Sonntag, 30. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (10) Dreizehnter Tag - Wanderung im Dogonland
Der Tag beginnt mit dem Besuch des Dorfes Djiguibombo und einem Rundgang in Begleitung eines Führers aus dem Dorf, der auch bis zum nächsten Dorf bei uns bleibt. Alte Männer lungern liegend an den Straßenkreuzungen und grüßen freundlich. Ein Palaver-Haus, in dem u.a. Streitigkeiten verhandelt werden, ist so niedrig, dass jemand, der in der Erregung aufspringt, sich den Kopf an der Decke stößt; das bewirkt Mäßigung.

Nach dem Rundgang beginnen wir die Wanderung über flaches felsiges Gelände auf dem Plateau Dogon, das leicht abfällt, zum Rand der Fallaise. Von dort ein herrlicher Ausblick auf die Plaine, die unter uns im leichten Dunst des Lehmstaubs liegt. Es beginnt der Abstieg, der nicht ganz einfach, weil steil ist, voller Geröll, zwischen dicken Felsen, aber ein herrlicher Weg immer wieder mit schönem Ausblick. Auch unsere „Fußkranken“ bewältigen ihn gut mit Hilfe unseres Führers. G. und ich sind in unserem Element und ganz vorn mit Olli.

Frauen mit Kopflasten – Holz oder anderes – und Japan-Latschen überholen uns leichtfüßig und trittsicher. Olli versucht eine Zeit lang, Schritt zu halten, testet das Gewicht und ist beeindruckt. Atemlos kehrt er nach einiger Zeit zurück. Kinder kommen uns entgegen und wollen fotografiert werden. Ich tue ihnen den Gefallen und sie sind enttäuscht, dass sie das Ergebnis nicht gleich auf dem Display bewundern können. Die kommen direkt aus dem Mittelalter ohne Umweg über die analoge Vergangenheit in die digitale Gegenwart. Ich bitte den einheimischen Wanderführer, ihnen das zu erklären. Marie-Therese fotografiert sie dann noch mal digital, sie sind zufrieden, und ich bin der Depp.

Unten kommen wir ins Dorf Kani, wo wir erstmals die typischen quadratischen Hirsespeicher sehen. Das Dorf ist pulvertrocken und staubig, die Häuser liegen weit auseinander, dazwischen Baobab- und andere Bäume. Wir essen zu Mittag auf der Dachterrasse eines Hauses. Dort gibt es auch Liegen für die Mittagsruhe. Ich streune herum und fotografiere etwas.

Später wandern wir – Gerhild, ich und einige andere - in der Ebene weiter entlang der Fallaise. Die anderen fahren im Auto bis Endé, wo wir sie wieder treffen sollen. Ein angenehmer Weg, der aber wegen des tiefen Staubs etwas beschwerlich ist. Auch die Mittagshitze – wir sind um ½ 3 Uhr losgelaufen – ist heftig. Das Land ist bewirtschaftet, lockerer Baumbestand, es sieht nach Getreideanbau aus. Die Landarbeit wird mit kurzstieligen Hacken oder dem Ochsenpflug geleistet. Ich habe bisher – und das bleibt bis zum Ende der Reise so – noch keine einzige Landmaschine oder einen Trecker gesehen. Technische Geräte: Kleinkrafträder, Fahrräder, Autos, Nähmaschinen, Fernseher – that’s it. Frauen mit Kopflasten, meistens in kleinen Gruppen begegnen uns unterwegs, grüßen freundlich „Ca va?, teilweise mit Handschlag, auch wieder zutrauliche Kinder, die uns an der Hand eine Weile begleiten.

Schon bei Dunkelheit kommen wir in Endé an: Lehmhütten mit vielen Kindern, viel Unrat auf den Wegen, Hühner, die darin `rumpicken, und unsere Fahrzeuge. Durch eine Außenmauer gehen wir in die Dogon-Herberge, die sich deutlich von der Umgebung absetzt und wo die anderen bereits bestens für sich gesorgt haben, so dass für einige von uns Wanderern kein Zimmer mehr frei ist. G. und ich (und Hebels) bekommen aber noch Zimmer und entscheiden uns gegen die Dachterrasse. Die anderen sind ganz zufrieden mit dem luftigen Platz auf der Dachterrasse inklusive Mückennetz. Abendbrot an langer Tafel im Innenhof.
(Fortsetzung folgt)

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Samstag, 29. Juni 2024
Mopti
hat ca. 114.000 Einwohner, die Regionalhauptstadt Mopti liegt am Zusammenfluss des Bani mit dem Niger auf drei Inseln. Sie wird daher gerne „Venedig Malis“ genannt. Im 19. Jahrhundert gegründet ist die Stadt heute der wichtigste Hafen des Landes für Waren aller Art. Fähren verbinden Mopti mit Timbuktu, Gao, Koulikoro und Djenné.Die Altstadt ist mit ihren Märkten und der Moschee ein beliebtes Touristenziel. Sie wurde von 1933 bis 1935 auf dem Areal einer früheren Moschee gebaut und von 2004 bis 2006 restauriert.

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Animismus und Naturreligion
Im Animismus besteht der Kosmos in einer materiellen und einer spirituellen Form, die sich im Wesen nicht unterscheiden. Jede Erscheinung wird zugleich als materiell und spirituell wahrgenommen. Die spirituelle Welt erscheint als ideal, die materielle als unvollkommen. Da die Ahnen direkt helfend oder strafend in die Gemeinschaft eingreifen, sind Ahnenverehrung und Gräberkult zentral. Geister und Dämonen, gute und böse Wesen können durch Riten gelockt und vertrieben werde. Aus der Geisterwelt lassen sich u.a. Krankheit, Missernten, Hungersnöte erklären. Sie können durch Bruch von Gesetzen und Verärgerung der Ahnen oder Geister verursacht sein. Die Trennung von der Heimat bedeutet zugleich die Trennung von den Ahnen und Geistern und deren Schutz. Diese Tatsache ist sehr einschneidend für Migranten. Häufig wird das Scheitern von Emigranten damit in Zusammenhang gebracht. In Mali hängen zwischen 8 und 18 % dem Animismus an, u.a. im Dogonland.

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Dogonland
Die Dogon stammen ursprünglich aus Burkina Faso, sind vor einigen Jahrhunderten ins heutige Mali eingewandert und haben die vorher dort lebenden Tellem von den Steilhängen der Hombori-Berge, der Fallaise, vertrieben. Die traditionelle Bebauung der Fallaise mit Wohnhäusern und Speichern erinnert daran. Heute leben die ca. 350.000 Dogon überwiegend in der östlichen Ebene sowie auf der westlichen Hochebene. Sie haben verschiedene eigene Sprachen und eine reichhaltige Kultur an Masken, Figuren und Statuen. Der Animismus ist nach wie vor weit verbreitet, der u.a. Beschneidungsriten vorschreibt. Der Songo-Felsen ist dafür ritueller Ort. Die Hauptstadt ist Bandiagara mit 25.500 Einwohnern.

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Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (9) Zwölfter Tag - Mopti
Jetzt kommen erstmals wehmütige Gedanken auf, dass die Reise sich ihrem Ende nähert. Die Zeit verging so schnell, aber wir haben auch noch Tage vor uns, auf die wir gespannt sind.

Zunächst fahren wir nach Mopti, überqueren wieder den Bani-Arm, der die künstlich von den Franzosen 1893 aufgeschüttete Insel vom Festland trennt. Die Stadt ist auch ein Ameisenhaufen, zumal Markttag ist. Entlang der großen Straßen kauern Händler und bieten alles Mögliche, auch wieder Souvenirs an. Im Wasser schwappt eine Menge undefinierbaren Mülls, darunter ca. 20 qm Japan-Latschen.

Dann kommen wir zu der riesigen Markthalle, in den umgebenden Straßen setzt sich der Markt fort. In der Markthalle summt es wie im Bienenkorb, aber kein lautes Wort, kein Geschimpfe oder Gebrüll. Es gibt einfach ALLES. Allerdings würde ich mich hüten, hier Lebensmittel zu kaufen, wenn sie nicht hinterher gekocht werden. Auch viel „Nippes“ gibt es zu bewundern. Einige kaufen auch tatsächlich Souvenirs und Geschenke. Ich fotografiere einiges, kann wohl auch gut werden. Hier gibt es auch das einzige moderne Beton-Wohnhaus mit vier Etagen, das ich außerhalb Bamako gesehen habe.

Dann die große Moschee, wieder ein eindruckvoller Lehmbau, den wir auch von einer Dachterrasse aus bewundern dürfen (dazu passieren wir wieder den Innenhof eines Wohnhauses, wo Frauen die Hausarbeit erledigen und ein Geldgeschenk von Jacob kassieren).

Eine kleine Sensation ist wieder der „Hafen“ mit einem irrwitzigen Gedrängel von Händlern, Lastenträgern, Touristen, Bettlern, Souvenirverkäufern und wer weiß wem noch. Man kommt kaum durch. Übrigens scheint meine Vorsicht gegenüber Kleinkriminellen überflüssig zu sein. Ich erlebe kein einziges Mal, dass etwas passiert, und Felix meint, dass die Kriminalität annähernd null Prozent beträgt. Einmal spricht mich ein Mann auf meine Kamera an, will sie kaufen. Er sei Berufsfotograf („mariages“) und meine Kamera sei sehr gut. Ich sage ihm, dass ich die Kamera wie mein Auge hüte und bedaure, sie ihm nicht überlassen zu können.

