Dienstag, 4. Dezember 2018
Unterwegs im Land der Vulkane und Geysire: Eine Reise durch Island (9. Tag)
Gerhild erklärt, dies sei der Tag für die Seele. Soll heißen, keine großen Unternehmungen. Also fahren wir erstmal am See entlang südwärts auf die Gletscher zu. Das Wasser hat teilweise eine merkwürdig milchige Trübung, kommt wohl von den Schwefelteilchen, die der Gletscherfluss einträgt. Darin spiegeln sich Gletscher, Berge, das Ufer.

Am Südende queren wir eine Brücke, links blinkt ein kleines Kirchlein mit knallrotem Dach. Die Eingangstür eine Kopie der alten Tür von ~ 1200, die in Reykjavik ausgestellt ist. Das Motiv in zwei Bildern zeigt den Kampf eines Helden um die Befreiung eines Löwen aus den Krallen eines Drachen: der Kampf des Guten gegen das Böse.

Weiter am westlichen Ufer nach Norden liegt auf einer Anhöhe ein architektonisch interessantes, sehr schön gemachtes Naturkundemuseum: Geologie, Gletscherkunde, Botanik, Geografie und Zoologie. Der große, längliche Ausstellungsraum öffnet sich trichterförmig nach hinten und endet in einem sehr großen Fenster, das die ganze Rückfront einnimmt. Den Betrachter beschallen Geräusche aus der Natur. Nach Ansehen der Exponate bietet sich der Blick in die reale Natur. (Ein bisschen erinnert mich der Bau an das neue Yad Vaschem, das dem Besucher am Ende den Blick auf Jerusalem bietet.)

Nebenan etwas unterhalb das Museum über den isländischen Nationaldichter Gunnar Gunnarsson. Auch schön gemacht. Alle Beschriftungen auch auf Englisch, teilweise auf Deutsch. Vom Kustos erfahren wir, dass „Advent im Hochgebirge“ allgemeine Schullektüre in Deutschland war, also nicht nur bei uns. Warum nur?

Nach dem Museumsbesuch fahren wir zum Hengifoss und gehen ´rauf zum Wasserfall. Schöne Wanderung, nicht so anstrengend wie gestern, ca. 45 min hin, oben Rast, unterwegs fotografiert, dann zurück, zusammen 1 1/2 Std. Sehr schöne Aussicht ins Tal, rauf und runter und auf den gegenüberliegenden Höhenzug. Besonders: die orgelpfeifenartigen Basaltauswaschungen im oberen Teil und die farbigen Schichten zwischen dem Basalt.

Wir folgen dem See nördlich, wunderbare Landschaft, queren Egilsstaðir und fahren weiter nach Seydisfjörður; sehr weit hoch, fantastisches Panorama vom Pass nach beiden Seiten: glatter Felsen, Geröll und Gletscherzungen, zum Ufer hin überall Bäche und Wasserfälle. Im Gletschersee ganz oben, den wir auf einem Damm queren, schwimmen ganze Eisschollen. Die Straße serpentiniert steil mit 12% Gefälle nach unten zum Fjord. Große Fähranlagen, verwaist: Die Fähre kommt nur einmal wöchentlich. Es gibt nur eine Fährverbindung nach Island vom dänischen Hirtshals über die Faröer und zurück.



Der Ort selber verschlafen mit alten Holzhäusern, einige verlassen, und charakterlosen Neubauten. Das Hotel/Café ist Kommunikationszentrum. In der Kirche findet eine Hochzeit statt. Total und geradezu grotesk aufgebrezelte Frauen am Arm von Männern in schlecht sitzenden, meist zu engen und zu kurzen dunklen Anzügen passieren das Café – kommentiert von den Gästen. Vor der Kirche steht wohl die „Hochzeitskutsche“ – ein „geschmücktes“ Squad mit Blechdosen im Schlepp. - Kinder baden im kniehohen, eiskalten Wasser des Fjordes.

Wir fahren zurück über den Pass, finden das gestern vergeblich gesuchte Café Nielsen, wo wir abends – draußen, kalt – gut essen.

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