Montag, 24. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (7) Zehnter Tag - Timbuktu
jf.bremen, 10:24h
Zehnter Tag - Timbuktu
Nach dem Frühstück Stadtführung mit einem jungen Studenten im Tuareg-look (später treffen wir ihn wieder in Jeans und Sweatshirt). Die Stadt ist ziemlich leer (Freitag), die Djingareiber Moschee, die man sonst besichtigen kann, ist wegen Bauarbeiten geschlossen. Er zeigt uns aber alle drei Moscheen von außen, erklärt uns die Bürgerhäuser und die Bedeutung der Türen und Türklopfer, führt uns zu den tatsächlichen oder angenommenen Wohnhäusern der drei großen Afrikareisenden René Caillié, Heinrich Barth und Gordon Laing. Einen kurzen Stopp gibt’s im Heinrich-Barth-Haus, einem kleinen Museum, wo wir uns einen Eintrag in den Pass holen (ich bin auch in Timbuktu gewesen). Das große Museum über das Leben der Tuareg und mit alten Exponaten ist interessant. Sensationell ist aber der Besuch im Institut de Hautes Études et des Recherches Islamique Ahmed Baba mit seinen 20.000 – 30.000 Quellen aus acht Jahrhunderten.
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DAS INSTITUT DES HAUTES ÉTUDES ET DES RECHERCHES ISLAMIQUE ACHMED BABA
ist ein Zentrum zur Sichtung, Konservierung und Erforschung von 20 – 30.000 seltenen und wertvollen Büchern und Manuskripten. Sie umfassen die Gebiete der Islamwissenschaft, Geschichte, Anthroposoziologie, Literatur und Medizin und stellen einen einmaligen Schatz dar. Umso bedauerlicher ist es, dass die islamistischen Milizen 2012 einen Teil der Dokumente als „unislamisch“ zu vernichten drohten. Zum Glück haben Einwohner Timbuktus das Schlimmste verhüten können, indem sie viele Bücher und Manuskripte versteckten und in den Süden retteten.
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Wir haben Zugang zur Restauratoren-Werkstatt und zur Bibliothek und können die Dokumente direkt angucken. Symbolisch gesprochen: mir klopft das Herz bis zum Hals. Hätte man mir vor vierzig Jahren gesagt, dass ich mal Erregungszustände vor einem alten Dokument bekommen würde, hätte ich mir an die Stirn getippt. Alter schützt vor Leidenschaft nicht. - Eine fotografiert mit Blitz und ist wohl ziemlich indigniert, als ich sie darauf hinweise, dass das schädlich und streng verpönt ist.
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DAS MONUMENT DE LA PAIX
befindet sich am Rande von Timbuktu. Nach dem Tuareg-Aufstand 1990 – 96 wurde es als Monument errichtet. Es sollte den Friedensvertrag zwischen der Regierung und den Tuareg symbolisieren. In das Monument wurden als Zeichen des Friedens entschärfte Waffen eingemauert. Da die Versprechungen der Regierung, die Tuareg am Reichtum der Wüste – der Uranausbeute zu beteiligen -, nicht eingehalten wurden, erhoben sich die Tuareg 2012 erneut und riefen einen eigenen Staat Azaouad aus. Ihre Revolte wurde jedoch von fundamentalistischen Islamisten usurpiert.
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Bei einem Bummel über den Handwerkerhof erstehen G. und ich einen „silbernen Armreif“. Es wird nach allen Regeln der Kunst gehandelt, allerdings macht der Mann schließlich wohl doch ein gutes Geschäfte, ich bin etwas aus der Übung. Aber der Armreif ist schlicht und doch simpel. Der Händler begrüßt uns herzlich als Deutsche, er hat einen deutschen Freund und zieht zum Beweis aus einem Stapel Visitenkarten eines Mitarbeiters des Bremer Überseemuseums heraus. Ich gebe ihm meine Karte, da kann er zukünftig auch mit mir angeben. G. gabelt einen kleinen Freund auf, der uns hartnäckig begleitet und ankündigt, er würde nachmittags bei dem Kamelritt auch dabei sein.
Unterwegs spricht uns eine Frau an und will fotografiert werden. Ich tue’s und gebe ihr 500 CFA. Sie ist zufrieden und zieht ab. Da stellen mich zwei oder drei junge Männer zur Rede und beschimpfen mich wegen des Fotos. Ich versuche, es zu erklären, aber sie beharren auf ihrer Meinung. Eine gezielte Provokation, das Ganze eine Inszenierung? Ich trolle mich schließlich und lasse sie stehen. Zuhause kommen uns beim Ansehen des Dias Zweifel, ob die fotografierte Person wirklich eine Frau ist!
