Freitag, 8. Mai 2020
8. Mai 1945
8. Mai 1945, der Krieg ist vorbei. Deutschland ist besetzt. Die Besatzungssoldaten haben den Auftrag, möglichst umfassend den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Einige tun das sehr beflissen. Das spricht sich herum. Fiberhaft werden Symbole und Gegenstände vernichtet oder beseitigt, die Hinweise auf eine NS-Vergangenheit geben. Das war neben vielen anderen auch eine Sorge.

Meine Mutter tat das sehr eifrig. Während mein Vater noch in Gefangenschaft war, musste sie, davon war sie fest überzeugt, den Offiziers-Dolch meines Vaters, mit einem Hakenkreuz „verziert“, beseitigen. Der Schwanenteich schien ihr dafür geeignet zu sein. Sie wickelte ihn zur Tarnung in eine alte Schürze, verbarg das Bündel in meinem Kinderwagen und warf es in den Teich. Aber, oh Schreck, das Bündel ging nicht sofort unter, sondern blähte sich auf und trieb auf dem Wasser. Sie geriet in Panik. Ängstlich blickte sie sich um, ob jemand sie beobachtete. Da niemand in der Nähe war und das Bündel sich auch langsam mit Wasser vollsog und unterging, lief sie erleichtert und rasch nach Hause.



Später gab es noch ein Problem. Mein Vater hatte das „Eiserne Kreuz“ bekommen, das im 2. Weltkrieg mit einem Hakenkreuz versehen worden war. Es musste also ebenfalls verschwinden. Meine Eltern dachten, unter dem Kohlenhaufen im Keller sei es gut versteckt. War es auch und zwar so gut, dass nicht auffiel, dass es mitsamt dem Koks im Ofen verschwand. Beim Reinigen des Ofens von Asche tauchte es wieder auf: Kohlekrümel hatten sich eingebrannt – eine „Entweihung“. Mit einer Drahtbürste wurde es vorsichtig gereinigt und befindet sich jetzt in meinem Besitz.

Aber: Wohin damit? Einem Händler von Militaria will ich es nicht überlassen. Und wir haben eine Gasheizung.

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