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Dienstag, 12. März 2024
Geschichte und Geschichten – Delmenhorst und anderswo 1945 - 1955
jf.bremen, 21:14h
Mit den Jahren 1945 bis 1955 befasst sich das Buch „Geschichte und Geschichten – Delmenhorst und anderswo“ der Geschichtswerkstatt der Evangelischen Familienbildungsstätte.
Die Nachkriegsjahre in Delmenhorst und Erinnerungen der Delmenhorster an diese Zeit stehen im Mittelpunkt des Buches „Geschichte und Geschichten – Delmenhorst und anderswo 1945 - 1955“, das die Geschichtswerkstatt der Ev. Familienbildungsstätte herausgegeben hat.
Auf 209 Seiten haben die Autoren einer von Jürgen Fiege geleiteten Werkstatt „Autobiografisches Schreiben“ Erinnerungen und Fakten aus dieser Zeit zusammengetragen. Dabei werden sowohl ernste Ereignisse, wie die Erlebnisse bei Flucht und Vertreibung, als auch lockere Themen wie Kleidung, Kino oder Bücher betrachtet. „Die Gruppe bestand von 2011 - 2016. Die Idee stammte von dem verstorbenen Axel Erdmann“. In der Gruppe wurden verschiedene Themen aus der Zeit diskutiert, aus denen schließlich Beiträge entstanden.
Dabei bietet das Buch nicht nur Texte, die von einem oder mehreren Autoren verfasst wurden, sondern auch Texte in Interviewform. Diese wurden von Fiege in den Sitzungen der Gruppe aufgenommen und anschließend redaktionell bearbeitet. So sind Gespräche über den Umgang mit dem Nationalsozialismus oder auch die Weihnachtsfeiern in dieser Zeit nachzulesen.“
Nur noch wenige Exemplare! Das Buch kostet 12,90 € + 2,25 € Porto. Zu beziehen beim Autor: Jürgen Fiege juergen.fiege@nord-com.net
Die Nachkriegsjahre in Delmenhorst und Erinnerungen der Delmenhorster an diese Zeit stehen im Mittelpunkt des Buches „Geschichte und Geschichten – Delmenhorst und anderswo 1945 - 1955“, das die Geschichtswerkstatt der Ev. Familienbildungsstätte herausgegeben hat.
Auf 209 Seiten haben die Autoren einer von Jürgen Fiege geleiteten Werkstatt „Autobiografisches Schreiben“ Erinnerungen und Fakten aus dieser Zeit zusammengetragen. Dabei werden sowohl ernste Ereignisse, wie die Erlebnisse bei Flucht und Vertreibung, als auch lockere Themen wie Kleidung, Kino oder Bücher betrachtet. „Die Gruppe bestand von 2011 - 2016. Die Idee stammte von dem verstorbenen Axel Erdmann“. In der Gruppe wurden verschiedene Themen aus der Zeit diskutiert, aus denen schließlich Beiträge entstanden.
Dabei bietet das Buch nicht nur Texte, die von einem oder mehreren Autoren verfasst wurden, sondern auch Texte in Interviewform. Diese wurden von Fiege in den Sitzungen der Gruppe aufgenommen und anschließend redaktionell bearbeitet. So sind Gespräche über den Umgang mit dem Nationalsozialismus oder auch die Weihnachtsfeiern in dieser Zeit nachzulesen.“
Nur noch wenige Exemplare! Das Buch kostet 12,90 € + 2,25 € Porto. Zu beziehen beim Autor: Jürgen Fiege juergen.fiege@nord-com.net
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Sonntag, 10. März 2024
Was die AfD will – u.a.
jf.bremen, 14:35h
Die AfD und ihre führenden Repräsentanten bieten einen übel riechenden Strauß von Stinkpflanzen. Hier eine Blütenauswahl.
- „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse“ seien für den Wohlstand schädlich (Alice Weigel, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag).
- Deutschland importiere „Millionen kulturfremde, aggressive Analphabeten aus dem Nahen Osten und Afrika“ (Maximilian Krah, Kandidat für die Europawahl)
- Deutschland werde „bunt wie eine Müllhalde“ (Krah)
- „Multikulturell heißt multikriminell“ (Krah)
- Immigration sei ein „großer Umtausch“, eine „Ersetzung“ und „Umvolkung“ (Krah)
- Deutschland importiere "Millionen kulturfremde, aggressive Analphabeten aus dem Nahen Osten und Afrika"
- Deutschland muss „ethnisch Fremde“ oder Muslime ausschließen (junge alternative/JA)
- Deutschland sei mit Diktaturen gleichzusetzen (JA)
- Die Rechte plant eine „konsequente Remigration“ (sprich Ausweisung), das sei „kein - Geheimplan, sondern ein Vesprechen“ (AfD-Postings im Internet)
- Es geschehe ein „schleichender Genozid am deutschen Volk“ (Christina Baum/MdB)
- Es gebe eine „massenhafte Messerstechermigration“ (Stellv. Bundesvorsitzender Stephan Brandner)
- Es wird eine „millionenfache Remigration und Pushbacks (geben), egal was der Europäische Gerichtshof dazu sagt“ (Irmhild Boßdorf, Kandidatin für die Europawahl).
- Es würden ein groß angelegtes Remigrationsprojekt mit wohltemperierter Grausamkeit“ geplant und Deutschland werde „auch ohne Probleme mit 20, 30 Prozent weniger Menschen leben können“. (Björn Höcke, Landesvorsitzender Thüringen)
...............................
Das ist es, was uns droht, wenn die Rechtsextremen mächtig werden. Das ist es, was 25 – 35 % der Wählerinnen nicht nur im Osten – laut Umfragen - gutheißen, wenigstens nicht ablehnen.
- „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse“ seien für den Wohlstand schädlich (Alice Weigel, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag).
- Deutschland importiere „Millionen kulturfremde, aggressive Analphabeten aus dem Nahen Osten und Afrika“ (Maximilian Krah, Kandidat für die Europawahl)
- Deutschland werde „bunt wie eine Müllhalde“ (Krah)
- „Multikulturell heißt multikriminell“ (Krah)
- Immigration sei ein „großer Umtausch“, eine „Ersetzung“ und „Umvolkung“ (Krah)
- Deutschland importiere "Millionen kulturfremde, aggressive Analphabeten aus dem Nahen Osten und Afrika"
- Deutschland muss „ethnisch Fremde“ oder Muslime ausschließen (junge alternative/JA)
- Deutschland sei mit Diktaturen gleichzusetzen (JA)
- Die Rechte plant eine „konsequente Remigration“ (sprich Ausweisung), das sei „kein - Geheimplan, sondern ein Vesprechen“ (AfD-Postings im Internet)
- Es geschehe ein „schleichender Genozid am deutschen Volk“ (Christina Baum/MdB)
- Es gebe eine „massenhafte Messerstechermigration“ (Stellv. Bundesvorsitzender Stephan Brandner)
- Es wird eine „millionenfache Remigration und Pushbacks (geben), egal was der Europäische Gerichtshof dazu sagt“ (Irmhild Boßdorf, Kandidatin für die Europawahl).
