nebenan besuchen wir den Sultan-Baba-Schrein. Am späten Nachmittag erreichen wir Chiwa.
In Nukus gibt es ein Kunstmuseum, das nach dem Sammler Igor Witaljewitsch Sawizki benannt ist. Es enthält neben Bildern lokaler bzw. regionaler Künstler eine große Sammlung klassischer avantgardistischer russischer Kunst. Eine Sonderausstellung zeigte aktuelle naive Bilder. Mir fiel dabei das Wort "sozialistischer Realismus nach hinten" ein. Wie der sozialistische Realismus der Stalinzeit Gegenwart und Zukunft idealisieren die jetzt ausgestellten Bilder die Vergangenheit. Es wird ein ländlich-dörfliches Idyll präsentiert, das es so nie gab und auch nicht gibt: Flöte spielende Hirten, Bauern-Familien in regionaler Tracht, friedlich grasende Schafe und verspielte Esel. Das Gegenteil ist die von uns beobachtete Realität des Landlebens, und der Vergangenheit entspricht das sicher auch nicht.
Die klassische russische Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jh. orientierte sich offensichtlich weitgehend an westlichen Vorbildern. Ich entdeckte Bilder im Stil von Vogeler, Feininger, Grosz u.a. westlichen Maler.
Im Museum fällt mir etwas auf, was ich auch woanders schon beobachtet habe: Überall lungert Personal untätig herum, dessen "Tätigkeit" unklar ist. In der Garderobe ist wohl eine komplette Familie versammelt. Da es sehr warm ist, hat niemand Garderobe abzugeben. Daneben sind Klos ohne Papier, Türschlösser, die nicht funktionieren. Eine Frau im Museum sitzt mit einem großen Buch an einem Tisch. Daneben hängt ein Thermometer, dessen Werte sie tabellarisch notiert. Die Menschen sind durchweg sehr freundlich, aber anscheinend uninteressiert, die wirklich notwendigen Dinge zu tun. Vielleicht mangelt es an Planung und Aufsicht.
In einem Museum suche ich das Klo auf, alle Becken sind verstopft, es gibt kein Papier. Ich erzähle das unserem Reiseführer. Er gibt es an die Frau an der Kasse weiter. Sie nimmt die Meldung freundlich lächelnd entgegen und tut - nichts. Shukhrat ist überzeugt, dass nichts passiert.
Andererseits ist das Service-Personal äußerst aufmerksam und diensteifrig. Die Fahrer reißen uns bei und nach jedem Stopp die Wagentür auf, das Hotelpersonal überschlägt sich, alle Türen zu öffnen, unsere Koffer zu schleppen und uns jede Bitte von den Augen abzulesen und sofort zu erfüllen. Dieser Diensteifer ist uns eher peinlich: als könnten wir die Autotür nicht selber öffnen.
Die Fahrt nach Chiwa führt wieder durch die ebene Landschaft der Kyzylkum-Wüste. Unterwegs besuchten wir drei Lehmfestungen (Ayaz Kala, Toprak Kala und Toi Krylgan Kala), aus der choresmischen, d.h. vorchristlichen Zeit. Diese Festungen bildeten einen Schutzgürtel um Chiwas, die Hauptstadt des choresmischen Reiches, gegen Angriffe aus dem Norden. Nebenan besuchen wir den Sultan-Baba-Schrein. Am späten Nachmittag erreichen wir Chiwa.
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