Sonntag, 23. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (6) Achter und neunter Tag - Niger - Niafunké - Timbuktu
jf.bremen, 12:17h
Achter Tag - Niger
Bereits vor Sonnenaufgang Abbruch der Zelte und Weiterfahrt. Frühstück bei Sonnenaufgang(!) wieder an Bord. Erneuter Zwischenstopp in einem kleinen Dorf. Es ergeben sich gute Gespräche mit Helga, die sich schon in Segou an uns angeschlossen hat. Sie ist musikinteressiert und singt in einem Chor. Da sie G.s Kompetenz für malische Musik erkennt, geht sie mit uns aufs Festival und fragt Gerhild aus.
Abends zelten wir diesmal auf einer Sandbank, Abendbrot an Bord und das versprochene Lagerfeuer. Die Besatzung breitet eine Plane zum Sitzen/Liegen aus. Die Reisegefährten halten es aber nicht lange aus, „weil Stühle fehlen“. G. und ich bleiben schließlich allein mit zwei/drei aus der Besatzung, die aber für sich bleiben. Wieder Sternenhimmel, wie wir ihn sonst nicht kennen! Schließlich verkriechen wir uns im Zelt und die Einheimischen wickeln sich in die Plane ein; das Lagerfeuer glimmt noch am nächsten Morgen und die Glut wird fürs Kaffeekochen an Bord gebracht.
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PIROGEN und PINASSEN
Die Piroge ist ein einfacher aus einem Einbaum entwickelter Schiffstyp, dessen Seitenwände durch aufgesetzte Planken erhöht wurden. Sie wird gepaddelt oder gestakt. Heutzutage sind sie oft mit einem Außenbordmotor ausgerüstet. In Westafrika dienen Pirogen traditionell der Fischerei. Die bis zu 20 Meter langen Holzboote haben einen bananenförmig geschwungenen massiven Kiel. Bug und Heck ragen zwei Meter weit über den Kiel. Häufig sind sie bunt bemalt. Als Landungsplätze dienen vorzugsweise Sandstrände, wo die Boote aus dem Wasser gezogen werden. Die Piroge ist der kleinere der beiden Bootstypen.
Pinassen sind verschiedener Größe und Bauart, manchmal mit einem Dach oder einer Art Kajüte versehen, meist bunt bemalt. Sie dienen vornehmlich dem Güter- und Personentransport sowie als Fischereifahrzeuge. Oft werden sie von starken Motoren oder auch von – aus Reissäcken genähten - Segeln angetrieben. Während der Trockenzeit sind sie wegen ihres geringen Tiefgangs neben den Pirogen die einzigen Verkehrsmittel auf dem Niger. Bepackt mit Säcken, Kalebassen, Gepäck und Passagieren gleiten sie majestätisch durch die Wellen. Pinassen und Pirogen sind auch die Reisegefährte der Flussnomaden, der Bozo.
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Neunter Tag - Niafounké
Wie am Vortag, Halt in Niafounké (der Ort, wo Ali Farka Touré lebte und Bürgermeister war), G. und ich bleiben an Bord: es wird uns zu viel. Diesmal kommen die Kinder ans Boot, kloppen sich um unsere Plastikflaschen, sind auch zudringlich, werden aber von einem Besatzungsmitglied immer wieder verscheucht. Im Dunkeln erreichen wir Kavaré, wo die Jeeps bereit stehen. Gerhild hat Helga inzwischen als Reisegefährtin für die Geländewagen-Fahrt geheuert. Weil sie übrig bleibt, kommt auch Beate mit ins Auto. An den Folgetagen hat sie sich aber anders organisiert und wir haben Silke im Auto, was ja ganz nett ist. Sie fragt unseren Fahrer Amadou nach diesem und jenem und übersetzt es uns hinten auf dem Rücksitz.
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Transfer nach Timbuktu ins Hotel auf asphaltierter Straße. Kurz hinter Kavaré eine Straßensperre und hier bekommen wir es zum ersten Mal live mit, dass der Polizist bestochen werden will. Unser Fahrer hat nicht genug Kleingeld, erbittet von uns 1.000 CFA. Das scheint nicht zu reichen, denn der Polizist kontrolliert alles Mögliche – Steuer-/Versicherungs-Etikett an der Windschutzscheibe, irgendwelche Papiere – und es gibt ein langes Palaver, von dem wir nichts mitkriegen. Das ganze dauert endlos, bis wir schließlich losfahren können.
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ETHNIEN
Das Yoshua-Projekt zählt für Mali 62 verschiedene Ethnien auf, von denen ca. 30 eigene Sprachen sprechen. Die größte Gruppe sind die Bambara mit 30 % der malischen Bevölkerung. Andere sind die Dogon, die Peul und die Malinké, die Songhay und die Sénoufo. Die Tuarag sind mit ca. 500.000 Menschen, das sind ca. 4,5% der Landesbevölkerung, eine eher kleine, aber in Europa bekannte Ethnie. Die einzelnen Völker gehen traditionell unterschiedlichen Erwerbszweigen nach: die nomadischen Peul sind Viehhirten, die Bozo sind Fischernomaden. Zwischen den Ethnien bestehen wegen unterschiedlicher Interessen Rivalitäten, so z.B. zwischen nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern. Die Tuareg – nicht nur in Mali lebend – sind vor allem im Transsahara-Handel tätig.