- Es würden ein groß angelegtes Remigrationsprojekt mit wohltemperierter Grausamkeit“ geplant und Deutschland werde „auch ohne Probleme mit 20, 30 Prozent weniger Menschen leben können“. (Björn Höcke, Landesvorsitzender Thüringen)
...............................

Das ist es, was uns droht, wenn die Rechtsextremen mächtig werden. Das ist es, was 25 – 35 % der Wählerinnen nicht nur im Osten – laut Umfragen - gutheißen, wenigstens nicht ablehnen.
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Freitag, 8. März 2024
Kritik an Israel ist nicht unbedingt antisemitisch
jf.bremen, 15:05h
Netanyahu und seine rechtsextreme, orthodoxe Regierung überspannen den Bogen: Die Kritik an der Kriegführung in Gaza nimmt nicht nur innerisraelisch, sondern international zu. Innen wächst die Forderung, die Geiseln wirklich zu befreien. International wird der Druck auf die israelische Regierung und die Kriegführung verstärkt, die humanitäre Katastrophe in Gasa wenn nicht zu beenden, so doch mindestens zu unterbrechen. In internationalen Medien wächst die Kritik an Israels Vorgehen.
Das bekommt zuletzt der Oppositionsführer Benny Gantz, den Netanyahu einbinden wollte, indem er ihn ins Kriegskabinett aufnahm, deutlich zu spüren. Bei einer Good-Will-Tour in die USA und nach Großbritannien wurde ihm deutlich die Kritik vorgehalten und massiv gefordert, die Grenzen für Hilfslieferungen nach Gasa zu öffnen. Die EU und auch Deutschland schließen sich dieser Position an.
Vor nicht langer Zeit hätte Israel solche Positionen noch als „antisemitisch“ bezeichnet. Das lässt sich so nicht mehr durchhalten. „miniaturen“ hat früher mehrfach deutlich gemacht, dass die Kritik an der israelischen Regierung und einzelnen ultrarechten Politikern nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden kann.
Ein öffentliches Gespräch zwischen Michel Friedmann und Robert Habeck bei der Lit.Cologne hat das auch klargemacht. Gerade Friedmann, früher stellvertretender Vorsitzen des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat darauf bestanden, dass Kritik an Israel nicht als antisemitisch diffamiert werden kann.
Dies war auch die Meinung in miniaturen seit Jahren. Wer sich als Freund Israels und der Juden versteht, hat nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht, Fehlentwicklungen in Israel zu kritisieren. Ein offenes Wort unter Freunden muss möglich sein. Antisemitismus betrifft die Juden an sich und weltweit. Das ist nicht gemeint, wenn die Kriegsführung oder z.B. die Politik der Regierung gegenüber den Palästinensern in Israel und den besetzten Gebieten kritisiert wird.
Und das schließt die Verurteilung der Hamas und des brutalen und unmenschlichen Überfalls vom 7.10. nicht aus, sondern ist Teil der Kritik.
Das bekommt zuletzt der Oppositionsführer Benny Gantz, den Netanyahu einbinden wollte, indem er ihn ins Kriegskabinett aufnahm, deutlich zu spüren. Bei einer Good-Will-Tour in die USA und nach Großbritannien wurde ihm deutlich die Kritik vorgehalten und massiv gefordert, die Grenzen für Hilfslieferungen nach Gasa zu öffnen. Die EU und auch Deutschland schließen sich dieser Position an.
Vor nicht langer Zeit hätte Israel solche Positionen noch als „antisemitisch“ bezeichnet. Das lässt sich so nicht mehr durchhalten. „miniaturen“ hat früher mehrfach deutlich gemacht, dass die Kritik an der israelischen Regierung und einzelnen ultrarechten Politikern nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden kann.
Ein öffentliches Gespräch zwischen Michel Friedmann und Robert Habeck bei der Lit.Cologne hat das auch klargemacht. Gerade Friedmann, früher stellvertretender Vorsitzen des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat darauf bestanden, dass Kritik an Israel nicht als antisemitisch diffamiert werden kann.
Dies war auch die Meinung in miniaturen seit Jahren. Wer sich als Freund Israels und der Juden versteht, hat nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht, Fehlentwicklungen in Israel zu kritisieren. Ein offenes Wort unter Freunden muss möglich sein. Antisemitismus betrifft die Juden an sich und weltweit. Das ist nicht gemeint, wenn die Kriegsführung oder z.B. die Politik der Regierung gegenüber den Palästinensern in Israel und den besetzten Gebieten kritisiert wird.
Und das schließt die Verurteilung der Hamas und des brutalen und unmenschlichen Überfalls vom 7.10. nicht aus, sondern ist Teil der Kritik.
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Donnerstag, 7. März 2024
Ikonen des Widerstands
jf.bremen, 18:25h
Als ich vor etlicher Zeit erstmalig das Bild von der Verhaftung einer jungen farbigen Frau durch weiße Polizisten in Baton Rouge sah, fiel mein – männlicher – Blick zunächst auf die optisch dominante Frau, u.a. weil sie optisch isoliert war, vor allem aber, weil sie für mich der interessanteste Bildteil war.

Die Autorin eines Artikels der taz (taz vom 14.7.2016, S. 13) „Ikonen des Widerstands“ behauptete dagegen, das Bild werde – quasi wie ein Text – von links nach rechts gelesen. Ich vermute dagegen, dass ihr – weibliches - größtes Interesse den Polizisten galt.
Die weit verbreitete Meinung, Bilder würden wie Texte gelesen, ist längst überholt. Bereits Andreas Feininger berichtet in „Kompositionskurs der Fotografie“ (1974) von Untersuchungen mit Augenkameras, die die Augenbewegungen beim Betrachten eines Bildes aufzeichnen. Danach nehmen die meisten, wenn nicht alle Betrachter zunächst den Bildteil des größten Interesses in den Blick. Erst dann betrachten sie die Einzelheiten des Bildes genauer und zwar keineswegs planvoll, sondern auf der Bildfläche vagabundierend. Ernst Weber („Sehen, Gestalten und Fotografieren“ 1990) bestätigt das: „Ecken und Winkel (bilden) die markantesten Signale für das Erkennen und (…) für die Speicherung im Gehirn.“ Der Sehweg verläuft nach einem Schema, das von Person zu Person und von Vorlage zu Vorlage variiert.
Die Versuche von Röll/Wolf „Bildgestaltung“ (1993) sind deswegen nicht beweiskräftig, weil sie den Probanden nicht Bilder, sondern Zahlenreihen vorlegten, die tatsächlich wie Texte gelesen werden: von links oben nach rechts unten.
Derlei Erkenntnisse von anerkannten Koryphäen sollten nicht einfach unterschlagen werden. Näheres siehe http://www.kunst-fotografie.com/#bildgestaltung.

