Donnerstag, 15. August 2024
Rechnungshöfe haben keine politische Kompetenz
Fachleute wussten es schon lange: Die Rechnungshöfe sind nicht dazu da, politische Inhalte zu bewerten. Ihre eigentliche Aufgabe ist, die Wirtschaftlichkeit von staatlicher Förderung zu prüfen.

Das Gutachten des Mainzer Rechtsprofessors Friedrich Hufen belegt es erneut. Der sächsische Landesrechnungshofs war zu dem Ergebnis gekommen, dass staatlich geförderte Projekte „neutral“ sein müssten und keine parteilichen Programme durchführen dürfen. Und das ist falsch.

Politische Bildung wird fälschlich von Gegner als Indoktrination verstanden. Sie ist das Gegenteil. Politische Bildung heißt, ein Thema zu so zu ventilieren, dass die Teilnehmenden sich schließlich ein eigenes Urteil bilden können. Dabei muss der politische Bildner selbst nicht „neutral“ sein. Schon deswegen nicht, weil der Lehrende kein Neutrum ist und es die reklamierte Neutralität objektiv nicht gibt, nicht geben kann.

Politische Bildung heißt auch, gegen die modischen Trends zu informieren. Sie stellt die geforderte Pluralität der Meinungen überhaupt erst her, indem sie alternative Sichtweisen vorstellt. Neutralität würde bedeuten, dass der Lehrende sich selbst verleugnet, für die Lernenden nicht als Individuum erkennbar ist. Soll er authentisch erscheinen, muss er eine eigene Meinung haben. Er muss seine Meinung als EINE mögliche darstellen, nicht jedoch als die einzig mögliche. Und er muss Raum dafür lassen, dass die Teilnehmenden sich eine eigene Meinung bilden KÖNNEN.

Schon vor fünfzig Jahren verwies das Bundesverfassungsgericht den Bundesrechnungshof in seine Schranken. Dieser wollte der Naturfreundejugend die Förderung verweigern, weil diese klar politisch Stellung bezogen hatte. Das konnte der sächsische Landesrechnungshof natürlich nicht wissen, denn den gab es von fünfzig Jahren noch nicht.

„Man könnte auch sagen: Anstiftung zur Mündigkeit.“ – „Klingt nach `ner Menge Arbeit.“
Schotty in „Der Tatortreiniger – Schottys Kampf“

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Aufs falsche Pferd gesetzt - FDP
Die Grünen sind gerade dabei, ihr Image als „Verbotspartei“ abzuschütteln. Macht nix, die FDP scheint bereit zu sein, diese Rolle übernehmen.

Verkehrsminister Wissing (FDP) will ohne Abstimmung mit den Fachverbänden die Straßenverkehrsordnung ändern: Danach sollen Fahrradanhänger zukünftig ein zulässiges Gesamtgewicht von 50 kg nicht überschreiten dürfen. Das kann schnell passieren, denn 50 kg, das sind inklusive 15 kg Eigengewicht des Anhängers zwei Kinder und `ne Kiste Bier.

Angeblich will der Minister die Unfallsicherheit verbessern. Die ist laut Herstellern und Versicherungen bereits jetzt gegeben, selbst der ADAC ist dagegen die Begrenzung. Andersrum sind die E-Scooter viel gefährlicher, mit exponentiellem Zuwachs. Wissing setzt mal wieder auf das falsche Pferd, richtiger das falsche Verkehrsmittel. Das passt zu seiner bisherigen Politik, das Auto gegenüber anderen Fahrzeugen zu privilegieren. Ein Mittel zur größeren Verkehrssicherheit wäre ein Tempolimit auf Autobahnen. Aber das scheut die FDP wie der Teufel das Weihwasser. Vgl. miniaturen vom 12.08.24 „FDP schärft Profil“

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Montag, 12. August 2024
FDP schärft ihr Profil und die Messer
Wie kann eine Partei ihre Koalitionspartner maximal verärgern? Nichts leichter als das: Man stellt ein Zehnpunkteprogramm auf, mit dem man in alle verfügbaren Fettnäpfchen tritt. Die FDP macht‘s vor.

