Dienstag, 10. Mai 2022
Der letzte Maikäfer?
"Es gibt keine Maikäfer mehr" nölte Reinhard Mey 1974. Tatsächlich hatten Land- und Forstwirtschaft in den 60er Jahren diesen "Schädling" mit DDT erfolgreich fast ausgerottet.

Und doch: Gestern Abend beim Öffnen des Fensters bei eingeschaltetem Deckenlicht brummt einer durchs Zimmer. Ich fing ihn, zeigte ihn im Haus umher und ließ ich dann frei.
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In der Aufregung und beim Dämmerlicht am Fenster konnte ich nicht gut sehen: war es ein Schuster, ein Schornsteinfeger oder ein Müller? Diese Namen vergaben wir Kinder der 50er Jahre den unterschiedlichen Arten der Maikäfer.

Damals waren sie so zahlreich, dass es Wettbewerbe gab, wer die meisten auch unterschiedlichen Krabbeltiere fing. Wir steckten sie in einen Schuhkarton mit Lindenlaub und Luftlöchern im Deckel und hoben sie bis zum nächsten Tag auf, um sie den Spielkameraden stolz zu präsentieren. Es entstanden sogar Tauschgeschäfte: Schuster, Schornsteinfeger und Müller hatten unterschiedliche Werte. So konnten wir z.B. einen Müller gegen zwei Schuster tauschen, oder so.

Zum Schluss wurden sie an die Hühner des Nachbarn Kröger verfüttert. Das Federvieh wusste offensichtlich den hohen Proteingehalt zu schätzen. Es kommt der Tag, wenn Fleischessen gänzlich unmöglich (im doppelten Wortsinn) und das Protein von Würmern, Käfern und anderen Insekten zum Normalessen wird, dass wir den Verlust der Maikäfer bitter bereuen.

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