Dienstag, 7. September 2021
Usbekistan - wie aus 1001 Nacht (4)
Am VIERTEN TAG besichtigen wir zunächst die Stadt Fergana in der gleichnamigen Region mit ca. 1/2 Million. Einwohnern. Auch hier bestaunen wir die äußerst großzügigen, gepflegten öffentlichen Parkanlagen. Zentral ist auch hier wieder das Timur-Denkmal. Timur, der von ca. 1330 bis 1405 lebte, wird in Usbekistan als Nationalheld gefeiert und verehrt. Sein größtes Verdienst war die Gründung des einheitlichen Reichs Usbekistan. Das allerdings nach seinem Tod schnell wieder zerfiel. Er führte eigentlich ständig Kriege gegen die umliegenden Völker und Staaten. Seine Eroberungszüge waren wie seine Herrschaft nach innen grausam bis zum Exzess. Dennoch stehen in vielen Städten seine Statuen und sonstigen Denkmäler. Das in Fergana ist besonders martialisch.

Ein "deutsches Kulturzentrums" steht auf dem Programm. Es soll, so Shukhrat, die kulturellen Interessen der deutschen Minderheit wahrnehmen und Kontakt zur deutschen Kultur via Goethe-Gesellschaft halten. Das Gebäude ist geschlossen, niemand reagiert auf Klingeln. "Typisch", meint Shukrat lakonisch. Was die Einrichtung treibt, bleibt im Dunkeln.

Entschädigt werden wir durch die Besichtigung der Seidenfabrik "Yodgorlik". Ähnlich wie in der Keramikwerkstatt können wir den Produktionsprozess über alle Stationen verfolgen. Teils macht unser Reiseführer uns die Tätigkeiten vor, teils die Mitarbeiter der Werkstatt. Alles ist sehr anschaulich, aber auf dem "technischen" Niveau früherer Jahrhunderten. Die Fäden der Kokons werden gewonnen, indem zwei Frauen, vor einem großen Bottich hockend, mit einem Stock eine trübe Brühe mit Seidenraupen-Puppen umrühren, bis sich lose Seidenfäden an den Stöcken verfangen. Diese werden an eine Spindel geführt, die einen Faden dreht. Ähnlich "vorsintflutlich" verlaufen alle anderen Prozesse. Der Betrieb ist auf Verkauf und Einnahmen ausgerichtet, arbeitet aber nicht wirklich unabhängig: Die Beschäftigten werden vom Staat bezahlt, es ist ein Staatsbetrieb, der als Schau-Veranstaltung betrieben wird. Es handelt sich wohl um ein Prestige-Projekt.

Gerhild entdeckt eine Plakette, die darüber informiert, dass das Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gefördert wird.

Von Fergana fahren wir mit dem Auto diesmal über den 2.267 m hohen Kamchik-Pass zurück nach Taschkent. Unterwegs machen wir an einem Brot-Markt halt. In einem langen, schmalen überdachten Gang reiht sich ein Stand an den anderen. Dahinter fast ausschließlich Frauen, die ihre Waren lautstark anpreisen. Es entsteht ein beeindruckender akustischer Grundton. Die Rückfahrt nach Taschkent durch das Gebirge ist landschaftlich sehr eindrucksvoll. Bei gelegentlichen Stopps fotografiere ich die beeindruckenden Panorama-Blicke.

... link (0 Kommentare)   ... comment