Sonntag, 20. Dezember 2020
Verschwiegen und nichts gewusst
Von meinem Schwiegervater wird erzählt, er habe während eines Urlaubs von der Ostfront seiner Frau gegenüber geäußert: „Im Osten geschehen schreckliche Dinge. Ich darf aber nicht darüber reden.“ Gemeint waren natürlich die Vernichtung der Juden und die Massaker an Zivilisten und Partisanen in den eroberten und besetzten Gebieten in Mittel- und Osteuropa.

Dieses Redeverbot scheint zumindest in der Wehrmacht so nachhaltig gewirkt zu haben, dass die nicht beteiligten Soldaten erst nach dem Kriegsende davon erfuhren. Jedenfalls beschreibt es Günter de Bruyn in „Zwischenbilanz“ so. Wobei de Bruyn mir ein ernst zu nehmender Zeitzeuge ist. Erst im Lazarett zusammen mit vielen anderen Soldaten, Waffen-SS-Leuten und anderen Uniformierten, wurde von den Beteiligten damit geprahlt, zum Entsetzen der Unbeteiligten.

Natürlich hatten mehr Leute als die Beteiligten von der Vernichtung der Juden und dem Terror gegen die Zivilbevölkerung gewusst. Aber was man nicht wahr haben WILL, das wird geleugnet und verdrängt. So bekommt der in Nachkriegs-Deutschland verbreitete Satz, „von dem allem nichts gewusst zu haben“, eine Erklärung.

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