Montag, 26. Mai 2025
Dona nobis pacem: Wer gibt Frieden?
Als Kinder lernten wir in der Schule den Kanon „Dona nobis pacem“ (deutsch: Gib uns Frieden). Die Erfahrung und Erinnerung an den 2. Weltkrieg war uns noch sehr deutlich.

Komponist des Liedes war Joh. Seb. Bach geboren 1685. Zu seinen Lebzeiten war die Erinnerung des Dreißigjährigen Kriegs (1618 – 1648) ebenfalls lebendig. Er fand in ganz Mitteleuropa statt und führte zu Verheerungen bisher unbekannten Ausmaßes.

Der Text „Gib uns Frieden“ richtet sich an den Gott der Christen. Frieden konnte nach deren Vorstellung nicht durch menschliche Bemühungen, sondern als Gnadenakt eines höheren Wesens erreicht werden.

Das ist einigermaßen kurios: Der 30-jährige Krieg wurde vordergründig von Katholiken gegen Protestanten geführt. Es ginge um den „rechten Glauben“. Das war aber nur der ideologische Überbau: Tatsächlich ging es um weltliche Macht und wirtschaftliche Vorherrschaft.

Der Friede wurde auch tatsächlich durch einen Friedensvertrag zwischen weltlichen Mächten erreicht, nachdem die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse derart desolat geworden waren, dass kriegerisch nichts mehr zu erreichen war.

Wenn die Christen unterschiedlicher Richtungen jetzt Gott um Frieden baten, war das die falsche Adresse. Krieg ist immer menschengemacht und überirdische Mächte haben noch nie Frieden geschaffen.

Heute gibt es zwar „Friedengebete“ in den Kirchen. Sehr klar ist aber: Kriege werden von Menschen gemacht und können auch nur von Menschen beendet werden – ob in der Ukraine, in Gasa, im Sudan oder anderswo.

Besonders perfide ist die Tatsache, dass die aktuellen Kriege vor allem Zivilisten, Frauen und Kinder treffen. Die Bilder von den um Essen flehenden Kindern erinnern an die Höllenphantasien von Hieronymus Bosch (~1450 – 1516). Hölle ist keine spirituelle Drohung mehr, sondern vielfache Realität in unserer Welt!

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