Montag, 10. Oktober 2022
Ente? Nicht jeden Tag!
Neulich wurde in den Nachrichten für Kinder über Energiesparen gesprochen. Die Kinder zählten auf, wie man/frau sparen kann. Man kann die Heizung `runterdrehen, nur stoßweise lüften, den Gasherd auf Sparflamme stellen, immer beim Verlassen eines Raums das Licht ausmachen usw. Zuletzt kam von einem Jungen der Ratschlag, man müsse ja nicht jeden Tag eine Ente in den Backofen schieben.

Da wäre ich nicht so einfach drauf gekommen.

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Mittwoch, 28. September 2022
Merz - Zurückrudern mit System
Zuerst dachte ich: Donnerwetter, der Mann hat doch Charakter. Hätte ich nicht gedacht.
Bei genauerem Hinhören kamen mir zunächst Zweifel, dann die Gewissheit: Der Mann hat Charakter, und zwar einen schlechten.

Friedrich Merz posaunte bei "Bild live" etwas über "Sozialtouristen" aus. Das war 2013 bereits Unwort des Jahres. Es hat Chance, es wieder zu werden. Abgesehen davon, dass es laut Aussagen von Fachleuten dafür keinerlei Belege gibt, es ist einfach dreist. Merz bedient sich dabei in gefährliche Nähe zu Rechtsaußen. Dort wird der Vorwurf systematisch verwendet.

Der erwartbare Widerspruch nicht nur von links, sondern auch aus der Union kann Merz nicht überrascht haben. Vielmehr hat er ihn wohl vorausgesehen. Und nun kommt das, was nicht nur bei Unionspolitikern, sondern vor allem von rechtaußen bekannt ist. Man haut eine Parole `raus, die Chance auf breite Diskussion hat, wenn jedeR das Wort und den Sprecher kennt, wird mit einem Dementi oder einer Entschuldigung - "ist mir nur so `rausgerutscht" - halb zurückgenommen. Das Dementi kam auch nicht im selben Medium "Bild live", in dem das Wort gefallen war, sondern nur auf Twitter, hatte damit also eine geringere Verbreitung.

Liberale und Linke sollen denken: "Aha, so kann er auch", so wie ich zunächst. Die Rechten denken, der Mann sei doch gar nicht so verkehrt und überlegen bei nächste Gelegenheit, ob AfD oder CDU gewählt wird. Das ist eine bekannte Masche von CDU- und AfD-Politikern, wie bei früheren Gelegenheiten.

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Samstag, 24. September 2022
Deutsch-israelischer Jugendaustausch
Es hat lange gedauert, bis der deutsch-israelische Jugendaustausch im Deutsch-Israelischen Jugendwerk eine Struktur bekam. Die Meldungen über diesen Fakt versäumen zu berichten, dass es bereits seit Jahrzehnten Jugend-Austauschprogramme gibt.

Schon vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen (1965) wagte ein Pionier gegen den Widerstand im eigenen Land erste Austauschprogramme mit der BRD. Es war Israel Szabo, der im Pinchas-Rutenberg-Haus in Haifa bereits um 1960 erstmalig Jugendliche aus den beiden Ländern in Kontakt bracht. Auf deutscher Seite waren u.a. Gewerkschaften, Jugendverbände und der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten seine Partner. Gefördert wurden diese Programme vom Bundesjugendplan.

2001 übernahm auf Anregung von Bundespräsident Rau ConAct die Organisation der Programme. Das ist zu erwähnen. Auch der Autor diese der miniaturen hat über zwanzig Jahre deutsch-israelische Austausch-Programme mit Jugendlichen organisiert.

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Unwissenheit über Israel und Palästina
Das Thema Israel und die Palästinenser ploppt immer mal wieder hoch, zuletzt anlässlich der verschiedenen Auseinandersetzungen um vermeintlich oder tatsächlich antisemitische Exponate auf der dokumenta. Auch in Sachen Boykott von Waren aus den von Israel besetzten Palästinenser-Gebieten (BDS) wabern unterschiedliche Einschätzungen. Der Vorwurf, BDS sei antiisraelisch oder gar antisemitisch, trifft den Kern der Sache nicht. BDS richtet sich nicht gegen Israel als Ganzes, sondern nur gegen die israelische Besatzung im Westjordanland.