Sie verärgert den größten Partner SPD, indem sie das Bürgergeld massiv einzuschränken versucht, nachdem man die Kindergrundsicherung schon hat platzen lassen. Ein gutes Mittel ist auch, die SPD-Innenministerin bloß zu stellen, die gerade mit einer Verschärfung des Waffenrechts auf vermehrte Messerattacken reagieren will.

Man kann auch den zweitgrößten Partner in der Koalition, die Grünen, provozieren, indem man mehr Autoverkehr in den Innenstädten fordert. Nebenbei werden dabei auch alle anderen Bürger geärgert, die nicht das Auto für die Krone der Technik halten.

Man kann auch den ADAC ärgern, der sich inzwischen für ein Miteinander verschiedener Verkehrsteilnehmer und die Umwelt stark macht.

Liberalität habe ich mir früher anders vorgestellt. Die Wahl der Waffen – Auto oder Messer – zum Umbringen möglichst vieler Mitbürger gehörte nicht dazu.

Die Politik der FDP folgt dem Drehbuch vergeigter Wahlen. Hatte die Partei 2021 noch um die 11% eingefahren, verlor sie bei den folgenden Wahlen (Europa, Landtage, Gemeinden) kontinuierlich Stimmen. Aktuell spricht man von 5%-Prognosen. Jedes Mal erklärte Parteivorsitzender Lindner, man werde das „Profil schärfen“. Was das heißt? Siehe oben.

Neulich fragte die Zehnjährige: „Papa, was heißt eigentlich FDP?“
Papa: „Freie Porschefahrer Deutschland.“
„Warum das denn?“
„Weil der Parteivorsitzende Porschefahrer ist.“
„Und was ist schlecht daran?“
„Autos sind eine Erfindung des vorletzten, des 19. Jahrhunderts. Fortschritt sieht anders aus.“

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Samstag, 10. August 2024
Jedes Rennen ein totes Rennen
Bei der Bundeswehr waren (?) Kollektivstrafen verboten. Das gehörte zu dem Teil der „Inneren Führung“, der Konsequenzen aus der Geschichte der Wehrmacht zog. Natürlich bot das den Sadisten in den unteren Rängen weiterhin Anlass, sie extra anzuwenden.

Als die Fahrer-Stube in der Bereitschaft einen Kasten Bier und `ne Flasche Korn leer machten, wurde am nächsten Morgen für die ganze Kompanie ein Gewaltmarsch befohlen.

Im Geländedienst wurden Verfehlungen mit der Übung „an den Waldrand Marsch-Marsch“ befohlen. Wer als ersten ankam, konnte ausscheiden. Die Schwächeren wurden so lange gescheucht, bis nur der Langsamste übrig blieb. Der Spott der Vorgesetzten ebenso der der „Kameraden“ war ihm sicher.

Eine Gruppe verabredete, dass niemand mehr der Schnellste und folglich auch niemand der Letzte sein sollte. Alle kamen gleichzeitig am Waldrand an. Der Ausbilder wiederholte, sozusagen mit Schaum vorm Mund die Übung, immer mit dem gleichen Erfolg.

Bei den olympischen Spielen gibt es Zielfotos, die den Verdacht nahe legen, die Verabredung gelte auch hier. Die Läufer werden mit minimalen Unterschieden fotografiert. Mal ist eine Fußspitze, mal ein Kopf, mal eine Hand ganz vorn. Der Aussagewert solcher Fotos ist gleich Null.

......Totes Rennen

Das Gleiche gilt für die gemessenen Zeiten. Fürs Sportabzeichen wurden früher Zeiten von dreizehn Komma sechs Sec. gemessen. Inzwischen gelten Hundertstel als Maßstab für gewonnen oder verloren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass derlei Messungen überhaupt einen Aussagewert haben. Die Fußspitze, der Kopf oder die Hand können leicht auch zufällig ganz vorn sein. Tote Rennen! Mit Sport hat das nur noch wenig zu tun.

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Montag, 5. August 2024
Ärzte müssen Deutsch sprechen!
1.400 aus der Ukraine geflohene Ärzte – von Ärztinnen ist nicht die Rede - warten auf ihre Zulassung in Deutschland, meldet die Welt am Sonntag.