Die Autorin eines Artikels der taz (taz vom 14.7.2016, S. 13) „Ikonen des Widerstands“ behauptete dagegen, das Bild werde – quasi wie ein Text – von links nach rechts gelesen. Ich vermute dagegen, dass ihr – weibliches - größtes Interesse den Polizisten galt.
Die weit verbreitete Meinung, Bilder würden wie Texte gelesen, ist längst überholt. Bereits Andreas Feininger berichtet in „Kompositionskurs der Fotografie“ (1974) von Untersuchungen mit Augenkameras, die die Augenbewegungen beim Betrachten eines Bildes aufzeichnen. Danach nehmen die meisten, wenn nicht alle Betrachter zunächst den Bildteil des größten Interesses in den Blick. Erst dann betrachten sie die Einzelheiten des Bildes genauer und zwar keineswegs planvoll, sondern auf der Bildfläche vagabundierend. Ernst Weber („Sehen, Gestalten und Fotografieren“ 1990) bestätigt das: „Ecken und Winkel (bilden) die markantesten Signale für das Erkennen und (…) für die Speicherung im Gehirn.“ Der Sehweg verläuft nach einem Schema, das von Person zu Person und von Vorlage zu Vorlage variiert.
Die Versuche von Röll/Wolf „Bildgestaltung“ (1993) sind deswegen nicht beweiskräftig, weil sie den Probanden nicht Bilder, sondern Zahlenreihen vorlegten, die tatsächlich wie Texte gelesen werden: von links oben nach rechts unten.
Derlei Erkenntnisse von anerkannten Koryphäen sollten nicht einfach unterschlagen werden. Näheres siehe http://www.kunst-fotografie.com/#bildgestaltung.
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Mittwoch, 6. März 2024
Schlechter Deal für Rentner
jf.bremen, 15:44h
In der Tagesschau am 05.03.24 um 20.00 Uhr sieht man Bundesfinanzminister Lindner (FDP) mit stolzgeschwellter Brust vors Mikrofon treten. Er verkündet den Plan der Regierung, zur Sicherung des Rentenniveaus einen Fonds an den Kapitalmärkten einzurichten.
Die verkündet Absicht, damit bei steigender Zahl von Rentenempfängern und sinkender Zahl von Einzahlern in das Rentensystem das Niveau zu sichern. Nur leider verspricht er mehr für Rentner als er garantieren kann. Fünf Pferdefüße hat das Projekt:
1. Werden die Aktien teurer, wenn der Staat als Konkurrent an den Börsen auftritt. Von dem dann steigenden Wert profitieren die übrigen Share-Holder (Aktienbesitzer) aus den Reihen der wohlhabenden und Reichen. Genau das ist Lindners Klientel. Für sie – und mutmaßlich für ihn selbst – kann er sich also schon jetzt freuen.
2. Die Rentner haben von den vom Staat erworbenen Fonds fast gar nichts, denn ausgezahlt werden nur die Zinsen aus den Gewinnen, ein minimaler Prozentsatz.
3. Das Kapital für den Fonds soll als Kredit aufgenommen. Dafür müssen Zinsen gezahlt werden. Huch, denkt der gemeine Mann, lässt das die Schuldenbremse zu? Das schmälert den „Gewinn“ für die Rentner.
4. Spätestens aus der letzten Finanzkrise von 2010 wissen wir, dass die Finanzmärkte äußerst sensibel sind. Damals verloren vor allem Kleinanleger viel Geld.
5. Wenn die Papiere an Wert verlieren, muss der Staat einspringen mit Geld, das ihm für andere Aufgaben dann fehlt.
Alles in allem ein ganz mieser Deal für die Allgemeinheit.
Neben Lindner stand Sozialminister Heil am Mikrofon. Auch er strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Warum macht der Sozialdemokrat bei dem Geschäft überhaupt mit? Klar: wegen des Koalitionsfriedens, den bisher immer Lindner aufkündigte.
Die verkündet Absicht, damit bei steigender Zahl von Rentenempfängern und sinkender Zahl von Einzahlern in das Rentensystem das Niveau zu sichern. Nur leider verspricht er mehr für Rentner als er garantieren kann. Fünf Pferdefüße hat das Projekt:
1. Werden die Aktien teurer, wenn der Staat als Konkurrent an den Börsen auftritt. Von dem dann steigenden Wert profitieren die übrigen Share-Holder (Aktienbesitzer) aus den Reihen der wohlhabenden und Reichen. Genau das ist Lindners Klientel. Für sie – und mutmaßlich für ihn selbst – kann er sich also schon jetzt freuen.
2. Die Rentner haben von den vom Staat erworbenen Fonds fast gar nichts, denn ausgezahlt werden nur die Zinsen aus den Gewinnen, ein minimaler Prozentsatz.
3. Das Kapital für den Fonds soll als Kredit aufgenommen. Dafür müssen Zinsen gezahlt werden. Huch, denkt der gemeine Mann, lässt das die Schuldenbremse zu? Das schmälert den „Gewinn“ für die Rentner.
4. Spätestens aus der letzten Finanzkrise von 2010 wissen wir, dass die Finanzmärkte äußerst sensibel sind. Damals verloren vor allem Kleinanleger viel Geld.
5. Wenn die Papiere an Wert verlieren, muss der Staat einspringen mit Geld, das ihm für andere Aufgaben dann fehlt.
Alles in allem ein ganz mieser Deal für die Allgemeinheit.
Neben Lindner stand Sozialminister Heil am Mikrofon. Auch er strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Warum macht der Sozialdemokrat bei dem Geschäft überhaupt mit? Klar: wegen des Koalitionsfriedens, den bisher immer Lindner aufkündigte.
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Montag, 4. März 2024
Ist Aiwanger ein Lügner?
jf.bremen, 15:40h
Wer ist ein Lügner?
Wer behauptet die Bundesrepublik baue für Hunderte Millionen Radwege in Peru.
Wer behauptet, „Leute im System“ (sprich „die da oben“) wollten die kleinen Wirtshäuser und die dazugehörenden Stammtische schließen, um das Politisieren der kleinen Leute zu unterbinden.
Wer schlimme Nazi-Flugblätter im Schultornister trägt und behauptet sie seien vom Bruder, der ein Waffengeschäft besitzt.
Wer behauptet Wirtschaftsminister zu sein, aber mehr von Gastwirtschaften versteht als von „der Wirtschaft“.
Wer wahrheitswidrig behauptet, der Verfassungsschutz beobachte die Jusos und die Grüne Jugend.
Wer auf einer Bauern-Demo behauptet, man müsse sich die Demokratie zurückholen, aber nicht sagt wo sie ist und wer sie gestohlen hat.
Das alles trifft auf den bayrischen Minister Hubert („Hubsi“) Aiwanger zu.
Wer behauptet die Bundesrepublik baue für Hunderte Millionen Radwege in Peru.
