Sonntag, 28. Dezember 2025
Skandal des Jahres: Frauke Brosius-Gersdorf
Im Sommer 2025 standen die Wahlen für drei VerfassungsrichterInnen durch den Bundestag an. CDU /CSU und SPD hatten sich auf drei KandidatInnen geeinigt. Eine davon war die von der SPD nominierte Frauke Brosius-Gersdorf. Sie ist Rechtswissenschaftlerin und Professorin für öffentliches Recht, mit Schwerpunkt Verfassungs- und Sozialrecht, an der Universität Potsdam.

Kurz vor dem Wahltermin signalisierten etwa sechzig Abgeordnete aus CDU und CSU, sie würden der Wahl von Brosius-Gersdorf nicht zustimmen. Sie bekamen Schützenhilfe von der Jungen Union. Achtzehn „junge CDUler“ erklärten öffentlich, die Kandidatin nicht zu wählen. Damit war klar: es gab keine Mehrheit für Brosius-Gersdorf im Bundestag.

Nun fragten sich kritische ZeitgenossInnen, woher die plötzliche Blockade kam. Findige Rechercheure ermittelten, dass im Internet mehr oder minder obskure Vorwürfe gegen die Kandidatin kursierten.

Lebensschützer fantasierten, Brosius-Gersdorf sei eine „Richterin der Grausamkeit“, sie sei eine ultralinke Abtreibungsaktivistin, sie befürworte Abtreibungen bis kurz vor der Geburt, das BVG solle eine Zelle linker Agitation werden, ein links-grüner Putsch sei in Vorbereitung. Zusätzlich wurden massiv Plagiatsvorwürfe erhoben.

Ein Abfallkübel von Halb- und Nicht-Wahrheiten, Erfindungen, Vorurteilen, Drohungen, Frauenfeindlichkeit und Hass wurde über ihr ausgegossen. Dahinter steckten bekannte Rechtsquellen (Nius, junge freiheit u.a.) sowie anonyme Quellen.

Schließlich zog Brosius-Gersdorf die Reisleine und verzichtete auf ihre Kandidatur – aus guten Gründen.

Nun fragt sich: Wie verlief die „Meldekette“ von allen denkbaren rechts-konservativen bis rechtsextremen Quellen zur Jungen Union und zur CDU/CSU-Bundestagsfraktion? Ist das Internet die einzige Informationsquelle? Gab es denn niemanden, der „Stopp“ schrie, der die Fakes mit seriösen Quellen verglich, las denn niemand seriöse Zeitungen, oder bedienten sich alle der BILD und nius‘?

Der Skandal wirft ein bezeichnendes Licht auf diese „Volksvertreter“, seine Reichweite sollte mindestens bis zu den nächsten Wahlen leuchten.

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