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Freitag, 21. Juni 2024
Mali -Das „afrikanischste Land“ - Reisebericht 2008. (4) Fünfter Tag - Ségou
jf.bremen, 17:32h
Morgens streunen wir wieder über das Festivalgelände, und auch heute gibt es was zu sehen unter dem Zeltdach mit den Puppen. Kleine Begebenheit am Rande: ein junger Mann macht mich darauf aufmerksam, dass der Reißverschluss an meinem Rucksack nicht richtig zu ist. Erst denke ich, es ist ein Ablenkungsmanöver wie seinerzeit in Barcelona, aber er meinte es wirklich nur gut
Neben dem Festivalgelände befinden sich „Hafen und Werft“. Ein Kleinhändler verfolgt uns penetrant, bis ich ihm freundlich aber deutlich erkläre, dass er verschwinden soll. Dafür taucht ein anderer auf, der uns vorher schon CDs angeboten hat. Er hat die CD von Madina Ndiaye aufgetrieben, wir kaufen sie ihm – nach etwas Handeln, aber wohl doch noch zu teuer – ab.
Dieser Hafen ist schon sehr afrikanisch. Wieder Frauen, die in großen Kesseln auf Holzkohlenfeuern kochen und im Niger waschen. Auf Pinassen werden Sand und andere Waren angelandet und mit Eseln weiter transportiert. Wir sind die einzigen Weißen. Ich fotografiere viel.
Wir suchen das Touareg-Zelt, das am anderen Ende des Geländes liegt und hoffen, Tindé zu hören. Aber zum angegebenen Termin findet dort nichts statt. Stattdessen fragt uns ein Touareg nach unserer Herkunft, begrüßt uns enthusiastisch als Freund, sein Großvater habe immer gesagt, mit den Deutschen müsse er Freundschaft halten. Später stellt er sich als sehr penetranter Händler heraus, der sich kaum „abschütteln“ lässt. Dafür beobachten wir das Treiben direkt neben dem Festivalgelände, wo Nomadenfrauen kochen, Kinder, Wäsche und Geschirr im Niger waschen, und ich fotografiere viel.
Nachmittags fahren wir mit einer Pinasse in das Töpferdorf Kalabogou und tauchen in ein vergangenes Zeitalter ein. Zurückgebeamt um 1000 Jahre – mindestens. Alltag, Ackerbau und Viehzucht sowie das Handwerk werden nach archaischsten Methoden organisiert. Zunächst denken wir, in einem Freilichtmuseum gelandet zu sein, aber es ist Wirklichkeit. Die Menschen sind sehr freundlich, wieder haben wir Kinder traubenweise an den Händen, die meine weiße Haut ungläubig befühlen: Ist das wohl echt? Sie bitten wieder um cadeaux, und es ist schwer, standhaft zu bleiben. Die Frauen sind – wie gewohnt – fotoscheu, Männer sind nicht zu sehen; auf der Rückfahrt kommt uns eine Pinasse mit ca. fünfzig Männern entgegen, die wohl in Ségou irgendwas arbeiten. Ich fotografiere dennoch viel, teils ohne Menschen, teils Kinder, die sich gerne fotografieren lassen, teils heimlich „aus der Hüfte“.
Die Tonschüsseln werden als Aufbaukeramik aus Lehm geformt, dann unter einem großen Haufen (10 x 20 m, geschätzt) aus Zweigen, Stroh und Lehm gebrannt, in einer Flüssigkeit aus Wasser und zerstampfter Baumrinde glasiert, getrocknet und dann in Ségou (oder anderswo) verkauft. Wir sehen vollgepackte Pinassen am Strand.
Abends ist wieder Konzert, das nicht wie geplant um 18.30 h, sondern erst zwei Stunden später anfängt. In der Zwischenzeit und beim Konzert fotografiere ich viel, farbig und schwarz-weiß (mit 1600 ASA). Es ist nicht wieder so voll wie am Vortag, aber die Stimmung ist fantastisch. Ich werde wegen meiner Kamera (Canon AE 1 von 1978) von einem, der sich als Profi vorstellt, bewundert. Wir hören Naini Diabaté und Los Parientes (Mexiko). Leider fährt unser Bus schon um 22.15 h, so dass wir den Schluss des Konzerts nicht mehr mitbekommen. Eigentlich doof, denn wir hätten gerne noch länger bleiben und mit dem Taxi oder zu Fuß zum Hotel zurückkehren können. Aber morgens um ½ 6 h ist die Nacht auch schon wieder zu Ende. Auf dem Weg zum Bus bitten uns Jugendliche um unsere Armbänder, mit denen sie den Zutritt zum Konzert erhalten wollen. G. kann ihres über die Hand ziehen, bei meinem beißt der Junge die Niete durch und beide ziehen freudestrahlend ab. Wenn’s ihnen nur genützt hat.
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EINWOHNERZAHLEN
Die Angaben über Einwohnerzahlen schwanken zwischen etwa. 14,5 (nach Wikipedia), 15,8 (nach Google) und 16. Mio (nach Statista). U.a. sind die Differenzen unterschiedlichen Erhebungszeiträumen geschuldet, denn der Bevölkerungszuwachs ist bedeutend: ca. 2,6 % pro Jahr. Ca. 3 Mio Einwohner leben in den größten Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, das ist etwa ein Fünftel. Die übrige Bevölkerung lebt in Kleinstädten und Dörfern. Durchschnittlich leben 12 Einwohner pro qkm (zum Vergleich die BRD mit 231 Einwohner pro qkm). Generell sind alle statistischen Angaben über Mali mit Vorsicht zu genießen.