Die Bootswerft ist wie aus einer anderen Welt. Wir sehen einen Nagelschmied, der mit einer Zange ca. 10 cm lange rot glühende Stahlstifte aus einem Holzkohlenfeuer fischt und mit einem Hammer in Form bringt. Hinter ihm hockt ein ca. achtjähriger Junge, der an einer Kurbel das Rad eines Fahrrades dreht. Über die Felge läuft ein Transmissionsriemen, der einen Blasebalg für das Feuer antreibt. Hier ist das Mittelalter noch voll zu Gange. Tausend kleine Beobachtungen am Rande, die ich nicht alle festhalten kann. Aber eins: eine Weile begleitet uns ein Krüppel; er bewegt sich halb sitzend auf Händen, Knien und Füßen und bettelt. Schließlich kann ich es nicht mehr ansehen und gebe ihm ein Geldgeschenk – wenn ich ehrlich bin auch, weil ich ihn loswerden will (was auch gelingt, denn er widmet danach seine Aufmerksamkeit anderen).

Nach dem Mittagessen auf einer Dachterrasse mit Blick auf den Hafen (ich sitze natürlich mal wieder mit dem Rücken zur Aussicht, weil ich mich nicht vordrängele) fahren wir über Sévaré auf befestigter Straße über das Plateau Dogon Richtung Bandiagara. Kurz vor der Stadt fahren wir links ab in das Dorf Songo, das wir besichtigen. Nur Lehmbauten mit sehr engen Gassen. In einem Hof sitzen Frauen und spinnen Baumwolle wie bei Grimms Märchen mit Spindel und Hand, der Faden wird mit den Füßen gehalten. Gegen ein Bakschisch von 1000 CFA darf die ganze Gruppe fotografieren.

Wir steigen einen Hang hoch. Bislang wurden wir von einer Kinderschar begleitet. An einem bestimmten Punkt bleiben sie zurück, wir betreten jetzt einen Tabuplatz, der von Nichtbeschnittenen normalerweise nicht betreten werden darf. Auf einem kleinen Plateau sind ziemlich plumpe, farbige Felsmalereien zu sehen. Sie gehören zu dem Platz, an dem alle drei Jahre die Beschneidungszeremonie der 10 – 12-jährigen Jungen mit allerhand Voodoo stattfindet. Zu diesem Anlass werden die Felsbilder auch jeweils erneuert, daher sind sie wohl im Laufe der Jahrhunderte etwas plumper geworden.

Es wird uns ausführlich erklärt, ich denke nur an dieses blutige, barbarische Ritual. Interessant ist, dass wir bei Jungen von Beschneidung, bei Mädchen aber von Genitalverstümmelung reden. In der Gruppe entsteht auf meine kritische Bemerkung eine Diskussion über Sinn und Unsinn. Ich habe gelesen – und kann das nach eigener Beobachtung nachvollziehen -, dass in der Vorhaut viele Nerven enden, dass durch die Beschneidung also die Sensibilität reduziert wird. Zwei unserer Mediziner (Albert und Marie-Therese) finden nichts dabei, wenn die Bedingungen hygienisch einwandfrei sind – was unter diesen Umständen ausgeschlossen ist. Felix weiß aus seiner Erfahrung, dass dabei u.a. immer schwere Tetanusinfektionen entstehen und Tote zu beklagen sind. Übrigens habe ich im Reiseführer (Bradt, S. 182 f.) gelesen, dass – jedenfalls in Mali – die Beschneidung vorislamische, animistische Ursprünge hat. Unklarheit herrscht über die Genitalverstümmelung bei Mädchen. Jacob erklärt, diese werde in den Familien durchgeführt. Felix meint, sie sei verboten und werde wohl deswegen nicht öffentlich praktiziert.

Auf dem Weg zurück ins Dorf werden wir von den Kindern mit einem Lied empfangen, in dem sie um Geschenke bitten. Wir sehen u.a. die Schule: ein winziger, nach einer Seite offener Raum (ca. 4 x 5 m) mit ca. zehn zweisitzigen „Pulten“, die aus zusammengebundenen Bambusstöcken bestehen. Vorn eine Tafel mit lateinischen Buchstaben, aber es muss wohl Bambara sein, denn es ist für uns nicht zu lesen. Der Lehrer erklärt, dass sie die Schule erweitern wollen, und bittet um eine Spende. Ich stecke meinen größten Schein (10.000 CFA) in die schuhkartongroße Kiste. Da müssen wir wohl von hier aus noch was nachlegen.

Weiterfahrt nach Bandiagara. Das Hotel, von einem Malier mit Hotelerfahrung in der Schweiz, hat einen hübschen Innenhof, wo wir auch zu Abend essen. Dort treffen wir unseren Feind, den Macho von Kavaré wieder; Flo setzt sich so, dass sie ihn nicht sieht. Auf einer überdachten Dachterrasse mit Blick auf die Stadt trinken wir 51.

Vor dem Abendbrot gehen wir mit Jacob und einigen anderen durch die Stadt, besichtigen das Haus der Tall aus dem 19. Jh., Dogon-Architektur mit sudanesischen Elementen. Viel eindrucksvoller finde ich die gegenüberliegende Moschee: ein flacher Raum mit riesigem Grundriss, dicht an dicht hölzerne Stützpfeiler und ganz düster.

Auf unserem Weg durch die Gassen begegnen wir: einer Sau mit drei Ferkeln (das erste Mal, dass wir Schweine in Mali sehen), Kindern, die mit mir mit einem total laschen Fußball spielen, Gruppen von Männern, die auf winzigen Fernsehern die afrikanische Fußballmeisterschaft verfolgen, Kindern, die „Tobab“ (Weißer) hinter uns herrufen und lachen, als ich „Farafi“ (Schwarzer) antworte. Das ist ein genussvolles, entspanntes Bummeln im Dämmerlicht (weswegen ich auch nicht mehr viel fotografieren kann), ausnahmsweise ohne die aufdringlichen Souvenirhändler.

Nach dem Abendbrot dafür Stress. Silke verhandelt lange mit Jacob und stellt in der „Vollversammlung“ die Planung für die nächsten Tage vor; diese läuft darauf hinaus, dass die Wanderungen auf ein Minimum reduziert werden sollen. Ich bin stinksauer. Es hatte vorher schon diverse Bemerkungen aus der Gruppe gegeben, dass die Wanderungen unerwünscht seien: Thrombose, Meniskus, zu große Hitze und überhaupt „wozu wandern, wir fahren lieber“. Ich habe den Verdacht, dass die Programmänderung darauf zurückzuführen ist. Da die angekündigten Wanderungen ein wesentlicher Grund für meine Teilnahme an der Reise waren, protestiere ich energisch. – Silke hält dagegen, dass die Planung unrealistisch sei, weil für die 20-km-Wanderung keine Zeit angesichts der übrigen Programmpunkte sei.

Als einige von uns auf ein Bier auf die Dachterrasse steigen, kommt Silke hinter mir her und macht einen Kompromissvorschlag: übermorgen sollen die, die gerne wandern, sehr früh aufstehen und vor der Abfahrt der übrigen Gruppe einen Teil des Wegs wandern. Abends ist dann eine zweite Wanderung vorgesehen, so dass zwar keine 20 km dabei herauskommen, aber immerhin. Ich stimme zu.
(Fortsetzung folgt)

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Freitag, 28. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (8) Elfter Tag - Kavaré
Wir fahren früh wieder über die Asphaltstraße – die letzte für einige Zeit – bis Kavaré, wo wir mit einer Fähre den Niger überqueren müssen. Doch das dauert. Am Ufer liegt ein LKW fest, tief im Sand festgefahren. Mitten im Wasser liegt unweit des Ufers die Fähre, dick beladen mit Fahrzeugen, Tieren und einem „Rotel“. Es spricht sich rum: Maschinenschaden. Eine zweite Fähre liegt offensichtlich auch am Ufer fest. Schließlich geht eine Pinasse mit Außenborder längsseits und schleppt die Fähre an Land. Fahrzeuge fahren über die Uferböschung. Das Rotel schleppt den LKW aus dem Sand die Böschung hoch auf sicheres Terrain. Es soll eine dritte Fähre geben, die ist aber unterwegs. Also warten wir.

Direkt am Fähranleger befinden sich Wohnhütten, kleine Verkaufsstände, Werkstätten: ein buntes Treiben, aber wieder äußerst primitiv. Es gibt auch fliegende Händler mit Getränken, Obst, Erdnüssen, auch Souvenirs, sie sind aber etwas dezenter, denn hier setzen nicht nur Touristen über, sondern Hirten mit ihren Schafen, Frauen auf dem Weg vom oder zum Markt, Händler…. Wir treiben uns rum, fotografieren, wenn möglich, kleine Einkäufe (Erdnüsse), G. schart schließlich eine Gruppe Kinder um sich, es sieht so aus, als mache sie Schule. Ein Krüppel kommt schließlich auch dazu, also Integrationsunterricht. Felix und ich beobachten die Szene etwas amüsiert. G. erzählt hinterher, dass sie den Kindern u.a. geraten hat, zur Schule zu gehen, das sei wichtig. Die Frage nach cadeaux kontert sie, indem sie den Kindern verspricht, etwas für ihre Schule zu spenden. Wie wir das wohl hinkriegen.

