Samstag, 6. Juli 2024
Die Lösung
Heute sah ich einen LKW mit einer Hoffnung spendenden Parole über die ganze Länge der Seitenwand: "Bundesweite Frischeverteilung". Aha, das könnte das Ende der Klimakrise besonders in so heißen Sommern wie 2023 sein - Frische bundesweit verteilen.

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Zwischenruf: Segnungen des Fortschritts
Früher gab es Briefmarken mit Gummierung, die man anlecken musste, damit sie auf dem Briefumschlag klebten. Heute gibt es selbstklebende Wertzeichen. Da bin ich froh, denn sonst müsste man Christian Strobel, die neueste Marke, hinten lecken. Das soll man niemandem zumuten, denn ich habe seit den 60ern große Hochachtung vor Christian.

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Donnerstag, 30. Mai 2024
Scheuer rides again
Jede neue Idee aus dem Verkehrsministerium ist skurriler als alle vorherigen. Der neueste Clou: Ab 2022 sollen die Verbandkästen aller Kfz zwei Schutzmasken enthalten. Wer keine hat, zahlt 5 € Bußgeld.

Ich habe mal gerechnet. Es gibt in Deutschland annähernd 45 Millionen Kraftfahrzeuge, mal zwei macht 90 Millionen Schutzmasken zum Preis von je ~ 0,50 €, macht zusammen 45 Millionen €, ein schönes "Zubrot" für die Maskenhersteller.

Übrigens kam die Idee gar nicht aus Scheuers Ministerium. Da wäre Scheuers Kreativität überschätzt. Sie war ein Vorschlag - um nicht zu sagen: Befehl - des Bundesverbands Medizintechnologie, einer Lobbyorganisation.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

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Sonntag, 12. Mai 2024
Grundbedürfnisse
In den späten 50ern reiste, vielmehr trampte ich durch Deutschland (West) von Süd nach Nord. Zwischen Göttingen und Hannover hielt ein Ungetüm von Laster. Drinnen saßen außer dem Fahrer zwei ärmlich gekleidete Männer auf dem Beifahrersitz. Ich wollte schon vom Trittbrett wieder absteigen, aber der Fahrer winkte mir reinzukommen. Ich musste auf dem Motorblock hocken, der – der LKW war eine so genannt Plattschnauze – in das Fahrerhaus von vorn hereinragte.
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Irgendwann, irgendwo hielt der Fahrer in einem kleinen Ort an und bedeutete uns, zu warten, er käme gleich wieder. Die beiden Landstreicher – als solche stellten sie sich heraus – beschlossen sofort zu fechten (= betteln) und fragten, ob ich mit wollte. Ich lehnte ab, so war ich nicht sozialisiert.

Nach einigen Minuten kamen sie zurück mit Wurst- bzw. Käsebroten. „Man kriegt überall was, man muss nur fragen.“ erklärte der eine. So kamen wir ins Gespräch. Ich fragte unbedarft, woher sie kämen, und meinte damit ihren Wohnort. In Ermangelung dessen deutete der ältere mit dem Daumen über die Schulter. Da war Süden.

Im weiteren Gespräch äußerten sie Bedenken wegen der bevorstehenden kalten Jahreszeit. Meine Frage nach dem warum, löste mildes Erstaunen aus. „Na klar, wegen der Kälte.“ -Und? – „Ja, wir müssen was machen, wofür wir in’n Knast kommen. Da is es warm.“

Die Anekdote fiel mir wieder ein, als ich in der Zeitung las, dass Häftlinge in US-Gefängnissen sich regelmäßig „erholen“ und an Gewicht zunehmen. Die USA sind das reichste Land der Welt gemessen am Brutto-Inlands-Produkt. Der Reichtum ist extrem ungleich verteilt: 38 Millionen US-Bürger können ihre Grundbedürfnisse – u.a. Nahrung – nicht befriedigen.

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Dienstag, 19. März 2024
Sorgfalt geht vor Schnelligkeit
Neulich regte sich ein Bauarbeiter über einen Kollegen auf, der mit seiner Arbeit nicht voran kam:
„Mensch, beeil dich!“ Darauf der Angesprochene:
„Wenn das was werden soll, dauert es eben etwas länger.“
Der erste gab zu bedenken:
„Gott hat die Welt immerhin in nur sechs Tagen geschaffen.“
„Ja und, jetzt sehen wir, was für‘n Scheiss dabei rausgekommen ist!“

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Freitag, 1. März 2024
Krankenhaus als Albtraum
Als ich nach der banalen Blinddarmoperation aus der Narkose aufwachte, glaubte ich, in einem fremden Land gelandet zu sein.

Die Menschen um mich herum sprachen in einer fremden Sprache, sahen auch fremd aus. Und das Schlimmste war: Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Irgendetwas war schief gelaufen. Meine Beine, die vorher leidlich gesund waren, versagten mir den Dienst. Ich versuchte den Menschen im Krankenzimmer klar zu machen, dass da was nicht in Ordnung war, sie erklärten – in gebrochenem Deutsch – die Blinddarm-Operation sei gut verlaufen, die Sache mit den Beinen falle nicht in ihr Fachgebiet.