Wer behauptet, „Leute im System“ (sprich „die da oben“) wollten die kleinen Wirtshäuser und die dazugehörenden Stammtische schließen, um das Politisieren der kleinen Leute zu unterbinden.
Wer schlimme Nazi-Flugblätter im Schultornister trägt und behauptet sie seien vom Bruder, der ein Waffengeschäft besitzt.
Wer behauptet Wirtschaftsminister zu sein, aber mehr von Gastwirtschaften versteht als von „der Wirtschaft“.
Wer wahrheitswidrig behauptet, der Verfassungsschutz beobachte die Jusos und die Grüne Jugend.
Wer auf einer Bauern-Demo behauptet, man müsse sich die Demokratie zurückholen, aber nicht sagt wo sie ist und wer sie gestohlen hat.
Das alles trifft auf den bayrischen Minister Hubert („Hubsi“) Aiwanger zu.
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Sprengstoffe sind keine Seuche!
jf.bremen, 15:20h
Eine „Seuche, Infektionskrankheit, die in Folge ihrer großen Verbreitung eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt“, schreibt schon das dtv-Lexikon von 1969. Wikipedia sieht es ähnlich: „Eine Seuche ist eine schnell sich ausbreitende ansteckende Infektionskrankheit...“ (Stand 2024).
Munition, Handgranaten, Waffen, Blindgänger mit gefährlichen Schafstoffen sind keine Seuche, auch wenn es die taz (04.03.024, S.21 „Justiz muss Oldenburger Sumpf trockenlegen“) behauptet. Eine Seuche ist eine natürliche Gefährdung. Schadstoffe dagegen sind menschen-gemacht und breiten sich weder lokal noch massenhaft aus. Sie zur Seuche zu verklären, heißt sie und die verantwortlichen Menschen zu verharmlosen. „Wir können nichts dafür, ist halt ´ne Seuche.“
Munition, Handgranaten, Waffen, Blindgänger mit gefährlichen Schafstoffen sind keine Seuche, auch wenn es die taz (04.03.024, S.21 „Justiz muss Oldenburger Sumpf trockenlegen“) behauptet. Eine Seuche ist eine natürliche Gefährdung. Schadstoffe dagegen sind menschen-gemacht und breiten sich weder lokal noch massenhaft aus. Sie zur Seuche zu verklären, heißt sie und die verantwortlichen Menschen zu verharmlosen. „Wir können nichts dafür, ist halt ´ne Seuche.“
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Sonntag, 3. März 2024
Bedingt abwehrbereit
jf.bremen, 17:30h
war die Titelgeschichte einer Ausgabe des SPIEGEL 1962. Der Artikel berichtete über ein Planspiel der Bundeswehr, das genau das ergab, was die Überschrift beschreibt. Dadurch wurde ein Riesen-Skandal ausgelöst. Die Redaktionsräume wurden durchsucht, Redakteure verhafte, einer sogar in Spanien. Bundeskanzler Adenauer erkannte einen „Abgrund von Landesverrat“.
Was jetzt die Republik erschüttert, ist vergleichsweise ein Sturm im Wasserglas, obwohl die Tatsachen den damaligen Skandal in den Schatten stellen. Vier der ranghöchsten Generäle der Bundeswehr debattieren per Telefon strategische Fragen des Ukraine-Kriegs, sehr zum Vergnügen der Russen.
Was mich wundert: Nach meiner Kenntnis wurde keinem der Generäle bisher ein Haar gekrümmt. Der Skandal ist ein doppelter. Einerseits dass die Herren quasi auf dem Markplatz streng geheime und sehr sensible Gespräche führen. In jeder Funkerbude der Wehrmacht hing eine Schild „Feind hört mit!“, in der Bundeswehr wurde geraten, sensible Gespräche im fahrenden Auto zu führen. Da scheinen die Herrn nichts von zu halten.
Egal wie sicher das benutzte Kommunikationsportal ist, derart brisante Gespräche dürfen auf keinen Fall über Telefon oder Internet geführt werden. Das wird jedem Soldaten vom ersten Tag an eingebläut. Wieso die Herren Generäle dagegen verstoßen, bleibt unklar. Bei DEM Leichtsinn könnte man schon auf Vorsatz kommen.
Und dann die anschließende Diskussion. Die Herren scheinen abgetaucht zu sein, bisher wurden keine Maßnahmen gegen sein bekannt. Für die Opposition ist das ein gefundenes Fressen, um erneut die Regierung anzugreifen. Konstantin von Notz ist Fraktionsvorsitzender der Grünen und Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Er fordert eine „zügige Aufklärung“, kein Wort über das totale Versagen der Generäle.
Um die Angelegenheit klein zu halten, wird Russland angegriffen: "Die wollen uns doch nur schaden." Geschadet hat "uns" das Verhalten der Offiziere. Dass Russland das genüsslich ausschlachtet, ist nur zu verständlich.
Was jetzt die Republik erschüttert, ist vergleichsweise ein Sturm im Wasserglas, obwohl die Tatsachen den damaligen Skandal in den Schatten stellen. Vier der ranghöchsten Generäle der Bundeswehr debattieren per Telefon strategische Fragen des Ukraine-Kriegs, sehr zum Vergnügen der Russen.
Was mich wundert: Nach meiner Kenntnis wurde keinem der Generäle bisher ein Haar gekrümmt. Der Skandal ist ein doppelter. Einerseits dass die Herren quasi auf dem Markplatz streng geheime und sehr sensible Gespräche führen. In jeder Funkerbude der Wehrmacht hing eine Schild „Feind hört mit!“, in der Bundeswehr wurde geraten, sensible Gespräche im fahrenden Auto zu führen. Da scheinen die Herrn nichts von zu halten.
Egal wie sicher das benutzte Kommunikationsportal ist, derart brisante Gespräche dürfen auf keinen Fall über Telefon oder Internet geführt werden. Das wird jedem Soldaten vom ersten Tag an eingebläut. Wieso die Herren Generäle dagegen verstoßen, bleibt unklar. Bei DEM Leichtsinn könnte man schon auf Vorsatz kommen.
Und dann die anschließende Diskussion. Die Herren scheinen abgetaucht zu sein, bisher wurden keine Maßnahmen gegen sein bekannt. Für die Opposition ist das ein gefundenes Fressen, um erneut die Regierung anzugreifen. Konstantin von Notz ist Fraktionsvorsitzender der Grünen und Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Er fordert eine „zügige Aufklärung“, kein Wort über das totale Versagen der Generäle.
Um die Angelegenheit klein zu halten, wird Russland angegriffen: "Die wollen uns doch nur schaden." Geschadet hat "uns" das Verhalten der Offiziere. Dass Russland das genüsslich ausschlachtet, ist nur zu verständlich.
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Freitag, 1. März 2024
Krankenhaus als Albtraum
jf.bremen, 15:10h
Als ich nach der banalen Blinddarmoperation aus der Narkose aufwachte, glaubte ich, in einem fremden Land gelandet zu sein.