Schließlich kommt die dritte, sehr kleine Fähre, die mit fünf Autos plus Fußgängern und Tieren sehr voll ist. Beim Warten steht irgendwann „Flo“ neben mir und teilt besorgt mit, dass ein „fremdes Auto“ sich zwischen unsere Fahrzeuge gemogelt hat. Der mutmaßliche oder tatsächliche Eigentümer (oder so) war mir schon vorher aufgefallen: weißer Macho mit dickem Bauch mit bildhübscher junger afrikanischer Frau im schicken afro-europäischen Outfit. Ich flachse: „Wir können es ja blockieren, Kette bilden.“

Als es dann schließlich losgeht, sehe ich, dass Flo tatsächlich vor dem Auto steht mit verschränkten Armen und keine Anstalten macht, Platz zu machen. Ich beobachte, dass der Eigentümer (oder was der ist) erst mit ihr redet, sie dann mit Gewalt von dem Auto wegzieht und seinem Fahrer Zeichen gibt loszufahren. Floh hält ihm ihr Fäustchen unter die Nase, aber da prescht der Fahrer schon los und ist als erster auf der Fähre, und der andere Mann lässt von Flo ab. Das eigentliche Problem war, dass unsere Fahrer nicht auf dem Qui-vive waren, sonst hätten sie die Initiative ergriffen und wären früher losgefahren. Am Ende passen aber doch neben dem „feindlichen“ auch alle unsere Autos auf die Fähre inklusive Markt(?)-Frauen, Männer mit Tieren etc.

Die Fahrt auf der Fähre dauert länger als erwartet. Der „Fähranleger“ ist an einem Nebenarm des Niger, auf dem wir erst einige Zeit fahren mit Blick auf Dörfer und Fischer; dann queren wir den Niger nicht direkt, sondern fahren eine ganze Strecke flussab. Auf der anderen Seite ist der Fähranleger ähnlich, einfach ein etwas planierter Abhang zum Wasser, oben ein paar Hütten und der Beginn einer Piste. Dies ist die einzige „Straßen“-Verbindung von und nach Timbuktu.

Jetzt wird deutlich, dass Timbuktu tatsächlich nur auf dem Wasserweg per Pinasse oder Piroge – während der Regenzeit auch mit größeren Schiffen – oder auf dem Landweg über eine völlig zerfahrene Piste erreichbar ist. Auf unserer Fahrt – zunächst ostwärts parallel zum Niger, später südwärts - begegnen wir keinem LKW (der würde es auch schwer haben), dafür mehreren Eselkarawanen mit je ca. fünfzig Tieren, bepackt mit Säcken (vermutlich Getreide). Amadou erklärt, dass sie auf dem Rückweg Salz aus der Wüste transportieren und dass es auch Kamelkarawanen gibt (die wir aber nicht sehen).

Von dem – im Winter ausgetrockneten – Do-See sehen wir keine Andeutung. In Douentza – nach 250 km Fahrt, - größtenteils auf „Wellblech“-Piste oder in lockerem Sand – erreichen wir erstmalig wieder die asphaltierte Straße N 16 und fahren auf ihr bis Sévaré. Dort sind wir wieder im gleichen Hotel wie früher schon.
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GESCHICHTE
Das heutige Mali war im Lauf der Geschichte wechselvollen Einflüssen ausgesetzt. Als Land inmitten des Kontinents wechselten Völker, Reiche und Herrscher sich immer wieder ab. Das Mali-Reich hatte seine größte Ausdehnung Ende des 14. Jahrhunderts und umfasste u.a. auch Ghana. Herrscher waren die Bambara-Könige aus der Gegend von Sékoro/Ségou. Ihr sagenhafter, auf Gold beruhender Reichtum und ihre hohe soziale Organisationsform waren Garant für Einfluss und Macht. Nach dieser Epoche kam das Land unter islamischen Einfluss mit einer prunkvollen Architektur und hoch entwickelter Kunst. Die Malier handelten mit Gold, Salz und Sklaven. Seit 1870 wurde das Land von Frankreich erobert. 1904 wurde es als Französch-Sudan Teil Französisch-Westafrikas. Dem Kolonialismus widersetzten sich die Tuareg, bis sie 1916 „befriedet“, d.h. militärisch unterworfen wurden. 1960 wurde Mali unabhängig und eine Präsidialdemokratie nach französischem Vorbild. 1990 -96 revoltierten die Tuareg erneut, ließen sich dann auf einen Friedensschluss ein, der ihnen versprach, am Uran-Abbau in der Sahara beteiligt zu werden. Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt, daher kam es 2012 zu einem Aufstand und der Ausrufung des unabhängigen Staats Azaouad. Eine Offiziers-Junta putschte und löste die gewählte Regierung ab Diese Situation nutzten islamistische Fundamentalisten und usurpierten Azaouad. 2013 intervenierten französische Streitkräfte und vertrieben die Islamisten in die Sahara. Eine Übergangsregierung wurde eingesetzt. Der Konflikt ist bisher nicht beendet.
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(Fortsetzung folgt)

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Montag, 24. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (7) Zehnter Tag - Timbuktu
Zehnter Tag - Timbuktu
Nach dem Frühstück Stadtführung mit einem jungen Studenten im Tuareg-look (später treffen wir ihn wieder in Jeans und Sweatshirt). Die Stadt ist ziemlich leer (Freitag), die Djingareiber Moschee, die man sonst besichtigen kann, ist wegen Bauarbeiten geschlossen. Er zeigt uns aber alle drei Moscheen von außen, erklärt uns die Bürgerhäuser und die Bedeutung der Türen und Türklopfer, führt uns zu den tatsächlichen oder angenommenen Wohnhäusern der drei großen Afrikareisenden René Caillié, Heinrich Barth und Gordon Laing. Einen kurzen Stopp gibt’s im Heinrich-Barth-Haus, einem kleinen Museum, wo wir uns einen Eintrag in den Pass holen (ich bin auch in Timbuktu gewesen). Das große Museum über das Leben der Tuareg und mit alten Exponaten ist interessant. Sensationell ist aber der Besuch im Institut de Hautes Études et des Recherches Islamique Ahmed Baba mit seinen 20.000 – 30.000 Quellen aus acht Jahrhunderten.
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DAS INSTITUT DES HAUTES ÉTUDES ET DES RECHERCHES ISLAMIQUE ACHMED BABA
ist ein Zentrum zur Sichtung, Konservierung und Erforschung von 20 – 30.000 seltenen und wertvollen Büchern und Manuskripten. Sie umfassen die Gebiete der Islamwissenschaft, Geschichte, Anthroposoziologie, Literatur und Medizin und stellen einen einmaligen Schatz dar. Umso bedauerlicher ist es, dass die islamistischen Milizen 2012 einen Teil der Dokumente als „unislamisch“ zu vernichten drohten. Zum Glück haben Einwohner Timbuktus das Schlimmste verhüten können, indem sie viele Bücher und Manuskripte versteckten und in den Süden retteten.
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Wir haben Zugang zur Restauratoren-Werkstatt und zur Bibliothek und können die Dokumente direkt angucken. Symbolisch gesprochen: mir klopft das Herz bis zum Hals. Hätte man mir vor vierzig Jahren gesagt, dass ich mal Erregungszustände vor einem alten Dokument bekommen würde, hätte ich mir an die Stirn getippt. Alter schützt vor Leidenschaft nicht. - Eine fotografiert mit Blitz und ist wohl ziemlich indigniert, als ich sie darauf hinweise, dass das schädlich und streng verpönt ist.
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DAS MONUMENT DE LA PAIX
befindet sich am Rande von Timbuktu. Nach dem Tuareg-Aufstand 1990 – 96 wurde es als Monument errichtet. Es sollte den Friedensvertrag zwischen der Regierung und den Tuareg symbolisieren. In das Monument wurden als Zeichen des Friedens entschärfte Waffen eingemauert. Da die Versprechungen der Regierung, die Tuareg am Reichtum der Wüste – der Uranausbeute zu beteiligen -, nicht eingehalten wurden, erhoben sich die Tuareg 2012 erneut und riefen einen eigenen Staat Azaouad aus. Ihre Revolte wurde jedoch von fundamentalistischen Islamisten usurpiert.
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Bei einem Bummel über den Handwerkerhof erstehen G. und ich einen „silbernen Armreif“. Es wird nach allen Regeln der Kunst gehandelt, allerdings macht der Mann schließlich wohl doch ein gutes Geschäfte, ich bin etwas aus der Übung. Aber der Armreif ist schlicht und doch simpel. Der Händler begrüßt uns herzlich als Deutsche, er hat einen deutschen Freund und zieht zum Beweis aus einem Stapel Visitenkarten eines Mitarbeiters des Bremer Überseemuseums heraus. Ich gebe ihm meine Karte, da kann er zukünftig auch mit mir angeben. G. gabelt einen kleinen Freund auf, der uns hartnäckig begleitet und ankündigt, er würde nachmittags bei dem Kamelritt auch dabei sein.

