Montag, 12. September 2022
Evangelen auch nicht viel besser
Auch in der Evangelischen Kirche knirscht es vernehmbar. In Bremen sollte die Kirchenverfassung von 1920 (!) modernisiert werden. Vor allem ging es um den Status der vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der Hauptamtlichen in den kirchlichen Diensten, wie z.B. den Kitas.

Seit Jahren wird um eine Neufassung gerungen. Die Krux besteht darin, dass die überwältigende Mehrheit der Gemeinden für eine Reform ist. Der Haken: alle, ohne Ausnahme, alle Gemeinden müssen ihr zustimmen. Die besonders reaktionäre Martini-Gemeinde in der Stadtmitte hat bereits seit langem angekündigt, ein Veto einzulegen. Diese Möglichkeit gibt die bisherige Verfassung, und St. Martini machte die Drohung wahr. Damit ist die Reform vorerst gescheitert.

Diese Gemeinde steht seit geraumer Zeit in der öffentlichen Kritik. (siehe miniaturen 26.10.21) Ihr Pastor Glatzel fiel durch eine besonders sexualfeindliche Haltung und beleidigende Ausfälle gegen Homosexuelle auf und wurde in dieser Sache wegen Volksverhetzung gerichtlich verurteilt.

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Kirche doch nicht reformierbar
Der Lichtblick von Osnabrück (siehe miniaturen 09.09.22) wird von einem übergroßen Schatten verdunkelt.

Um eine Liberalisierung der Sexualmoral voranzubringen, wurde der "Synodale Weg" beschritten. Ein Gremium, das von der Basis der Gemeinden gebildet wird, soll Empfehlungen für Reformen erarbeiten. Diese lagen jetzt der Bischofsversammlung vor.

Nun ist es nicht etwa so, dass das ein demokratisches Gremium ist. Man könnte es eher ein Feigenblatt nennen. Denn der Synodale Weg hat lediglich beratende Funktion. Seine Empfehlungen müssen von der Bischofskonferenz gebilligt werden, die dem Papst zur Genehmigung vorgelegt werden. Der kann dann von oben das Weitere regeln. Damit wäre die Hierarchie wieder hergestellt.

Im aktuellen Fall der kirchlichen Sexualmoral hat der Synodale Weg mit 92% der Delegierten u.a. gefordert, das Zölibat aufzuheben, die Homosexualität nicht mehr zu verdammen. Leider hat das Gremium keine Beschlusskraft, entschieden hat die Bischofskonferenz, die notwendige 2/3-Mehrheit wurde nicht erreicht. Ganz abgesehen davon, hat der Vatikan seit langem signalisiert, keinesfalls, egal wie die Bischofskonferenz entscheidet, jede Reform in Sachen Sexualmoral abzulehnen.

Nun denn, meine Überraschung hält sich in Grenzen.

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Samstag, 10. September 2022
Wie ich die Queen "erlebte"
Die englische Queen ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Daran kann ich ablesen, wie alt ich bin. 1952 wurden Elisabeths Krönungsfeierlichkeiten europaweit im Fernsehen übertragen. Beides waren damals Sensationen: einmal die Krönung selbst, dann das noch ganz junge neue Medium Fernsehen und schließlich, dass wir es in Deutschland und im übrigen Westeuropa live sehen konnten.

Es war zugleich das erste Fernseherlebnis, an das ich mich erinnern kann. Meine Eltern hatten kein Fernsehen, das damals noch ein kostspieliges und exklusives Vergnügen war. Aber unsere Nachbarn verfügten über ein Gerät und luden großzügig zum gemeinsamen Fernsehen ein.

Ich erinnere noch den beeindruckenden Pomp der Zeremonie. Zugleich entdeckte ich, dass auf den Filmaufnahmen die Räder der prächtigen Kutsche bei einer bestimmten Geschwindigkeit still zu stehen schienen, sich gar rückwärts drehten. Ich traute meinen Augen nicht. Als ich später im Kino in der Wochenschau das Phänomen noch mal und in Farbe (!) bestaunen konnte, bestätigten die Bilder den ersten Eindruck.