Da dängen sich zwei Fragen auf:
1. Werden diese Ärzte in der Ukraine nicht mindestens ebenso dringend gebraucht wie in Deutschland?
2. Zum Teil haben diese Personen nicht einmal ihre Ausbildung abgeschlossen. Ist das dann so etwas wie das Notabitur?
3. Haben die Personen ausreichend Deutschkenntnisse, um mit ihren deutschen PatientInnen auf gleicher Ebene zu kommunizieren? Das setzt ein C-1-Zertifikat voraus.

Die dritte Frage hat den Hintergrund, dass ich in den letzten achtzehn Monaten Erfahrungen in verschiedenen Krankenhäusern sammeln mussten, in denen die immigrierten Ärzte keineswegs ausreichende Deutschkenntnisse hatten.

Ein Arzt forderte einen Patienten auf, sein „Bein zu knicken“. Erschrocken weigerte der sich, bis ein anderer übersetzte, er solle das Bein „beugen“. Harmlos, aber bezeichnend.

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Dienstag, 30. Juli 2024
Raus aufs Land
Klara Geywitz gibt die Parole aus: Städter, die wegen exorbitanter Mieten und Wohnungsknappheit keine Bleibe finden, sollen einfach aufs Land ziehen. Dort gebe es preiswerten Wohnraum, Infrastruktur, Geschäfte, Ärzte, Schulen und Lehrer im Übermaß. In Zeiten von Homeoffice seien Entfernungen kein Problem mehr. Und was nützt das dem Bandarbeiter, der Klinik-Mitarbeiterin?

Ach ja? Wo bitte lebt die Frau Ministerin? Wege von 50 km zu Arztbesuchen sind keine Seltenheit. Einkaufszentren liegen in den unmittelbaren Vororten der Städte, sind nur per PKW erreichbar. Schulen liegen nicht um die Ecke, sondern müssen per Schulbus oder Privat-PKW angesteuert werden.

Der Gedanke an den Umweltschutz kommt bei Geywitz gar nicht. Alle Vorschläge gehen darauf hinaus, mehr Individualverkehr nutzen zu müssen. So erreicht man die Klimaziele nicht. Hat die Ministerin auch nie gefordert, oder?

So sieht sozialdemokratische Politik aus: An den Symptomen mit untauglichen Mitteln rumkurieren, nur ja nicht die Ursachen bekämpfen. In diesem Fall das Privatkapital des Wohnungsmarkts.

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Seefahrt tut not. Na und, sagt der Bayer
Rumms, seggt dat, da brackert de Tanker in de Hunte-Brück.
Mal wieder. Grade ist die Notbrücke fertig, nachdem die Durchfahrt unter der Eisenbahnbrücke für Binnenschiffe auf der Hunte monatelang gesperrt war. Damals brachte ebenfalls ein Schiff die alte Brücke zum Einsturz. Dadurch sind die Häfen in Brake und Nordenham wieder vom Eisenbahnverkehr abgeschnitten.

Gerätselt wird erneut über die Ursachen. Vermutet wird ein menschlicher Fehler des Kapitäns. Sicher ist: Die Brücke war ein Nadelöhr. Grund: es fehlen beherzte Investitionen des Bundes in die Sicherheit. Das gilt für alle norddeutschen Schifffahrtswege.

Jahrzehnte lang forderte Schleswig-Holstein die Sanierung der maroden Schleusen des Nord-Ost-See-Kanals. Gelegentlich schaute ein Minister aus Berlin vorbei, versprach „zu prüfen“ und machte – nichts.

.............................er und die anderen

Das liegt u.a. daran, dass von 2009 – 2021 die CSU, also Bayern, die Verkehrsminister stellte. Sie können den Starnberger See nicht von Nord- und Ostsee unterscheiden. Dass die Hochsee- wie die Binnenschifffahrt eine Arterie der Wirtschaft ist, wird ausgeblendet. Ohne sie könnten die Süddeutschen weder Rohstoffe bekommen noch ihre Produkte vermarkten.

Seit Jahrzehnten fließen die meisten Gelder des Bundesverkehrsministers für Straßen und Eisenbahnen eher nach Bayern als in den Norden. Söder wird nicht müde zu betonen, dass Bayern im Länderfinanzausgleich Geberland ist. Dabei vergisst er tunlichst die Tatsachen, dass Bayern u.a. von Stromlieferungen aus dem Norden abhängig ist. Und eben auch von der Schifffahrt.