Unterwegs spricht uns eine Frau an und will fotografiert werden. Ich tue’s und gebe ihr 500 CFA. Sie ist zufrieden und zieht ab. Da stellen mich zwei oder drei junge Männer zur Rede und beschimpfen mich wegen des Fotos. Ich versuche, es zu erklären, aber sie beharren auf ihrer Meinung. Eine gezielte Provokation, das Ganze eine Inszenierung? Ich trolle mich schließlich und lasse sie stehen. Zuhause kommen uns beim Ansehen des Dias Zweifel, ob die fotografierte Person wirklich eine Frau ist!

Nachmittags, während die anderen individuell shoppen, gehen G. und ich zum Place de l’Independance und bewundern die Statue zu Ehren von Al-Farouk. Ob wir die marokkanische Kasbah gefunden haben, ist nicht ganz sicher. - Wir lassen uns auf der Dachterrasse des Hotels einen Tee servieren und genießen die Aussicht über den Stadtrand, den Friedhof und die anschließenden Dünen, die die Wüste ankündigen.

Am frühen Abend gibt’s für alle einen Kamelritt. Ich kann mich immer noch nicht dafür begeistern. Die Freude wird zusätzlich dadurch getrübt, dass wir in einem Tuareg-Lager landen und uns –mal wieder – der Zudringlichkeit von Händlern erwehren müssen. Immerhin kaufen andere etwas, so dass wir etwas entlastet sind. Für den Rückweg nehmen wir das Angebot an, im 4x4 zu fahren. Der kleine Junge vom Vormittag will hinten auf der Stoßstange mitfahren, der Fahrer rast im Zick-Zack über die Piste, der kleine fängt an zu heulen, schließlich stoppt der Fahrer und der Junge springt ab, aber ein Erwachsener fährt bis in die Stadt mit.

Bei den Mahlzeiten hat sich jetzt eine merkwürdige Sitzordnung herausgestellt. Bisher präsidierte der Prof. am einen Ende, der Doktor am anderen und dazwischen bunte Reihe. Jetzt sitzen am einen Ende das „Frauenbataillon“ und am anderen Hebels, wir, Silke, Helga; der Prof. schön in der Mitte, damit er zu keiner Fraktion den Anschluss verpasst, aber mit deutlicher Tendenz zu den Frauen. Albert, eigentlich eher zu uns tendierend, sitzt bei den Frauen, weil er sich mit Karin angefreundet hat. Einmal sitzen wir schon, und das andere Tischende ist noch frei, da kommt Beate, setzt sich neben mich; die anderen tröpfeln ein, da setzt sie sich zur anderen Seite und erklärt, neben mir wolle sie nicht sitzen. Auch gut.
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TIMBUKTU und KAVARÉ
Die Oasenstadt Timbuktu mit ca. 55.000 Einwohnern liegt am Südrand der Sahara. Einzige Landverbindungen nach Süden und in die Wüste sind Pisten, die nur mit geländegängigen Fahrzeugen zu bewältigen sind. Wie eh und je erfolgt ein Großteil des Warentransports mit Kamel- und Eselskarawanen. Die Asphaltstraße nach Süden endet in Kavaré am Niger. Der Fluss ist die eine Lebensader für den Transport von Personen und Waren auf Schiff nach Osten und Süden. In der Regenzeit können die großen Niger-Dampfer fahren, in der Trockenzeit nur Pinassen und Pirogen. Da Timbuktu traditionell Umschlagsplatz für den Goldhandel nach Nordafrika war, verbreitete sich das Gerücht, dort seien die Dächer mit Gold gedeckt. Die ersten europäischen Afrika-Forscher, Alexander Gordon Laing, René Caillié und Heinrich Barth, waren daher beim Anblick der Stadt herbe enttäuscht. Caillié notierte: „… ein Durcheinander hässlicher Häuser aus Erde gebaut.“ Dennoch ist Timbuktu sehenswert wegen seiner drei großen Moscheen, seiner Mausoleen berühmter Männer – die leider von den Islamisten 2012 teilweise zerstört wurden – sowie des berühmten Instituts für islamische Studien und Forschungen „Ahmed Baba“. Die Djingareiber-Moschee ist sogar zu besichtigen „Ahmed Baba“ ist mit 20.000 – 30.000 Bänden eine der größten Sammlungen gelehrter Schriften aus Islamwissenschaft, Geschichte Anthroposoziologie, Literatur und Medizin im islamischen Raum. Eine andere Bibliothek befindet sich am Nordrand der Sahara in der Zawia Tamegroute (Marokko) mit 4.185 Bänden aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit mit der. Gründung und Geschichte der Stadt liegen weitgehend im Ungewissen. Wegen seiner besonderen Lage war sie in der wechselvollen Geschichte der Region häufig umstritten und umkämpft.
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Sonntag, 23. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (6) Achter und neunter Tag - Niger - Niafunké - Timbuktu
Achter Tag - Niger
Bereits vor Sonnenaufgang Abbruch der Zelte und Weiterfahrt. Frühstück bei Sonnenaufgang(!) wieder an Bord. Erneuter Zwischenstopp in einem kleinen Dorf. Es ergeben sich gute Gespräche mit Helga, die sich schon in Segou an uns angeschlossen hat. Sie ist musikinteressiert und singt in einem Chor. Da sie G.s Kompetenz für malische Musik erkennt, geht sie mit uns aufs Festival und fragt Gerhild aus.
Abends zelten wir diesmal auf einer Sandbank, Abendbrot an Bord und das versprochene Lagerfeuer. Die Besatzung breitet eine Plane zum Sitzen/Liegen aus. Die Reisegefährten halten es aber nicht lange aus, „weil Stühle fehlen“. G. und ich bleiben schließlich allein mit zwei/drei aus der Besatzung, die aber für sich bleiben. Wieder Sternenhimmel, wie wir ihn sonst nicht kennen! Schließlich verkriechen wir uns im Zelt und die Einheimischen wickeln sich in die Plane ein; das Lagerfeuer glimmt noch am nächsten Morgen und die Glut wird fürs Kaffeekochen an Bord gebracht.
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PIROGEN und PINASSEN
Die Piroge ist ein einfacher aus einem Einbaum entwickelter Schiffstyp, dessen Seitenwände durch aufgesetzte Planken erhöht wurden. Sie wird gepaddelt oder gestakt. Heutzutage sind sie oft mit einem Außenbordmotor ausgerüstet. In Westafrika dienen Pirogen traditionell der Fischerei. Die bis zu 20 Meter langen Holzboote haben einen bananenförmig geschwungenen massiven Kiel. Bug und Heck ragen zwei Meter weit über den Kiel. Häufig sind sie bunt bemalt. Als Landungsplätze dienen vorzugsweise Sandstrände, wo die Boote aus dem Wasser gezogen werden. Die Piroge ist der kleinere der beiden Bootstypen.

Pinassen sind verschiedener Größe und Bauart, manchmal mit einem Dach oder einer Art Kajüte versehen, meist bunt bemalt. Sie dienen vornehmlich dem Güter- und Personentransport sowie als Fischereifahrzeuge. Oft werden sie von starken Motoren oder auch von – aus Reissäcken genähten - Segeln angetrieben. Während der Trockenzeit sind sie wegen ihres geringen Tiefgangs neben den Pirogen die einzigen Verkehrsmittel auf dem Niger. Bepackt mit Säcken, Kalebassen, Gepäck und Passagieren gleiten sie majestätisch durch die Wellen. Pinassen und Pirogen sind auch die Reisegefährte der Flussnomaden, der Bozo.
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Neunter Tag - Niafounké
Wie am Vortag, Halt in Niafounké (der Ort, wo Ali Farka Touré lebte und Bürgermeister war), G. und ich bleiben an Bord: es wird uns zu viel. Diesmal kommen die Kinder ans Boot, kloppen sich um unsere Plastikflaschen, sind auch zudringlich, werden aber von einem Besatzungsmitglied immer wieder verscheucht. Im Dunkeln erreichen wir Kavaré, wo die Jeeps bereit stehen. Gerhild hat Helga inzwischen als Reisegefährtin für die Geländewagen-Fahrt geheuert. Weil sie übrig bleibt, kommt auch Beate mit ins Auto. An den Folgetagen hat sie sich aber anders organisiert und wir haben Silke im Auto, was ja ganz nett ist. Sie fragt unseren Fahrer Amadou nach diesem und jenem und übersetzt es uns hinten auf dem Rücksitz.
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Transfer nach Timbuktu ins Hotel auf asphaltierter Straße. Kurz hinter Kavaré eine Straßensperre und hier bekommen wir es zum ersten Mal live mit, dass der Polizist bestochen werden will. Unser Fahrer hat nicht genug Kleingeld, erbittet von uns 1.000 CFA. Das scheint nicht zu reichen, denn der Polizist kontrolliert alles Mögliche – Steuer-/Versicherungs-Etikett an der Windschutzscheibe, irgendwelche Papiere – und es gibt ein langes Palaver, von dem wir nichts mitkriegen. Das ganze dauert endlos, bis wir schließlich losfahren können.
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ETHNIEN
Das Yoshua-Projekt zählt für Mali 62 verschiedene Ethnien auf, von denen ca. 30 eigene Sprachen sprechen. Die größte Gruppe sind die Bambara mit 30 % der malischen Bevölkerung. Andere sind die Dogon, die Peul und die Malinké, die Songhay und die Sénoufo. Die Tuarag sind mit ca. 500.000 Menschen, das sind ca. 4,5% der Landesbevölkerung, eine eher kleine, aber in Europa bekannte Ethnie. Die einzelnen Völker gehen traditionell unterschiedlichen Erwerbszweigen nach: die nomadischen Peul sind Viehhirten, die Bozo sind Fischernomaden. Zwischen den Ethnien bestehen wegen unterschiedlicher Interessen Rivalitäten, so z.B. zwischen nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern. Die Tuareg – nicht nur in Mali lebend – sind vor allem im Transsahara-Handel tätig.
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(Fortsetzung folgt)