Niemand in der Familie oder in der Schule konnte das erstaunliche Phänomen wirklich erklären. Viel später lernte ich, dass es mit der Laufgeschwindigkeit des Films und dem Malteserkreuz zu tun hat.

Indirekt war ich 1965 vom ersten Besuch der Queen in Deutschland nach dem Krieg berührt. Das Protokoll sah vor, dass sie das damals wichtigste Literaturmuseum der Bundesrepublik in Marbach besuchen sollte, in dem meine Schwester arbeitete. Für die sehr provinzielle Kleinstadt am Neckar war das natürlich eine Sensation und die Begleitumstände unbegreiflich. So beschwerte sich der Hausmeister des Museums, dass fremde Männer in den Gartenanlagen rund ums Museum krochen. Er musste es dulden: es waren die Sicherheitsbeamten.

Später wurde gemunkelt, die Queen habe gar nicht das Marbach am Neckar mit dem Schiller-Nationalmuseum, sondern den gleichnamigen Ort mit einem weltberühmten Pferde-Gestüt auf der schwäbischen Alb besuchen wollen. Was plausibel erschien, denn die Königin war als Pferdeliebhaberin , weniger als Literaturfreundin bekannt.

Und nun sehe ich wiederum im Fernsehen die Zeremonien der Trauerfeierlichkeiten und erkenne wie alt auch ich schon bin.

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Freitag, 9. September 2022
Kirche doch reformierbar!
Da sage noch mal einer, die katholische Kirche sei nicht reformierbar. Ausgerechnet im Bistum Osnabrück, wo der Klerus noch im dunklen Kohlenkeller einen Schatten wirft, wurde jetzt der Schritt vom 19. ins 20. Jahrhundert getan. Das katholische Marien-Gymnasium, bisher ausschließlich Mädchen vorbehalten, soll jetzt auch Jungen zugänglich gemacht werden. Wow!

Nun geht das aber natürlich nicht ohne Friktionen. Eine öffentliche Debatte wurde provoziert. Das Kollegium muss erst noch ein koedukatives Konzept erarbeiten. Die gibt's natürlich schon landauf - landab. Die Lehrer fürchten, dass die Mädchen durch die Jungs in überkommene Verhaltensweisen zurückfallen könnten, z.B. sei im "monoedukativen" Gymnasium bei den Mädchen großes Interesse für Mathematik und Naturwissenschaften feststellbar, die in gemischten Schulen von den Jungen besetzt seien.

Natürlich wurde ein Fachmann eingeschaltet, der Erziehungswissenschaftler Jürgen Budde aus Flensburg, der nachwies, was eigentlich lange bekannt ist: die Schule müsse die gesellschaftliche Vielfalt abbilden, also koedukativ sein.

Diese Vielfalt müsste sich eigentlich auch in konfessioneller Vielfalt abbilden. Ob das Mariengymnasium zukünftig auch protestantischen oder nicht-konfessionellen und muslimischen SchülerInnen offen steht? Da müssen wohl weitere zwei Jahrhunderte ins Land gehen, bis das Mädchen-Gymnasium auch für die zugänglich ist.

Aber: Man soll nie verzweifeln, sondern an das Gute glauben!

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Donnerstag, 8. September 2022
Ungewohnte Töne im Bundestag
Der Unterhaltungswert der Politik erreichte jüngst ein Zwischenhoch. Im Bundestag gab es eine heftig ausgefochtene Kontroverse zwischen Bundeskanzler Schulz und CDU-Fraktionsvorsitzendem Merz. Kommentatoren schwankten zwischen Tadel, Verwunderung und Hochachtung für Olaf Scholz. Endlich wird er mal wach und streitlustig, vs. er hat sich im Ton vergriffen.