Die bayrischen Minister vergeigten nicht nur die Autobahn-Maut, sondern kümmerten sich einen Dreck um Seehäfen und Wasserstraßen. Zugleich ließen sie die Gleisanlagen der DB vergammeln und waren damit verantwortlich für die aktuellen Probleme – Verspätungen, Unfälle, Komplettausfälle.

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Sonntag, 28. Juli 2024
Chronologie der Schande
Am erste August jährt sich das Ende des §175 zum dreißigsten Mal. Es endete 1994 die Chronologie der Schande, die nicht erst 1871 begann und 1994 nicht wirkliche endete.

Das neue deutsche Kaiserreich nahm 1871 den „Straftatbestand der widernatürlichen Unzucht“ – gemeint war „Beischlaf“ - in sein Strafgesetzbuch auf. Schon der Titel wirft Fragen auf: „Widernatürliche Unzucht“ Hieß das nicht, dass es eine natürliche Unzucht gibt? Ist Gleichgeschlechtliche Liebe „Unzucht“?

Jedenfalls wurde das mit Freiheitsstrafe / Zuchthaus bestraft. Das war neu, denn bisher wurden Homosexuelle gesellschaftlich geächtete, wozu die christliche Religion das ihre gewaltig beitrug.

Der § überlebte allen gesellschaftlichen Wandel, bis 1935 die Nazis die Schande durch eine Verschärfung toppten. Der Straftatbestand wurde von „Beischlaf“ auf „sexuelle Handlungen“ erweitert. Schwule wurden mit Freiheitsstrafen bis zum KZ verfolgt und dort zudem umgebracht.

Erst dreißig Jahre später rührte sich Widerstand. Inzwischen waren Hunderte, Tausende Opfer des Paragrafen. Angeregt durch den allgemeinen gesellschaftlichen Umbruch wurde der Paragraf 1996 liberalisiert. Gleichgeschlechtliche Männer über 21 Jahren konnten nicht mehr bestraft werden. Der damalige Justizminister und spätere Bundespräsident Gustav Heinemann hatte dazu wesentlich beigetragen. Aber die gesellschaftliche Ächtung der Betroffenen dauerte an.

Einen kleinen Fortschritt gab es 1973, als das „Schutzalter“ auf 18 Jahre herabgesetzt wurde. Erst am 31. Mai 1994 wurde der § komplett gestrichen. Noch in diesem Jahre wurden 44 „Täter“ verurteilt.

Eine Sonderrolle nimmt die DDR ein. Dort wurde der § von Anfang an gestrichen. Durch die Vereinigung 1990 ergab sich die paradoxe Situation, dass in beiden Teilen das alte Recht fortexistierte. Was in der ehem. DDR erlaubt war, blieb in der BRD weiter verboten. Mit Zähnen und Klauen verteidigten die Konservativen und Klerikalen das überkommene Recht.

Was für alle „Reformen“ des § 175 galt, gilt weiter – die gesellschaftliche Ächtung durch große Teile der Gesellschaft.

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Donnerstag, 25. Juli 2024
Sind Politiker beratungsfähig?
Als die niedersächsische Landesregierung, bzw. Kultur- und Sozialministerien sich daran machten, der politischen Bildung den Garaus zu machen (Schließung von Jugendbildungsstätte, sogar der Landeszentrale für politische Bildung) warnten Pädagogen und Politologen dringend davor. Sie prophezeiten, dass das dazu führen würde, die Jugend zu entpolitisieren und zu radikalisieren. Ist beides eingetreten, wie die Ergebnisse der Europawahl dieses Jahr belegen.

Ein ulkiger Nebenschauplatz war eine Diskussion mit dem Landesjugendamt (LJA) in einer der Jugendbildungsstätten. Uns wurde vorgeschlagen zur Schärfung unseres Profils Politikberatung ins Programm zu nehmen. Das war nun die Predigt vor der falschen Gemeinde. Wann immer wir politische Ratschläge oder Empfehlungen vorbrachten, wurde die lächelnd abgelehnt. Sie z.B. oben.

Ein anderes Beispiel war die Warnung von Medienpädagogen vor der Privatisierung des Fernsehens. Ebenfalls einfach in den Wind geschlagen. Und da kommt der Herr K. vom LJA und schlägt uns Politikberatung als förderungsfähiger Teil unseres Programms vor. Ich glaube, ihm selbst war die Absurdität des Vorschlags nicht bewusst. Da fehlten ihm Phantasie und wohl auch Einsichtsfähigkeit. Hätte er eins von beidem gehabt, wäre er wohl nicht in seine Funktion gekommen.