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Samstag, 22. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (5) Sechster und siebenter Tag - Djené, Mopti, Flussreise
Sechster Tag - Djenné
Ganz früh raus und mit dem Bus bis Djenné. Vorher überqueren wir den Bani auf einer total überladenen, recht betagten Fähre. Hier habe ich etwas Muße zu fotografieren. Überhaupt: die besten Fotos mache ich am Rande der Gruppe, außerhalb des Busses, wenn ich auch etwas beobachten kann. Die hastige Knipserei führt zu keinen guten Ergebnissen. Dort bummeln wir zunächst über den vollgestopften, bunten, lauten Markt, es ist schwer den Anschluss an die Gruppe zu halten. Dann kommen wir zur Moschee, der Welt größtes Lehmbauwerk. Es wurde 1907 nach dem alten Vorbild des Baus aus dem 14.Jh. aufgebaut und ist durchaus imposant.
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Der NIGER
entspringt in Guinea, fließt in nordöstlicher Richtung durch Mali bis zum großen Niger Bogen bei Timbuktu, dann weiter in südöstlicher Richtung in das Land Niger und mündet in den Golf von Guinea. Seine gesamte Länge beträgt 4.200 km, davon sind 1.700 km in Mali. Aufgrund des geringen Gefälles sorgt er für ständige Ablagerungen von Schwebstoffen, dem Lehm als Baustoff. Zwischen Ségou und Timbuktu verzweigt er sich in viele Arme, vereinigt sich mit dem Fluss Bani und erweitert sich zu einem riesigen Binnendelta von 20.000 qkm Größe, das sich in der Regenzeit noch ausdehnt. Er ist das größte Fischfanggebiet von Westafrika, die wichtigste Verkehrsader zwischen dem Süden und der Sahara bei Timbuktu und Gao. Der Niger ist der drittlängste Fluss Afrikas nach dem Nil mit 6.850 km und dem Kongo mit 4.370 km.
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Dann weiter durch Gassen. Das typische Haus mit Säulen und Türmchen für die Anzahl der Frauen und Kinder eines Besitzers. Schöner Ausblick von einem Hausdach auf Stadt und Moschee. Dazu müssen wir den Hof (also quasi das Wohnzimmer) einer Familie passieren, was diese aber wegen des Scheins, den Jacob überreicht, toleriert.

Auf dem Rückweg über den Markt gibt es vor uns ein Getümmel, offensichtlich eine Schlägerei zwischen zwei oder mehr Personen. Mehrere andere Personen gehen dazwischen, trennen die Streitenden und schlichten. Hinterher erzählt jemand, es sei auch ein Messer oder eine Machete im Spiel gewesen, aber alles löst sich dann in Wohlgefallen auf. Dies ist das einzige Mal, dass wir Aggression oder Gewalt erleben. - Abends sind wir in Sévaré im Hotel.
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DJENNÉ
ist eine eher unbedeutende Stadt mit 33.000 Einwohnern. Sie liegt auf einer Insel im Binnendelta des Niger. Haupterwerbszweige sind Produktion, Weiterverarbeitung sowie die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte in der großen Markthalle; und natürlich der Tourismus. Die größten Attraktionen sind die Moschee, der größte Lehmbau der Welt, und die bemerkenswerte Architektur der etwa 2.000 Wohnhäuser in Lehmbauweise. Dies ist auch der Grund für den Unesco-Titel Welt-Kulturerbe (seit 1988). In einem großen Volksfest jedes Jahr Ende Dezember führt die Stadtbevölkerung die notwendige Restaurierung des Baus durch. Frauen und Kinder schaffen auf dem Kopf den Lehm in Körben vom Niger heran, die Männer verputzen das Mauerwerk mit den Händen. Die Große Moschee, die mittelalterlichen Bürgerpaläste und die traditionsreichen Koranschulen bezeugen die kulturelle Hochzeit des Mali- und Songhai-Reiches. Die Moschee wurde 1907 nach dem Vorbild der alten, 1830 zerstörten Moschee aus der Songhai-Zeit wieder aufgebaut.
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Siebenter Tag – Mopti und Flussreise
Früh geht’s mit dem Bus nach Mopti, wo wir die alles andere als „komfortable“ Pinasse (Ausschreibung) besteigen. Vorne wird das Gepäck unter einer Plane gestaut, davor liegt eine Tonne mit dem Treibstoff, der fünfliterweise abgezapft und in den Tank des Außenborders gefüllt wird. Dahinter sind zwei Bänke quer für je drei Passagiere, mittschiffs ein Tisch mit Bänken, an dem die übrigen sitzen. Dahinter die „Kombüse“ mit zwei winzigen offenen Holzkohleöfen. Im Heck ein großes Lager mit Schaumstoffmatratzen. Auf dem Heckspriet (gibt’s so was?) das Klohäuschen: oben offen, ein viel zu niedriges Bänkchen mit einem 20-cm-Loch. Zum Pinkeln hat Felix eine Plastikflasche abgeschnitten, dann geht’s. Scheißen unterbleibt, hebe ich mir für abends auf.

Zwischenstopp in Konna, wo wir wieder in die Eisenzeit eintauchen. Allerdings entdecke ich ein winziges Fotovoltaikpaneel, das den genauso winzigen Fernseher speist. Unsere Köchin kauft einige Hühner, die anschließend an Bord geschlachtet und von uns verzehrt werden.

Das Dorf entspricht der Erfahrung vom Sonntag: wiederum ziehen wir eine Schar von Kindern an beiden Händen hinter uns her. Bei der Rückkehr an Bord werde ich noch mal Opfer meiner Vertrauensseligkeit in die Zuverlässigkeit der Dinge: Nachdem mehrere Mitreisende die Planke zwischen Ufer und Bugspriet passiert haben, bricht diese – total morsch – unter mir zusammen und ich versinke bis zum halben Oberschenkel im Niger-Schlamm und –wasser. („On ne sait jamais où on met son pied.“ H. Cartier-Bresson) Die Hose ist schwer vom Mudd und der Brühe, ich muss sie ausziehen. Ersatz ist im Rucksack unter der Plane, aber Ingrid hilft mir mit einem Tuch aus, das ich als Wickelrock trage. Später spült ein Besatzungsmitglied die Hose im Niger und trocknet sie auf der Persenning, aber der Schlamm in den Taschen bleibt.

Unterwegs – heute und morgen – begegnen wir: Fischern, anderen Pinassen mit Ladung, Menschen (wahrscheinlich auch Fischer-Nomaden), teils gestakt, teils mit großen, aus Säcken genähten Rahsegeln, Flusspferden, passieren Dörfer und Nomadensiedlungen. Es wird viel gewunken.
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SPRACHEN
Amtssprache ist Französisch, obwohl keinesfalls alle Malier sie beherrschen. Die Alltagssprache Bambara wird von ca. 80% der Bevölkerung gesprochen. Daneben gibt es bis zu dreißig andere Idiome, die von den unterschiedlichen Ethnien gesprochen werden. Dies sind z.B. das Fufulde der Peul, die Sprachen der – Malinké, der Soninké, der Songhay, das Tamascheg der Tuareg und das Dogon.
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Mit Albert gibt’s immer wieder gute Gespräche über Psychiatrie, Film, Erlebnispädagogik, er ist sehr gebildet auch neben seinem Fachgebiet. Wir wollen im Kontakt bleiben. Für eine Filmreihe über Psychiatrie („Einer flog über das Kuckucksnest“ u.a.) macht ein Freund cineastische Einführungen und Filmgespräche. Zur Erlebnispädagogik gebe ich ihm Literaturhinweise. Nach der Reise schicke ich ihm zwei Aufsätze und schlage ggf. Zusammenarbeit vor. Mal sehen, was draus wird.