Nachmittags, während die anderen individuell shoppen, gehen G. und ich zum Place de l’Independance und bewundern die Statue zu Ehren von Al-Farouk. Ob wir die marokkanische Kasbah gefunden haben, ist nicht ganz sicher. - Wir lassen uns auf der Dachterrasse des Hotels einen Tee servieren und genießen die Aussicht über den Stadtrand, den Friedhof und die anschließenden Dünen, die die Wüste ankündigen.
Am frühen Abend gibt’s für alle einen Kamelritt. Ich kann mich immer noch nicht dafür begeistern. Die Freude wird zusätzlich dadurch getrübt, dass wir in einem Tuareg-Lager landen und uns –mal wieder – der Zudringlichkeit von Händlern erwehren müssen. Immerhin kaufen andere etwas, so dass wir etwas entlastet sind. Für den Rückweg nehmen wir das Angebot an, im 4x4 zu fahren. Der kleine Junge vom Vormittag will hinten auf der Stoßstange mitfahren, der Fahrer rast im Zick-Zack über die Piste, der kleine fängt an zu heulen, schließlich stoppt der Fahrer und der Junge springt ab, aber ein Erwachsener fährt bis in die Stadt mit.
Bei den Mahlzeiten hat sich jetzt eine merkwürdige Sitzordnung herausgestellt. Bisher präsidierte der Prof. am einen Ende, der Doktor am anderen und dazwischen bunte Reihe. Jetzt sitzen am einen Ende das „Frauenbataillon“ und am anderen Hebels, wir, Silke, Helga; der Prof. schön in der Mitte, damit er zu keiner Fraktion den Anschluss verpasst, aber mit deutlicher Tendenz zu den Frauen. Albert, eigentlich eher zu uns tendierend, sitzt bei den Frauen, weil er sich mit Karin angefreundet hat. Einmal sitzen wir schon, und das andere Tischende ist noch frei, da kommt Beate, setzt sich neben mich; die anderen tröpfeln ein, da setzt sie sich zur anderen Seite und erklärt, neben mir wolle sie nicht sitzen. Auch gut.
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TIMBUKTU und KAVARÉ
Die Oasenstadt Timbuktu mit ca. 55.000 Einwohnern liegt am Südrand der Sahara. Einzige Landverbindungen nach Süden und in die Wüste sind Pisten, die nur mit geländegängigen Fahrzeugen zu bewältigen sind. Wie eh und je erfolgt ein Großteil des Warentransports mit Kamel- und Eselskarawanen. Die Asphaltstraße nach Süden endet in Kavaré am Niger. Der Fluss ist die eine Lebensader für den Transport von Personen und Waren auf Schiff nach Osten und Süden. In der Regenzeit können die großen Niger-Dampfer fahren, in der Trockenzeit nur Pinassen und Pirogen. Da Timbuktu traditionell Umschlagsplatz für den Goldhandel nach Nordafrika war, verbreitete sich das Gerücht, dort seien die Dächer mit Gold gedeckt. Die ersten europäischen Afrika-Forscher, Alexander Gordon Laing, René Caillié und Heinrich Barth, waren daher beim Anblick der Stadt herbe enttäuscht. Caillié notierte: „… ein Durcheinander hässlicher Häuser aus Erde gebaut.“ Dennoch ist Timbuktu sehenswert wegen seiner drei großen Moscheen, seiner Mausoleen berühmter Männer – die leider von den Islamisten 2012 teilweise zerstört wurden – sowie des berühmten Instituts für islamische Studien und Forschungen „Ahmed Baba“. Die Djingareiber-Moschee ist sogar zu besichtigen „Ahmed Baba“ ist mit 20.000 – 30.000 Bänden eine der größten Sammlungen gelehrter Schriften aus Islamwissenschaft, Geschichte Anthroposoziologie, Literatur und Medizin im islamischen Raum. Eine andere Bibliothek befindet sich am Nordrand der Sahara in der Zawia Tamegroute (Marokko) mit 4.185 Bänden aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit mit der. Gründung und Geschichte der Stadt liegen weitgehend im Ungewissen. Wegen seiner besonderen Lage war sie in der wechselvollen Geschichte der Region häufig umstritten und umkämpft.