Die Menschen um mich herum sprachen in einer fremden Sprache, sahen auch fremd aus. Und das Schlimmste war: Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Irgendetwas war schief gelaufen. Meine Beine, die vorher leidlich gesund waren, versagten mir den Dienst. Ich versuchte den Menschen im Krankenzimmer klar zu machen, dass da was nicht in Ordnung war, sie erklärten – in gebrochenem Deutsch – die Blinddarm-Operation sei gut verlaufen, die Sache mit den Beinen falle nicht in ihr Fachgebiet.
Ich war zunehmend verzweifelt, bat um Heranziehung von Spezialisten, vergeblich! Ein ums andere Mal beharrten sie auf ihrem Sandpunkt und kündigten meine baldige Entlassung an.
Nachts hatte ich Träume, in denen ich mir wünschte, die fremdländischen Herren möchten doch bitte nach Hause gehen und dort ihre Potentaten wie Erdogan, Assad und Putin statt mich zu quälen. Im Traum erklärten sie mir, das sei ihnen unmöglich und zudem würden sie hier viel besser verdienen.
Ihre sprachliche Kommunikations-Unfähigkeit schien sich nur auf mich zu beziehen. Untereinander verstanden sie sich prächtig, denn sie benutzten eine mir unbekannte Fremdsprache in der überwiegend Worte mit den Endungen –us, -um und –ion vorkamen. Des Deutschen waren die meisten nur unvollkommen mächtig. Einer erschreckte mich mit der Androhung, er werde mir mein Bein „knicken“. Meinen Protest beantwortete er mit der Korrektur, er meine „beugen“.
Die Herren verstanden sich untereinander sehr gut, vor allem, weil meist nur einer sprach, dem alle anderen gehorchten und dem nie jemand widersprachen. Der Oberste sprach einwandfrei deutschen, nach unten in der strengen Hierarchie ließ das rapide nach.
Ich wehrte mich standhaft gegen die Hierarchie, und die Herrschaft und die Überheblichkeit, bis sie mich schließlich entließen, was einem Rausschmiss sehr ähnlich war. Das Schlusswort des Obersten beim Verlassen des Krankenzimmers war: „Das ist jetzt geklärt!“
Faktisch realisierten meinen Rausschmiss die Untersten in der Hierarchie mit dem niedrigsten Gehalt.
Die Menschen um mich herum sprachen in einer fremden Sprache, sahen auch fremd aus. Und das Schlimmste war: Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Irgendetwas war schief gelaufen. Meine Beine, die vorher leidlich gesund waren, versagten mir den Dienst. Ich versuchte den Menschen im Krankenzimmer klar zu machen, dass da was nicht in Ordnung war, sie erklärten – in gebrochenem Deutsch – die Blinddarm-Operation sei gut verlaufen, die Sache mit den Beinen falle nicht in ihr Fachgebiet.
Ich war zunehmend verzweifelt, bat um Heranziehung von Spezialisten, vergeblich! Ein ums andere Mal beharrten sie auf ihrem Sandpunkt und kündigten meine baldige Entlassung an.
Nachts hatte ich Träume, in denen ich mir wünschte, die fremdländischen Herren möchten doch bitte nach Hause gehen und dort ihre Potentaten wie Erdogan, Assad und Putin statt mich zu quälen. Im Traum erklärten sie mir, das sei ihnen unmöglich und zudem würden sie hier viel besser verdienen.
Ihre sprachliche Kommunikations-Unfähigkeit schien sich nur auf mich zu beziehen. Untereinander verstanden sie sich prächtig, denn sie benutzten eine mir unbekannte Fremdsprache in der überwiegend Worte mit den Endungen –us, -um und –ion vorkamen. Des Deutschen waren die meisten nur unvollkommen mächtig. Einer erschreckte mich mit der Androhung, er werde mir mein Bein „knicken“. Meinen Protest beantwortete er mit der Korrektur, er meine „beugen“.
Die Herren verstanden sich untereinander sehr gut, vor allem, weil meist nur einer sprach, dem alle anderen gehorchten und dem nie jemand widersprachen. Der Oberste sprach einwandfrei deutschen, nach unten in der strengen Hierarchie ließ das rapide nach.
Ich wehrte mich standhaft gegen die Hierarchie, und die Herrschaft und die Überheblichkeit, bis sie mich schließlich entließen, was einem Rausschmiss sehr ähnlich war. Das Schlusswort des Obersten beim Verlassen des Krankenzimmers war: „Das ist jetzt geklärt!“
Faktisch realisierten meinen Rausschmiss die Untersten in der Hierarchie mit dem niedrigsten Gehalt.
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Allmachtsphantasien des Herrgott
jf.bremen, 14:45h
Christian Herrgott (CDU) scheint zu glauben, dass sein Name verpflichtet. Offensichtlich ist er mit seiner Funktion als Landrat (Saale-Orlau-Kreis in Thüringen) sehr unzufrieden. Zu gerne würde er über außerweltliche Macht verfügen. Wie der himmlische Vater verfügt er über das Schicksal von Menschen, nicht aller Menschen, sondern nur dem von Flüchtlingen in seinem irdischen Wirkkreis.
Wie Herrgott hat er eine Idee: Flüchtlinge sollen max. vier Stunden täglich zum Stundenlohn von 0,80 € arbeiten. Das liegt 11,61 € unter dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn! Und zwar als Zwangsarbeit. Die ist laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) verboten! Aber was ficht das den Herrgott an?
Fast genauso abenteuerlich ist Herrgotts Begründung. Die Maßnahme soll den Geflüchteten eine „Tagesstruktur“ bieten und sie „auf den ersten Arbeitsmarkt perspektivisch vorbereiten.“
Der Herrgott scheint zu übersehen, dass die überwiegende Zahl der Geflüchteten gut ausgebildet und an Arbeit bereits aus ihren Herkunftsländern durchaus gewöhnt ist. Was fehlt sind wirklich gute Sprachkurse, weniger Bürokratie bei der Integration, helfende deutsche Hände und Angebote von Arbeitsplätzen.
Der Herrgott scheint in seiner Herrlichkeit noch nicht mitbekommen zu haben, dass Deutschland einen horrenden Mangel an Arbeitskräften hat. Wie wäre es, dem unbürokratisch und schnell abzuhelfen, indem man Migranten in den Arbeitsmarkt integriert. Und: Deutschlands Image als fremdenfeindlich ist in der Welt katastrophal. Das hat der Herrgott wohl übersehen!
Wie Herrgott hat er eine Idee: Flüchtlinge sollen max. vier Stunden täglich zum Stundenlohn von 0,80 € arbeiten. Das liegt 11,61 € unter dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn! Und zwar als Zwangsarbeit. Die ist laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) verboten! Aber was ficht das den Herrgott an?