Schon der Dunkelheit gehen wir an Land und schlagen die Zelte (wieder einfache Igloo-Zelte) auf einem abgeernteten Stoppelacker mang einer Kuhherde auf. Aus irgendwelchen Gründen (Niedrigwasser, zu schwacher Motor oder was?) erreichen wir die angestrebte Düne nicht. Viele aus der Gruppe brauchen Hilfe beim Zeltaufbau, die ich leisten kann. So macht man sich Freunde. Abendbrot gibt’s aber an Bord. Marie-Therese hat schon vorher die Dusche und das Klo vermisst, nun hat sie beides nicht - Wunderbarer Sternenhimmel bei Neumond.
(Fortsetzung folgt)

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Freitag, 21. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (4) Fünfter Tag - Ségou
Morgens streunen wir wieder über das Festivalgelände, und auch heute gibt es was zu sehen unter dem Zeltdach mit den Puppen. Kleine Begebenheit am Rande: ein junger Mann macht mich darauf aufmerksam, dass der Reißverschluss an meinem Rucksack nicht richtig zu ist. Erst denke ich, es ist ein Ablenkungsmanöver wie seinerzeit in Barcelona, aber er meinte es wirklich nur gut

Neben dem Festivalgelände befinden sich „Hafen und Werft“. Ein Kleinhändler verfolgt uns penetrant, bis ich ihm freundlich aber deutlich erkläre, dass er verschwinden soll. Dafür taucht ein anderer auf, der uns vorher schon CDs angeboten hat. Er hat die CD von Madina Ndiaye aufgetrieben, wir kaufen sie ihm – nach etwas Handeln, aber wohl doch noch zu teuer – ab.

Dieser Hafen ist schon sehr afrikanisch. Wieder Frauen, die in großen Kesseln auf Holzkohlenfeuern kochen und im Niger waschen. Auf Pinassen werden Sand und andere Waren angelandet und mit Eseln weiter transportiert. Wir sind die einzigen Weißen. Ich fotografiere viel.

Wir suchen das Touareg-Zelt, das am anderen Ende des Geländes liegt und hoffen, Tindé zu hören. Aber zum angegebenen Termin findet dort nichts statt. Stattdessen fragt uns ein Touareg nach unserer Herkunft, begrüßt uns enthusiastisch als Freund, sein Großvater habe immer gesagt, mit den Deutschen müsse er Freundschaft halten. Später stellt er sich als sehr penetranter Händler heraus, der sich kaum „abschütteln“ lässt. Dafür beobachten wir das Treiben direkt neben dem Festivalgelände, wo Nomadenfrauen kochen, Kinder, Wäsche und Geschirr im Niger waschen, und ich fotografiere viel.

Nachmittags fahren wir mit einer Pinasse in das Töpferdorf Kalabogou und tauchen in ein vergangenes Zeitalter ein. Zurückgebeamt um 1000 Jahre – mindestens. Alltag, Ackerbau und Viehzucht sowie das Handwerk werden nach archaischsten Methoden organisiert. Zunächst denken wir, in einem Freilichtmuseum gelandet zu sein, aber es ist Wirklichkeit. Die Menschen sind sehr freundlich, wieder haben wir Kinder traubenweise an den Händen, die meine weiße Haut ungläubig befühlen: Ist das wohl echt? Sie bitten wieder um cadeaux, und es ist schwer, standhaft zu bleiben. Die Frauen sind – wie gewohnt – fotoscheu, Männer sind nicht zu sehen; auf der Rückfahrt kommt uns eine Pinasse mit ca. fünfzig Männern entgegen, die wohl in Ségou irgendwas arbeiten. Ich fotografiere dennoch viel, teils ohne Menschen, teils Kinder, die sich gerne fotografieren lassen, teils heimlich „aus der Hüfte“.

Die Tonschüsseln werden als Aufbaukeramik aus Lehm geformt, dann unter einem großen Haufen (10 x 20 m, geschätzt) aus Zweigen, Stroh und Lehm gebrannt, in einer Flüssigkeit aus Wasser und zerstampfter Baumrinde glasiert, getrocknet und dann in Ségou (oder anderswo) verkauft. Wir sehen vollgepackte Pinassen am Strand.

Abends ist wieder Konzert, das nicht wie geplant um 18.30 h, sondern erst zwei Stunden später anfängt. In der Zwischenzeit und beim Konzert fotografiere ich viel, farbig und schwarz-weiß (mit 1600 ASA). Es ist nicht wieder so voll wie am Vortag, aber die Stimmung ist fantastisch. Ich werde wegen meiner Kamera (Canon AE 1 von 1978) von einem, der sich als Profi vorstellt, bewundert. Wir hören Naini Diabaté und Los Parientes (Mexiko). Leider fährt unser Bus schon um 22.15 h, so dass wir den Schluss des Konzerts nicht mehr mitbekommen. Eigentlich doof, denn wir hätten gerne noch länger bleiben und mit dem Taxi oder zu Fuß zum Hotel zurückkehren können. Aber morgens um ½ 6 h ist die Nacht auch schon wieder zu Ende. Auf dem Weg zum Bus bitten uns Jugendliche um unsere Armbänder, mit denen sie den Zutritt zum Konzert erhalten wollen. G. kann ihres über die Hand ziehen, bei meinem beißt der Junge die Niete durch und beide ziehen freudestrahlend ab. Wenn’s ihnen nur genützt hat.
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EINWOHNERZAHLEN
Die Angaben über Einwohnerzahlen schwanken zwischen etwa. 14,5 (nach Wikipedia), 15,8 (nach Google) und 16. Mio (nach Statista). U.a. sind die Differenzen unterschiedlichen Erhebungszeiträumen geschuldet, denn der Bevölkerungszuwachs ist bedeutend: ca. 2,6 % pro Jahr. Ca. 3 Mio Einwohner leben in den größten Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, das ist etwa ein Fünftel. Die übrige Bevölkerung lebt in Kleinstädten und Dörfern. Durchschnittlich leben 12 Einwohner pro qkm (zum Vergleich die BRD mit 231 Einwohner pro qkm). Generell sind alle statistischen Angaben über Mali mit Vorsicht zu genießen.
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(Fortsetzung folgt)

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Donnerstag, 20. Juni 2024
Zwischenruf: Der Witz des Monats
Die Freie Hansestadt Bremen ist das „Armenhaus der Republik“. Der Anteil Armer und ganz Armer ist gemessen an der Einwohnerzahl besonders groß. Das zeigt sich nicht zuletzt an der stetig anwachsenden Zahl von Bettlern, überwiegend Obdachlose, im öffentlichen Leben. Die stammen nicht nur aus der eigenen Bevölkerung, sondern zu einem großen Anteil aus Zugewanderten aus dem In- und Ausland. Der Grund dafür liegt an der relativen Liberalität der Stadt, die sich auch unter Flüchtlingen herumgesprochen hat. Nicht nur die allenthalben sichtbare individuelle Armut ist groß, sondern auch die öffentliche des Staates. Das ist nicht witzig.

Die Freie Hansestadt Bremen ist auf der anderen Seite überproportional reich. In ihren Mauern leben ca. 150 Einkommensmillionäre, d.h. sie haben ein jährliches Einkommen von mind. einer Million. Diese zahlen häufig die niedrigsten Steuern. Hinzukommt Vermögen in Form von Wertpapieren, Immobilien und Sachwerten (Autos, Pelze, Schmuck u.a.). Das ist auch nicht witzig.

Nun beschweren sich immer öfter nicht nur die Reichen, sondern auch Normalbürger und Touristen über das teils aggressive Betteln der Armen. Da sah sich der rot-grün-rote Senat gezwungen, dagegen vorzugehen. Aggressives Betteln soll unterbunden werden. Ordnungsamt und Polizei sind mit der Kleinarbeit beauftragt. Was wirklich zu nützen scheint, ist eine Verordnung, nach der das Delikt mit Bußgeld bis 500 € bestraft werden kann. Das ist ein ganz schlechter Witz.

Der hohe Senat soll den Bürgern mal erklären, woher ein aggressiver Bettler 500 € bekommen soll. Durch Betteln lässt sich das nicht machen. Ich wäre nicht überrascht, wenn das nicht gezahlte Bußgeld durch Freiheitsstrafe ersetzt werden soll. Das wäre eine teure Methode. Ein Hafttag kosten den Staat 200 €. Die Ersatzstrafe für nicht gezahltes Bußgeld für Schwarzfahren soll aus gutem Grund grade abgeschafft werden.

Bremen ist Schilda.

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Mali – Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (3) Vierter Tag - Ségou
Wir besuchen das Festival der Puppen und Masken. Unter einem kleinen Dach (gegen die Sonne) werden traditionelle Zeremonien und kleine – wohl teilweise mythische – Theaterstücke mit farbigen, skurrilen Masken und Kostümen aufgeführt. Das ist keine folkloristische Veranstaltung für Touristen (wie wir sie später im Dogon-Land präsentiert kriegen), sondern wirklich von Afrikanern für Afrikaner gemacht. Das Publikum ist wieder bunt: viele Frauen mit Kleinkindern auf dem Rücken, schön angezogen, jede Menge Kinder und nur ganz wenige Europäer. Tagsüber ist der Zugang zum Festival frei, nur abends muss man Eintritt bezahlen (bei uns im Preis inbegriffen, wir sind durch farbige Plastik-Armbänder gekennzeichnet) und die Kontrollen sind genau. Ich fotografiere viel, obwohl ich nur selten gute Sicht auf die Szene und unter dem Schatten spendenden Dach schlechtes Licht habe. Den Sinn der Darbietungen verstehe ich nur, wenn vorher erklärt wird, worum es gehen soll.