Die gleichen, die ihn bisher für seine Bedachtsamkeit und geringen rhetorischen Fähigkeiten kritisierten, fanden seine Attacke gegen Merz unangemessen. Mok wat du wullt, de Lüüd snackt doch. Wahrscheinlich brauchte Scholz nur mal einen richtigen Gegner, den er in Merz fand.

Merz ließ auch BM Habeck nicht ungeschoren. Dieser hatte kurz vorher leichtsinnige Äußerungen in der Talk-Show von Maybrit Illner getan und so eine offene Flanke gegen Angriffe gezeigt. Merz ließ die aktuelle Stimmung nicht ungenutzt und erklärte, er habe Habeck "beim Denken zugesehen." Nun gut, das kann Merz selber nicht passieren. Seine neue überdimensionierte Intellektuellenbrille, die seinen Geierkopf noch bizarrer erscheinen lässt, täuscht nicht darüber weg, dass dieser Mann nicht beim Denken überrascht werden kann.

Er guckte in den letzten Jahren der Politik nur aus der vorletzten Reihe zu. Über die Versäumnisse der alten Regierung in Sachen Umweltschutz, Energiepolitik, Sozialpolitik, Digitalisierung und vielem mehr hat er bisher eher weniger oder gar nicht nachgedacht.

Merz fällt nur ein, dass die Atomkraftwerke weiter laufen sollen, wobei das den Gasmangel auch nicht beheben wird. Strom gibt es einstweilen ausreichend, so viel, dass Deutschland exportieren kann. Dafür hat die alte CDU-geführte Regierung den Gasnotstand überhaupt erst verursacht. Warum kann Putin den Gashahn zudrehen? Weil die Regierung der vergangenen sechzehn Jahre Deutschland von Russland hochgradig abhängig gemacht hat.

Und Scholz, Habeck und die anderen müssen jetzt sehen, wie wir aus dem Mangel herauskommen. Und Lindner und seine Partei tun zusätzlich alles, um jeden Fortschritt zu verhindern.

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Sonntag, 4. September 2022
Tödliche Polizeigewalt
In Dortmund tut sich was in dem Fall der Tötung eines somalischen, jugendlichen Flüchtlings (s. miniaturen vom 11.08. und 14.08.22). Der Junge wurde mit Tränengas, Taser und Maschinenpistole traktiert und getötet. Gegen vier der an dem Einsatz beteiligten Polizisten sowie den Einsatzleiter ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Tatverdacht reicht von Körperverletzung bis Totschlag.

Die Chance, dass die beteiligten "Sicherheitskräfte" schließlich verurteilt und bestraft werden, beträgt ca. 2 %. Das ist der Durchschnitt bei den 2.000 Fällen von Polizeigewalt pro Jahr, von denen eben nur 2% angeklagt werden. Die Zahl der gerichtlichen Verurteilungen ist unbekannt, dürfte aber noch darunter liegen.

Also gute Hoffnung für die Täter.

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Bayrische Finanz- und Energie-Politik - eine Lachnummer
Der bayrische Ministerpräsident Söder macht sich ernsthafte Gedanken über die deutsche Finanzpolitik. Deutschland stöhnt über die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöste Inflation. Plötzlich ist der Euro nur noch neunzig Cent wert.

Aber Söder, der weiß Rat: Man solle die Rundfunkgebühren einfrieren, heißt nicht weiter erhöhen. Nun steht das vorläufig nicht an, zumal beim letzten Anlauf das Land Sachsen die Erhöhung abgelehnt hat, und ein politischer Wandel nicht in Sicht ist.

Die Rundfunkgebühr beträgt z.Zt. 18,36 Euro pro Haushalt monatlich. Sollte eine Erhöhung von, sagen wir mal, 10% anstehen, wäre das 1,37 Euro monatlich. Die Ersparnis wäre also "erheblich" und würde dem kleinen Mann wirklich helfen. :-) Für den Betrag könnte man einem Kind nicht einmal EINE Kugel Eis monatlich spendieren.