Ich war zunehmend verzweifelt, bat um Heranziehung von Spezialisten, vergeblich! Ein ums andere Mal beharrten sie auf ihrem Sandpunkt und kündigten meine baldige Entlassung an.

Nachts hatte ich Träume, in denen ich mir wünschte, die fremdländischen Herren möchten doch bitte nach Hause gehen und dort ihre Potentaten wie Erdogan, Assad und Putin statt mich zu quälen. Im Traum erklärten sie mir, das sei ihnen unmöglich und zudem würden sie hier viel besser verdienen.

Ihre sprachliche Kommunikations-Unfähigkeit schien sich nur auf mich zu beziehen. Untereinander verstanden sie sich prächtig, denn sie benutzten eine mir unbekannte Fremdsprache in der überwiegend Worte mit den Endungen –us, -um und –ion vorkamen. Des Deutschen waren die meisten nur unvollkommen mächtig. Einer erschreckte mich mit der Androhung, er werde mir mein Bein „knicken“. Meinen Protest beantwortete er mit der Korrektur, er meine „beugen“.

Die Herren verstanden sich untereinander sehr gut, vor allem, weil meist nur einer sprach, dem alle anderen gehorchten und dem nie jemand widersprachen. Der Oberste sprach einwandfrei deutschen, nach unten in der strengen Hierarchie ließ das rapide nach.

Ich wehrte mich standhaft gegen die Hierarchie, und die Herrschaft und die Überheblichkeit, bis sie mich schließlich entließen, was einem Rausschmiss sehr ähnlich war. Das Schlusswort des Obersten beim Verlassen des Krankenzimmers war: „Das ist jetzt geklärt!“

Faktisch realisierten meinen Rausschmiss die Untersten in der Hierarchie mit dem niedrigsten Gehalt.

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Freitag, 10. November 2023
Von der Notwendigkeit politischer Bildung
Zwei Schulklassen und zwei LehrerInnen reisen mit der Bahn nach Berlin. Die üblichen Fragen: Wann sind wir da? Wo gibt es was zu essen? Was machen wir heute Nachmittag?

Die Lehrerin gibt geduldig Auskunft. Heute Nachmittag besuchen wir den Reichstag und gehen in die Glaskuppel. Das ist was ganz Besonderes.

Was ist der Reichstag? fragt ein Mädchen.
Da tagt der Bundestag.
Ach so, da wo Frau Merkel wohnt!

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Donnerstag, 28. September 2023
Ein Afrikaner beim Zahnarzt
Heute war ich beim Zahnarzt. Während der Wartezeit kam ich mit einem Schwarzen ins Gespräch. Er erzählte mir, er komme aus Mali. Seine Familie habe Geld zusammengelegt, um ihm die Reise nach Europa zu ermöglichen. Er sei dann auf einem überfüllten LKW durch die Sahara gefahren (wer runterfällt, bleibt liegen und verreckt). Die libyschen Grenzer hätten ihm sein Smartphone weggenommen. Da er sich weigerte, ein Lösegeld zu zahlen, sei er ins Gefängnis gekommen und gefoltert worden, bis er seine komplette Barschaft herausgegeben habe. Er habe sich dann im Straßenbau Geld für die Überfahrt in einem morschen Holzboot nach Italien verdient. Von dort habe er sich nach Deutschland durchgeschlagen. Und nun sei alles gut: Er habe einen Termin beim Zahnarzt!

Merz hat Recht: Die kommen nur, um sich die Zähne machen zu lassen. Er selbst ist letzte Woche von seinem sauerländischen Heimatort mit seinem Privat-Jet nach München geflogen, um sich beim angesagten Modefriseur die Haare schneiden zu lassen.

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Mittwoch, 14. Juni 2023
Richtige Sprache schützt vor Verfolgung
Beim Arzt entnimmt mir eine migrantische Arzthelferin Blut. Bevor die Nadel aus der Vene gezogen wird, hält sie ein Stück Verbandstoff auf den Einstich. Um die Kanüle wegzulegen, braucht sie beide Hände und bittet mich, den Verbandstoff „festzunehmen.“ Als ich erkläre, dass Festnehmen etwas mit der Polizei zu tun hat, guckt sie mich fragend an. Nach einigem Nachdenken fragt sie: Ist das falsch? Ja, sage ich und erkläre den Unterschied zwischen Festnehmen und Festhalten. Ihr Gesicht klärt sich auf und wir lachen gemeinsam herzlich.

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Schräge Vergleiche
Von einem guten Argument sagt man, es sei „hieb und stichfest“. Wer denkt darüber nach, dass diese Metapher aus der mittelalterlichen Rittersprache stammt? Damals musste eine Rüstung so beschaffen sein, dass der Ritter beim Kampf weder durch Schwert noch Lanze verletzt wurde. Die Übernahme in die Rhetorik ist schon etwas schräg. Schräger aber noch ist die Verwendung bei einem Yoghurt, der laut Verpackung „stichfest“ sein soll.

Gemeint war, dass das Milchprodukt nicht flüssig, sondern fest ist und mit dem Löffel gegessen werden soll. Na denn, guten Appetit.

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