Bemerkenswert: hier treffen wir öfter Behinderte in einfach aus Fahrradteilen gebauten Rollstühlen, Handkurbel mit Kettenübertragung aufs Vorderrad, mit ihren großen Rädern gut geeignet für die Gegebenheiten, „geländegängig“ und schafft wohl auch Arbeitsplätze im Handwerk. Später an der Fähre, als wir von Timbuktu wieder wegfahren, sehen wir einen Behinderten, der auf Kniehöhe im Staub kriecht. Felix’ Kommentar: „Es gibt noch viel zu tun. Wenn man sich vorstellt, ein Leben lang im Staub zu kriechen.“

Nachmittags wollen wir das Bootsrennen auf dem Niger von der Festivaltribüne beobachten. Ich gehe am – nicht durch ein Geländer gesicherten – Tribünenrand und will um eine Dachstrebe herumgehen. Die ist unten nicht befestigt, reißt weg, ich stürze ca. einen Meter runter, pralle mit dem Schienbein gegen die Kante, heftiger Schmerz, und Blut läuft unten aus der Hose. Gelächter von deutschen Touristen auf den oberen Rängen. Sofort kommen mehrere afrikanische Helfer auf mich zu, kümmern sich um mich; eine junge Frau bringt uns zur Sanitätsstation, wo ich verarztet werde (auf dem Lehmboden, Tisch oder Liege gibt es nicht). Sehr nette, besorgte Leute, erkundigen sich anschließen wie „Bonne santé“ auf Deutsch heißt und wünschen mir „Gute Besserung“. Nous sommes ensemble! Wenn die nur auch bei uns so freundlich behandelt würden!

Schließlich gibt’s das Bootsrennen: farbenprächtig geschmückte Pirogen oder Pinassen (wo ist der Unterschied?) mit ca. 20 Mann Besatzung konkurrieren um den Sieg auf einem Dreieckskurs. Es gibt mehrere Läufe, weil nicht alle Boot gemeinsam starten können. Die Stimmung bei den afrikanischen Zuschauern ist gut, sie applaudieren für die Sieger und auch die Verlierer.

Abends sind wir dann wieder beim Konzert und hören Yoro Diallo, Les Espoirs de Corinthie (Guinea) und Bassékou Kouyaté. Heute sind 20.000 Besucher hier. Das Gedränge ist teilweise beängstigend, aber es geht alles friedlich und harmonisch zu.
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ALI FARCA TOURÉ
ist einer der in Mali, Amerika und Europa bekanntesten malischen Musiker. Geboren 1939 in Kanau am Niger, spielte er Gitarre, wurde von Ry Cooder bei uns bekannt gemacht. Cooder hatte schon den Bona-Vista-Social-Club in Havanna entdeckt und Wim Wenders für seinen Film inspiriert hat. Ali Farka Touré war zugleich Bürgermeister der kleinen Stadt Niafunké am Niger. Seine CDs „Talking Timbuktu“, „Savanne“, „In The Heart of The Moon” wurden weltberühmt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet, u.a dem Grammy. Durch seinen Ruhm wurden auch andere malische Musikerinnen und Musiker bei uns bekannt – Boubacar Traoré, Salif Keita, Madina Ndiaye, Habib Koité, Toumani Diabaté. Ali Farka Touré starb 2008 in der Hauptstadt Bamako.
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SÉGOU
hat ca. 130.000 Einwohner und ist bekannt für seine Fischindustrie und den Fischmarkt. Daneben gibt es Textilindustrie und Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte u.a. Milch. Auffällig sind der Wasserturm im Stadtzentrum uns zahlreiche Häuser im Kolonialstil. Das seit 2005 jährlich im Februar stattfindende Festival sur le Niger mit afrikanischen und außerafrikanischen Musikergruppen zieht neben afrikanischem Publikum auch europäische Besucher an. Das Volk der Bozo gründete Ségou um 1620. Sie war Hauptstadt des im Jahr 1712 gegründeten Königreichs Bambara, das bis 1861 bestand. Dann wurde es durch muslimische Truppen erobert. Das historische Ségou („Segou-Koro“) mit dem Königsgrab befindet sich etwa 10 km südwestlich des heutigen Stadtzentrums.
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(Fortsetzung folgt)

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Mittwoch, 19. Juni 2024
Zwischenruf: Deutschland Spitze?
Endlich: Deutschland rückt zur Spitzengruppe auf. Der Verteidigungshaushalt erreicht die 2%-Marke des Bruttoinlandsprodukts, wie von NATO und Trump gewünscht.
Weiterhin im Mittelfeld der Rankings unter den Industrienationen dümpelt die Bundesrepublik in Sachen Bildung, Soziales, Infrastruktur, Entwicklungshilfe, Forschung, Jugendarbeit, Kultur, nur z.B. Hier stehen keine Mittel zur Verfügung, um mindestens die Inflation auszugleichen. Deutschland Spitze? Eher nicht!

„Dank“ der Schuldenbremse muss überall gespart werden und um die Steigerung der Rüstungsausgaben zu finanzieren.

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Mali – Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (2) Dritter Tag - Ségou - Musikfestival
Dritter Tag – Segou - Musikfestival
Mit dem Bus – landesüblich, mit dem Gepäck auf dem Dach – geht’s Richtung Ségou. Unterwegs Straßenkontrollen, bei denen die Polizisten mit kleinen Geldbeträgen - später beim 4x4-Auto wird es offensichtlicher und kostet 2.000 CFA - ihr mickriges Gehalt von den Fahrern aufbessern lassen (1 € = 654 CFA). Unterwegs Pinkelpause, wo ich die ersten gewaltigen und skurrilen Termitenhügel sehe und fotografiere. Die meisten Landschaftsaufnahmen muss ich aus dem fahrenden Bus machen, werden also wohl nicht so gut sein. Der Bus ist hart gefedert, die Asphalt-Straße holprig.

Kurz vor Ségou Station in dem kleinen Dorf Sékoro, wo die ersten Bambara-Könige herstammen, es gibt auch einen Gedenkstein. Das Dorf – und das wird sich später wiederholen – ist nicht viel weiter als bis zur Steinzeit, was die Gebäude und die Verrichtungen angeht. In einem Hof wird eine große – also mehrhundertjährige - Schildkröte an einer 1-Meter-langen Strippe gehalten und dient als Vorkoster. Überhaupt die Tiere: die Leute haben ein sehr funktionales Verhältnis zu ihnen. Irgendwo unterwegs an einer Tankstelle, beobachte ich einen Treck von Bauern mit Kind und Kegel auf Eselskarren und Fahrrädern, die allerlei Viehzeug zum Markt transportieren. Zehn Hühner in einem engen Käfig auf einem Gepäckträger. Ziegen und Schafe mit zusammengebundenen Füßen auf einem Karren. Hühner mit zusammengebundenen Füßen über eine Stange gehängt. Am Straßenrand Esel u.a. mit Fußfesseln, nur max. 1 Meter lang. Usw. Überall begegnen wir der extremen Fotoscheu der Menschen, besonders der Frauen. Nur Kinder wollen gerne fotografiert werden, bitten aber häufig dafür um „cadeau“ und sind enttäuscht, wenn sie an meiner Kamera vergeblich das Display suchen, auf dem sie das Abbild sofort bewundern wollen.

Weiter geht’s nach Ségou, wo wir nach langem Hin und Her nicht im erwarteten Motel Savane, sondern in einem schäbigen Ersatz unterkommen. Abends geht’s zum ersten Mal zum Konzert. Wir hören Mangala Camara, Abdoulaye Diabaté (aus der berühmten Dynastie) und Madina NDiaye (von der wir später von einem „fliegenden“ Händler eine CD kaufen).

Die Musik scheint seltsam vertraut: einfache Rhythmen und Harmonien, die sich ständig wiederholen, traditionelle afrikanische Instrumente (Kora, Xylophon, Balaphon, Trommeln, Flöten) gepaart mit westlichen Instrumenten wie Gitarre, Bass u.a. und natürlich elektronisch verstärkt. Diese Musik – aus der Tradition der oral history gespeist und dem Preis des jeweiligen Auftraggebers gewidmeten – lebt mehr vom Text als von der Musik und ist daher für sprachunkundige Hörer weniger interessant (wie auch beim Blues oder Fado). Jetzt wird mir auch die Musik von Abdullah Ibrahim besser verständlich: er nutzt traditionelle afrikanische Harmonien und Rhythmen, die er aber wie in einer hermeneutischen Spirale entwickelt, so dass eine sanfte Spannung und stetige Steigerung entsteht. Mir scheint es beim Festival, dass alle die gleiche Musik machen, nur mit qualitativen Unterschieden.

Spannend aber vor allem die Atmosphäre: 14.000 überwiegend schwarze, sehr sachkundige HörerInnen und ZuschauerInnen, teilweise – vor allem Frauen – schick in afrikanischer Kleidung, kennen die Musiker, gehen mit wie die Teufel, dabei aber eine sehr harmonische und friedliche Fröhlichkeit. Unerwartet springen Gruppen von zehn, zwanzig Personen auf, tanzen leidenschaftlich im Rhythmus und setzen sich nach einiger Zeit wieder genauso unvermutet hin, hören nur noch zu und verfolgen den Takt mit Kopf, Händen, Füßen und Oberkörpern. Keinerlei Vorbehalte gegenüber Weißen. Im Gegenteil: ich werde gefragt, woher ich kommen, wie ich vom Festival erfahren habe (im Internet?), Stolz und Freude, dass wir da sind: „Nous sommes ensemble“ und Händedruck.