Auf welchem Stern haust Söder? Oder vielmehr auf welcher Alm oder in welcher Blase? Hält er das Publikum für so blöde, dass es seine krampfhaften Versuche mindestens wöchentlich in den Medien aufzutauchen, nicht längst durchschaut. Mit verantwortungsvoller Politik hat das schon lange nichts mehr zu tun.

Söders "Vorstoß" dient nur dazu, die Jahrzehnte lange Verhinderung des Ausbaus alternativer Energiequellen - Sonne, Wind - zu kaschieren. Söder weigert sich, norddeutschen Windstrom nach Bayern zu lassen, verhindert durch absurde Vorgaben - 10H von Windrädern -, eine eigene Wind-Infrastruktur aufzubauen, dafür sollen die beiden in Bayern noch in Betrieb befindlichen AKW weiter laufen.

Der CDU-Vorsitzende Merz sekundiert von der Seitenlinie, ohne AKW würden 2023 "die Lichter ausgehen". Diese Drohung wurde bereits in den 70ern widerlegt, ihre gebetsmühlenhafte Wiederholung macht sie nicht wahrscheinlicher. Übrigens: die drei AKW decken man gerade 6% des Bedarfs.

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Samstag, 3. September 2022
Reichtumsbekämpfung statt Armutsbekämpfung
Der Pilotenstreik der Vereinigung Cockpit, einer gelben Gewerkschaft, hat gestern 130.000 Flugpassagiere "im Regen stehen lassen". Die Verluste der betroffenen Fluggesellschaft Lufthansa werden mit 25 Millionen Euro beziffert.

Und worum geht's? Piloten verdienen bis zu 285.000 Euro jährlich. Cockpit fordert 5,5 % mehr und eine kontinuierliche Angleichung an die Inflation. 5,5 %, das klingt moderat. Jetzt lasst uns mal rechnen. Bei - sagen wir - 250.000 Euro beliefe sich die monatliche Steigerung auf 1.145 Euro. Das ist mehr als die Hälfte des Durchschnittseinkommens der Deutschen und liegt bei der Armutsgrenze. Der durchschnittlich Deutsche muss also zwei Wochen arbeiten, um das zu verdienen, was die Piloten ZUSÄTZLICH fordern. Die Lufthansa hat 650 Euro monatlich angeboten. Das ist deutlich mehr, als der ALG-II-Satz.

Piloten zählen bei ihrem Gehalt zu den Reicheren. Wie wäre es, wenn man den ALG-II-Satz erhöht und die Reicheren höher, oder überhaupt erstmal, besteuert?

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Steuerzahler zahlen zweimal
Ganz Deutschland ächzt unter den steigenden Preisen und der Inflation. Ganz Deutschland? Nein, vor allem die unteren Einkommensgruppen, HilfeempfängeInnen, RentnerInnen und StudentInnen. Dafür soll es demnächst Entlastungen geben, hat der Bundeskanzler versprochen. Leider streiten die Koalitionspartner wie die Kesselflicker darüber, wer, wofür und wieviel bekommen soll.

Besser Verdienende, sagen wir Paare ab 6.000 Euro monatlich stecken die höheren Preise lächelnd weg. Und genau für diese will Bundesfinanzminister Lindener (FDP) Entlastung schaffen durch die Beseitigung der "kalten Progression". Da wird nur von der "Vermeidung sozialer Härten" geraunt und mit Flickschusterei gewerkelt. An dem Symptomen basteln, keineswegs an den Ursachen.

Die Ärmeren sollen Ausgleich für die steigenden Preise für Energie - vor allem Wärme - Lebensmittel, Mieten und Mietnebenkoten, Verkehr bekommen.

