Mittwoch, 15. Februar 2023
Zwei starke Frauen
Gerade ist die schottische Premierministerin, Nicola Sturgeon, nach acht Jahren Amtszeit von ihrem Amt zurückgetreten. 2019 gewann ihre Partei, die Scottish National Party, 48 von 59 Wahlkreisen in Schottland. Ihre Lebensaufgabe verstand sie darin, dass Schottland unabhängig von Großbritannien werden und Mitglied der Europäischen Union bleiben sollte. Sie scheiterte am hartnäckigen Widerstand der Londoner Zentralregierung. Jetzt erklärte sie, dass „die Zeit jetzt gekommen ist". Sie fühlte sich angesichts der Rückschläge nicht mehr stark genug, das Amt zu führen.

Diese Entscheidung verdient Respekt, genauso wie die der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern. Ihre auf eine solide, absolute Mehrheit im Parlament gestützte Politik stach hervor durch ihre Politik in Klimafragen, ihre Covid-19-Politik, die Reaktion auf den Terroranschlag auf zwei Moscheen und ihre generelle Sozial- und Gesundheitspolitik. Wenn sie jetzt zurücktritt, tut sie das, weil sie den Aufgaben nicht mehr gewachsen zu sein glaubt.

Zwei starke Frauen, die auch Schwäche zeigen können und wissen, wann es genug ist.

Ganz anders das Bild von Männern u.a. in der Bundesrepublik, die warten, bis die Spatzen ihr Versagen von den Dächern pfeifen. Drei Beispiele:

Der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, hatte dieses Amt von 1949 bis 1963. Natürlich hatte er auch politische Erfolge, aber seine letzten Jahre als Kanzler wurden durch seinen hartnäckigen Kampf überschattet, so lange wie möglich im Amt zu bleiben, und durch den – vergeblichen – Versuch, die Wahl Ludwig Erhards als Nachfolger zu verhindern,. Schließlich trat auf Druck aus der CDU/CSU und vom Koalitionspartner FDP zurück.

Sein Nachfolger Ludwig Ehrhardt (1963 – 1966) erlitt zuletzt einen massiven Autoritätsverlust bei führenden CDU/CSU-Politkern und den Austritt der FDP aus der Koalition. Sein Rücktritt war eher ruhmlos.

Schließlich war Helmut Kohl 16 Jahre (1982 – 1998) Bundeskanzler. Erst nach einem massiven Stimmenverlust am Ende seiner Kanzlerschaft – 1998 erreichte die CDU das schlechteste Wahlergebnis seit 1949, verlor die Mehrheit der CDU/CSU/FDP-Koalition im Bundestag. Er hinterließ ein Bündel von Skandalen: Stichworte Parteispendenaffäre, Berateraffäre, Daten- und Aktenbeseitigung.

Drei Beispiele von starken Männern, die am Ende ihre Schwäche nicht mehr wahrhaben wollen.

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