Fast genauso abenteuerlich ist Herrgotts Begründung. Die Maßnahme soll den Geflüchteten eine „Tagesstruktur“ bieten und sie „auf den ersten Arbeitsmarkt perspektivisch vorbereiten.“
Der Herrgott scheint zu übersehen, dass die überwiegende Zahl der Geflüchteten gut ausgebildet und an Arbeit bereits aus ihren Herkunftsländern durchaus gewöhnt ist. Was fehlt sind wirklich gute Sprachkurse, weniger Bürokratie bei der Integration, helfende deutsche Hände und Angebote von Arbeitsplätzen.
Der Herrgott scheint in seiner Herrlichkeit noch nicht mitbekommen zu haben, dass Deutschland einen horrenden Mangel an Arbeitskräften hat. Wie wäre es, dem unbürokratisch und schnell abzuhelfen, indem man Migranten in den Arbeitsmarkt integriert. Und: Deutschlands Image als fremdenfeindlich ist in der Welt katastrophal. Das hat der Herrgott wohl übersehen!
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„Wir schaffen das.“ - Fremd in Deutschland (3)
jf.bremen, 14:16h
Das Paar hatte sich im Sprachkurs kennengelernt. Laila lebte schon mehrere Jahre in Deutschland und spricht gut Deutsch und studierte. Nicht genug, um sicher zu gehen, ihre Masterarbeit fehlerfrei abzugeben. Also rief Mohammed Gerd an und bat in ihrem Namen um Hilfe. Gerd konnte nicht nein sagen, also half er, was sich als eine etwas größere Aufgabe herausstellte. - Damit hatte er zwei Freunde.
Der dritte – wie sich herausstellen sollte – war Ali, der Bruder von Mohammed. Mohammed rief Gerd eines Tages an, sein Bruder sei durch die B-2-Prüfung durchgefallen. Ob er, Gerd, dem Bruder bei der Vorbereitung für die Wiederholungs-Prüfung helfen könne. Ali könne nicht flüssig lesen und schaffe in der vorgegeben Zeit nicht einmal, die Prüfungsfragen durchzulesen. Also übten beide Lesen, Monate lang, mit Unterbrechung wegen des Corona-Lockdowns. Schließlich bestand Ali die Prüfung.
Dann schlug die Bürokratie erneut zu. Mohammed hatte versäumt, seine Eheschließung dem BAFÖG-Amt und er AOK mitzuteilen. Woher sollte er wissen, dass das nötig ist?! Wieder, statt erst mal nachzufragen, schrieben beide Instanzen böse Briefe und drohten gar mit Strafen wegen Betrugs. Mohammed erschrak tief. Betrug, das klang ganz schlimm, er sah sich buchstäblich schon im Gefängnis. In Syrien wäre das die sichere Konsequenz gewesen. Nicht so in Deutschland. Es brauchte lange, bis er verstand, dass die Sache mit einer Rückzahlung der gezahlten Beiträge an die AOK und einem Bußgeld an das BAFÖG-Amt erledigt werden konnte.
Die Syrer – und all die anderen Flüchtlinge aus nichteuropäischen Ländern – mussten sich mühsam durch das bürokratische Dickicht kämpfen und sie trafen nicht nur auf verständnisvolle und hilfreiche Menschen. Ganz anders ein paar Jahre später, als Hunderttausende aus der Ukraine flohen. Ihnen sei die Gastfreundschaft gegönnt. Wir hätten den asiatischen und afrikanischen Migranten ebenso offene Arme gewünscht.
Inzwischen war die Freundschaft zwischen den Syrern, der Asiatin, Gerd und dessen Frau so gefestigt, dass alle sich gegenseitig zum Essen und zu gemeinsamen Ausflügen trafen. Wer Gerd kennt, weiß, dass das immer auch „Bildungs-Anlässe“ waren, und wenn es nur norddeutsche Landeskunde war.
Der dritte – wie sich herausstellen sollte – war Ali, der Bruder von Mohammed. Mohammed rief Gerd eines Tages an, sein Bruder sei durch die B-2-Prüfung durchgefallen. Ob er, Gerd, dem Bruder bei der Vorbereitung für die Wiederholungs-Prüfung helfen könne. Ali könne nicht flüssig lesen und schaffe in der vorgegeben Zeit nicht einmal, die Prüfungsfragen durchzulesen. Also übten beide Lesen, Monate lang, mit Unterbrechung wegen des Corona-Lockdowns. Schließlich bestand Ali die Prüfung.
Dann schlug die Bürokratie erneut zu. Mohammed hatte versäumt, seine Eheschließung dem BAFÖG-Amt und er AOK mitzuteilen. Woher sollte er wissen, dass das nötig ist?! Wieder, statt erst mal nachzufragen, schrieben beide Instanzen böse Briefe und drohten gar mit Strafen wegen Betrugs. Mohammed erschrak tief. Betrug, das klang ganz schlimm, er sah sich buchstäblich schon im Gefängnis. In Syrien wäre das die sichere Konsequenz gewesen. Nicht so in Deutschland. Es brauchte lange, bis er verstand, dass die Sache mit einer Rückzahlung der gezahlten Beiträge an die AOK und einem Bußgeld an das BAFÖG-Amt erledigt werden konnte.
Die Syrer – und all die anderen Flüchtlinge aus nichteuropäischen Ländern – mussten sich mühsam durch das bürokratische Dickicht kämpfen und sie trafen nicht nur auf verständnisvolle und hilfreiche Menschen. Ganz anders ein paar Jahre später, als Hunderttausende aus der Ukraine flohen. Ihnen sei die Gastfreundschaft gegönnt. Wir hätten den asiatischen und afrikanischen Migranten ebenso offene Arme gewünscht.
Inzwischen war die Freundschaft zwischen den Syrern, der Asiatin, Gerd und dessen Frau so gefestigt, dass alle sich gegenseitig zum Essen und zu gemeinsamen Ausflügen trafen. Wer Gerd kennt, weiß, dass das immer auch „Bildungs-Anlässe“ waren, und wenn es nur norddeutsche Landeskunde war.
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Donnerstag, 29. Februar 2024
„Wir schaffen das.“ - Fremd in Deutschland (2)
jf.bremen, 10:34h
Zwischendurch stellten die Deutschen die Frage, was wäre, wenn die Teilnehmenden in ihre Heimatländer zurückkehren. Was zumindest für die Syrer völlig außer Frage stand. Und wenn doch, so eine der Mentorinnen, haben wir wenigstens Freunde gewonnen.
Manchmal gab es lustige Missverständnisse. Ein Teilnehmer versuchte gern, sich unbekannte Worte selbst zu erklären. Das ist eine gute Methode, die leider gelegentlich versagt. Er hatte im Fernsehen einen Film über Georg Elser gesehen, in dem das Wort „Streife“ vorkam. Befragt, ob er das Wort verstand, erklärte er, es habe wohl was mit Polizei zu tun, denn die Autos der Polizei haben seitlich einen grünen oder blauen Streifen und heißen deswegen Streifenwagen.
