Dienstag, 27. Februar 2024
Abschied von Volker Schatte (2)
Mein Schwerpunkt wurde früh die Studentenpolitik. Daneben studierte ich einigermaßen zielstrebig, was man von Volker nicht behaupten konnte. Einmal fuhren wir in meinem VW zur Uni, blieben vor dem Germanischen Seminar im Auto sitzen, um ein Gespräch fortzusetzen. Nach einiger Zeit zog ich den Zündschlüssel ab, stieg aus, um ins Seminar zu gehen. Volker folgte zögernd und brummelte: „Ohne dich wäre ich jetzt wieder nach Hause gefahren.“

Ein Aushang am schwarzen Brett schaffte mir den Weg zur Vagantenbühne, als Regieassistent, d.h. Mädchen für alles: Requisiteur, Inspizient, Bühnenarbeiter, Beleuchter. Da zwei Leute gesucht wurden, vermittelte ich Volker den gleichen Job. Unser sagenhafter Höhepunkt war das Weihnachtsmärchen „Aschenputtel“, bei dem Volker Regieassistent war und ich Mädchen für alles. Zu Hause schliefen wir nur noch, die Tage verbrachten wir im Theater: Vormittags zwei Märchen-Vorstellungen, nachmittags zwei weitere in den Messehallen, abends dann „Geschlossene Gesellschaft“ oder „Biedermann“ oder die „Glasmenagerie“. Als ich ernsthaft an meiner Magisterarbeit schrieb und mich aufs Examen vorbereitete, beendete ich meine Karriere bei den „Vaganten“.

Nach meinem Examen setzten Volker und ich unsre Zusammenarbeit auf BDP-Ebene fort. Ich wurde mit der Durchführung, Vor- und Nachbereitung eines Großlagers hauptamtlich beschäftigt, Volker gehörte zum Leitungsteam. An diesem Lager nahm neben Helga auch Volkers Schwester Gerhild teil, die ich nun kennenlernte und die heute meine Frau ist. Sie kannte Volker am längsten von uns allen und die beiden hatten lebenslang ein herzliches Verhältnis.

Dann trennten sich unsere Wege. Ich bekam in Darmstadt eine neue Stelle. Allerdings folgte eine intensive Phase, in der wir zu viert Urlaubsreisen machten, nach Dänemark, mehrfach in die Bretagne, nach Amrum und Sardinien. Reisen waren auch Helgas Leidenschaft. Gemeinsam bereisten sie und Volker u.a. Spanien, Italien und immer wieder Frankreich. Volker machte allein eine Entdeckungsreise nach Simbabwe. Später verbrachten Vicky und er viele Jahre ihren Urlaub in Portugal.

Wir beide, Volker und ich, sind der Literatur treu geblieben. Wir teilten mit seinem Vater die Begeisterung für Arno Schmidt. Oft schufen kurze Bemerkungen, ein Zitat Verständnis, wir kannte unseren Arno nur zu gut.

Volkers wie meine Verbundenheit mit der See trafen sich beim Segeln. Gerhild und ich kauften uns eine Jolle, die wir auf Reisen durch Halb-Europa schleppten und mit der Volker und ich viele wunderbare Törns machten. Er hat dieser Leidenschaft später auf dem Wannsee gefrönt, bis sein Skipper nicht mehr segeln konnte. Zu seinem Leidwesen konnte Volker wegen seiner Farbenblindheit keinen Segelschein machen.

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