Die steigenden Preise kommen vor allem den Erzeugern und Großbetrieben zugute: Mineralölkonzerne, Lebensmittelkonzerne, Verkehrsbetriebe, Wohnungsgesellschaften, kurzum dem Kapital. Der Preisausgleich, den die Konsumenten erhalten sollen, bezahlt der Staat aus den Steuern der Bürger. Dieser wird also zweimal zur Kasse gebeten, einmal im Supermarkt und dann beim Finanzamt.

Das Ergebnis wird eine weitere Verarmung der unteren Einkommensschichte und der öffentlichen Hand, eine massive Bereicherung des Kapitals und der oberen Einkommen sein.

Das Ganze läuft unter "sozialer Ausgleich der Härten", die durch den russischen Angriffskrieg entstehen.

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Mittwoch, 31. August 2022
Kulturelle Aneignung in Potenz
Neulich: In einem Gymnastikkurs fordert die deutsch-asiatische Kursleiterin die Teilnehmenden auf, nach afrikanischer Musik afrikanisch zu tanzen! Kulturelle Aneignung in Potenz! Aber alle haben mitgemacht, ohne Diskussion.

Alles andere wäre so unsinnig gewesen wie das Auftrittsverbot einer deutschen Rockmusikerin durch Frydays for Future wegen ihrer Dreadlocks. (s. miniaturen vom 24.3.22)

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Donnerstag, 25. August 2022
Uralte Gegenwart in der Rechtsprechung
In Frankfurt/Main gibt es einen Verwaltungsrichter Gegenwart - und der heißt wirklich so. Mit einem aktuellen Urteil erweist er sich allerdings eher als vorgestrig.

In einem Berufungsverfahren eines algerischen Asylsuchenden urteilte er, dass dieser kein Recht auf Asyl in Deutschland habe. Herr Gegenwart ist bekannt für seine stattliche Reihe von Urteilen zu Ungunsten von Asylsuchenden. Der Algerier lebt offen homosexuell, was der Grund für seine Ablehnung ist. Das ist schon schlimm genug. Wirklich skandalös ist die Begründung: Der könne sehr wohl und ohne Verfolgung in Algerien leben, wenn er sich dort "unauffällig" verhalte. Die algerische Gesellschaft sei nun mal so wie sie ist. Da müsse er sich fügen.

Ich kenne das Alter von Richter Gegenwart nicht, seine Anschauungen sind allerdings uralt und erinnern an die finstersten Zeiten der alten Bundesrepublik, als solche Meinungen dominant waren und zu Verurteilungen zu Gefängnis führten.

Man kann dem Algerier nur wünschen, dass er einen langen Atem hat, in Berufung geht und verständnisvollere Richter findet.

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Freie Fahrt ins 21. Jahrhundert
Früher fuhren Schüler aus der Provinz im Elbe-Weser-Dreieck mit der EVG in die Oberschulen zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude. Alte Leute wollen sich noch erinnern, dass vordem die Bahn von Dampfloks gezogen wurden. Später gab es dann diesel-getriebene Triebwagen. Und jetzt macht die EVG einen Riesensprung ins 21. Jahrhundert: Der weltweit erste Zug mit Wasserstoff wurde jetzt auf die Schiene gesetzt.
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Allein hätte die kleine, private Gesellschaft das nicht gekonnt. Im Bündnis mit Alstom, dem französischen Zuglieferanten, der Linde-Kühlungs-Firma und der niedersächsischen Landesnahverkehrs-Gesellschaft wurde das ambitionierte Projekt realisiert. Alle zusammen erhoffen sich eine große Zukunft für den Wasserstoff als umweltneutralen Energieträger.

Es zu vermuten, dass der Wasserstoff-Zug auch ein Magnet für Technik- und Umwelt-Freaks sowie für Touristen wird.