Etwas unangenehm: vor dem Festivalgelände Massen von Kleinhändlern, die sehr aufdringlich alles Mögliche verkaufen wollen. Dies ist an den nächsten Tagen auch auf dem Gelände außerhalb des Konzert-Programms der Fall, so dass es manchmal wirklich nervt. Aber natürlich: das ist ihre Chance und wir sind ja soooo reich, tragen unseren Reichtum ungeniert zur Schau (allein die Fotoausrüstung!), da müssen sie uns einfach ausnehmen, so lange es geht. - Im Hotel stoße ich mich an der Bettkante und schlage mir das Schienbein auf. Hässliche Wunde, die mir aber von dem mitreisenden Arzt, Felix, fachkundig behandelt.
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FELSMALEREIEN
in Bamako befinden sich in Höhlen am Fuß des Berges „Point G“ mit Darstellungen von Jagdszenen, Menschen, Werkzeug und Tieren. Sie werden zurückdatiert auf die frühe Steinzeit. Im Dogonland bei Songo sind ebenfalls Felsmalereien zu sehen, deren Alter allerdings unbestimmt ist. Da sie jeweils vor den alle drei Jahre stattfindenden Beschneidungsritualen erneuert werden, sind ihre ursprüngliche Form und Farbe stark vergröbert und ihre Authentizität ungewiss.
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CADAUX - GESCHENKE
Kinder bitten den Touristen, den Tobab, den Weißen häufig um cadeaux, Geschenke. Oft ist Geld gemeint, häufiger, vor allem auf dem Land, Bonbons, Bleistifte, Hefte, Kaugummi. Es wird allgemein empfohlen, keine Geschenke zu machen, um die Kindern nicht ans Betteln zu gewöhnen. So sinnvoll Bleistifte und Hefte als Geschenk erscheinen mögen, so privilegiert dies die Beschenkten gegenüber denen, die leer ausgehen.
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(Fortsetzung folgt)

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Mali – Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (1) Erster und zweiter Tag - Bamako
2008 habe ich mit einer Reisegruppe Mali bereist. Mit einer Diaschau, eine Ausstellung und einer Radiosendung bei Radio Weser-TV habe ich schon mehrfach darüber berichtet. Jetzt, aus aktuellem Anlass nach der Machtübernahme durch die Armee, der Intervention europäischer Staat und deren Scheitern, veröffentliche ich mein Reisetagebuch.

Erster Tag
Abflug Bremen 10.30 h – Paris, Abflug Paris 16.40 h, Ankunft Bamako 21.20
Riesen Wooling am Flughafen, die Kofferträger lassen sich nicht abschütteln, kloppen sich darum, wer den Wagen schieben darf, zocken mich schließlich gehörig ab. Von der Reiseleitung ist niemand am Flughafen, immerhin weiß der Busfahrer, wo das Hotel ist.

Zweiter Tag
Vorstellungsrunde (chacun à son gout: die meisten ausführliche Selbstdarstellung, wir – d.h. meine Frau Gerhild und ich - nur knapp) und Erläuterung des Programms durch Silke, die deutsche Reiseleiterin. Jacob, der malische Reiseleiter stößt zur Gruppe. Fahrt mit dem Bus zum Aussichtshügel, dann in die Innenstadt. Auf dem Weg Besichtigung von Grotten mit Ausgrabungen und prähistorischen Wandmalereien.
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GEIGRAFIE und KLIMAZONEN
Geografisch besteht Mali aus fünf Landschaftstypen, die zugleich Klimazonen sind: Im Norden die Wüste mit ca. 2 Mio qm Fläche, das sind 65% der Fläche Malis, südlich davon Halbwüste und Sahel. Daran schließen sich Trocken- und Feuchtsavanne an. Dieser Fünfteilung entsprechen auch die Klimazonen. Beherrschendes geografisches Element ist der Niger. In der Sahara im Nordosten des Landes gibt es ein unwegsames Bergmassiv. In der Mitte das Dogon-Plateau, die Hombori-Berge an der Grenze zu Burkina Faso mit dem höchsten Berg des Landes Hombori Tondo (1.155 m). Die Regenzeit von Juni bis Oktober bringt feuchte Wärme vom Atlantik. Von November bis Juni sorgt der Nordost-Passat aus der Sahara für trockene Hitze. In der Wüste werden Temperaturen von 50° C gemessen, ebenso im Südwesten bei Kayes. In der Nacht sinken in Timbuktu die Temperaturen auf 5° C.
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Mali wurde als das „afrikanischste Land“ und Bamako als die afrikanischste Stadt bezeichnet.
Riesiger Betrieb, in den Straßen ist kaum ein Vorankommen: Autos stehen mehr, als dass sie fahren, Fußgänger drängen sich durchs Gewühl, Karren und Klein-Kräder. Fotografieren ist schwierig, die Leute sind sehr fotoscheu, werden teilweise ärgerlich bis aggressiv. Als ich einen Stand ohne Menschen fotografiere, kommt von gegenüber einer angerannt, drängt sich davor: „Qu`est que vous voulez???“ - Im Handwerkermarkt teilweise aufdringliche Händler, es gibt aber auch den guten alten Kaufmann.

Das Nationalmuseum ist sehr interessant, beschreibt die jahrhundertealte Geschichte Malis mit allen politischen und religiösen (Atavismus, Islam, Christentum) Richtungen, die Führung ist leider Französisch und sehr „malisch“, die meisten, wir auch, verstehen wenig bis nichts und orientieren sich schließlich an den Beschreibungen.
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BAMAKO
wurde wahrscheinlich während des 16. Jahrhunderts am Niger gegründet. Um 1800 lebten dort ca. 6.000 Einwohner. Nach der Eroberung durch das französische Heer sank die Zahl auf weniger als 1.000. Mit dem Bau der Eisenbahnverbindung nach Kayes seit 1904 wuchs die Bedeutung von Bamako als Handelszentrum. Im Jahre 1908 wurde sie zur Hauptstadt des französischen Gouvernements Obersenegal und Niger. Seit der Unabhängigkeit Malis 1960 ist Bamako Hauptstadt und Sitz von Parlament und Regierung. Sie hat ca. 1,8 Mio. Einwohner. Als Regierungssitz, Handels- und Industriezentrum, u.a. Textilindustrie, ist Bamako der wichtigste Wirtschaftsstandort in Mali. Unter Afrika-Kennern gilt Bamako wegen ihres chaotischen Zustands als die „afrikanischste Stadt“ des Kontinents. Die Tagesdurchschnittstemperatur liegt bei 35º C.
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(Fortsetzung folgt)

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Dienstag, 18. Juni 2024
Zensur im FDP-geführten Bildungsministerium?
Die FDP, zumindest Teile, scheinen sich nun von verfassungsmäßig garantierten Freiheitsrechte zu verabschieden und sich endgültig auf Wirtschaftsliberalismus zu reduzieren.

Im Bundesbildungsministerium scheinen sich „realsozialistische“ Verhältnisse einzuschleichen. Eine wachsende Gruppe von Wissenschaftlern einigte sich auf eine Stellungnahme zu den Protesten an verschieden Hochschulen gegen den Gasa-Krieg. Inzwischen schlossen sich tausende weitere Kollegen dem Schriftstück an. Das provozierte Widerspruch im Ministerium. Dort wurde überlegt, ob und wie man die Förderung von Programmen der beteiligten Wissenschaftler einstelle könne.

Immerhin erhob sich daraufhin heftiger Protest verschiedener Menschen und Institutionen. Die Ministerin geriet unter Rechtfertigungsdruck. Sie distanzierte sich von Zensurmaßnahmen und schob die Schuld auf ihre Staatssekretärin, die daraufhin ihren Posten verlor. Na, immerhin.

Allerdings bleibt ein Hautgout: Dass gerade in einem FDP-Ministerium über Zensur nachgedacht wird, irritiert sehr. Auch die Ministerin bleibt nicht unbeschädigt, auch wenn sie die Staatssekretärin opferte, um die eigen Haut zu retten.

Bemerkenswert ist das Schweigen der übrigen Akteure: Die Koalitionspartner gucken betreten beiseite und hoffen, dass sie nicht mit in den Strudel gerissen werden. Die Opposition reibt sich verlegen grinsend die Hände – eigentlich finden sie auch, dass die Protestler diszipliniert gehören. Der FDP-Führung ist es wohl gerade recht, dass Meinungsfreiheit nicht mehr zum Markenkern der „Liberalen“ gehört. Umso ungestörter können sie ihr wirtschaftsliberales Süppchen kochen.

Übrigens: Die Schadenfreude von Lindner und Co. über die Wahlergebnisse der Koalitionspartner ist völlig unangebracht. Die FDP hatten ebenso Wählerstimmen verloren wie die anderen, nur nicht so dramatisch. Aber 5% von 5% erscheinen natürlich nicht so ganz dramatisch. Ansonsten haben auch die „Liberalen“ einen Denkzettel verpasst bekommen. Ob Lindner ihn realisieren, bleibt offen. Lindners Selbstgefälligkeit scheint ungebrochen.

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