In der Debatte um die dokumenta kam u.a. die Behauptung auf, die israelische Armee habe während des Linanon-Kriegs 1982 das Massaker im Palästina-Flüchtlingslager von Sabra und Schatila (Libanon) verübt. Das ist in dieser verkürzten Form falsch und es darf nicht über die tatsächliche Beteiligung der israelischen Armee (IDF) hinweggetäuscht werden.

Die christliche Phalange-Miliz drang damals unter einem Vorwand mit Billigung der IDF in das Lager ein und richtete ein Blutbad unter der Zivilbevölkerung an, dem tausende zum Opfer fielen. Die IDF hatte das Lager umstellt und die Eingänge blockiert, in Anwesenheit des israelischen Verteidigungsministers Ariel Scharon und des Generalstabschefs Rafael Eitan. Die IDF lieferte zudem logistische Unterstützung (Planierraupen) und Verpflegung.

Die Generalversammlung der UNO und die israelische Kahan-Kommission wiesen der Armee eine Mitverantwortung zu. Das führte in Israel dazu, dass Eitan als Generalstabschef und Scharon als Verteidigungsminister zurücktreten mussten. Scharons politische Karriere war damit nicht beendet, er blieb Minister ohne Geschäftsbereich und schaffte es später bis zum Außenminister. 2000 provozierte er die zweite Intifada: er betrat in Begleitung von 1000 Polizisten, Militärs, Journalisten und Politikern den Tempelberg, der vor allem Moslems, aber auch Christen und Juden heilig ist. Der daraus resultierende Eklat motivierte eine konservative Mehrheit, ihn im Jahr darauf zum Ministerpräsidenten zu wählen.

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Freitag, 23. September 2022
Kriegsgegner sind Feiglinge?
Was haben der Ex-General Domröse und der (ab 14.10.22) Ex-Botschafter Melnyk gemeinsam? Domröse warf den Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien indirekt vor, feige gewesen zu sein (s. miniaturen 01.03.22). Und jetzt Melnyk zu den russischen Kriegsdienstverweigern, die sich der Mobilmachung durch Ausreise entziehen wollen: "Junge Russen, die nicht in den Krieg ziehen wollen, müssen Putin und sein rassistisches Regime endlich stürzen, anstatt abzuhauen und im Westen Dolce Vita zu genießen." Ach ja, so mal eben Putin stürzen oder was?

Deutsche PolitikerInnen haben gefordert, Kriegsdienstverweigerern bei uns Asyl zu gewähren, so u.a. die Grüne Irene Mihalic: "Wer sich als Soldat an dem völkerrechtswidrigen und mörderischen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine nicht beteiligen möchte und deshalb aus Russland flieht, dem muss in Deutschland Asyl gewährt werden."

Melnyk macht mal wieder Politik als Zuschauer im 3. Rang. Natürlich: In Deutschland führen Flüchtlinge "Dolce Vita". Und Melnyk kommentiert die Lage im Maßanzug und in sicherem Abstand aus Berlin. Wie wär's wenn der Herr einfach ins nächste ukrainische Rekrutierungsbüro marschiert, den Sakko mit dem Tarnanzug tauscht und sich eine Waffe greift, um in der Süd-Ost Ukraine die eigenen Truppen zu unterstützen.

Was mit Kriegs-Gegnern und -Verweigerern aktuell in Russland passiert, kann man täglich in den Nachrichtensendungen sehen. Vielleicht hat der Herr Botschafter kein Fernsehen? Eher doch! Dann muss er wohl die Augen zumachen, um zu seinen Aussagen kommen zu können.

Maulhelden wie Dömröse und Melnyk, die bisher nicht in die Lage kämpfender Soldaten gekommen sind, sollten die Füße stillhalten und Menschen in realer Gefahr - ob in Syrien oder im ukrainischen Kampfgebiet - keine RatSCHLÄGE erteilen.

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Mittwoch, 14. September 2022
Bedingungen für Regierungshandeln
Friedrich Merz, genannt "Der Alte Fritz", zog beim CDU-Parteitag mächtig vom Leder. Seinem Lieblingsfeind, Robert Habeck, Wirtschafts- und Klimaminister der Ampel-Koalition, warf er vor, "mit Kinderbüchern und Philosophie" könne man ein Land nicht regieren. "Vergessen" hat er, dass Habeck vorher in einer Koalition mit der CDU sehr erfolgreicher Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Digitalisierung, Umwelt und Natur in Schleswig-Holstein war. Dieses Amt hat er aufgegeben, um Bundesminister zu werden. Und man kann sagen, auch in diesem Amt war und ist er erfolgreich, wenn auch unter sehr erschwerten Bedingungen.

