Sonntag, 16. April 2023
Mit Söder zurück ins letzte Jahrhundert
Der 15. April 2023 war der Tag, auf den wir, die Anti-AKW-Bewegung, ein halbes Jahrhundert hingearbeitet haben. Die letzten drei AKWs der Bundesrepublik wurden gestern vom Netz genommen.

Es ist zugleich der Tag, an dem der bayrische Ministerpräsident erklärte, dass die Politik sich die Option offen lassen müsse, wieder in die Atomwirtschaft einzusteigen. Söder, der starrköpfige Wendehals, hatte sich noch vor einigen Jahren als deren Gegner geoutet. Zugleich hat er sich bisher erfolgreich gewehrt, in Bayern Windräder, sogar die Verlegung von Kabeln von Nord nach Süd zuzulassen, die den günstigen Windstrom aus Schleswig Holstein nach Bayern befördern. Vehement weist er den Gedanken zurück, in Bayern ein Atomendlager anzulegen.

Und zur Erinnerung: Atomstrom machte zuletzt ca. 6% der Gesamtproduktion aus. Das ist der ungefähre Stimmenanteil der FDP bei letzten Umfragen, der Partei, die ebenfalls bis zuletzt für den Weiterbetrieb der AKWs stritt. Die Lücke beim Strom lässt sich schnell durch Erneuerbare schließen. Das dürfte der FDP nicht so leicht gelingen.

Söder will zurück ins letzte Jahrhundert. Gegen die Meinung großer Teile der Wirtschaft und der Wissenschaft. Der frühere Chef der RWE vertrat schon 2020: „Warum soll man Milliarden Euro in eine Technologie investieren, bei der die Kilowattstunde Strom mindestens 10 Cent kostet, wenn es mit Windkraft schon für 4 Cent geht? Das leuchtet mir nicht ein.“

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Atom-Strom gegen erneuerbaren
Die Tage und Wochen vor dem 15.4., dem Tag des Abgesangs auf die Atomenergie, kochten über von Kontroversen zwischen Gegnern und Befürwortern des Irrwegs. Ein Vorwurf an die Atom-Kraft-Gegner lautete, sie hätten die Erneuerbaren vernachlässigt. Das ist schlicht Quatsch. Zwei Beispiele mögen das illustrieren.

1977, im Jahr der ersten großen Demo gegen das AKW Brokdorf, installierten zwei Wissenschaftler der Bremer Uni auf dem Dach des GW 2 einen Rotor, den Prototyp einer Windkraftanlage. Damit sollte demonstriert werden und wurde bewiesen, dass Wind Strom produzieren kann. In Norddeutschland keine Sensation, denn die Müller mahlten seit Jahrhunderten das Mehl mit Windmühlen. Die ersten Elektriker waren daher auch ehemalige Müller.

Im gleichen Jahr 1977 fand das erste Anti-AKW-Lager bei Gorleben statt. Die Pfadfinder, Initiatoren des Lagers, präsentierten im Juli auf dem Gatower Markt eine Anlage, mit der aus Schweinemist Gas gewonnen und Wasser erhitzt wurde. Nachweislich hat anschließend ein Bauer so eine Anlage auf seinem Hof installiert. Dass daraus die überdimensionierten Biogas-Anlagen entstanden, mit Raps und anderen Getreiden befeuert, war nicht die Absicht. Ausdrücklich sollte nur Mist verwendet werden.

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