Eine kleine Anekdote am Rande: Nach der Wende in Brandenburg wurde die sehr intelligente und agile Regine Hildebrand Sozialministerin. Ihr zur Seite wurde ein erfahrener Mann aus NRW gestellt. In einer Diskussion ließ sie ihn keineswegs zur Rede kommen. Nach einiger Zeit platzt dem Berater der Kragen: „Frau Ministerin, ich soll Sie beraten. Das geht nicht, wenn Sie mir nicht zuhören.“

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Kinder oder Handy (2)
Kinder oder Handy lautete ein Titel von miniaturen am 29.05.22. Der Anlass war vergleichsweise harmlos. Kinder ohne Aufsicht ärgerten Ziegen, während die Mütter sich angelegentlich ihren Handys widmeten.
aber nicht am Strand mit Kindern!


Heute ist der Anlass dramatischer. Die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) stellt fest, dass immer häufiger Kinder an öffentlichen Badestränden verloren gehen, weil die Eltern statt die Kinder zu beaufsichtigen, unentwegt auf ihre Handys starren. Allein in dieser Badesaison mussten die ehrenamtlichen Helfer fünfzigmal nach Kindern suchen. Das ist nicht Aufgabe der DLRG. Die soll bei Badeunfällen helfen. In der Zeit, in der sie Suchmeldungen nachgehen, müssen sie die anderen Badenden vernachlässigen.

Manchmal ertappe ich mich dabei, klammheimlich für die Prügelstrafe gegen säumige Eltern zu plädieren.

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Mittwoch, 24. Juli 2024
Okeh, mok wi.
Neulich wurde ein kleiner norddeutscher Flugplatz von jungen Leuten der „Letzten Generation“ besetzt. Die großen Flughäfen waren inzwischen so gesichert, dass potentielle Besetzer keine Chance mehr hatten. Die Ungeduld der vielen Reisenden wuchs und die Strafen wurden massiv verschärft. Daher nun also der Flugplatz von H.
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Die Letzte Generation reiste umweltfreundlich mit der Bahn an. Die Zugänge zur Empfangshalle wurden blockiert, indem die Türen einfach zugeklebt wurden. Ihr Gepäck entrollten sie erst dann: Es waren riesige Banner mit den Logos der Letzten Generation und ihren Forderungen.

Im Laufschritt rannten Security und der Flugplatzchef durch die Halle auf der Suche nach einem Verantwortlichen.
„Haben wir nicht, sind wir alle!“
„Na gut, wer ist Euer Sprecher?“
Ein Älterer der letzten Generation trat einen Schritt vor: „Worum geht’s?“
„Was wollt ihr hier?“
„Wir verlangen, dass der Flugbetrieb bis 2030 klimaneutral wird!“ Die Security nestelte nervös abwechselnd am Funksprechgerät und der Waffe.

Der Flugplatzchef blieb ruhig, aber bestimmt: „Okeh, mok wi, und nu aber `raus und zwar dalli.“
Da versagte dem Sprecher die Stimme. „Das ging aber diesmal leicht ab.“ murmelte er, „aber war wohl doch `n Fehler, die Türen zuzukleben.“

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Vermögenssteuer – Noch Argumente?
Man braucht nicht lange zu suchen, um Argumente für eine Vermögens- oder Reichensteuer zu finden. Man muss nur in die Wirtschaftsseiten der Presse zu gucken.

Z.B. taz vom 24.07.2024.
Demnach verdient der Chef von VW und Porsche 10,32 Millionen pro Jahr. Der von Adidas kommt auf „nur“ 9,18 Millionen jährlich, der der Deutschen Bank auf 9 Millionen. Usw. Sie zahlen unterproportional wenig Einkommenssteuern. Und nicht vergessen: die Summen werden „erwirtschaftet“ von den Arbeitern und Angestellten der Unternehmen, also der Bandarbeiter und Kassierer.

Im Durchschnitt aller DAX-notierten Unternehmen verdienen die Vorstandsmitglieder das 40-fache eines Durchschnittsverdieners.

Braucht es noch mehr Argumente für Reichen- und Vermögenssteuern?