Der "Alte Fritz" dagegen schaute der Politik nach mehreren gescheiterten Anläufen als CDU-Vorsitzender aus wohlfeiler Entfernung zu. Wohlfeil deshalb, weil er sich bei Blackrock auf zweifelhaftem Wege eine goldene Nase verdiente. Man könnte auch kalauern, nur mit einem dicken Privatkonto und einem Pilotenschein kann man auch kein Land regieren.

Wahrscheinlich wird er kaum die Gelegenheit haben, konkret diese Erfahrung zu machen. Wenn sich die Wellen von Corona- und Kriegskrise verlaufen haben, geht das Regieren unter normalen Bedingungen erst richtig los.

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Donnerstag, 8. September 2022
Ungewohnte Töne im Bundestag
Der Unterhaltungswert der Politik erreichte jüngst ein Zwischenhoch. Im Bundestag gab es eine heftig ausgefochtene Kontroverse zwischen Bundeskanzler Schulz und CDU-Fraktionsvorsitzendem Merz. Kommentatoren schwankten zwischen Tadel, Verwunderung und Hochachtung für Olaf Scholz. Endlich wird er mal wach und streitlustig, vs. er hat sich im Ton vergriffen.

Die gleichen, die ihn bisher für seine Bedachtsamkeit und geringen rhetorischen Fähigkeiten kritisierten, fanden seine Attacke gegen Merz unangemessen. Mok wat du wullt, de Lüüd snackt doch. Wahrscheinlich brauchte Scholz nur mal einen richtigen Gegner, den er in Merz fand.

Merz ließ auch BM Habeck nicht ungeschoren. Dieser hatte kurz vorher leichtsinnige Äußerungen in der Talk-Show von Maybrit Illner getan und so eine offene Flanke gegen Angriffe gezeigt. Merz ließ die aktuelle Stimmung nicht ungenutzt und erklärte, er habe Habeck "beim Denken zugesehen." Nun gut, das kann Merz selber nicht passieren. Seine neue überdimensionierte Intellektuellenbrille, die seinen Geierkopf noch bizarrer erscheinen lässt, täuscht nicht darüber weg, dass dieser Mann nicht beim Denken überrascht werden kann.

Er guckte in den letzten Jahren der Politik nur aus der vorletzten Reihe zu. Über die Versäumnisse der alten Regierung in Sachen Umweltschutz, Energiepolitik, Sozialpolitik, Digitalisierung und vielem mehr hat er bisher eher weniger oder gar nicht nachgedacht.

Merz fällt nur ein, dass die Atomkraftwerke weiter laufen sollen, wobei das den Gasmangel auch nicht beheben wird. Strom gibt es einstweilen ausreichend, so viel, dass Deutschland exportieren kann. Dafür hat die alte CDU-geführte Regierung den Gasnotstand überhaupt erst verursacht. Warum kann Putin den Gashahn zudrehen? Weil die Regierung der vergangenen sechzehn Jahre Deutschland von Russland hochgradig abhängig gemacht hat.

Und Scholz, Habeck und die anderen müssen jetzt sehen, wie wir aus dem Mangel herauskommen. Und Lindner und seine Partei tun zusätzlich alles, um jeden Fortschritt zu verhindern.

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Sonntag, 4. September 2022
Tödliche Polizeigewalt
In Dortmund tut sich was in dem Fall der Tötung eines somalischen, jugendlichen Flüchtlings (s. miniaturen vom 11.08. und 14.08.22). Der Junge wurde mit Tränengas, Taser und Maschinenpistole traktiert und getötet. Gegen vier der an dem Einsatz beteiligten Polizisten sowie den Einsatzleiter ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Tatverdacht reicht von Körperverletzung bis Totschlag.

Die Chance, dass die beteiligten "Sicherheitskräfte" schließlich verurteilt und bestraft werden, beträgt ca. 2 %. Das ist der Durchschnitt bei den 2.000 Fällen von Polizeigewalt pro Jahr, von denen eben nur 2% angeklagt werden. Die Zahl der gerichtlichen Verurteilungen ist unbekannt, dürfte aber noch darunter liegen.