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Nach dem Frühstück Stadtführung mit einem jungen Studenten im Tuareg-look (später treffen wir ihn wieder in Jeans und Sweatshirt). Die Stadt ist ziemlich leer (Freitag), die Djingareiber Moschee, die man sonst besichtigen kann, ist wegen Bauarbeiten geschlossen. Er zeigt uns aber alle drei Moscheen von außen, erklärt uns die Bürgerhäuser und die Bedeutung der Türen und Türklopfer, führt uns zu den tatsächlichen oder angenommenen Wohnhäusern der drei großen Afrikareisenden René Caillié, Heinrich Barth und Gordon Laing. Einen kurzen Stopp gibt’s im Heinrich-Barth-Haus, einem kleinen Museum, wo wir uns einen Eintrag in den Pass holen (ich bin auch in Timbuktu gewesen). Das große Museum über das Leben der Tuareg und mit alten Exponaten ist interessant. Sensationell ist aber der Besuch im Institut de Hautes Études et des Recherches Islamique Ahmed Baba mit seinen 20.000 – 30.000 Quellen aus acht Jahrhunderten.
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DAS INSTITUT DES HAUTES ÉTUDES ET DES RECHERCHES ISLAMIQUE ACHMED BABA
ist ein Zentrum zur Sichtung, Konservierung und Erforschung von 20 – 30.000 seltenen und wertvollen Büchern und Manuskripten. Sie umfassen die Gebiete der Islamwissenschaft, Geschichte, Anthroposoziologie, Literatur und Medizin und stellen einen einmaligen Schatz dar. Umso bedauerlicher ist es, dass die islamistischen Milizen 2012 einen Teil der Dokumente als „unislamisch“ zu vernichten drohten. Zum Glück haben Einwohner Timbuktus das Schlimmste verhüten können, indem sie viele Bücher und Manuskripte versteckten und in den Süden retteten.
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Wir haben Zugang zur Restauratoren-Werkstatt und zur Bibliothek und können die Dokumente direkt angucken. Symbolisch gesprochen: mir klopft das Herz bis zum Hals. Hätte man mir vor vierzig Jahren gesagt, dass ich mal Erregungszustände vor einem alten Dokument bekommen würde, hätte ich mir an die Stirn getippt. Alter schützt vor Leidenschaft nicht. - Eine fotografiert mit Blitz und ist wohl ziemlich indigniert, als ich sie darauf hinweise, dass das schädlich und streng verpönt ist.
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DAS MONUMENT DE LA PAIX
befindet sich am Rande von Timbuktu. Nach dem Tuareg-Aufstand 1990 – 96 wurde es als Monument errichtet. Es sollte den Friedensvertrag zwischen der Regierung und den Tuareg symbolisieren. In das Monument wurden als Zeichen des Friedens entschärfte Waffen eingemauert. Da die Versprechungen der Regierung, die Tuareg am Reichtum der Wüste – der Uranausbeute zu beteiligen -, nicht eingehalten wurden, erhoben sich die Tuareg 2012 erneut und riefen einen eigenen Staat Azaouad aus. Ihre Revolte wurde jedoch von fundamentalistischen Islamisten usurpiert.
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Bei einem Bummel über den Handwerkerhof erstehen G. und ich einen „silbernen Armreif“. Es wird nach allen Regeln der Kunst gehandelt, allerdings macht der Mann schließlich wohl doch ein gutes Geschäfte, ich bin etwas aus der Übung. Aber der Armreif ist schlicht und doch simpel. Der Händler begrüßt uns herzlich als Deutsche, er hat einen deutschen Freund und zieht zum Beweis aus einem Stapel Visitenkarten eines Mitarbeiters des Bremer Überseemuseums heraus. Ich gebe ihm meine Karte, da kann er zukünftig auch mit mir angeben. G. gabelt einen kleinen Freund auf, der uns hartnäckig begleitet und ankündigt, er würde nachmittags bei dem Kamelritt auch dabei sein.
Unterwegs spricht uns eine Frau an und will fotografiert werden. Ich tue’s und gebe ihr 500 CFA. Sie ist zufrieden und zieht ab. Da stellen mich zwei oder drei junge Männer zur Rede und beschimpfen mich wegen des Fotos. Ich versuche, es zu erklären, aber sie beharren auf ihrer Meinung. Eine gezielte Provokation, das Ganze eine Inszenierung? Ich trolle mich schließlich und lasse sie stehen. Zuhause kommen uns beim Ansehen des Dias Zweifel, ob die fotografierte Person wirklich eine Frau ist!