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Sonntag, 21. Juli 2024
Unglaube als Freiheit
Mein Kampf gegen Gläubigkeit, Religion und Dogmatik begann als Abwehrkampf eines Nicht-Getauften in einer von bizarrem Protestantismus geprägten Umgebung. Wenn zu Beginn eines Schuljahres die Eintragungen im Klassenbuch durch die Rubrik „Bekenntnis“ ergänzt wurden, stockte bei meinem Namen nicht nur ich – Was soll ich da nur sagen: gottgläubig, freigläubig, ohne Bekenntnis? – sondern auch die Feder des Klassenlehrers. Bei fünfundzwanzig von dreißig Schülern, Mädchen waren nicht dabei, konnte er „ev.“ Schreiben, bei vieren „kath.“ beim letzten, das war ich, blieb sie zögernd schweben, bis ich mich zu einer Antwort entschlossen hatte. Dann drehten sich alle Mitschüler auf ihren Stühlen, um den Exoten zu betrachten – staunend, misstrauisch, feixend. Und ich war allein in meiner Ratlosigkeit.

Lehrer versuchten mich als verirrtes Schaf zu sehen, oder sie machten mich coram publico lächerlich.

Später richtete ich mich in meiner Sonderrolle ein, wurde durch den Antiklerikalismus meines Vaters gestärkt und ging zum Angriff über. Ich sammelte Beweise gegen den Glauben. Die Wunder der Bibel wurden, wenn möglich, als natürliche Erscheinungen interpretiert: Der brennende Busch sonderte ätherische Öle ab, die sich bei höheren Temperaturen selbst entzündeten; im heißen Orient durchaus üblich.

Dann flüchtete ich mich in Diskussionen mit Religionslehrern. Je nach Temperament wurden sie ausfallend oder sahen mich als belebendes Element des Unterrichtsgesprächs. Als ich mich, gerade religionsmündig, entschied, den Religionsunterricht zu fliehen, band mich der Lehrer, ein Pastor, durch Schmeichelei: Er wolle nicht auf meine Teilnahme verzichten und entband mich sogar der Pflicht, Psalmen auswendig zu lernen. Ein anderer Pastor in der Oberstufe belohnte mich sogar mit einer „1“ im Zeugnis.

Später erkannte ich den Unglauben als Freiheit von Zwängen, die die Christen binden. Die christlichen Werte, Traditionen, auch den Widerspruchsgeist in den Kirchen und deren kulturelle Leistungen lernte ich zu schätzen. Toleranz gegenüber anderen Toleranten wurde mir selbstverständlich.

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Samstag, 20. Juli 2024
Falscher Kampf
Die Studentenbewegung bewirkte die emanzipatorische Entwicklung der 1960er Jahre. Es gingen von ihr aber auch antiemanzipatorische Impulse aus. Dazu zählen die sog. K-Gruppen, Politsekten, die sich in der Tradition der kommunistischen Arbeiterbewegung der Zwischenkriegszeit sahen. Eine davon, eine der kleinsten, war der Kommunistische Bund (KB) (nicht zu verwechseln mit dem Kommunistischen Bund Westdeutschland/KBW).

In diesen Tagen erhielt einer der führenden Leute des KB, Jürgen Elsässer, Bekanntheit. Sein „Compact“-Magazin wurde vom Bundesinnenministerium soeben verboten (s. miniaturen 17.07.24). Die Entwicklung vom linken Kader zum Faschisten entbehrt nicht einer makabren Seite.

Elsässer war nicht nur Funktionär des KB, sondern schrieb für das Zentralorgan „Arbeiterkampf“, aber nicht nur. Er veröffentlichte auch in „konkret“, in „Neues Deutschland“ in anderen linken Blättern. In einem jahrzehntelangen Prozess wandelte er sich dabei vom Linksextremen zum Faschisten.

Das ist schon deswegen skurril, weil eine der Parolen des KB lautete Kampf gegen „Faschisierung von Staat und Gesellschaft“. Das scheint Elsässer als Auftrag missverstanden zu haben, den er konsequent bis heute ausgeführt hat.