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Mittwoch, 24. August 2022
Selbstzensur in finsteren Zeiten
Karl Mays Abenteuerbücher zählten zu meiner frühesten Lektüre. Diese Leidenschaft teilte ich mit meinen Freunden. Wir lasen die Abenteuer von Old Shatterhand und Old Shurehand, von Old Wabble, Winnetou und Nscho-tschi. Bereits damals diskutierten wir, ob das alles wahr sei. In der Frage war meine Generation gespalten. Die Debatte wurde durch das Gerücht, Karl May sei nie außerhalb Deutschlands, nicht einmal außerhalb Sachsens gewesen, habe vielmehr im Gefängnis gesessen, nicht nur nicht beendet, sondern sogar angefeuert.

Nicht nur der "Wilde Westen" wurde von uns "erobert", sondern ebenso der Nahe und Ferne Osten. Wir begleiteten Kara Ben Nemsi und seinen treuen Hadschi Halef Omar durch das wilde Kurdistan. Wir glaubten an die Figuren so viel und so wenig wie an Kapt'n Gordons Abenteuer im Weltraum und an das Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf. Wir glaubten Robinson und Freitag und die Schatzinsel so wenig wie heute die Jungen die Welt von Star Wars.

Und nun behaupten einige selbsternannte Zensoren, Besserwisser und Schlaumeier, das alles sei "rassistisch" und "kulturelle Aneignung", also politisch höchst unkorrekt. Die können einem wirklich jeden Spaß verderben! Als sei Literatur der platten Aneignung von Wirklichkeit verpflichtet. Hallo, möchte man rufen, das ist Abenteuer-, nicht Sachbuch-Literatur. Sachbücher haben wir außerdem gelesen, vielleicht nur ein, zwei Jahre später. Die heutige Jugend hat darüber hinaus ganz andere Informationsquellen über die Wirklichkeit zu Hause und in aller Welt. Und sie nutzt sie wie wir seinerzeit die Sachbücher.

Dem Verlag Ravensburg möchte man eine gehörig größere Portion Zivilcourage wünschen. Warum hat deren Lektorat nicht gleich Bedenken gegen "Der junge Häuptling Winnetou" angemeldet? Nun, beim kleinsten Gegenwind-Stoß kneifen sie den Schwanz ein, jaulen kurz auf und stampfen die ganze Auflage ein. Wahrlich, ich lebe in finsteren Zeiten!

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Montag, 22. August 2022
Lindner gegen Reiche - nanu?
Bundesfinanzminister Lindner funktioniert zuverlässig. Der Grünen-Vorsitzende Nouripour hat an das Wahlprogramm seiner Partei erinnert, dass das "Dienstwagenprivileg" ökologisch gestaltet werden soll.

Dienstwagen werden von Betrieben (fast) kostenfrei ihren MitarbeiterInnen, auch zur privaten Nutzung gestellt. Diese Autos gehören überwiegend zur Oberklasse mit 200+ PS und entsprechend hohem Schadstoffausstoß. Die private Nutzung, ein geldwerter Vorteil, werde nicht genügend steuerlich berücksichtigt. Dem Staat entgehen dadurch jährlich drei Milliarden Euro. Das wollen die Grünen ändern.

Natürlich ist Porschefahrer Lindner dagegen. Nun fehlen ihm leider die Argumente für seinen Widerstand. Er weicht daher ins Linguistische aus, ein Feld auf dem er eher kein Fachmann ist. Er problematisiert den Begriff "Dienstwagenprivileg", der sei ideologisch aufgeladen, werde mit "Reiche", die Geld vom Staat bekommen, assoziiert. Mit Recht, möchte man sagen, denn was ist es anders als ein Privileg im doppelten Sinn, das eben nur Reichen zukommt: Ein kostenloses Oberklasse-Auto mit allem Drum und Dran wie Tanken, laufende Kosten inklusive Steuerfreiheit, das eben nur die Reichen bekommen.
De Düvel scheet ümmer opn selben Hupen.

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