Also gute Hoffnung für die Täter.

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Samstag, 3. September 2022
Reichtumsbekämpfung statt Armutsbekämpfung
Der Pilotenstreik der Vereinigung Cockpit, einer gelben Gewerkschaft, hat gestern 130.000 Flugpassagiere "im Regen stehen lassen". Die Verluste der betroffenen Fluggesellschaft Lufthansa werden mit 25 Millionen Euro beziffert.

Und worum geht's? Piloten verdienen bis zu 285.000 Euro jährlich. Cockpit fordert 5,5 % mehr und eine kontinuierliche Angleichung an die Inflation. 5,5 %, das klingt moderat. Jetzt lasst uns mal rechnen. Bei - sagen wir - 250.000 Euro beliefe sich die monatliche Steigerung auf 1.145 Euro. Das ist mehr als die Hälfte des Durchschnittseinkommens der Deutschen und liegt bei der Armutsgrenze. Der durchschnittlich Deutsche muss also zwei Wochen arbeiten, um das zu verdienen, was die Piloten ZUSÄTZLICH fordern. Die Lufthansa hat 650 Euro monatlich angeboten. Das ist deutlich mehr, als der ALG-II-Satz.

Piloten zählen bei ihrem Gehalt zu den Reicheren. Wie wäre es, wenn man den ALG-II-Satz erhöht und die Reicheren höher, oder überhaupt erstmal, besteuert?

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Mittwoch, 31. August 2022
Kulturelle Aneignung in Potenz
Neulich: In einem Gymnastikkurs fordert die deutsch-asiatische Kursleiterin die Teilnehmenden auf, nach afrikanischer Musik afrikanisch zu tanzen! Kulturelle Aneignung in Potenz! Aber alle haben mitgemacht, ohne Diskussion.

Alles andere wäre so unsinnig gewesen wie das Auftrittsverbot einer deutschen Rockmusikerin durch Frydays for Future wegen ihrer Dreadlocks. (s. miniaturen vom 24.3.22)

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Mittwoch, 24. August 2022
Selbstzensur in finsteren Zeiten
Karl Mays Abenteuerbücher zählten zu meiner frühesten Lektüre. Diese Leidenschaft teilte ich mit meinen Freunden. Wir lasen die Abenteuer von Old Shatterhand und Old Shurehand, von Old Wabble, Winnetou und Nscho-tschi. Bereits damals diskutierten wir, ob das alles wahr sei. In der Frage war meine Generation gespalten. Die Debatte wurde durch das Gerücht, Karl May sei nie außerhalb Deutschlands, nicht einmal außerhalb Sachsens gewesen, habe vielmehr im Gefängnis gesessen, nicht nur nicht beendet, sondern sogar angefeuert.

Nicht nur der "Wilde Westen" wurde von uns "erobert", sondern ebenso der Nahe und Ferne Osten. Wir begleiteten Kara Ben Nemsi und seinen treuen Hadschi Halef Omar durch das wilde Kurdistan. Wir glaubten an die Figuren so viel und so wenig wie an Kapt'n Gordons Abenteuer im Weltraum und an das Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf. Wir glaubten Robinson und Freitag und die Schatzinsel so wenig wie heute die Jungen die Welt von Star Wars.

Und nun behaupten einige selbsternannte Zensoren, Besserwisser und Schlaumeier, das alles sei "rassistisch" und "kulturelle Aneignung", also politisch höchst unkorrekt. Die können einem wirklich jeden Spaß verderben! Als sei Literatur der platten Aneignung von Wirklichkeit verpflichtet. Hallo, möchte man rufen, das ist Abenteuer-, nicht Sachbuch-Literatur. Sachbücher haben wir außerdem gelesen, vielleicht nur ein, zwei Jahre später. Die heutige Jugend hat darüber hinaus ganz andere Informationsquellen über die Wirklichkeit zu Hause und in aller Welt. Und sie nutzt sie wie wir seinerzeit die Sachbücher.

Dem Verlag Ravensburg möchte man eine gehörig größere Portion Zivilcourage wünschen. Warum hat deren Lektorat nicht gleich Bedenken gegen "Der junge Häuptling Winnetou" angemeldet? Nun, beim kleinsten Gegenwind-Stoß kneifen sie den Schwanz ein, jaulen kurz auf und stampfen die ganze Auflage ein. Wahrlich, ich lebe in finsteren Zeiten!

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