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Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (12) Fünfzehnter Tag – Zurück nach Bamako
Dies ist unser letzter Tag in Mali! Im Programm steht, dass wir noch freie Zeit in Bamako haben werden, was niemand glaubt, denn 690 km Busfahrt stehen uns bis Bamako bevor. eim Frühstück beobachtet G., dass mit Erlaubnis des „Obers“ die Kellner sich die übrig gebliebenen Baguettes in die Taschen stecken. Einer nimmt zwei Stücke und gibt eins später an einen Kollegen weiter, der gerade nicht anwesend war. Früh fährt ein Bus vor (ein anderer als auf der Hinfahrt), das Gepäck wird wieder auf dem Dach verstaut. Es geht los. Ca. 35 km weiter steigt plötzlich am linken hinteren Zwillingsrad Rauch auf. Der Busfahrer hält an, alles steigt aus, plötzlich sehe ich zwischen den Reifen Flammen züngeln und gebe sofort Alarm. Das ist ein Anlass für einige, schnell in den Bus zu springen und noch etwas zu „retten“, statt schleunigst in Deckung zu gehen. Der Feuerlöscher versagt, der Fahrer löscht das Feuer mit dem Inhalt eines Wasserkanisters. Offensichtlich ist die Bremse heiß gelaufen und das Reifengummi hat Feuer gefangen.

Zwangspause. Der Fahrer schraubt an dem Zwillingsreifen bzw. der Bremse herum, es wird hektisch telefoniert, nur Alberts Handy tut. Der Fahrer entlüftet alle Bremsen. Es taucht ein Mann auf einem Kleinkraftrad auf, ein Agent von Jacobs Gesellschaft, und verhandelt. Streit mit Jacob, der einen Ersatzbus bei einer anderen Gesellschaft bestellt hat. Es sollen 4x4-Wagen kommen, das geht aber wohl nicht so schnell. Irgendwann verschwindet der Mann mit dem Kleinkrad wieder. Inzwischen hat der Fahrer seine Arbeiten abgeschlossen, macht eine sehr kurze Bremsprobe und will die Fahrt fortsetzen. Aber Jacob ist die Sache nicht geheuer, er beschließt, auf den Ersatzbus zu warten. Das Gepäck wird vom Dach abgeladen.

Nach einiger Zeit kommt der Bus. Unsere Mitreisenden klauben ihr Gepäck zusammen und stürmen den Bus. Ich bin zunächst unschlüssig, will auch erst wissen, was nun angesagt ist. Da kommt der 4x4-Wagen mit unserem Fahrer, Amadou. „On se connais. – Oui, on se connais!“ - mit breitem Grinsen. Gemächlich beladen wir - G. und ich, Hebels, Helga und Albert - das Auto, steigen ein und fahren als erste los. Hebels sind dabei, weil sie abends noch eine Verabredung mit Felix’ malischem Kollegen haben. Die anderen stehen bedröppelt daneben. Es wiederholt sich die Situation von gestern Abend: die Vordrängler haben das Nachsehen.

Wir fahren nach dieser 2-stündigen Zwangspause durch bis Bamako, verzichten auf das Mittagessen, machen nur einen kurzen Halt in Amadous Heimatdorf, benutzen dort das – sehr afrikanische - Klo, kaufen etwas Wasser ein und bekommen von Amadous Schwester Tee angeboten.

Schon bei Dunkelheit kommen wir an, finden mit gemeinsamer Bemühung unser Hotel. Was mit dem Abendbrot ist, ist ungeklärt. Der telefonische Kontakt mit Jacob und dem Rest der Gruppe kommt nicht zu Stande. Hebels telefonieren, können aber kein Treffen mit dem Kollegen arrangieren. Amadou muss die Nacht noch zurück nach Sévaré. Also beschließen wir, gleich zum Flughafen zu fahren, damit er früher zurück fahren kann. Am Flughafen verabschieden wir uns herzlich von Amadou (mit Trinkgeld), treffen dann auch den Rest der Gruppe, die ½ Stunde nach uns abgefahren ist und inzwischen noch zu Abend gegessen hat. Jetzt hat uns das 21. Jh. wieder eingeholt. Wir essen im Flughafen noch was, steigen pünktlich ins Flugzeug und starten zurück nach Europa. Die Mehrzahl der Passagiere sind Schwarze, so dass wir die Illusion haben können, noch etwas in Afrika zu bleiben. Diese Illusion verfliegt endgültig in Paris Charles-De-Gaulle.

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