Freitag, 1. März 2024
Krankenhaus als Albtraum
Als ich nach der banalen Blinddarmoperation aus der Narkose aufwachte, glaubte ich, in einem fremden Land gelandet zu sein.

Die Menschen um mich herum sprachen in einer fremden Sprache, sahen auch fremd aus. Und das Schlimmste war: Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Irgendetwas war schief gelaufen. Meine Beine, die vorher leidlich gesund waren, versagten mir den Dienst. Ich versuchte den Menschen im Krankenzimmer klar zu machen, dass da was nicht in Ordnung war, sie erklärten – in gebrochenem Deutsch – die Blinddarm-Operation sei gut verlaufen, die Sache mit den Beinen falle nicht in ihr Fachgebiet.

Ich war zunehmend verzweifelt, bat um Heranziehung von Spezialisten, vergeblich! Ein ums andere Mal beharrten sie auf ihrem Sandpunkt und kündigten meine baldige Entlassung an.

Nachts hatte ich Träume, in denen ich mir wünschte, die fremdländischen Herren möchten doch bitte nach Hause gehen und dort ihre Potentaten wie Erdogan, Assad und Putin statt mich zu quälen. Im Traum erklärten sie mir, das sei ihnen unmöglich und zudem würden sie hier viel besser verdienen.

Ihre sprachliche Kommunikations-Unfähigkeit schien sich nur auf mich zu beziehen. Untereinander verstanden sie sich prächtig, denn sie benutzten eine mir unbekannte Fremdsprache in der überwiegend Worte mit den Endungen –us, -um und –ion vorkamen. Des Deutschen waren die meisten nur unvollkommen mächtig. Einer erschreckte mich mit der Androhung, er werde mir mein Bein „knicken“. Meinen Protest beantwortete er mit der Korrektur, er meine „beugen“.

Die Herren verstanden sich untereinander sehr gut, vor allem, weil meist nur einer sprach, dem alle anderen gehorchten und dem nie jemand widersprachen. Der Oberste sprach einwandfrei deutschen, nach unten in der strengen Hierarchie ließ das rapide nach.

Ich wehrte mich standhaft gegen die Hierarchie, und die Herrschaft und die Überheblichkeit, bis sie mich schließlich entließen, was einem Rausschmiss sehr ähnlich war. Das Schlusswort des Obersten beim Verlassen des Krankenzimmers war: „Das ist jetzt geklärt!“

Faktisch realisierten meinen Rausschmiss die Untersten in der Hierarchie mit dem niedrigsten Gehalt.

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Allmachtsphantasien des Herrgott
Christian Herrgott (CDU) scheint zu glauben, dass sein Name verpflichtet. Offensichtlich ist er mit seiner Funktion als Landrat (Saale-Orlau-Kreis in Thüringen) sehr unzufrieden. Zu gerne würde er über außerweltliche Macht verfügen. Wie der himmlische Vater verfügt er über das Schicksal von Menschen, nicht aller Menschen, sondern nur dem von Flüchtlingen in seinem irdischen Wirkkreis.

Wie Herrgott hat er eine Idee: Flüchtlinge sollen max. vier Stunden täglich zum Stundenlohn von 0,80 € arbeiten. Das liegt 11,61 € unter dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn! Und zwar als Zwangsarbeit. Die ist laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) verboten! Aber was ficht das den Herrgott an?

Fast genauso abenteuerlich ist Herrgotts Begründung. Die Maßnahme soll den Geflüchteten eine „Tagesstruktur“ bieten und sie „auf den ersten Arbeitsmarkt perspektivisch vorbereiten.“

Der Herrgott scheint zu übersehen, dass die überwiegende Zahl der Geflüchteten gut ausgebildet und an Arbeit bereits aus ihren Herkunftsländern durchaus gewöhnt ist. Was fehlt sind wirklich gute Sprachkurse, weniger Bürokratie bei der Integration, helfende deutsche Hände und Angebote von Arbeitsplätzen.

Der Herrgott scheint in seiner Herrlichkeit noch nicht mitbekommen zu haben, dass Deutschland einen horrenden Mangel an Arbeitskräften hat. Wie wäre es, dem unbürokratisch und schnell abzuhelfen, indem man Migranten in den Arbeitsmarkt integriert. Und: Deutschlands Image als fremdenfeindlich ist in der Welt katastrophal. Das hat der Herrgott wohl übersehen!

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„Wir schaffen das.“ - Fremd in Deutschland (3)
Das Paar hatte sich im Sprachkurs kennengelernt. Laila lebte schon mehrere Jahre in Deutschland und spricht gut Deutsch und studierte. Nicht genug, um sicher zu gehen, ihre Masterarbeit fehlerfrei abzugeben. Also rief Mohammed Gerd an und bat in ihrem Namen um Hilfe. Gerd konnte nicht nein sagen, also half er, was sich als eine etwas größere Aufgabe herausstellte. - Damit hatte er zwei Freunde.

Der dritte – wie sich herausstellen sollte – war Ali, der Bruder von Mohammed. Mohammed rief Gerd eines Tages an, sein Bruder sei durch die B-2-Prüfung durchgefallen. Ob er, Gerd, dem Bruder bei der Vorbereitung für die Wiederholungs-Prüfung helfen könne. Ali könne nicht flüssig lesen und schaffe in der vorgegeben Zeit nicht einmal, die Prüfungsfragen durchzulesen. Also übten beide Lesen, Monate lang, mit Unterbrechung wegen des Corona-Lockdowns. Schließlich bestand Ali die Prüfung.

Dann schlug die Bürokratie erneut zu. Mohammed hatte versäumt, seine Eheschließung dem BAFÖG-Amt und er AOK mitzuteilen. Woher sollte er wissen, dass das nötig ist?! Wieder, statt erst mal nachzufragen, schrieben beide Instanzen böse Briefe und drohten gar mit Strafen wegen Betrugs. Mohammed erschrak tief. Betrug, das klang ganz schlimm, er sah sich buchstäblich schon im Gefängnis. In Syrien wäre das die sichere Konsequenz gewesen. Nicht so in Deutschland. Es brauchte lange, bis er verstand, dass die Sache mit einer Rückzahlung der gezahlten Beiträge an die AOK und einem Bußgeld an das BAFÖG-Amt erledigt werden konnte.

Die Syrer – und all die anderen Flüchtlinge aus nichteuropäischen Ländern – mussten sich mühsam durch das bürokratische Dickicht kämpfen und sie trafen nicht nur auf verständnisvolle und hilfreiche Menschen. Ganz anders ein paar Jahre später, als Hunderttausende aus der Ukraine flohen. Ihnen sei die Gastfreundschaft gegönnt. Wir hätten den asiatischen und afrikanischen Migranten ebenso offene Arme gewünscht.

Inzwischen war die Freundschaft zwischen den Syrern, der Asiatin, Gerd und dessen Frau so gefestigt, dass alle sich gegenseitig zum Essen und zu gemeinsamen Ausflügen trafen. Wer Gerd kennt, weiß, dass das immer auch „Bildungs-Anlässe“ waren, und wenn es nur norddeutsche Landeskunde war.

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