Im selben Film wird Georg Elser als „Tüftler“ bezeichnet. Der Syrer vermutete, das habe etwas mit Autos und dem TÜV zu tun. Ein anderes Mal musste das Wort Bastler erklärt werden. Hier versagte die Kombinationsgabe des Flüchtlings.
Ein junger syrischer Flüchtling schloss sich unserem Mentor – er heiße Gerd -an. Jedes Mal kam er mit einem Vorschlag für ein Gespräch oder die Lektüre eines Textes. Gelegentlich kam ein/e zweite/r Teilnehmende hinzu, dann ergab sich ein wirkliches Gespräch, das auf Deutsch lief, denn anders konnten die beiden sich nicht verständigen.
Unser Syrer blieb mit diesem Mentor bis zum Ende des Sprachcafés zusammen. Ende hieß nicht, dass die Teilnehmenden jetzt Deutsch konnten, sondern dass die Finanzierung eingestellt worden war. Unser Syrer, nennen wir ihn einfach Mohammed, machte kurz darauf die C-1-Prüfung, bedankte sich bei seinem Mentor und zog sich zurück. Schade eigentlich, denn es hatte sich so etwas wie eine Freundschaft entwickelt.
Nach einigen Monaten meldete er sich wieder. Er hatte sich um einen Studienplatz für Chemie an der Bremer Uni beworben und sei abgelehnt worden. Begründung: ein Papier habe gefehlt, das so umfangreich war, dass es in dem Formular der Online-Bewerbung keinen Platz hatte. Statt mal eben telefonisch nachzufragen, wurde der Antrag abgelehnt. Vielleicht hätte die Sachbearbeiterin mal überlegen können, dass ein Syrer in Deutschland Probleme mit der Bürokratie hat. Da fehlt was? Zack, abgelehnt!
Gerd half ihm, einen Widerspruch zu schreiben, der wieder abgelehnt wurde; es sei kein Platz mehr frei. Ein weiterer Widerspruch blieb zunächst unbeantwortet, trotz mehrerer Telefon-Nachfragen. „Kein neuer Sachstand.“ Gerd lernte viel über deutsche Bürokratie, Mohammed musste alles lernen. Vor allem war ihm völlig fremd, dass die Bürger Rechte gegenüber dem Staat, der Bürokratie haben, dass man widersprechen kann: eine völlig undenkbare Vorstellung für einen Syrer, der unter den Assads groß geworden ist. Und beide lernten, dass man sogar Erfolg haben kann: Zwei Wochen vor dem nächsten Semester bekam er eine Zusage für einen Studienplatz.
Eine ähnliche Erfahrung musste Mohammed etwas später machen. Er hatte eine Frau, sie sei Laila genannt, aus einem asiatischen Land kennengelernt. Sie zogen zusammen. Für Mohammed gänzlich ungewohnt. In Syrien wäre das ausgeschlossen. - Sie beschlossen zu heiraten. Wieder störte die Bürokratie. Der Bremer Standesbeamte fragte nach Mohammeds Geburtsurkunde, ohne könne er nicht heiraten. Er fragte bei seine Mutter in Syrien nach dem Papier, für das es in Syrien nicht mal ein Wort gibt, geschweigen denn das Papier. Der Standesbeamte blieb auch nach dieser Information stur.
Jetzt erwies sich das Internet als Rettung. Die beiden fanden heraus, dass in Dänemark, kurz hinter der deutsch-dänischen Grenze, in Graasteen, eine Hochzeit problemlos möglich ist. Man legt ein Personenpapier (Pass, Perso oder so) sowie eine Aufenthaltserlaubnis in einem europäischen Land vor, und schon ist man verheiratet. Die Ehe wird dann auch in Deutschland anerkannt. Da muss man erst mal drauf kommen!
Fortsetzung folgt
Manchmal gab es lustige Missverständnisse. Ein Teilnehmer versuchte gern, sich unbekannte Worte selbst zu erklären. Das ist eine gute Methode, die leider gelegentlich versagt. Er hatte im Fernsehen einen Film über Georg Elser gesehen, in dem das Wort „Streife“ vorkam. Befragt, ob er das Wort verstand, erklärte er, es habe wohl was mit Polizei zu tun, denn die Autos der Polizei haben seitlich einen grünen oder blauen Streifen und heißen deswegen Streifenwagen.
Im selben Film wird Georg Elser als „Tüftler“ bezeichnet. Der Syrer vermutete, das habe etwas mit Autos und dem TÜV zu tun. Ein anderes Mal musste das Wort Bastler erklärt werden. Hier versagte die Kombinationsgabe des Flüchtlings.
Ein junger syrischer Flüchtling schloss sich unserem Mentor – er heiße Gerd -an. Jedes Mal kam er mit einem Vorschlag für ein Gespräch oder die Lektüre eines Textes. Gelegentlich kam ein/e zweite/r Teilnehmende hinzu, dann ergab sich ein wirkliches Gespräch, das auf Deutsch lief, denn anders konnten die beiden sich nicht verständigen.
Unser Syrer blieb mit diesem Mentor bis zum Ende des Sprachcafés zusammen. Ende hieß nicht, dass die Teilnehmenden jetzt Deutsch konnten, sondern dass die Finanzierung eingestellt worden war. Unser Syrer, nennen wir ihn einfach Mohammed, machte kurz darauf die C-1-Prüfung, bedankte sich bei seinem Mentor und zog sich zurück. Schade eigentlich, denn es hatte sich so etwas wie eine Freundschaft entwickelt.
Nach einigen Monaten meldete er sich wieder. Er hatte sich um einen Studienplatz für Chemie an der Bremer Uni beworben und sei abgelehnt worden. Begründung: ein Papier habe gefehlt, das so umfangreich war, dass es in dem Formular der Online-Bewerbung keinen Platz hatte. Statt mal eben telefonisch nachzufragen, wurde der Antrag abgelehnt. Vielleicht hätte die Sachbearbeiterin mal überlegen können, dass ein Syrer in Deutschland Probleme mit der Bürokratie hat. Da fehlt was? Zack, abgelehnt!
Gerd half ihm, einen Widerspruch zu schreiben, der wieder abgelehnt wurde; es sei kein Platz mehr frei. Ein weiterer Widerspruch blieb zunächst unbeantwortet, trotz mehrerer Telefon-Nachfragen. „Kein neuer Sachstand.“ Gerd lernte viel über deutsche Bürokratie, Mohammed musste alles lernen. Vor allem war ihm völlig fremd, dass die Bürger Rechte gegenüber dem Staat, der Bürokratie haben, dass man widersprechen kann: eine völlig undenkbare Vorstellung für einen Syrer, der unter den Assads groß geworden ist. Und beide lernten, dass man sogar Erfolg haben kann: Zwei Wochen vor dem nächsten Semester bekam er eine Zusage für einen Studienplatz.