Nachmittags, während die anderen individuell shoppen, gehen G. und ich zum Place de l’Independance und bewundern die Statue zu Ehren von Al-Farouk. Ob wir die marokkanische Kasbah gefunden haben, ist nicht ganz sicher. - Wir lassen uns auf der Dachterrasse des Hotels einen Tee servieren und genießen die Aussicht über den Stadtrand, den Friedhof und die anschließenden Dünen, die die Wüste ankündigen.
Am frühen Abend gibt’s für alle einen Kamelritt. Ich kann mich immer noch nicht dafür begeistern. Die Freude wird zusätzlich dadurch getrübt, dass wir in einem Tuareg-Lager landen und uns –mal wieder – der Zudringlichkeit von Händlern erwehren müssen. Immerhin kaufen andere etwas, so dass wir etwas entlastet sind. Für den Rückweg nehmen wir das Angebot an, im 4x4 zu fahren. Der kleine Junge vom Vormittag will hinten auf der Stoßstange mitfahren, der Fahrer rast im Zick-Zack über die Piste, der kleine fängt an zu heulen, schließlich stoppt der Fahrer und der Junge springt ab, aber ein Erwachsener fährt bis in die Stadt mit.
Bei den Mahlzeiten hat sich jetzt eine merkwürdige Sitzordnung herausgestellt. Bisher präsidierte der Prof. am einen Ende, der Doktor am anderen und dazwischen bunte Reihe. Jetzt sitzen am einen Ende das „Frauenbataillon“ und am anderen Hebels, wir, Silke, Helga; der Prof. schön in der Mitte, damit er zu keiner Fraktion den Anschluss verpasst, aber mit deutlicher Tendenz zu den Frauen. Albert, eigentlich eher zu uns tendierend, sitzt bei den Frauen, weil er sich mit Karin angefreundet hat. Einmal sitzen wir schon, und das andere Tischende ist noch frei, da kommt Beate, setzt sich neben mich; die anderen tröpfeln ein, da setzt sie sich zur anderen Seite und erklärt, neben mir wolle sie nicht sitzen. Auch gut.
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TIMBUKTU und KAVARÉ
Die Oasenstadt Timbuktu mit ca. 55.000 Einwohnern liegt am Südrand der Sahara. Einzige Landverbindungen nach Süden und in die Wüste sind Pisten, die nur mit geländegängigen Fahrzeugen zu bewältigen sind. Wie eh und je erfolgt ein Großteil des Warentransports mit Kamel- und Eselskarawanen. Die Asphaltstraße nach Süden endet in Kavaré am Niger. Der Fluss ist die eine Lebensader für den Transport von Personen und Waren auf Schiff nach Osten und Süden. In der Regenzeit können die großen Niger-Dampfer fahren, in der Trockenzeit nur Pinassen und Pirogen. Da Timbuktu traditionell Umschlagsplatz für den Goldhandel nach Nordafrika war, verbreitete sich das Gerücht, dort seien die Dächer mit Gold gedeckt. Die ersten europäischen Afrika-Forscher, Alexander Gordon Laing, René Caillié und Heinrich Barth, waren daher beim Anblick der Stadt herbe enttäuscht. Caillié notierte: „… ein Durcheinander hässlicher Häuser aus Erde gebaut.“ Dennoch ist Timbuktu sehenswert wegen seiner drei großen Moscheen, seiner Mausoleen berühmter Männer – die leider von den Islamisten 2012 teilweise zerstört wurden – sowie des berühmten Instituts für islamische Studien und Forschungen „Ahmed Baba“. Die Djingareiber-Moschee ist sogar zu besichtigen „Ahmed Baba“ ist mit 20.000 – 30.000 Bänden eine der größten Sammlungen gelehrter Schriften aus Islamwissenschaft, Geschichte Anthroposoziologie, Literatur und Medizin im islamischen Raum. Eine andere Bibliothek befindet sich am Nordrand der Sahara in der Zawia Tamegroute (Marokko) mit 4.185 Bänden aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit mit der. Gründung und Geschichte der Stadt liegen weitgehend im Ungewissen. Wegen seiner besonderen Lage war sie in der wechselvollen Geschichte der Region häufig umstritten und umkämpft.
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