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(Fortsetzung folgt)
Neben dem Festivalgelände befinden sich „Hafen und Werft“. Ein Kleinhändler verfolgt uns penetrant, bis ich ihm freundlich aber deutlich erkläre, dass er verschwinden soll. Dafür taucht ein anderer auf, der uns vorher schon CDs angeboten hat. Er hat die CD von Madina Ndiaye aufgetrieben, wir kaufen sie ihm – nach etwas Handeln, aber wohl doch noch zu teuer – ab.
Dieser Hafen ist schon sehr afrikanisch. Wieder Frauen, die in großen Kesseln auf Holzkohlenfeuern kochen und im Niger waschen. Auf Pinassen werden Sand und andere Waren angelandet und mit Eseln weiter transportiert. Wir sind die einzigen Weißen. Ich fotografiere viel.
Wir suchen das Touareg-Zelt, das am anderen Ende des Geländes liegt und hoffen, Tindé zu hören. Aber zum angegebenen Termin findet dort nichts statt. Stattdessen fragt uns ein Touareg nach unserer Herkunft, begrüßt uns enthusiastisch als Freund, sein Großvater habe immer gesagt, mit den Deutschen müsse er Freundschaft halten. Später stellt er sich als sehr penetranter Händler heraus, der sich kaum „abschütteln“ lässt. Dafür beobachten wir das Treiben direkt neben dem Festivalgelände, wo Nomadenfrauen kochen, Kinder, Wäsche und Geschirr im Niger waschen, und ich fotografiere viel.
Nachmittags fahren wir mit einer Pinasse in das Töpferdorf Kalabogou und tauchen in ein vergangenes Zeitalter ein. Zurückgebeamt um 1000 Jahre – mindestens. Alltag, Ackerbau und Viehzucht sowie das Handwerk werden nach archaischsten Methoden organisiert. Zunächst denken wir, in einem Freilichtmuseum gelandet zu sein, aber es ist Wirklichkeit. Die Menschen sind sehr freundlich, wieder haben wir Kinder traubenweise an den Händen, die meine weiße Haut ungläubig befühlen: Ist das wohl echt? Sie bitten wieder um cadeaux, und es ist schwer, standhaft zu bleiben. Die Frauen sind – wie gewohnt – fotoscheu, Männer sind nicht zu sehen; auf der Rückfahrt kommt uns eine Pinasse mit ca. fünfzig Männern entgegen, die wohl in Ségou irgendwas arbeiten. Ich fotografiere dennoch viel, teils ohne Menschen, teils Kinder, die sich gerne fotografieren lassen, teils heimlich „aus der Hüfte“.
Die Tonschüsseln werden als Aufbaukeramik aus Lehm geformt, dann unter einem großen Haufen (10 x 20 m, geschätzt) aus Zweigen, Stroh und Lehm gebrannt, in einer Flüssigkeit aus Wasser und zerstampfter Baumrinde glasiert, getrocknet und dann in Ségou (oder anderswo) verkauft. Wir sehen vollgepackte Pinassen am Strand.
Abends ist wieder Konzert, das nicht wie geplant um 18.30 h, sondern erst zwei Stunden später anfängt. In der Zwischenzeit und beim Konzert fotografiere ich viel, farbig und schwarz-weiß (mit 1600 ASA). Es ist nicht wieder so voll wie am Vortag, aber die Stimmung ist fantastisch. Ich werde wegen meiner Kamera (Canon AE 1 von 1978) von einem, der sich als Profi vorstellt, bewundert. Wir hören Naini Diabaté und Los Parientes (Mexiko). Leider fährt unser Bus schon um 22.15 h, so dass wir den Schluss des Konzerts nicht mehr mitbekommen. Eigentlich doof, denn wir hätten gerne noch länger bleiben und mit dem Taxi oder zu Fuß zum Hotel zurückkehren können. Aber morgens um ½ 6 h ist die Nacht auch schon wieder zu Ende. Auf dem Weg zum Bus bitten uns Jugendliche um unsere Armbänder, mit denen sie den Zutritt zum Konzert erhalten wollen. G. kann ihres über die Hand ziehen, bei meinem beißt der Junge die Niete durch und beide ziehen freudestrahlend ab. Wenn’s ihnen nur genützt hat.
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EINWOHNERZAHLEN
Die Angaben über Einwohnerzahlen schwanken zwischen etwa. 14,5 (nach Wikipedia), 15,8 (nach Google) und 16. Mio (nach Statista). U.a. sind die Differenzen unterschiedlichen Erhebungszeiträumen geschuldet, denn der Bevölkerungszuwachs ist bedeutend: ca. 2,6 % pro Jahr. Ca. 3 Mio Einwohner leben in den größten Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, das ist etwa ein Fünftel. Die übrige Bevölkerung lebt in Kleinstädten und Dörfern. Durchschnittlich leben 12 Einwohner pro qkm (zum Vergleich die BRD mit 231 Einwohner pro qkm). Generell sind alle statistischen Angaben über Mali mit Vorsicht zu genießen.
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(Fortsetzung folgt)
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