Eine ähnliche Erfahrung musste Mohammed etwas später machen. Er hatte eine Frau, sie sei Laila genannt, aus einem asiatischen Land kennengelernt. Sie zogen zusammen. Für Mohammed gänzlich ungewohnt. In Syrien wäre das ausgeschlossen. - Sie beschlossen zu heiraten. Wieder störte die Bürokratie. Der Bremer Standesbeamte fragte nach Mohammeds Geburtsurkunde, ohne könne er nicht heiraten. Er fragte bei seine Mutter in Syrien nach dem Papier, für das es in Syrien nicht mal ein Wort gibt, geschweigen denn das Papier. Der Standesbeamte blieb auch nach dieser Information stur.
Jetzt erwies sich das Internet als Rettung. Die beiden fanden heraus, dass in Dänemark, kurz hinter der deutsch-dänischen Grenze, in Graasteen, eine Hochzeit problemlos möglich ist. Man legt ein Personenpapier (Pass, Perso oder so) sowie eine Aufenthaltserlaubnis in einem europäischen Land vor, und schon ist man verheiratet. Die Ehe wird dann auch in Deutschland anerkannt. Da muss man erst mal drauf kommen!
Fortsetzung folgt
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Mittwoch, 28. Februar 2024
„Wir schaffen das.“ - Fremd in Deutschland (1)
jf.bremen, 10:39h
Es fing an im Besprechungsraum einer Bürogemeinschaft mit dem typisch unpersönlichen Mobiliar: Resopal-Tische, einfache, aber gepolsterte Stühle, vorm Fenster eine beige Jalousie und eine kümmerliche Zimmerpalme. Die Veranstaltung nannte sich „Sprachcafé“; dort gab es keinen Kaffee, wenn überhaupt, nur Tee, ein Beutel für eine Kanne. „Sprach-„ stand dafür, dass MigrantInnen dort Deutsch lernen sollten, mit Unterstützung deutscher Laien. Er war einer von denen.
Die Gruppe der Deutschen, zunächst fünfzehn, schmolz schnell auf einen festen Stamm von fünf bis sechs zusammen. Alles gutwillige Menschen – zumeist Hausfrauen und RentnerInnen - mit unterschiedlichem Hintergrund.
Er hatte sich vorgestellt, dass die Gruppe locker über unterschiedliche Themen reden sollte. Die Moderatorin war anderer Ansicht: Die Deutschen sollten sich jeweils mit einem/r oder zwei MigrantInnen zusammensetzen und miteinander sprechen, das sei intensiver für die Teilnehmenden. Dass das in dem Besprechungsraum nicht ging, stellte sich schnell heraus, die Kleingruppen störten sich gegenseitig. Also verteilten sie sich auf leerstehende Büroräume.
Die Gruppe der MigrantInnen war divers und inkonsistent: Manche kamen einmal, hatten ein konkretes Bedürfnis und wurden nie wieder gesehen. Andere liefen zuverlässig jedes Mal auf. Einige konnten bereits gut Deutsch, andere fast gar nicht.
Eine junge Afrikanerin – sie sprach fließend Englisch, dafür kaum Deutsch – wollte erklärt bekommen, warum die Deutschlehrerin im Sprachrest einen bestimmten „Fehler“ moniert hatte. Es war kein Fehler. Allein die Satzstellung ließ zwei unterschiedliche Möglichkeiten zu. Ein Wort konnte je nach Betonung vorn oder weiter hinten im Satz stehen. Der deutsche Mentor versuchte, das zu erklären, die Afrikanerin wollte wissen, was falsch und was richtig ist. Tatsächlich entsprach eine der beiden Möglichkeiten nicht der Schablone im Test. Der Mentor empfahl, die Lehrerin zu befragen. Die Teilnehmerin kam beim nächsten Mal mit der Auskunft zurück, die Lehrerin habe keine Zeit für ihre Frage gehabt. Ja toll!
Ein junger Mann erbat Hilfe bei einer Mathematikaufgabe aus der Schule. - Die pensionierte Lehrerin half ihm. Eine junge Frau bat um Hilfe für die B-1-Prüfung. - Einer kam mit einem Spiegel-Artikel, den er nicht verstanden hatte. Der Mentor ackerte mit ihm den Artikel durch. Kurzum, ein „Sprachcafé“ sieht anders aus.
Auf Vorschlag eines Deutschen organisierte die Moderatorin später zu Beginn der Treffen Spiele und am Ende eine Schlussrunde. Das gefiel denjenigen, die regelmäßig kamen. Schließlich wurde die Gruppe auch konsistenter.
Fortsetzung folgt
Die Gruppe der Deutschen, zunächst fünfzehn, schmolz schnell auf einen festen Stamm von fünf bis sechs zusammen. Alles gutwillige Menschen – zumeist Hausfrauen und RentnerInnen - mit unterschiedlichem Hintergrund.
Er hatte sich vorgestellt, dass die Gruppe locker über unterschiedliche Themen reden sollte. Die Moderatorin war anderer Ansicht: Die Deutschen sollten sich jeweils mit einem/r oder zwei MigrantInnen zusammensetzen und miteinander sprechen, das sei intensiver für die Teilnehmenden. Dass das in dem Besprechungsraum nicht ging, stellte sich schnell heraus, die Kleingruppen störten sich gegenseitig. Also verteilten sie sich auf leerstehende Büroräume.
Die Gruppe der MigrantInnen war divers und inkonsistent: Manche kamen einmal, hatten ein konkretes Bedürfnis und wurden nie wieder gesehen. Andere liefen zuverlässig jedes Mal auf. Einige konnten bereits gut Deutsch, andere fast gar nicht.
Eine junge Afrikanerin – sie sprach fließend Englisch, dafür kaum Deutsch – wollte erklärt bekommen, warum die Deutschlehrerin im Sprachrest einen bestimmten „Fehler“ moniert hatte. Es war kein Fehler. Allein die Satzstellung ließ zwei unterschiedliche Möglichkeiten zu. Ein Wort konnte je nach Betonung vorn oder weiter hinten im Satz stehen. Der deutsche Mentor versuchte, das zu erklären, die Afrikanerin wollte wissen, was falsch und was richtig ist. Tatsächlich entsprach eine der beiden Möglichkeiten nicht der Schablone im Test. Der Mentor empfahl, die Lehrerin zu befragen. Die Teilnehmerin kam beim nächsten Mal mit der Auskunft zurück, die Lehrerin habe keine Zeit für ihre Frage gehabt. Ja toll!
Ein junger Mann erbat Hilfe bei einer Mathematikaufgabe aus der Schule. - Die pensionierte Lehrerin half ihm. Eine junge Frau bat um Hilfe für die B-1-Prüfung. - Einer kam mit einem Spiegel-Artikel, den er nicht verstanden hatte. Der Mentor ackerte mit ihm den Artikel durch. Kurzum, ein „Sprachcafé“ sieht anders aus.
Auf Vorschlag eines Deutschen organisierte die Moderatorin später zu Beginn der Treffen Spiele und am Ende eine Schlussrunde. Das gefiel denjenigen, die regelmäßig kamen. Schließlich wurde die Gruppe auch konsistenter.
Fortsetzung folgt
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