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(Fortsetzung folgt)
Bereits vor Sonnenaufgang Abbruch der Zelte und Weiterfahrt. Frühstück bei Sonnenaufgang(!) wieder an Bord. Erneuter Zwischenstopp in einem kleinen Dorf. Es ergeben sich gute Gespräche mit Helga, die sich schon in Segou an uns angeschlossen hat. Sie ist musikinteressiert und singt in einem Chor. Da sie G.s Kompetenz für malische Musik erkennt, geht sie mit uns aufs Festival und fragt Gerhild aus.
Abends zelten wir diesmal auf einer Sandbank, Abendbrot an Bord und das versprochene Lagerfeuer. Die Besatzung breitet eine Plane zum Sitzen/Liegen aus. Die Reisegefährten halten es aber nicht lange aus, „weil Stühle fehlen“. G. und ich bleiben schließlich allein mit zwei/drei aus der Besatzung, die aber für sich bleiben. Wieder Sternenhimmel, wie wir ihn sonst nicht kennen! Schließlich verkriechen wir uns im Zelt und die Einheimischen wickeln sich in die Plane ein; das Lagerfeuer glimmt noch am nächsten Morgen und die Glut wird fürs Kaffeekochen an Bord gebracht.
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PIROGEN und PINASSEN
Die Piroge ist ein einfacher aus einem Einbaum entwickelter Schiffstyp, dessen Seitenwände durch aufgesetzte Planken erhöht wurden. Sie wird gepaddelt oder gestakt. Heutzutage sind sie oft mit einem Außenbordmotor ausgerüstet. In Westafrika dienen Pirogen traditionell der Fischerei. Die bis zu 20 Meter langen Holzboote haben einen bananenförmig geschwungenen massiven Kiel. Bug und Heck ragen zwei Meter weit über den Kiel. Häufig sind sie bunt bemalt. Als Landungsplätze dienen vorzugsweise Sandstrände, wo die Boote aus dem Wasser gezogen werden. Die Piroge ist der kleinere der beiden Bootstypen.
Pinassen sind verschiedener Größe und Bauart, manchmal mit einem Dach oder einer Art Kajüte versehen, meist bunt bemalt. Sie dienen vornehmlich dem Güter- und Personentransport sowie als Fischereifahrzeuge. Oft werden sie von starken Motoren oder auch von – aus Reissäcken genähten - Segeln angetrieben. Während der Trockenzeit sind sie wegen ihres geringen Tiefgangs neben den Pirogen die einzigen Verkehrsmittel auf dem Niger. Bepackt mit Säcken, Kalebassen, Gepäck und Passagieren gleiten sie majestätisch durch die Wellen. Pinassen und Pirogen sind auch die Reisegefährte der Flussnomaden, der Bozo.
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Neunter Tag - Niafounké
Wie am Vortag, Halt in Niafounké (der Ort, wo Ali Farka Touré lebte und Bürgermeister war), G. und ich bleiben an Bord: es wird uns zu viel. Diesmal kommen die Kinder ans Boot, kloppen sich um unsere Plastikflaschen, sind auch zudringlich, werden aber von einem Besatzungsmitglied immer wieder verscheucht. Im Dunkeln erreichen wir Kavaré, wo die Jeeps bereit stehen. Gerhild hat Helga inzwischen als Reisegefährtin für die Geländewagen-Fahrt geheuert. Weil sie übrig bleibt, kommt auch Beate mit ins Auto. An den Folgetagen hat sie sich aber anders organisiert und wir haben Silke im Auto, was ja ganz nett ist. Sie fragt unseren Fahrer Amadou nach diesem und jenem und übersetzt es uns hinten auf dem Rücksitz.
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Transfer nach Timbuktu ins Hotel auf asphaltierter Straße. Kurz hinter Kavaré eine Straßensperre und hier bekommen wir es zum ersten Mal live mit, dass der Polizist bestochen werden will. Unser Fahrer hat nicht genug Kleingeld, erbittet von uns 1.000 CFA. Das scheint nicht zu reichen, denn der Polizist kontrolliert alles Mögliche – Steuer-/Versicherungs-Etikett an der Windschutzscheibe, irgendwelche Papiere – und es gibt ein langes Palaver, von dem wir nichts mitkriegen. Das ganze dauert endlos, bis wir schließlich losfahren können.
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ETHNIEN
Das Yoshua-Projekt zählt für Mali 62 verschiedene Ethnien auf, von denen ca. 30 eigene Sprachen sprechen. Die größte Gruppe sind die Bambara mit 30 % der malischen Bevölkerung. Andere sind die Dogon, die Peul und die Malinké, die Songhay und die Sénoufo. Die Tuarag sind mit ca. 500.000 Menschen, das sind ca. 4,5% der Landesbevölkerung, eine eher kleine, aber in Europa bekannte Ethnie. Die einzelnen Völker gehen traditionell unterschiedlichen Erwerbszweigen nach: die nomadischen Peul sind Viehhirten, die Bozo sind Fischernomaden. Zwischen den Ethnien bestehen wegen unterschiedlicher Interessen Rivalitäten, so z.B. zwischen nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern. Die Tuareg – nicht nur in Mali lebend – sind vor allem im Transsahara-Handel tätig.
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(Fortsetzung folgt)
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